Posttraumatische Verhaltensstörung

Diskutiere Posttraumatische Verhaltensstörung im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Wer von Euch hat Erfahrungen mit posttraumatischen Verhaltensweisen bzw. -mustern bei Greifvögeln und Eulen? Problemstellung: Ich habe gestern...
So, fix noch das Ergebnis vom TA.
Die Netzhaut ist in beiden Augen in Ordnung, keine Ablösungen oder Unterblutungen. :zustimm::zustimm:

So ganz nebenbei, auf dem rechten Auge sieht sie im Nahfeld schon recht gut wieder. Da kommen auch direkte und prompte Reaktionen. Der Trick mit dem Blatt Papier beim Füttern, funktioniert nicht mehr. Das linke Auge ist momentan noch nicht so funktionsfähig, ebenso fehlt im Fernbereich noch jede Wirkung.
Das Gewicht nimmt auch stetig zu.
Ich denke mal in 5-6 Tagen kann man vielleicht eine erste vorsichtige Prognose wagen. Also ich habe durch die doch relativ rasante positive Entwicklung wieder Hoffnungen geschöpft. Ich werde euch auf dem laufenden halten.


Da das hört sich doch schon mal gut an! :zustimm:
 
Aktuell heute folgender Stand:

Das Mädel wiegt schon wieder 240 gr und ist total aufgeweckt. Also in diesem Punkt bin ich schon richtig froh. Allerdings lässt das Sehvermögen auf dem linken Auge doch stark zu wünschen übrig. Dort erfolgt erst im Nahbereich (näher als ca. 3 m) eine Reaktion. Das rechte Auge scheint vollkommen i.O. zu sein. Selbst auf weite Entfernungen reagiert sie.
Da sich die Dame einen steinalten schwarzen Handschuh als Daueraufenthaltsplatz auserkoren hat, versuchen wir seit Freitag im "vertical Jumping" zu trainieren. Das funktioniert richtig gut. Erstmal wieder die Flugmuskulatur aufbauen und abwarten, hoffen wie sie sich weiterentwickelt.

Übrigens, krallen, fauchen oder sonstige Abwehrreaktionen - Fehlanzeige.
 
Der aktuelle Stand von heute, 11. Februar

Gewicht: exakt 200gr.
(Wahrscheinlich beruht das Gewicht vom 03. Februar auf einen Wiegefehler.)

Das Sehvermögen ist auf beiden Augen unverändert schlecht und mit abnehmender Beleuchtungsstärke definitiv "NULL". Ich habe mich daraufhin bereits am Montag, den 07.02. um eine Untersuchung beim Augenarzt bemüht, da hier vor Ort leider kein Veterinär in der Lage ist, das Auge mittels Instrumenten sicher zu untersuchen. Beide Linsen sind getrübt, wobei die linke Seite stärker befallen ist. Dies Ergebniss wurde heute noch einmal unabhängig bestätigt. Damit steht wohl eindeutig fest, das der Sperber den "grauen Star" hat. Diese Möglichkeit wurde von Veterinären auch noch einmal bestätigt, ... und weiter herrscht die einstimmige Meinung vor, dass dies mit 70-80%-iger Sicherheit angeboren ist, da eine jüngere schwere Kopfverletzung nicht zu diagnostizieren war.

Interessant sind folgende Punkte:

Das Beireiten auf den schon genannten Handschuh funktioniert nur ausschließlich bei ausreichender Beleuchtung und auf Distanzen unter 3m. (Bereits ein starker Schneeschauer mit logischer weise geminderten Lichtverhältnissen führt zur absoluten Sehunfähigkeit.)

Der Sperber atzt von der Hand, nachdem er, unprofessionell ausgedrückt, über den Kropf gestrichen bekommt. Dieser Vorgang ist selbst bei Dunkelheit reproduzierbar. Hierzu hatte ich bereits ein Video eingestellt. Dies hat bereits bei der 2. Fütterung am Aufnahmetag funktioniert, nur war mir dabei der auslösende Moment noch nicht bekannt. Selbstständig atzt der Vogel nur, wenn er direkt auf die Atzung gestellt und "am Kropf stimuliert" wird. Manteln - Fehlanzeige.

Das Anlegen eines Geschüh´s erfolgte ohne irgendwelche Gegenwehr, gerade so, als ob das die vollkommen selbstverständlichste Sache der Welt wäre.

