Wenn es denn wirken sollte...wie oft sollte man denn die Böden damit reinigen, weil Vögel eigentlich dauernd Oozysten ausscheiden, um eine Reinfektion zu verhindern?
Eben! Bei Naturboden hast Du sowieso keine Chance. Wenn tatsächlich Kokzidien im Bestand sein sollten, wirst Du die Vögel nur kokzidienfrei bekommen, wenn Du sie monatelang komplett von ihrem Kot trennst (dürfte nur im Labor machbar sein oder mit künstlichem Ausgang und entsprechenden Beutelchen ). Kokzidien in gewisser Konzentration sind bei einem gesunden Vogel kein Problem. Durch eine leichte Kokzidieninfektion bleibt er sogar eine Weile immun dagegen (siehe Kokzidienimpfstoffe bei Geflügel). Es bleibt aber immer ein gewisser Eiertanz, das richtige Maß an Kokzidien zu halten. Zu viel an Kokzidien durch ständige Reinfektion (Kot im Futter, zu unsaubere Haltung, etc.) gepaart mit Streß und anderen Krankheiten, können das Verhältnis schnell kippen lassen.
Schließlich gekört die Kokzidie zum Vogel, wie der Schnupfenvirus zum Menschen.
Ivan
Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich bin mir da nicht ganz so sicher. Es gibt Vögel, die eher zu Kokzidien neigen (z. B. bodenlebende Arten) und solche, bei denen eher keine Kokzidien gefunden werden. Die Wahrscheinlichkeit für Kokzidien ist bei vielen Vögeln
bei entsprechender Haltung groß (Naturboden, Dach offen, zu dreckig). Leider wird daraus immer wieder gemacht, daß unweigerlich jeder Vogel welche hat und daß man unbedingt Baycox usw. geben muß, am besten 2mal im Jahr als vorebeugende Kur und bei
manchen Stieglitzmutationszüchtern sogar täglich, obwohl sie ohnehin schon beinahe unter Laborbedingungen leben (ACHTUNG! Ich habe "manche" geschrieben, keine Pauschalisierung!!). Die Futtermittelindustrie hält diesen Glauben natürlich völlig uneigennützig am Leben, damit diverse Wundermittelchen teuer verkauft werden können. Man muß allerdings auch sagen, daß ein Vogel durchaus Kokzidien haben kann, obwohl er keine ausscheidet, solange er also fit ist, findet man nichts. Der Nachweis ist also nicht immer ganz einfach. Bei einer Darmkokzidiose werden in aller Regel aber Kokzidien ausgeschieden und hier hilft dann auch Baycox, bei Atoxoplasmose sieht das schon anders aus. Soweit ich es beurteilen kann, gibt es keine seriöse und belegbare Quelle, die die Ausssage "Kokzidien gehören zum Vogel, wie der Schnupfenvirus zum Menschen" wissenschaftlich bestätigen würden. Megabakterien sind mindestens genauso weit unter Ziervögeln verbreitet, aber da würde sicher auch niemand behaupten, daß sie unweigerlich zu absolut jedem Vogel gehören, auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei entsprechender Haltung ebenfalls hoch ist. Auch hier ist der Nachweis schwierig, weil ein fitter Vogel keine Megabakterien ausscheidet.
Man kann auch nie sagen, ob nun die Kokzidien primär für einen dumm da sitzenden Vogel verantwortlich sind oder ggf. bakterielle Sekundärinfekte, die durch die kaputte Darmschleimhaut eingedrungen sind. Kokzidien waren dann ggf. der Auslöser, Baycox killt diese dann auch, aber der Zustand des Vogels bessert sich u. U. dennoch nicht, weil die Bakterien inzwischen das akutere Problem darstellen.
Ich möchte also unter Kollegen darum bitten, solche Pauschalaussagen vorsichtiger zu verwenden, da zu viele Leute sonst sinnlose Wundermittelchen kaufen und unnötige Medikamentenkuren ggf. auch noch in falscher Dosierung und Dauer durchführen. Vielen Dank!