"Qualzuchten"

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S

semmel

Guest
Hallo Vogelfreunde,
ich befasse mich zur Zeit ausgiebig mit den Positurkanarien und ob sie zu den Qualzuchten gehören. Diese Vögel sind ja dadurch gekennzeichnet, daß sie mit durchgedrückten Tarsalgelenken auf der Stange sitzen und den Hals mehr oder weniger nach vorn strecken. Mich würde jetzt mal interessieren, ob es diese Phänomen noch bei anderen Tierarten gibt.
Gruß Steffi

[Dieser Beitrag wurde von semmel am 07. August 2000 editiert.]

[Dieser Beitrag wurde von semmel am 07. August 2000 editiert.]
 
Hallo Steffi,

wenn Du Dich intensiv mit den Positurkanarien beschäftigst, sollte Dir aufgefallen sein, daß es nur bestimmte Rassen wie z.B. der Bossu Belge sind, die Merkmale zeigen, wie Du sie beschrieben hast und keineswegs alle Positurkanarien.
Zum Thema Qualzuchten empfehle ich Dir folgenden Bericht hier auf dieser Homepage:
Kommentar zur Auslegung des §11b des Tierschutzgesetzes.
Vielleicht beantwortet das einen Teil Deiner Frage.

Viele Grüße
Moni


[Dieser Beitrag wurde von Moni am 10. Juli 2000 editiert.]
 
Hallo Steffi,

möchte mich der Meinung von Moni uneingeschränkt anschliessen.
Derzeit laufen ja diverse Untersuchungen. Man sollte jedoch mit dem Begriff "Qualzuchten" schon vorsichtiger umgehen, da hiermit sehr viele EMotionen verbunden sind. Trotz allen ernstgemeinten Interesses, glaube ich auch kaum, daß ein Einzelner einschätzen kann, ob eine bestimmte Positurkanarienrasse den Qualzuchten angehört.
Wer sich mit Positurkanarien näher beschäftigt, weiß auch das die Gruppe der Figurenkanarien lediglich kurzzeitig eine bestimmte Form einnimmt.

Gruß
Oli
 
Hallo Steffi,

<< ich befasse mich zur Zeit ausgiebig mit den Positurkanarien und ob sie zu den Qualzuchten gehören... >>

... WIE beschäftigst Du Dich mit Positurkanarien ? Heißt das, daß Du ALLE Positurkanarien zu Hause hast, so daß Du tagtäglich mit diesen Tieren zu tun hast ? http://www.vogelnetzwerk.de/forum/smile.gif Ich denke, das ist NICHT der Fall. Wenn ich jetzt angriffslustig wäre würde ich sagen, daß Du dann nicht mitreden kannst, da Du das nicht beurteilen kannst http://www.vogelnetzwerk.de/forum/wink.gif.

Daher bitte sehr, VORSICHT mit den beiden Begriffen "Qualzucht" und "Positurkanarien".

<< Diese Vögel sind ja dadurch gekennzeichnet, daß sie mit durchgedrückten Tarsalgelenken auf der Stange sitzen und den Hals mehr oder weniger nach vorn strecken. >>

... aha, also meinst Du damit den Rassenkreis der "Gebogenen" Kanarien.

Hmm, ... ich möchte Dich mal mit folgender Überlegung konfrontieren:
Ein Grundbedürfnis einer Spezies (egal, welche) ist es, sich fortzupflanzen, nicht ? Dies tun diese Tiere auch, richtig ? Wenn es einem NICHT gut geht, dann denkt der nicht daran, sich diesem Streß aufzuhalsen. Es steckt eine wahnsinns Arbeit hinter Brüten, Kückenaufzucht etc. ! Wenn also diese Tiere so schlimm krank wären aufgrund ihres SEINS, dann wären die längst ausgestorben.

Das ist jetzt nur EINE Überlegung von vielen.

Der bekannte Autor Klaus Speicher schreibt über die "gebogenen" Kanarien in einer Fachzeitschrift folgendes unter der Überschrift "Der gebogene Irrtum":