In der Voliere werden zielgerichtet immer wieder exakt die selben Stellen sicher angeflogen. Entfernt man diese, geht der Flug in´s "Leere", wobei er dann stets versucht zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Diese Technik ist regelrecht phänomenal.

Der Sperber steht stundenlang auf der, auch bloßen, Hand und springt generell nicht ab. Dies ist auch so, wenn fremde Personen auftauchen. Übrigens war es hierbei richtig hell und ich habe bis jetzt noch nicht den kleinsten Kratzer. :D

Und jetzt die Fragen:

Ist ein angeborener "grauer Star" über eine DNS-Analyse nachweisbar? Wenn ja, kennt ihr ein Institut welches einen solchen Nachweis führen kann?

Kann ein solcher Vogel bis zum Fundzeitpunkt in der Natur überleben oder ist hier konkret eine Aussetzung durch den Menschen am Fundort wahrscheinlich? (Es gibt bezüglich einer Aussetzung einen angeblichen (???) Zeugen.)

Kann das Atzungsverhalten als Indiz für eine Handaufzucht herangezogen werden, oder ist ein Vogel in der Lage so extrem schnell und sicher zu lernen? (Dies bitte unter spezieller Beachtung des Sehvermögens!)

... und jetzt die böse Frage zum "Steinigen":
Würdet ihr einen solchen Vogel (ohne Aussicht auf Besserung) als Dauerpflegling aufnehmen und ihm so ein weiteres Überleben garantieren, wenn er mit der Situation gut klarkommt? (Unabhängig davon liegt die Entscheidung ja wohl letztlich in den Händen des Jagdausübungsberechtigten und der UJB. Ich bin ja nur der Pfleger.)
 
... und jetzt die böse Frage zum "Steinigen":
Würdet ihr einen solchen Vogel (ohne Aussicht auf Besserung) als Dauerpflegling aufnehmen und ihm so ein weiteres Überleben garantieren, wenn er mit der Situation gut klarkommt? (Unabhängig davon liegt die Entscheidung ja wohl letztlich in den Händen des Jagdausübungsberechtigten und der UJB. Ich bin ja nur der Pfleger.)
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht! :prima:

Inhaltlich kann ich nur soviel dazu sagen, daß es der Vogel mit einem angeborenen Fehler in freier Natur noch nichtmal zum erfolgreichen Ausfliegen gebracht hätte. Das zutrauliche Verhalten muß nicht auf Handaufzucht hindeuten, da der Vogel nahezu blind zu sein scheint.

Diesen Vogel würde ich unverzüglich euthanasieren. Alles andere wäre aus meiner Sicht nicht vertretbar.

Dies liegt nicht im Ermessen des JAB oder der UJB, sondern in demjenigen eines fachkundigen Tierarztes.

Ich würde den Vogel dann aber einer veterinärmedizinischen Untersuchung unterziehen, denn das scheint doch sehr interessant zu sein.

VG
Pere ;)
 
Würdet ihr einen solchen Vogel (ohne Aussicht auf Besserung) als Dauerpflegling aufnehmen und ihm so ein weiteres Überleben garantieren, wenn er mit der Situation gut klarkommt? (Unabhängig davon liegt die Entscheidung ja wohl letztlich in den Händen des Jagdausübungsberechtigten und der UJB. Ich bin ja nur der Pfleger.)

Kommt wohl darauf an, welche (Unterbringungs-)Möglichkeiten man hat. Hört sich so an, als wäre das Tier pflegeleicht. Dann fände ich es schade, es zu töten, es scheint ja bisher mit seinem Handikap ganz gut zurecht zu kommen.

Zum Thema Aussetzen: Kann man nicht mal bei der Behörde nachfragen, welche Halter von Sperbern in der Umgebung bekannt sind?

Von mir jedenfalls viel Anerkennung für Deine Bemühungen um den Vogel!

Beste Grüsse,
toxamus
 
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht!

Warum tue ich das eigentlich? Ehrlich gesagt, aus einen ganz einfachen Grund. Ich suche ehrlich Meinungen bezüglich des Vogel. Vielleicht hat ja jemand ähnlich Erlebnisse mit Pfleglingen gehabt. ... und sorry, viele der Falkner hier haben nun doch ein enormes Wissenspotential und etwas zu lernen kann ja nicht schaden.

