Pommerngänse und Warzenenten

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descheni

Neuling
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Hallo zusammen,

wir haben 6 Warzenenten 2/4 sowie ein Pommerngänsepaar
von einer Tierschutzorganisation erhalten.
Sie stammen aus sehr schlechter Haltung.
Das Problem ist Folgendes:

Unsere Pommerngänse
Am 1. Tag hat mich der Ganter noch angefaucht.
Mittlerweile sind beide Gänse sowie die Enten sehr (positiv) neugierig, was ich so alles in die Voliere bringe.
Da wird das Köpfchen mal nach links und rechts gedreht und alles begutachtet.
Alle Tiere sind sehr ruhig. Zwar sehr ängstlich und vorsichtig,
aber ich sabbel so viel, wenn ich die Voliere betrete und ahme so perfekt Entengebrabbel nach ;)
Kein Meckern, alles lieb!

Heute hatte mein Mann endlich mal Zeit, sich die Tiere zum ersten Mal in Ruhe anzusehen.
War sonst immer erst spät abends zu Hause.
Die Gänse haben so geschrieen, dass ich raus gerannt bin.
Wie in Panik schreiende Schweine!!!!!
Mein Mann hat sich die Tiere nur von außen angesehen. Vielleicht 1,50m von der Voliere entfernt.
Das war gruselig!!!!
Die hatten wahnsinnige Angst.

Ich habe solche Töne von den Tieren vorher nie gehört.
Wenn ich rausgehe, dann rufe ich die Tiere schon,
da gehen 8 kleine Köpfchen hoch.
Aber keine Panik.

Wir vermuten, dass die Tiere vor Männern schreckliche Angst haben.
Die Tiere haben ja miterlebt wie ein Mann ihre Artgenossen vor deren Augen geschlachtet hat. Mit einer Gartenschere und Gemüsemesser 8(
Mein Gedanke war, dass mein Mann am WE leckere ganze Salatköpfe, geriebene Möhren und frisches Wasser in die Voli bringt.
Sie baden so gerne, sie kannten das vorher nicht.

Für die Tiere allerdings, wie für meinen Mann auch, ist die Situation recht schlimm.
Wahrscheinlich denken sich die Scheißer, jetzt hat ihr letztes Stündlein geschlagen,
sobald sie ihn sehen.
Jörg findet es sehr belastend, dass die Tiere meinen, er könne ihnen auch nur eine Feder krümmen. Dabei ist er für den Stallbau verantwortlich ..... :D
Er möchte einfach nicht, dass die armen Tiere Angst vor ihm haben.

Wie können wir nun vorgehen?
Irgendwelche Tipps?
Wird das jemals was?

Liebe Grüße
Jennifer
 
Hallo!

Auweia, mit Gartenschere und Gemüsemesser? Wurde derjenige hoffentlich wegen Verstosses gegen das Tierschutzgesetz, also Tierquälerei und Schlachtens ohne Sachkunde (die er durch sein Tun offen zeigte), angezeigt?

Was die offenbar übel traumatisierten Tiere angeht, so wird es keine leichte Operation, ihnen Vertrauen zu Deinem Mann zu geben.
Die erste Idee mag peinlich klingen, ist aber wissenschaftlich erprobt, da eine Erfahrung von Konrad Lorenz.
Es wäre sehr praktisch, wenn Du Dir angewöhnst, in immer den gleichen Klamotten, oder zumindest derselben Farkombi, zu den Tieren zu gehen, wenn Du das nicht schon ohnehin machst.
So gewöhnen sich die Tiere an das grobe Äußere, das schon sehr viel zur Gewöhnung an bestimmte Personen beiträgt. Wichtig wäre also, dass Dein Mann sich in genau derselben Farbkombi kleidet, und den Vögeln dennoch vorerst nicht zu nahe kommt.
Die kritische Distanz, bis zu der Dein Mann rangehen darf, findet ihr sehr schnell anhand der Reaktionen der Vögel heraus (oder habt ihr vielleicht schon rausgefunden...), und diese soll er auch nicht gleich unterschreiten, wenn er sich in Deiner Farbkombi kleidet. Zunächst sollte er sich recht häufig bei den Tieren zeigen, also außerhalb der kritischen Distanz vorbeigehen, ein bisschen im Garten rumräumen etc., aber nicht in Gegenwart der Vögel Holz hacken oder solcherlei Bewegungen ausführen, da das negative Assoziationen auslösen könnte.
So können sich die Vögel an sein Erscheinen und an seine Erscheinung gewöhnen, und wenn sie irgendwann ganz entspannt reagieren, wenn er umher ist, kann er näher ran gehen. Nicht gleich bis ganz ran, aber vielleicht auf die Hälfte zur kritischen Distanz, und dort ebenfalls oft erscheinen, sich als harmlos beweisen, als Teil des Lebensraumes zeigen.
Da könnte er sicher auch schon mal besondere Leckerchen mitbringen und von weiterem hinwerfen, und auch mit den Tieren sprechen etc., um sie weiter an ihn zu gewöhnen.