<< ... Im Rassefächer der Positurkanarien sind Haltungsvögel, deren Silouette "gebogen" erscheint. Oberflächlich betrachtet scheinen diese Tiere wegen ihrer absonderlichen Haltung in den Augen mancher Laienbetrachter als "Qualzucht", die für den Vogel mit Leiden verbunden sei. Dies ist ein grundsätzlicher Irrtum. Alle diese Rassen - bei glatt befiederten Bossu Belge, Scotch Fancy, Japan Hoso - bei den Frisierten Gibber Italicus, Gibboso Espagnol, Frisé-Francais oder Südholländer - sind im Vollbesitz aller biologischen Funktionen, die von der Stammform Kanariengirlitz erblich auf die Hausrassen übertragen sind. Das so genannte "Ganzziehen", fälschlich im Züchterjargon "arbeiten" genannt, ist eine freiwillige Muskelleistung des betreffenden Vogels, die durch angeborene anatomische Vorbedingung des Knochengerüstes (Sklettbau) möglich geworden ist. Dazu sind einmal die Knochen der Wirbelsäule zwischen Kopf und dem 1. Brustwirbel beteiligt, während zum Schwanz hin dem Pygostyl wichtige Bedeutung zukommt. Dieses Fremdwort muß Bestandteil der Fachsprache unter Positurzüchtern und -richtern werden. Es handelt sich sozusagen um das "Endstück" eines jeden Vogels - ein aus wenigen Wirbeln bestehender kurzer knöchener Schwanz, der in einem plattenförmig ausgezogenen Verschmelzungsprodukt aus 6 - 8 Wirbeln, dem Pogostyl, endet. An diesem Gebilde sind beiderseits die Muskelpartien angesetzt, die die zwölf großen Schwanzfedern bewegen. Es sind relativ kräftige Muskeln, die für die Luftsteuerung im Flug notwendig sind. Deshalb heißen diese Schwanzpennen auch Steuerfedern. Und wie beweglich dieselben sein können, zeigt jeder Vogel bei der Gefiederpflege. Kanarien können jede Schwanzfeder einzeln durch den Schnabel ziehen. Das ist auch notwendig, damit der Klettverschluß, das Verhakungsfeld der einzelnen Federstrahlen geschlossen ist. Nur so ist der Vogel flugfähig. Und so wie es unter uns Menschen begabte Turner und Akrobaten gibt, ist es auch bei diesen Kulurrassen des Kanarienvogels. manche können es besser als andere, manche tun und zeigen es öfters als andere; immer aber gilt die Maxime: "sich biegen nach Belieben". Übrigens, auch der "abgewinkelt getragene" Schwanz des Yorkshire-Rasse im Golding-Typ ist bedingt durch die Muskulatur des Pygostyls. Es ist wohl angezeigt, dieses Wort zu lernen und zu verwenden. Es ist nicht mal so kompliziert wie Carduelide und dieses Wort hat es auch geschafft in Züchtermund alltäglich zu sein. >>

In diesem Sinne ...

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Liebe Grüße

Nicky

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Ergänzung:

Wenn Du total unsicher bist, dann wende Dich doch mal an die Interessengemeinschaft Gebogene Rassen oder besuche einmal eine Vogelschau (Vorbeugend gesagt: Nee, die Tiere sind NICHT nur in diesen Käfigen untergebracht, sondern daheim in großen Volieren !).

Die nächste findet im Oktober in Belgien statt. Dort kannst Du mit Leuten sprechen, die jeden Tag mit Bossu Belge, Rheinländer, Japan Hoso, Münchner und Scotch Fancy zu tun haben.


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Liebe Grüße

Nicky

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Hallo Leute,
hab mich wahrscheinlich zu oberflächlich ausgedrückt. OKay hier meine bessere Variante:
Ich befasse mich derzeit mit den "Gebogenen" Kanarienrassen Gibber Italicus und Südholländer. Qualzuchten habe ich deshalb in " " gesetzt, weil mir dieser Begriff auch mißfällt. Deshalb beschäftige ich mich ja mit Ihnen (und zwar rein wissenschaftlich) um die bisher aufgeworfenen Fragen eventuell beantworten zu können. Meine Frage bezog sich auch nicht darauf, ob es nun Qualzuchten sind oder nicht, sondern ob es dieses Erscheinungsbild (durchgedrückte Intertarsalgelenke bei abgewinkeltem Hals) auch bei anderen Tierarten gibt. Bekannt sind mir halt nur noch einige Taubenrassen und Entenrassen (wie Indische Laufente). Ich wollte niemanden auf den Schlips treten, da ich genau weiß, wie manche Kreise auf solche unbedachten (hab mich halt falsch ausgedrückt) Kommentare reagieren. Daher noch mal Sorry und vielleicht könnt ihr mir jetzt weiterhelfen.
Gruß Steffi
 
Hallo,

&lt;&lt; [...] und zwar rein wissenschaftlich) um die bisher aufgeworfenen Fragen eventuell beantworten zu können &gt;&gt;

... wie sehen Deine Untersuchungen denn praktisch aus, mal neugierig gefragt http://www.vogelnetzwerk.de/forum/rolleyes.gif ? Werden da Fragebögen ausgefüllt oder Tiere getötet, um eventuelle Veränderungen festzustellen ... ?