Warum habe ich den Verdacht auf eine Handaufzucht?
Ich weiß, dass jetzt ein scheinbar blödes Argument von mir kommt, aber man sollte doch auch etwas ehrlich sein. Zum einen haben wir jedes Jahr im Frühjahr eine Unmenge an geplünderten Horsten. Meist werden frisch geschlüpfte Jungvögel bzw. sogar oft die Eier entnommen. ... und in nur 2 Jahren haben wir hier im nahen Umkreis bis jetzt 3 vollkommen fehlgeprägte Greifvögel gehabt. Ich denke doch, dass da ein Zusammenhang zwischen den geplünderten Horsten und den "Schmusegreifen" (sorry für die Formulierung) möglich ist, zumal die Auffindeorte sich auf ein relativ enges Gebiet konzentrieren. Logisch, dass ich da schon Horror habe, wenn sich ein Vogel doch etwas zu vertraut benimmt.

Diesen Vogel würde ich unverzüglich euthanasieren. Alles andere wäre aus meiner Sicht nicht vertretbar.

Ich selbst habe bereits, bevor die Möglichkeit eines angeborenen grauen Stares festgestellt wurde, eine Euthanisierung ernsthaft in Betracht gezogen. Ich hielt das, unter der Maßgabe es handele sich um ein wirkliches Wildtier, für das einzig Richtige und Vertretbare.

Dies liegt nicht im Ermessen des JAB oder der UJB, sondern in demjenigen eines fachkundigen Tierarztes.
Pere du hast ja wirklich Recht. Nur leider erklärt mir unser TA und auch der Amtsveterinär, dass sie nicht bereit sind dieses Tier zu töten, töten zu lassen oder auch nur eine Zustimmung dazu geben zu wollen. Hier ist eindeutig der Hintergrund, dass nach Meinung dieser Leute, erstens der Vogel mit der Behinderung sehr gut umgehen kann, zweitens beide die Meinung vertreten, es handele sich um eine Handaufzucht und drittens man die Meinung vertritt, dass das lebende Tier im Rahmen von "Naturschutzprojekten mit Kindern" wesentlich nützlicher ist. Gerade der letzte Punkt ist natürlich relativ starker "Tobac" und wird zudem noch von einigen Jäger und Falkner hier vor Ort unterstützt. Da der Vogel völlig "kinderfest" ist bietet sich das ja gerade an. Mit Sicherheit ist ein lebendes Exemplar in diesem Rahmen wertvoller als ein Präperat. Man kann ja nur schützen, was man kennt. Überdies ist das bei uns in einer geradezu furchtbar falknerarmen Gegend natürlich ein aktives und ideales "Werbeelement" für den Jäger- und Falknerberuf, und letztlich ja auch Werbung für das Kulturgut "Falkner". Da wohnen in meiner Brust schon zwei Geister ...

Kommt wohl darauf an, welche (Unterbringungs-)Möglichkeiten man hat. Hört sich so an, als wäre das Tier pflegeleicht. Dann fände ich es schade, es zu töten, es scheint ja bisher mit seinem Handikap ganz gut zurecht zu kommen.

Die zeitlichen und räumlichen Resourcen sind ja bei mir durchaus vorhanden. ... und relativ "pflegeleicht" ist der Sperber ja nun wirklich.

Also wird´s wohl so werden, dass ich dies alles mit der UJB nochmal durchsprechen werde. Einen Vogel zu "euthanisieren", der zwar ein "Handikap" hat, aber damit umgehen kann und aktiv am Leben teilnimmt, ist eigentlich nach meiner Ansicht völlig indiskutabel. Der besten Beweis dafür ist mein Turmfalkenterzel.

Der eigentlich Haken an der ganzen Sache ist der, dass ich ja weder Jäger, noch Falkner bin, ja noch nicht einmal einen Sachkundenachweis habe. Gerade hier macht mir die doch rechtlich sehr streng gehandhabte Sonderstellung des Sperbers Sorgen. Das hört sich jetzt total blöd an, aber ich bin im rechtlichen Vergleich zum Falkner ein absolutes "NICHTS" und bekomme mit Sicherheit hier wieder eine Ausnahmegenehmigung. Das erachte ich dann aber, aus dem Gesichtspunkt der Fairness gegenüber den wirklichen Falkner, als ungerecht.

