Hallo!
Von Hautirratationen habe ich bei Neem noch nie gehört. In Tierversuchen an Meerschweinchen, Katzen und Kaninchen wurden Versuche gemacht, und dabei festgestellt, daß selbst bei einer Menge von 5000 mg pro kg Körpergewicht keine negativen Symptome festgestellt werden konnten, weder äußerlich noch innerlich.
Zum einen war die Wirkung fast "null" ("Floh" brachte immer noch eine Menge Zecken mit nach Hause), zum anderen reagierte meine kleine Madame heftig mit Hautproblemen an der Applikationsstelle. Und als Krönung stank dieses Präparat wirklich widerlich, so dass ich es in den ersten Tagen vermied, die Katze zu streicheln.
Wie gesagt, von Hautproblemen noch nie gehört... Beim Geruch kommt es allerdings sehr darauf an, WAS verwendet wird: der Neemtee (aus Blättern und/oder Rinde) ist ganz annehm- und sogar trinkbar. Das Neemöl allerdings - mit den konzentrierteren Wirkstoffen - riecht wirklich unangenehm.(Einnehmen würde das auch niemand, denn es ist wirklich sagenhaft bitter.) Das liegt an den Schwefelverbindungen, die darin, wie z. B. auch im Knoblauch, vorhanden sind. Ich verwende es manchmal an meinen Händen, da ich wegen diverser Allergien leicht Kontaktekzeme bekomme. Mein Kater geht mir dann regelmäßig für längere Zeit aus Weg, allerdings hilft es mir sehr viel besser als bisher jede vom Hautarzt verschriebene Salbe (einschließlich Cortison mit seinen bekannten Nebenwirkungen). Daß Katzen die diversen im Handel erhältlichen Neemsprays nicht mögen, habe ich schon öfter gehört. Allerdings gleichzeitig mit der Betonung, daß es gegen Milben und Zecken recht gut hilft. Vielleicht gibt es ja bei den industriellen Produkten hinsichtlich des Wirkstoffgehaltes Unterschiede (Das würde ich auch in Hinblick auf die Hautprobleme annehmen.)
Ich selbst hatte vor einiger Zeit eine Gehörgangsentzündung. Der Arzt verschrieb mir dafür Aureomycin-Salbe. Ich habe eine Woche gecremt - mein Ohr schmerzte wie am Anfang. Dann habe ich - mehr aus Verzweiflung - ein paar mal Neemöl in mein Ohr getropft: binnen 24 Stunden alles abgeheilt.
Für Wirbeltiere, und somit auch Vögel, ist es übrigens absolut ungefährlich, nur gegen Insekten und Spinnentiere ist es auf mehrfache Weise schädlich. Die Hauptwirkung besteht allerdings als Fraßgift: Die Insekten verhungern lieber, als daß sie von der bisherigen Wirtspflanze fressen. Außerdem wirkt es keimtötend: In Indien wird es als Verhütungsmittel eingesetzt (über die Wirksamkeit kann man aber geteilter Meinung sein
). Wer also gerade Kinder haben möchte, sollte es lieber nicht verwenden, keinen Neemtee (der gar nicht so übel schmeckt) trinken und auch keine Zahncreme auf Neembasis benutzen.
In Wohnräumen würde ich es auf jedenfall lieber anwenden als die sonst üblichen Gifte, eventuell in Verbindung mit Kieselgur. Man muß vielleicht ein paarmal häufiger sprühen, aber man richtet ja damit keinerlei Schaden an. Ich würde aber dabei nicht die fertig käuflichen Produkte benutzen, sondern das Naturpodukt vorziehen. Wenn es beim erstenmal keine ausreichende Wirkung hat, kann man es ja das nächste Mal konzentrierter ansetzen. Die fertigen Sprays sind einfach Geldschneiderei, und man weiß nicht, was da sonst noch so enthalten ist. (Ich weiß nur, daß, als vor einigen Jahren der Neemboom in der westlichen Welt einsetzte, es große Streitigkeiten um die Vermarktungsrechte gab, und die kleineren sich auch für dieses Produkt interessierenden Firmen außen vor gelassen wurden.) Für den Schutz der Nestlinge bietet es sich z. B. an, den Neempreßkuchen zu verwenden, das sind die Rückstände, die bei der Gewinnung des Neemöls aus den Samen anfallen.
Wer sich sonst noch mal näher mit dem Produkt beschäftigen sollte, wird feststellen, daß die Palette der Wirkungen größer als bei allen anderen derzeit bekannten Heilpflanzen ist und sich längst nicht nur auf den Einsatz als Ungeziefergift beschränkt! Deshalb wollte ich an dieser Stelle noch mal eine Lanze dafür brechen.
Als Umgebungsspray mag es ja noch für die RVM einen Versuch wert sein, aber für die Ektoparasiten, die sich am Körper befinden würde ich es zumindest nicht nehmen wollen.
Dazu muß ich noch etwas sagen und beziehe das mal auf den Menschen: Die Krätze ist, auch wenn das eher ein gern übergangenes Thema, auch in Europa wieder sehr auf dem Vormarsch und hat NICHTS mit mangelnder Hygiene zu tun. Es gibt neuere, sehr viel aggessivere Milbenstämme, die sich z. B. in Altersheimen schon "per Handschlag" ausbreiten. Zudem sind sie gegen die allermeisten Mittel resistent. Die übliche allerletzte Möglichkeit der Hautärzte dagegen ist noch immer Lindan, und selbst das versagt oft. Und wer dessen Giftigkeit kennt, der weiß, daß der Geruch von Neemöl das letzte ist, weswegen er sich dabei Sorgen machen würde. Neemöl verspricht auch in Zukunft dagegen helfen zu können, denn eine Resistenz dagegen ist bei der Häufung von Wirkstoffen ausgesprochen unwahrscheinlich.
Gruß
Mary