Noch einige Fragen!

Diskutiere Noch einige Fragen! im Forum Zebrafinken im Bereich Prachtfinken - Ich bin gerade dabei eine „Voliere“ (oder doch eher ein Käfig) mit den Maßen 140*40*50 (l*b*h) zu bauen. Ich möchte darin ein Zebrafinkenpärchen...
Tja Julia,

da sprichst du ja leider ein allgemeines gesellschaftliches Problem an, das sich keineswegs auf die Vogelhaltung beschränkt. Ein Studium entsprechender hochwertiger Fachliteratur ist den meisten Menschen leider zu anstrengend. Wenn dann noch eine gute Portion Selbstüberschätzung, Leichtsinn, Gedankenlosigkeit oder was auch immer dazukommt, dann braucht man sich über nichts mehr wundern.

Wenn ich sehe was einige hier immer wieder für Probleme haben, aber dann nicht ein einziges gutes Fachbuch (bzw. überhaupt keins) zu Hause, dann muß ich mich schon manchmal fragen was das soll. Brauchbare Bücher zu zahlreichen Arten bzw. zu Krankheiten etc. gibt es doch schon so ab 20 Euro. Die Investition sollten einem die Vögel dann schon wert sein. Sollten sich darüber hinaus dann noch Fragen ergeben, so existiern heutzutage ja zum Glück Foren wie dieses, wo man auf eine fundierte, mit Hintergrundwissen gestellte Frage auch schneller eine Antwort bekommt, als wenn die Antwortenden erst mal alle nötigen Informationen aus der Nase ziehen müssen.

Aber wie gesagt, in anderen Bereichen ist das leider auch nicht anders. An dieser Stelle eine Warnung an alle Personen der "Ich-brauche-keine-Theorie-Fraktion" : der folgende Text kann ihre geistige Gesundheit gefährden! Schließen sie sofort das Browserfenster und blättern sie in ihrer Bildzeitung.
Für den Rest:
Ich beschäftige mich seit über 16 Jahren mit Reitsport, aber ich hab' immer weniger Spass daran. Der Grund ist einfach, dass man sich mit so vielen Leuten rumschlagen muss, die von nichts und wieder nichts ne Ahnung haben. Und dann steht man daneben und sieht wie ein gutes Pferd nach dem anderen zu Schaden geritten und Psychisch wie physisch ruiniert wird und kann nichts dagegen tun. Die Leute beherrschen nicht mal die einfachsten Grundsätze der Biomechanik, Physiologie oder Herdenpsychologie, glauben aber soooo gut zu ihren Pferden zu sein, weil sie ihnen ein Leckerli nach dem andern reinschieben, sie mit Daunendecken eindecken 0l und anderen Bödsinn. Dazu wird das arme Tier dann oft auch höchstens ne 3/4 Stunde am Tag bewegt (soll sich ja nicht überanstrengen :k ) und dann wundern sich die Leute, dass ihre Pferde ständig krank sind, unrittig und die halbe Box zerlegen. Oder sie wundern sich noch nicht mal, was noch schlimmer ist.
Ich hatte in meiner ganzen Reitkarriere noch nie ein krankes Pferd! *toitoitoi* Gut Unfälle können immer mal passieren, dass ein Pferd sich ein Bein anrennt oder getreten wird etc. Dagegen ist man nie ganz gefeit. Aber wenn ein Pferd häufig lahmt, hustet, schlecht bemuskelt ist o.ä., dann stimmt halt was nicht in der Haltung. Ich habe einige Korrekturpferde übernommen und wieder zum Laufen gebracht, bei einigen hätte ich selbst nicht gedacht, dass das nochmal was wird...
Ich will mich damit jetzt nicht selbst beweihräuchern, sondern nur deutlich machen, dass solche Dinge halt auch was mit hochwertigen Informationen und deren Anwendung zu tun haben!!