Da ich immer versuche eine "maximal gesicherte Datenmenge" zur Argumentation (oder Beruhigung des eigenen Gewissens) zu bekommen, habe ich auch die Frage nach der DNA-Analyse gestellt. Vielleicht kann ja doch noch jemand helfen.

Also bleibt der Sperber mit Sicherheit am Leben und es wird dann gemeinsam entschieden, wie das bezüglich des Vogel´s weitergeht. Und darüber werde ich hier auch ganz nüchtern und sachlich weiter berichten. Ich finde das nämlich richtig unfair einen Tread loszutreten und dann den weiteren Entwicklungsverlauf zu verschweigen.

... und noch eine kleine Bitte: Bitte keine "Lobhudelei". Das ist doch eigentlich ganz selbstverständlich, dass man sich um hilfebedürfte Lebewesen kümmert. So betreibe ich halt eine Sozialstation für Menschen und Tiere ... :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Puh, einiges zum überlegen.
Also

Handaufzucht:
- Was heisst geplünderte Horste bei euch? Nachgewiesenermassen von Menschenhand ausgeräumte? Oder einfach plötzlich leer aufgefunden?

-Nach meiner Erfahrung: Sperber, auch aufgezogen ist innert wenigen Tagen wieder verwildert.

- Was heisst: drei völlig Fehlgeprägte Greife in eurer Umgebung?

Grauer Star:
Ob angeboren oder langsam entwickelt, dürfte wohl schwer zu bestimmen sein.
Langsam entwickelt und so ein Vogel landet schliesslich ausgehungert irgendwo, halb blind und verhält sich recht ruhig, wie unter der Haube. Wäre dann alles erklärbar.

Euthanasierung oder nicht:
Pro Euthanasierung:
- Für die Arterhaltung ist so ein behindertes Einzelexemplar bedeutungslos.
- Der Sperber wird wahrscheinlich zeitlebens in Einzelhaft bleiben.
- Ein blinder Sperber sich nicht wehren kann, als demo Objekt für Kinder. Der Gedanke gefällt mir nicht so recht.
- Meinung von Tierärzten: Kenn da einige sehr vernünftige und andere, denen am liebsten ist, wen alles möglichst lange durchgeschleppt wird, just for Business.

Contra Euthanasierung:
- Der Sperber kommt offenbar mit der Behinderung soweit zurecht.
- Platz und Betreuung scheint vorhanden.

Also rein biologisch gesehen ist dieser Sperber schon tot, oder vielleicht besser gesagt, aus dem Rennen.
Ethisch moralisch , kann man ihm ein weiteres möglichst angenehmes Leben bereiten, das aber nie dem entsprechen wird, was er sonst davon gehabt hätte.

Da gibts kein richtig oder falsch. Das sind immer wieder die Entscheide, die man, wenn man verletzte Tiere pflegen will, vorzunehmen hat.

Im Tierspital Zürich würde er z.B. sofort eingeschläfert und von den meisten Tierärzten hier auch. Selbst ein Veterinäramt hier würde das verlangen.
 
Pro Euthanasierung:
- Für die Arterhaltung ist so ein behindertes Einzelexemplar bedeutungslos.

Langsam, das ist völlig neutral. Du sagst da, ein für die Arterhaltung bedeutungsloses Exemplar wäre zu töten. Das kannst Du so nicht meinen??

Zu so einer Frage gibt es viele individuelle Standpunkte, die meisten davon durchaus respektabel.

Für MICH würden die Fragen lauten:

- leidet das Tier?
- falls nein, gibt es jemanden, der sich darum kümmert?

Wenn das geklärt ist, sollte der Rest (Formalitäten etc.) nicht mehr so schwierig sein.
Demoobjekt für Kinder ist vielleicht nicht so prickelnd, aber so kann er halt auch zu seinem "Lebensunterhalt" beitragen.
Wie eric schreibt, biologisch ist er weg vom Fenster, richtet ergo auch nirgends Schaden an. Ethisch-moralisch könnte man ihm die rhetorische Frage stellen, was ihm lieber ist, tot oder blind & satt, die Antwort kann man sich vorstellen.
Aber einen Punkt hab ich, der klar fürs Überleben spricht: An so einem Vogel kann man Beobachtungen machen und Dinge üben, die ein "gesunder" Vogel nicht zulassen würde (siehe z.B. "Geschüh anlegen").