Die Tiere sind es, die die Zeichen setzen, und immer, wenn sie sich bei einer gewissen Entfernung vertraut zeigen, kann Dein Mann wieder näher ran. Niemals zu viel, ihr müsst da sensibel drauf achten, da zuviel Nähe das Vertrauen rasch wieder ankratzen kann.
Zeichen von Aufregung sind bei Warzenenten zB leichtes Aufstellen der Flügel (ähnlich Höckerschwänen), Fächern des Schwanzes und ruckweises Vor- und Zurücknicken des Kopfes, bei den Gänsen entsprechend Heben des Schnabels zum Imponieren, zitternder Hals, leicht hervortretende Augen bei recht eng angelegten Kopf- und Halsgefieder...

Kurz, Dein Mann soll so weit als möglich so erscheinen, als wäre er quasi Du, und mit dem wachsenden Vertrauen der Vögel immer etwas näheren Kontakt suchen. Irgendwann werden sie ihn nicht nur in einer gewissen Entfernung dulden, sondern ihm sogar entgegen kommen, wenn er Leckerchen dabei hat, und dann ist das Eis beinahe so gut wie gebrochen.
Bildet Rituale heraus, mit denen die Vögel umgehen können, also jeden Tag zur selben Zeit irgendwas in deren Nähe machen, immer dieselben Klamotten an, zu einer bestimmten Zeit mit Leckerchen kommen usw., und weicht möglichst wenig davon ab, und das so lange, wie nötig ist...

Abhängig von der Schwere des Traumas kann das durchaus Wochen in Anspruch nehmen, aber die Geduld wird sich lohnen... Wichtig ist: Bedrängt die Tiere niemals, achtet sensibel auf ihre Zeichen, und agiert diesem fragilen Spiel entsprechend, auch wenn das sehr anspruchsvoll ist, stets den genauen Punkt zu wahren und nicht zu überschreiten.
Starrt sie auch nie länger direkt an (fixieren ist gleich "Ich greif' Dich gleich"), zeigt Euch Ihnen nicht frontal, sondern seitlich (schmalere Silhouetten implizieren weniger Drohung oder Dominanz), bewegt Euch nicht ruckartig und aggressiv wirkend (wie es unsensible Schlachter tun)...

Eine ordentliche Stange zu beachten, die aber nötig ist, und sich am Ende auszahlen wird.

Grüße, Andreas

Wenn noch Fragen sind, gerne stellen =)!
 
Hallo Andreas,

lieben Dank für deine ausführliche Antwort!

Ich trage immer die gleiche Farbkombi, allein schon wegen der anderen Vögel die noch hier sind.
Und deine Idee klingt gar nicht peinlich, sondern logisch und nachvollziehbar.
Da kann mein Mann ja froh sein, dass ich Jeans trage ;)
Das lässt sich leicht umsetzen.

Ich habe nur Erfahrungen mit Wildgänsen machen können,
die werden aber wieder ausgewildert und bleiben i.d.R. nicht hier.
Und Pommerngänse sind bzgl. Gewichtsklasse und Größe,
dann ja doch eine andere Hausnummer.
Ich befürchte einfach, dass es vielleicht dazu führt,
dass die anfängliche Angst in Aggressivität umschlägt
und der Ganter meinen Mann nicht mehr in den Garten lässt.
Ich werde deine Tipps beachten und hoffe, dass es funktioniert.