Ich hatte großes Glück und von Anfang an einen guten Lehrer "vom alten Schlag", der mir sehr viel beibringen konnte. Aber irgendwann hat mir das halt nicht mehr gereicht, ich kam nicht weiter und habe mir von ihm ein wirklich gutes Buch empfehlen lassen. So habe ich mir dann über Quellennachweise und anderes nach und nach einen schönen Bestand von ich schätze mal 25-30 hochkarätigen Büchern aufgebaut. Einige waren sehr günstig, andere haben über 200 DM pro Stück gekostet und sich nur mit einem Spezialthema innerhalb eines Spezialthemas befasst. Leider gibt es viele dieser Bücher heute nicht mehr im Handel, stattdessen ist der Markt überschwemmt mit Titeln, deren fachlicher Nutzen selbst von "Billy und Zottel" noch locker übertroffen wird.
Und warum? Weil sich offensichtlich nur noch wenige wirklich mit den theoretischen Grundlagen beschäftigen möchten. Da muß man ja nachdenken, vielleicht sogar weiter nachforschen, um sich Zusammenhänge zu erschließen... viel zu anstrengend! In meiner Freizeit doch nicht! Dann schon lieber ein Buch mit vielen großen, bunten Bildern mit süßen Pferdis mit lustigen rosa Halften und drolligen Flechtfrisuren, das läßt sich so schön durchblätten... :hammer:
Julia, frag mal nen durchschnittlichen Pferdhalter nach Büchern...

Warum dieser kleine "Ausflug"?Das ganze läßt sich leider nahtlos auf die Vogelhaltung übertragen, auch wenn es da nicht ganz so augenscheinlich ist, weil das meist in einem privaten Raum unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindet. Aber hier im Forum bekommt man mit der Zeit ja doch einen ganz guten Einblick über die Bandbreite, was mit den Vögeln so alles getrieben wird. Da könnte man manchmal schon das Heulen kriegen...


Was mich aber immer wieder am meisten erstaunt ist die Tatsache, dass eine tiergerechte Haltung eigentlich immer viel einfacher und preiswerter ist, als eine ungesunde, dem Tier nicht gerecht werdende, und das die meisten Menschen offensichtlich trotzdem die schlechtere Variante vorziehen. Diese Beobachtung konnte ich für alle bisher von mir gehaltenen Tierarten machen.
Aber ich vermute mit Deckchen, Leckerlis, allerlei Zierrat etc. läßt sich wahrscheinlich wunderbar ein ruhiges Gewissen erkaufen. Man tut ja alles für seine Viecher und gibt jede Menge Geld für sie aus. In einer Konsumgesellschaft ist das wohl das richtige Verhalten.
Außerdem ist einem das allgemeine Mitleid und Zuspruch sicher, wenn man ein ständig krankliches Tier päppelt und exorbitante Tierarztrechnungen zu begleichen hat.


Nachdenkliche Grüße,
k_v

*grins* Siggi, du wirst doch wohl nicht auch schon von den hirnvernichtenden Monsterviren infiziert sein...

P.S.: Sorry Peter, wenn wir hier etwas vom Thema abkommen und deinen Thread mißbrauchen!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Klasse Oliver.
Doch, ich fürchte ja, denn die Umgebung prägt den Menschen.
Bei Julia ist es mir auch passiert.
Erst schreiben; übermorgen lesen und denken!
Gruß
siggi
 
Ja, ich hätte Julias Beitrag von gestern Abend auch beinahe schon schockiert unter "Mein-Gott-was-soll-der-Schwachsinn-denn-jetzt" abgeheftet, aber dann hab' ich ihn zum Glück doch zu Ende gelesen und in der zweiten Hälfte bemerkt, dass sie die Ironie so richtig aufgedreht hatte.

denn die Umgebung prägt den Menschen.

Das stimmt wohl, ich bemerke bei mir in letzter Zeit die fatale Tendenz, viele Beiträge nur noch grob zu überfliegen und sie ganz schnell irgendwo einzusortieren. Aber ich kämpfe dagegen an :D

Sei tapfer, die Hoffnung stirbt zuletzt!
 
kleiner_vogel schrieb:
P.S.: Sorry Peter, wenn wir hier etwas vom Thema abkommen und deinen Thread mißbrauchen!
Ist schon klar, ist ja auch zu 100% richtig was du schreibst.

Obwohl ich grade in letzter Zeit auch ziemlich viel Geld für meine Vögel ausgebe (zumindest für meine Taschengeldverhältnisse), aber ich habe einen noch größeren (140 langen) Käfig gebaut, was ich nicht als schlecht betiteln würde!

Aber du hast recht mein Gewissen beruhigt es, aber in dem Zusammenhang, dass ich wenn der Freiflug an einem Tag mal knapp ausfällt, ich mir keine Vorwürfe zu machen muss!