Beste Grüsse,
toxamus
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, eric, ich habe mir jetzt selbst erst einmal meinen Beitrag durchgelesen und den mal aus einer Position, die mein Wissen ausschließt. Da standen mir ja selbst die Nackenhaare, weil wohl mehr Fragen aufgeworfen werden, als beantwortet.

Handaufzucht:
- Was heisst geplünderte Horste bei euch? Nachgewiesenermassen von Menschenhand ausgeräumte? Oder einfach plötzlich leer aufgefunden?
.....
- Was heisst: drei völlig Fehlgeprägte Greife in eurer Umgebung?

Die geplünderten Horste sind definitiv von Menschenhand ausgeräumt, weil sich immer unmittelbar frische Spuren finden lassen. Das sind zum Beispiel Kratzspuren durch Steigeisen oder aber, wie in einen anderen Fall in ca. 75 cm Abstand rechts und links versetzt im Baum eingeschlagene starke Nägel.(Ich werde einfach den Baum mal fotgrafieren und das Bild einstellen.) Wer dies war, keine Ahnung, aber es läuft kein Tier mit Hammer und Nagel durch den Wald.
Alle Horste waren bedingt durch die topographischen Geländeeigenschaften von oben mittels Fernglas einsehbar. Die Beschädigungen der Baumrinde bzw. Nägel waren erst nach dem Leeren der Horstmulde feststellbar.
Der Tenor der UJB: Solange es einen schwarzen Markt gibt, müssen wir damit leben. Welcher schwarze Markt? Gibt es den überhaupt? Wenn ja, wo und warum fast immer Bussardhorste? Hier lässt sich nur spekulieren.

Drei völlig fehlgeprägte Greife in der Umgebung in nur 2 Jahren, sind 1 Turmfalkenterzel, nämlich meiner, und 2 MB´s. Alle drei Vögel wurden in einen Gebiet mit ca. 800 m Radius gefunden, übrigens auch der Sperber.
Mein Turmi fras ja außer Tartar am Anfang nichts anderes, jagen - Fehlanzeige, mit Katzen kusseln, mit Kinder´n spielen und auf Säuglinge im Wagen aufpassen, d.h. alle anderen sich nähernden Personen werden auf dem Wagen sitzend angefaucht. Also ein vollkommen atypisches Verhalten, aber reproduzierbar, belegbar und mit Sicherheit antrainiert. Ebensolches deckungsgleiches Verhalten zeigten beide MB´s. Sorry, aber das hat mit ner Fehlprägung nichts zu tun, das ist "Vergewaltigung am Tier". Und ebenso, bei aller Skepsis, ist das massiv anerzogen worden. Hier hat irgend jemand Vögel als "Babyersatz" erzogen und offensichtlich, ist zu vermuten, dass die aufziehende Person auch immer die selbe ist. Solange ich keinen Nachweis über eine Erkrankung habe, die so ein atypisches Fehlverhalten verursacht, glaube ich, dass ein extrem bösartiger Virus der Spezies "Homo sapiens" dafür verantwortlich ist.

Ob ein Zusammenhang zwischen den geplünderten Horsten und den aufgefundenen Fehlprägungen besteht, ist sicher nicht bewiesen, aber ich denke auch nicht ganz unwahrscheinlich. Übrigens waren alle diese Vögel in hervorragenden Gefieder und Gesundheitszustand, aber alle hatten eine Augenverletzung. :?

Ein blinder Sperber sich nicht wehren kann, als demo Objekt für Kinder. Der Gedanke gefällt mir nicht so recht.

Eric :zustimm::zustimm::zustimm:
Das gefällt mir auch nicht, a b e r mein Terzel liebt den Umgang mit Kindern, d.h. der fühlt sich da "sauwohl". Der kusselt mit denen, geht von allein von Hand zu Hand, o.k., wenn´s ihm zuviel wird, kommt er zu mir, dann ist Schluß. ... und das alles vom allerersten Tag an. Der ist einfach verrückt nach Kinder´n. Natürlich ist ein solches Verhalten, bei einer Arbeit mit Kindern einfach genial, aber vollkommen atypisch. Der Turmfalkenterzel lässt sich auch nicht mehr "artgerecht" halten, aber verhaltensgerecht. Das muss man einfach erlebt haben. Der spottet wirklich jeden falknerischen Grundsatz. Ich werde kein Tier zwingen etwas zu tun, was es nicht will.
Gebot 1: K E I N E N S T R E S S ! ! !