Wir haben ja schon Enten und diese sind gar nicht scheu.
Vielleicht sehen die Tiere auch an deren Verhalten,
dass von uns keine akute Gefahr ausgeht.

Der Mann wurde übrigens angezeigt.
Was daraus wird, weiß man noch nicht.
In seiner "Anlage" befanden sich auch tote Tiere,
über die dann die anderen Tiere gelaufen sind.

Liebe Grüße
Jennifer
 
Grauslig, das zu lesen.... die armen Tiere....

Ruhe und Geduld! Die Tiere brauchen viel Zeit, um Vertrauen zu euch zu fassen!
Ich halte euch die Daumen!
 
Hallo Jennifer,

ja das ist keine wirklich leicht Aufgabe. Aber ich finde es wirklich toll von Euch, daß ihr die Tiere aufgenommen habt. Dem was Andreas dazu geschrieben hat, kann ich mich nur anschließen (haben auch Enten und Gänse). Wir haben letzten Jahr einen jungen Ganter (1 Jahr) aus schlechter Haltung aufgenommen (das war im Mai). Der hatte ein total zerstörtes Selbstbewußtsein, kannte keine Bademöchlichkeit (Teich) und sein Gefieder war in einem sehr miserablen Zustand. Er hatte auch von seinen Artgenossen sehr viele Bißwunden, zum Teil blutig. Als wir ihn, er heißt übrigens Cäsar, zu unseren Gänsedamen setzen, waren die total schockiert und sind gleich auf ihn los. Die haben wir dann erst mal separiert von ihm, damit er zur Ruhe kam. Wenn dann mein Mann oder ich auf die Gänsewiese kamen, hat er sich gleich immer in der äußersten Ecke vesteckt und gezischt... Wir sind dann erst mal zum Tierarzt mit ihm wegen der Blessuren und auch zur Kontrolle. Mit den Gänsen hat er sich dann doch schnell angefreundet. Er mußte nur erst mal sich an das neue Zuhause gewöhnen und das ihm von uns Menschen keine Gefahr droht. Es dauerte sehr lange, bis wir in seine Nähe durften. Wir haben immer mit ihm gesprochen ganz ruhig und auch keine hektischen Bewegungen. Jetzt hat er langsam zu mir Vertrauen gefaßt und nimmt Futter oder Leckerli auch aus meiner Hand. Aber ich muß mich wirklich ganz ruhig verhalten, anfassen läßt er sich nicht so wie unserer anderer Ganter. Dafür hat er wohl zu viele schlechte Erfahrungen gesammelt. Aber die MÜhe lohnt sich, gib ihnen Zeit.

Liebe Grüße aus dem kalten Norden

Hoppel und die wilden Racker
 
Hallo zusammen,

lieben Dank fürs Daumen drücken und die weiteren Tipps!

Sie sitzen noch etwas beengt,
da ich eine Quarantänezeit einhalten muss und die Ställe noch nicht fertig sind.
Zudem wurde mir morgens mitgeteilt, dass mittags 8 Tiere gebracht werden :~
Aber in den nächsten Tagen dürfen sie auf einen kleinen eingezäunten Bereich,
bis sie verstanden haben, dass sie abends in den Stall müssen, dann können sie das gesamte Grundstück nutzen.

Es bessert sich deutlich.
Einige der Tiere fressen und baden, auch wenn ich direkt dabei sitze.
Da sind nur wenige Zentimeter Distanz.
Eine der Gänse hat auch schon aus meiner Hand gefuttert,
allerdings konnte das Tier meine Hand nicht sehen,
da sie mit Gurken- und Apfelraspeln völlig überladen war.
Aber es ist ein Anfang!

Ach ja, und sie legen Eier.
Die Gänsedame hat sogar schon ein Nest gebaut.....

@Hoppelpoppel
Das Gefieder der Tiere ist auch in einem sehr schlechten Zustand.
Die Warzenenten können so sicher nicht fliegen.
Darüber muss ich mir erst nach der Mauser Gedanken machen.
Das Wasser auch zum Baden gedacht ist, das kennen meine Tiere auch nicht.
Gestern gab es eine frische Ladung Stroh, die Gänse waren ganz aufgeregt,
und haben das Stroh immer hinter sich geworfen.

Liebe Grüße
Jennifer
 

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Thema: Pommerngänse und Warzenenten

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