Zu den Fachbüchern möcht ich aber auch noch was sagen: Wie in meinen letzten (oder vorletzten) Threads hier sicher aufgefallen ist, habe ich keine Ahnung von der Vererbungslehre, also bin ich gleich ins erste Büchergeschäft und die hatten keines darüber, und bestellen konnten sie mir auch keines! :traurig: Stadtbücherei das Selbe, nichts!

So lief das mittlerweile in 3 Buchgeschäften und ich frage mich ernsthaft, wo ich so ein Buch jetzt herbekommen soll! :?

Bevor ich mir meine Kanarien angeschafft habe, bin ich in 3 Büchereien gegangen und habe mir sämtliche Bücher ausgeborgt die ich über Kanarien fand und habe sie ausgiebig studiert. Es waren so ca. 10 Stück.
Danach habe ich mir die, die ich am besten fand gekauft, aber ich muss sagen, dass ich alle Bücher recht oberflächlich fand! :traurig:

Ich kann mir schon vorstellen, dass einige, die nur diese dünnen Gu Ratgeber zuhause haben eindeutig überfordert sind und zwangsläufig auf Probleme stoßen!

Das meiste, was nur etwas von dem Oberflächlichen abweicht, habe ich erst über dieses Forum gelernt, durch tägliches mitlesen! ;)

Und einige Dinge sind mir immer noch ein Rätsel, wie eben diese Vererbungslehre, aber die ist ja zum Glück auch nicht so wichtig für die Gesundheit und Zufriedenheit meiner Tiere, sondern nur für zur Besänftigung meine Neugier! :D

Ups, etwas lang geworden! :~
 
Hallo Peter,
schön, dass du uns nicht böse bist!

Für größere (längere) Käfige ist das Geld ja nie rausgeschmissen, sondern sinnvoll in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Vögel investiert.
Was ich im Bezug auf Vögel anprangere sind z.B. diese pappsüßen Knabberherzchen, Mauserperlen, das Spiegelchengedöhns etc. und da gibt's ja noch viel verrücktere Sachen. Dieses Geld kann man sich wirklich sparen und davon dann lieber so wie du einen Käfig mit anständigen Maßen kaufen/bauen.

Und du hast auch recht, gute Fachbücher zu bekommen wird immer schwieriger. Der Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass die einfach zu wenig nachgefragt werden (s.o.: wer will sich schon anstrengen?) und deswegen nicht die kritische Auflagehöhe erreichen, ab der es sich lohnt sie aufzulegen oder zu bewerben.
Und GU hat halt z.B. eine sehr starke Marktstellung, deswegen gibt's das fast überall. Durch die relativ hohen Auflagen und weil sie ständig altes Material wiederverwenden sind die Margen wahrscheinlich ganz gut. Früher hatten die sogar mal richtig gute Bücher. Ich hab' noch ein altes Wellensittichbuch von denen, das ist mindestens dreimal so dick wie die heutigen Exemplare und u.a. mit ausführlichem Zuchtteil mit Vererbungslehre etc.

Ich würde dir raten mal Kontakt zu erfahrenen Kanarienzüchtern zu knüpfen (über's Internet geht das ja heute relativ einfach) und die einfach mal nach Tipps zu Fragen. Wenn Bücher vergriffen sind und nicht mehr aufgelegt werden kannst du dir die ja vielleicht von so jemand kopieren. Oder versuche sie über Gebrauchtbuchbörsen im Net (z.B. booklooker) zu bekommen.
Diese alten Hasen unter den Züchtern geben einem "Frischling" meistens gerne Auskunft, wenn sie merken, dass ein wirkliches Interesse besteht. Schließlich ist der Nachwuchs unter den ernsthaften Züchtern ja auch nicht gerade allzu breit gesät.

Gruß,
k_v
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
kleiner_vogel schrieb:
Was ich im Bezug auf Vögel anprangere sind z.B. diese pappsüßen Knabberherzchen, Mauserperlen, das Spiegelchengedöhns etc. und da gibt's ja noch viel verrücktere Sachen.
Das habe ich schon verstanden! Plastikvögelchen, Plastigsitzstangen, Sandpapier, Singperlen, .... :~
Es ist ja wirklich zum Haareraufen!
 
ich denke, manchen vogelbesitzern würde sogar ein GU-ratgeber ganz gut tun. wenigstens sind dort die grundinformationen wie geschlechtsmerkmale, fütterung, verhalten kurz und knapp beschrieben.

das merkwürdige ist: schafft sich ein vogelbesitzer ein buch an, ist es meistens min. 20 jahre alt. :~ und die informationen da drin teilweise wirklich absolut veraltet. man müsste doch als klar denkender mensch begreifen, dass wissenschaftliche bücher (und biologie ist nunmal eine wissenschaft) nicht unbegrenzt haltbar sind.
ich frag mich ob diese leute sich auch einen ratgeber über kindererziehung aus dem antiquariat holen, oder eine straßenkarte von 1970 :~

mir wurde nämlich schon öfters aus solchen veralteten tierbüchern zitiert, wenn ich die haltungsbedingungen bemängelt hab...
 