Die Frage ist jetzt nur, ob der Sperber auf Kinder genau deckungsgleich reagiert. Einen entsprechenden Versuch habe ich bisher aber gescheut. Vielleicht habe ich davor einfach nur "Schiss", dass das Nummer vier ist.

Bei aller Liebe zum Glauben an ein schnell lernendes Tier; ich kann doch keinen "wilden" (?) Greif nach einer Woche völlig ohne Gegenwehr ein Geschüh anlegen. Mein Turmfalkenpflegling vom letzten Sommer hätte mir was gehustet und sich glatt als "Piercer vom Dienst" betätigt.
Ebenso das sitzen auf der blossen Hand. Das geht mit dem Sperber und mit meinen turmfalkigen Chef, der Wiederauswilderungsfall hätte (und hat) deutliche rote Spuren hinterlassen.

Noch was zum grauen Star: Bei normalen Tageslicht sieht der Sperber durchaus etwas. Im Nahbereich bis ca. 3m relativ deutlich, im Fernbereich mit steigender Entfernung immer weniger. Dies betrifft nur das rechte Auge. Links ist deutlich schlechter. Auf z.B. vorbei fliegende Krähen erfolgt da schon eine direkte Reaktion. Der "Verhaubungseffekt" tritt erst bei einen gewissen Dämmerungsgrad ein. Also, sorry, der Vergleich mit einer Verhaubung trifft nicht ganz ins Schwarze. Ich habe das vielleicht nicht richtig beschrieben.

Auch bei meinen Turmfalkenterzel stand damals die "Euthanisierung" auf der Diskussionsliste. Hier gab es dann von Seiten eines Falkner´s und der UJB eine klare Aussage: "Warum töten? Der kennt das nicht anders und nimmt aktiv am Leben teil."
... und so wurde ich Sklave meines Herren! :D
 
Deine örtliche Erfahrung mit geplünderten Horsten kann ich nicht einordnen und kommentieren.
Jedoch habe ich als Habichtler etwas Erfahrung mit Habichtswildfängen und ich denke, die sind auf Sperber übertragbar.
Greifvögel sind extreme Opportunisten, d.h. sie stellen sich auf neue Gegebenheiten oft erstaunlich schnell ein. Tritt eine Behinderung auf, führt dies entweder zum Tod oder kann kompensiert werden:
Zwei Beispiele, die dies zeigen mögen:
Ein Rothabichtsterzel schlägt ein Zwerghuhn, wird von diesem in dessen Behausung mitgezogen, dort getötet und beim Kröpfen vom Huhnbesitzer dort angetroffen. Der Terzel kröpft weiter..., der Hühnerfreund setzt sich neben den Terzel, der kröpft weiter..., u.s.w.. Das eigentlich Erstaunliche an dieser Geschichte, der Vogel war speckerund! Allerdings ist er auf der rechten Seite blind! Dieser Vogel atzte auf Anhieb in hoher Kondition auf der Faust (was bei Wildfängen in tiefer Kondition immer wieder vorkommt), er steht in der Kammer, wie dort hineingeboren (ist heute in ein Zuchtprojekt integriert). Natürlich könnte es sich um eine Handaufzucht handeln, allerdings denke ich, daß dieser Vogel sich nur sehr schnell auf seine Behinderung einstellte, und diese Einstellung hieß: "Ich kann mir Scheu nicht (mehr) leisten."
Ein anderer Fall: Ein Beizhabichtsweib (kein Wildfang) verstößt sich auf der Jagd, wird nach einem halben Jahr flugunfähig und ziemlich abgekommen aufgefunden und seinem Besitzer zurückgebracht. Durch intensive Recherche ergibt sich folgende Geschichte. Der Vogel wurde mit Schrot vor über fünf Monaten vor seinem Auffinden beschossen, dabei wurde der Oberarmknochen zerschmettert (der präparierte Knochen liegt hier auf meinem Schreibtisch). D.h. dieses Habichtsweib heilte einen abgeschossenen Flügel soweit aus, daß dieser "normal" am Körper wieder anlag, sie überlebte weiterhin trotz Bodenbindung die 5 Monate, bis sie wieder in Menschenhand kam (und dort noch sechs Jahre bei mir in der Voliere lebte).
Es ist nach meiner Erfahrung sehr wohl möglich, daß der Sperber ein Wildvogel mit durch seine Behinderung bedingtes Haustierverhalten ist.
Gruß akhawk
 
Hier möchte ich entgegen fragen:
"Ich kann mir Scheu nicht (mehr) leisten."