&lt;&lt; ... ob es dieses Erscheinungsbild (durchgedrückte Intertarsalgelenke bei abgewinkeltem Hals) auch bei anderen Tierarten gibt. Bekannt sind mir halt nur noch einige Taubenrassen und Entenrassen (wie Indische Laufente). &gt;&gt;

... das weiß ich auch nicht http://www.vogelnetzwerk.de/forum/rolleyes.gif . Vielleicht weiß das eher Fachpersonal wie Tierärzte oder Tierpfleger http://www.vogelnetzwerk.de/forum/smile.gif

&lt;&lt; Ich wollte niemanden auf den Schlips treten, [...]&gt;&gt;

... http://www.vogelnetzwerk.de/forum/smile.gif das ist schön. Züchter werden schon genug zu unrecht "an die Wand gestellt". Kein Wunder, wenn man dann irgendwann sooo aussieht: http://www.vogelnetzwerk.de/forum/mad.gif nicht wahr ?

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Liebe Grüße

Nicky

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Hallo, speziell zu Semmel,
Darf ich mich auch einmal zum Thema § 11b, TSchG äußern?
Sicherlich ist bei den Positurkanarien (übrigens bei fast allen Rassen) eine Veränderung des Körperbaus festzustellen. Dies ist aber auch ein wesentliches Merkmal für die Domestikation, wie bereits Herre&Röhrs in ihrem Werk (2. Aufl. 1992) darstellten. Schließlich ist der Dackel und auch der Berner Sennenhund deutlich in seiner Anatomie zu unterscheiden und beid unterscheiden sich vom Wolf, der der Stammvater beider (und auch aller anderer) Hunderassen ist.
Dies ist aber - genauso wie das Aussehen - nicht relevant! Skurrile Gestalten sind "Geschmackssache" und keine Grundlage zur Einstufung nach irgendwelchen Merkmalen von § 11 b.
Beim besagten Paragraphen geht es lediglich darum, daß der Gesetzgeber meit, da einschreiten zu müssen, wo Schmerzen, Leiden u. ä. bei Tieren zu erwarten sind, die durch ihre andersartige Anatomie begründet sind.
Damit ist auch das "Gerade- oder Durchdrücken" der Intertarsalgelenke (Vögel haben kein Tarsalgelenk) nicht das Kriterium, sondern die Gutachterkommission vermutet eine pathogene und damit schmerzhafte Veränderung der Intertarsalgelenke. Dies ist aber bislang nicht !!! nachgewiesen. Selbst die so oft zitierte Arbeit von Schicktanz kann keine krankhafte Veränderung feststellen (Übrigens eine fragliche Arbeit: gesponsert vom "Kommittee gegen den Vogelmord"). Seine damaligen Schlußfolgerungen "aus ethischen Gründen" ist alles andere als Tierschutzrelevant.
Das Thema ist aber sehr komplex. Ich habe während des Studiums einige Untersuchungen selbst durchgeführt, aber nie veröffentlicht. Die momentane Diskussion geht m. E. auch recht weit am Thema selbst vorbei. Wichtige Fragen sind in den bisherigen Untersuchungen auch nie gestellt worden, z. B., nach dem Komfortverhalten, nach Präferenzen von Körperstellungen und nach eventuellen sichtbaren Schmerzreaktionen. Das Problem ist aber auch, daß bislang nur Tierärzte die Wortführer waren, Zoologen (speziell Anatomen und Ethologen) wurden nicht "für voll genommen". Es wäre also ein ideales gebiet, interdisziplinär zu forschen.
Übrigens ist die Diskussion nicht nur beim Kanarienvogel geführt. Die Rassegeflügelzüchter sind mit einigen Formen genauso betroffen wie die Kanickel-, Hunde- und Katzenzüchter. Meerschweinchen- und andere Kleinsäugerzuchten sind vorgesehen. Bei den Fischen (speziell Lebendgebärende) hat man absolut souverän alle Einwände schon im Vorfeld, vor der schriftlichen Fixierung, ausräumen können.
Bei speziellem Wunsch bin ich auch zur direkten Ansprache bereit, nachdem ich schon in den Anfängen, als das Thema an den BNA erstmals herangetragen wurde, bis zur letzten Anhörung im Ministerium, mit dem gesamten Bereich durchaus gut vertraut. Ich fürchte aber, daß die Ausweitung im Bereich dieses Forums den Rahmen deutlci sprengt.
Also: Meldet euch bei mir direkt!
Gruß Hans (Zoologe, Fachrichtung Anatomie, Ornithologie; seit längerem promoviert)
 
Thema: "Qualzuchten"

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