Ja, vielleicht sind gerade Verhaltensforscher bei den Vögeln auf dem absteigenden Ast.
Ist vieleicht nicht lukrativ genug, oder die Sponsoren fehlen!
Jetzt schreibt nur einer von dem anderen ab.
Gerade bei Wiwen und Webern arbeiten wir doch mit zum Teil 50 Jahre alten Publikationen, wo die Beobachtungen noch vom Rücken eines Kamels gemacht wurden.
Das war ironisch gemeint; nur im Fall eines Falles.
Gruß
Siggi
 
ah, noch ein wort zu dem pferdethema...
habe selbst eine gewisse zeit auf einem pferdehof gearbeitet, und ich muss sagen, unter den reitern trifft man einen ganz besoders arroganten und uneinsichtigen schlag mensch. (ausnahmen bestätigen die regel ;) )

im gegensatz zur ziervögelhaltung (großpapageien mal ausgenommen)werden pferde jedoch oft aus prestigegründen angeschafft. ein lebendiges aushängeschild, dass man so auffällig und "teuer" wie möglich gestalten will, und natürlich immer ein stück exklusiver als der boxnachbar.
und die nächste generation egozentriker wird direkt auf dem hof ausgebrütet... reiterskinder, die ihren eltern in nichts nachstehen und das tier nur als ein mittel sehen gesellschaftlich aufzusteigen.

das einizig "gute" ist, dass die pferde meistens in einem öffentlichen stall stehen, und somit wenigstens, wenn nötig, eine medizinische behandlung kriegen und groben haltungsfehlern nicht so ausgeliefert sind wie haustiere.

was ich teilweise aus gepflegten haushalten an vögeln rausgeholt hab ist fast schon unheimlich. bei einem vogel war der milbenbefall so grauenhaft, dass man kaum noch die zehen auseinanderhalten konnte.
und da sagt mit der besitzer, ein gutverdienender mann in hoher position, er hätte garnicht gemerkt das der vogel krank sei, ja er hätte sogar gedacht es "gehört so"...
 
Ich verstehe auch nicht, weswegen man seine anfangs noch "geliebten" Tiere so vernachlässigen kann! "Das gehört so..." Ja sicher. Und wenn der Kerl vor lauter Hühneraugen an den Füßen nicht mehr laufen kann, dann jammernd bei seiner Frau nach Gegenmitteln fragt, sollte die auch mal behaupten: "Ach Schatz; Wo ist denn da was? Ich glaub das muss so!"
Wir halten doch Tiere, um uns an ihnen zu erfreuen und nicht, um ihnen so ein monotones "Zooladen-leben" zu schenken!
Ich selbst habe auch nur das GU-Buch von H-J Martin. Dieses Buch scheint mir in manchen Punkten auch nicht mehr das allerneuste zu sein, aber es gibt dennoch jede Menge Infos von sich :zustimm:
Zudem denke ich jedoch, dass jeder der sich hier bei den Vogelforen tummelt, wenigstens IRGENDWAS für seine Schützlinge tun möchte; und wenn es auch nur um der Erfahrungsaustausch geht...
Hier erfährt man nämlich jede Menge nützliche Sachen, die mir immer wieder sehr helfen. Und ich für meinen Teil befasse mich sehr gern mit meinen Tieren; (was aber auch viele andere gerne tun!)
Solange wir beispielsweise unsere Zebras nicht in einen kleinen Rundkäfig "stopfen" und sie zur Wohnzimmerdeko zählen, ist noch nicht alle Hoffnung in dieser Welt verloren ;)
Hoffe mich versteht jetzt hier keiner falsch, da auch mein Beitrag etwas Ironie enthält, wenn sie denn jemand finden sollte^^
LG trotzdem
Phönix
 
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