Bei uns (ich meine meine alte Heimat im Westen von NRW) haben Rabenkrähen in ihrer Zahl auch extremst zugenommen. Interessanterweise sind Dohlen verhältnismäßig zurückgegangen.
Ich stimme Esth zu, dass es Vorbehalte gegen diese Vögel gibt - in meiner Kindheit wurden zum Beispiel Dohlen als Plage gesehen. Als ich mal einer verletzten Dohle helfen wollte (im Grundschulalter), wurde ich dafür praktisch böse angeschaut. Nach dem Motto: Es ist besser, wenn diese Viecher sterben.
Meine Oma ist in den 30ern geboren und kommt vom Bauernhof - ihre Mentalität ist auch, dass es "gute" und "böse" Vögel gibt. Das kriegt man aus ihr nicht mehr raus - sie lebt seit 87 Jahren damit. Sie hasst auch Spatzen (glücklicherweise nicht genug, um etwas gegen sie zu tun). Dass sie mancherorts selten geworden sind, würde sie sicher nicht verstehen, zumal unser heimischer Garten tatsächlich eine sehr gesunde Sperlingspopulation hat. Wenn eine Elster durch unseren Garten läuft, bekommt die Oma fast einen Anfall. Die armen Rotkehlchen! Sicher raubt die Elster sämtliche Nester aus!
Aber abseits sämtlicher Stereotypen und Vorbehalte ist es nicht zu leugnen, dass Rabenkrähenpopulationen stellenweise extrem gestiegen sind. Es geht dabei gar nicht primär um ausgeraubte Singvogelnester - Rabenkrähen sind schließlich Allesfresser und ernähren sich bei uns gern in Abhängigkeit vom Menschen: Essensreste auf der Straße, Samen auf dem Acker. Kein Wunder, dass Landwirte da auf die Barrikaden gehen, weil ein Schwarm durchaus verheerenden Schaden anrichten kann. Dazu kommen Lärm- und Schmutzbelästigung, die in Dörfern teilweise ein Problem sind.
Das nehmen ja inzwischen sogar die Behörden sehr ernst, weshalb stellenweise Ausnahmen von den Schonzeiten eingeführt wurden - eine Maßnahme, die ich persönlich sehr begrüße. Schließlich ist die Überpopulation ja menschlich bedingt, wenn der Mensch den Vögeln die Futtersuche (unabsichtlich) erleichtert.
Wie sich die riesigen Populationen auf kleine Singvögel auswirken, weiß ich nicht. Ich kann nur nach meinem persönlichen Bauchgefühl berichten, dass unsere Gartenbevölkerung sich in ihren Verhältnissen seit meiner frühen Kindheit nicht wirklich geändert hat. Aber wir wissen auch alle, wie ein Ökosystem funktioniert. Wenn ein Glied der Nahrungskette überbevölkert ist, hat das langfristig Auswirkungen. Wir können uns auch nicht aus der Verantwortung ziehen nach dem Motto "die Natur regelt sich von selbst" - nicht, wenn der Mensch mitverantwortlich für die Verschiebung des Gleichgewichts ist.