Wäre das für den Vogel nicht ausgesprochen kontraproduktiv, seine natürliche und ja eigentlich arterhaltende Scheu abzulegen, selbst wenn er halb blind ist? Müsste er nicht gerade dann noch scheuer sein?

Wenn der Hühnerfreund nicht auch Habichtfreund gewesen wäre, was der Habicht ja nicht wissen kann, wäre seine Lebenphilosophie unter Umständen ganz schnell überholt gewesen ;).
Und gerade so scheue Vögel wie Habichte benötigen sicher etwas "mehr", um ihre natürliche Scheu so ohne weiteres abzulegen.

Grüße, Andreas
 
Abhauen oder fressen. Das ist die Frage.
Welcher Reiz ist im Moment grösser. Darum gehts ja auch beim Abtragen so eines Vogels.
Auch unsere Beizvögel reagieren unterschiedlich, wenn sie auf der Beute stehen und man sie abnehmen will.
Beim Einen muss man die erste Erregung nutzen , wenn er sie kurz davor geschlagen hat. Ein Anderer muss sich zuerst abgeregt haben und zu atzen beginnen, damit es gut geht und er nicht etwa verärgert das Weite sucht. Wieder andere werden so vertraut, dass einfach alles geht.

Eigentlich gehts bei der ganzen Falknerei, dem Abtragen, ja nur darum , dem Vogel einen so grossen Anreiz zu bieten, dass er mitspielt. Sind andere Reize grösser, na dann hab ich ein Problem.

Auch ein Wildhabicht atzt sehr schnell auf der Faust und beginnt mitzuspielen. Mach ich aber Fehler, verärgere ihn, so dass der Reiz Distanz zu halten wieder grösser ist, ist er genau so schnell wieder der totale Wildvogel.
 
Ich möchte, nur mal als Denkanstoß, in die Runde einwerfen, dass "grauer Star" an und für sich eine Alterserkrankung ist. Sollte die These der handaufgezogenen Greife zutreffen (warum landen die eigentlich immer wieder in Freiheit, und das in einem so kleinen Umfeld? Wachsen die ihrem Besitzer über den Kopf? Oder tut hier jemand ein vermeintlich "gutes Werk" mit laienhaften Auswilderungsversuchen?), dürfte es sich dann ja wohl nicht um "Vogelgreise" handeln. Und dann die statistische Häufung, artübergreifend ...
Deshalb könnte auch eine Infektion (u.a. Viren, z.B. aus der Herpes-Familie und etliche andere) für Augenprobleme ursächlich sein. Möglicherweise könnte diese sogar die Verhaltensauffälligkeiten erklären (wenn das ZNS betroffen ist), und damit die Handaufzuchtsthese fraglich werden lassen.
Nebenbei: Solche augenbedrohlichen Infektionen gibts auch beim Menschen, kann sehr hässlich werden ...

Das ist jetzt alles spekulativ, aber ich möchte es nur gesagt haben. Auch aus Gründen Deines Eigenschutzes, Du Diener Deines gefiederten Chefs :D:D ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte, nur mal als Denkanstoß, in die Runde einwerfen, dass "grauer Star" an und für sich eine Alterserkrankung ist. Sollte die These der handaufgezogenen Greife zutreffen (warum landen die eigentlich immer wieder in Freiheit, und das in einem so kleinen Umfeld? Wachsen die ihrem Besitzer über den Kopf? Oder tut hier jemand ein vermeintlich "gutes Werk" mit laienhaften Auswilderungsversuchen?), dürfte es sich dann ja wohl nicht um "Vogelgreise" handeln. Und dann die statistische Häufung, artübergreifend ...
Deshalb könnte auch eine Infektion (u.a. Viren, z.B. aus der Herpes-Familie und etliche andere) für Augenprobleme ursächlich sein. Möglicherweise könnte diese sogar die Verhaltensauffälligkeiten erklären (wenn das ZNS betroffen ist), und damit die Handaufzuchtsthese fraglich werden lassen.
Nebenbei: Solche augenbedrohlichen Infektionen gibts auch beim Menschen, kann sehr hässlich werden ......

Zu den Ursachen von Grauen Star:
1. häufig auftretend im hohen Alter
2. massive Kopfverletzungen, UV- und IR-Strahlung, Krankheiten (Rötel,Masern,etc.)
3. angeboren durch erbliche Veranlagungen (weniger als 1%)
Der Graue Star betrifft Menschen, wie Tiere. Ich habe das Alles nicht gewusst und war sogar relativ erstaunt. Einfach mal googeln.

Ein Zusammenhang zwischen den geplünderten Horsten und den handzahmen aufgefunden Vogel ist, zugegeben, rein spekulativ, könnte zwar, bedingt durch die statistische Häufung, wahrscheinlich sein, stellt aber keinen schlüssigen Beweis dar. Sollte aber dennoch ein Zusammenhang bestehen, kommen meines Erachtens "laienhafte Auswilderungsversuche" wohl kaum in Betracht, eher wahrscheinlich eine doch unverantwortliche "Entsorgung" des offensichtlich wertlosen Vogels. Leider halt alles unbewiesen und reine Spekulation. Aussagekräftige "Verhörmethoden" für Vögel sind noch nicht entwickelt worden. :D
Eine Augenerkrankung durch Viren,etc. konnte bis jetzt durch Abstriche ausgeschlossen werden, hier kamen eher Verletzung durch mechanische Einwirkung (Anprall) in Betracht.

@ eric + akhawk

Danke für eure Beiträge. Da steckt definitiv eine Menge Wahrheit und falknerische Erfahrung drin. Das ist schon richtig so, sonst würde ja ein Abtragen nicht wirklich funktionieren.
Ein ähnliches angepasstes lernendes Verhalten konnte ich bei einen jungen Waldkauz vor ein paar Wochen machen. Das Käuzchen war einfach etwas abgekommen, also habe ich den nicht in eine Voliere gesteckt, sondern einfach auf dem Hof, unter einen Schauer, auf ein unter der Decke angebrachtes Brett gesetzt und einen Hähnchenschenkel dazugelegt. Der war am nächsten Tag ratzekahl abgeputzt. Nach Dämmerungseinbruch war der Kauz wieder da, hat sich eine Maus vorlegen lassen und verspeist. Das Lustige ist, dass er nun unregelmässig diesen Platz aufsucht, worauf er dann seine Maus erhält. Der bleibt zwar beim Vorlegen der Mahlzeit (im "Restaurant zur TK-Maus") sitzen, aber Angreifen ist nicht. Kommt die Hand ohne Futter zu nahe, droht er schon. ... und dann verlässt mich der Mut auch schon ..., außerdem soll er frei Leben, ohne irgendwelches getätschel. Hilfestellung ist ok, mehr nicht.

Die Frage steht doch eigentlich ganz anders im Raum. Ist es eigentlich überhaupt möglich, ein angepasstes von einen antrainierten Verhalten zu unterscheiden?
Bis jetzt habe ich immer, selbst bei stark abgekommenen Greifen, wenigstens eine schwache Abwehrreaktion erlebt.

Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich doch den Sperber mal testen, wie er auf Kinder reagiert. Allerdings muss das da ausreichend hell sein, sonst sieht er ja nichts und dann ist eine Reaktion nicht aussagefähig. Wenn da auch nur die geringste Angst- oder Abwehrreaktion kommt, ist dann Feierabend mit solchen Versuchen. Man muss ja das Tier nicht einer offensichtlich stressig empfundenen Situation aussetzen.
 
Das war´s dann

Nachdem ich in den letzten Monate mit unseren Sperber viel Stress, aber auch wunderschöne Momente erlebt habe, ist er gestern abend plötzlich leider doch noch verstorben. Wenige Stunden vorher hatten wir schon die Gewissheit, das er am gelben Knopf erkrankt war.
Diesmal mache ich mir richtig ernsthafte Vorwürfe, da ich das hätte wesentlich eher bemerken müssen. Möglicherweise wäre er dann vielleicht noch am Leben. Ich hatte mich halt doch zu sehr auf meine zukünftige Arbeit konzentriert. Dabei ist mir, nur allzu gut bekannt, wie empfindlich Sperber in der Haltung sind. 0l
 
ich habe zwar keine greifvögel,finde sie aber sehr klasse und interessant.aber das tut mir sehr leid,das dein sperber gestorben ist.lass dich mal ganz lieb drücke.:trost:
darf ich fragen was das für eine krankheit ist,diese gelben knopf meine ich.
 
Thema: Posttraumatische Verhaltensstörung
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