Rotschwanz-Nestlinge nachts allein

[Alman]

In einem Hausrotschwanz-Nest sind vor ca. drei bis vier Tagen fünf Küken geschlüpft.
Seit vorgestern abend beobachte ich (mittels Aufzeichnungen einer Überwachungskamera), dass das Männchen das Weibchen zum Abend hin häufig vom Nest weg lockt und dass beide Elternteile dann, so ungefähr ab 20 Uhr, gemeinsam für längere Zeit weg bleiben. Das Weibchen scheint irgendwann am frühen Morgen (vor Sonnenaufgang) zum Nest zurück zu kehren. Folglich ist das Nest zwischendurch für einige Stunden nicht 'betreut'. Während ich diesen Beitrag schreibe, sind es z.B. gerade gut viereinhalb Stunden am Stück.
Müssten die noch sehr kleinen Küken nicht eigentlich, und zwar gerade nachts, die meiste Zeit behudert werden?
Falls - was meine größte Sorge ist - das Elternpaar das Nest aus irgendeinem Grunde aufgeben (oder bereits aufgegeben haben) sollte; welche Maßnahmen kann ich ergreifen? Sollte ich mir z.B. einen Brutapparat, eine Wärmelampe o.ä. besorgen? Falls ja, wo kann man sowas kaufen?

 

[astrid]

Hallo Alman

Die Küken müssten in der Nacht gehudert werden. Beobachtest Du denn, dass die Nestlinge regelmäßig gefüttert werden?

Sollte das Nest aufgegeben werden, kannst Du die Küken in die Wildvogelklink der TiHo bringen (Bünteweg Nr. 9) oder in die Auffangstation Sachsenhagen (Hohe Warte 1).

 

[Sowi]

Hallo Alman,

es ist sehr stark davon abhängig, wie hoch die Temperatur im Nest ist, ob und wie lange gehudert wird.
Ich habe auf der Diele alljährlich ein Rotschwanznest.
Da sind die Eltern schon zwei Tage nach dem Schlupf nur noch selten länger auf dem Nest.
Das liegt daran, dass das Nest unter der Zwischendecke zum Dachboden sitzt und auf dem Dachboden
bereits sehr hohe Temperaturen herrschen.

Das Nest ist dadurch warm wie im Brutkasten.

Wenn sehr viele Küken geschlüpft sind und das Nest sehr voll ist, herrscht in diesen Kugeln ebefalls schnell eine hohe Temepratur.

Ich würde auf keinen Fall eingreifen, solange die Eltern füttern.

Bevor Du eingreifst, solltest Du wirklich ununterbrochen über mehrere Stunden (auch am Tag) das Verhalten der Alttiere beobachten.

Wenn sie füttern, hat alles seine Richtigkeit.

Nur, wenn sie auch das Füttern einstellen stimmt etwas nicht.

Wenn Du bei so jungen Küken eingreifst, ist das Risiko bei Rotschwänzen groß, dass die Eltern die Küken aufgeben.

Auf der anderen Seite ist gerade die Handaufzucht so junger Küken immer ein hohes Risiko.
Außerdem haben die Tiere, wenn sie denn die handaufzucht schaffen, einen sehr viel schwereren Start in die Freiheit, als wenn sie es von ihren Eltern lernen dürfen.

Also bitte, bitte nicht voreilig etwas unternehmen.

Vieles ist nicht wie es scheint

LG
Sowi

 

[Alman]

Vorweg: Erst jetzt habe ich wieder Zugang zu einem Computer - am Smartphone konnte ich zwar die Kommentare sehen, aber leider nicht antworten.

Herzlichen Dank für die sehr informativen Antworten!

Die Jungen bleiben nach wie vor nachts (jeweils zwischen ca. 20 und ca. 5 Uhr) allein. Die übrige Zeit werden Sie gefüttert und gelegentlich auch gehudert. Soweit für mich erkennbar, geht es ihnen gut.

Was die Eltern nachts so 'treiben' bzw. warum nicht eines der Elterntiere am Nest bleibt, ist mir nach wie vor schleierhaft. Das Nest befindet sich im 11. Stock eines Mietshauses im Eingangsbereich des Treppenhauses, vielleicht ist es ja eine Art Risikopolitik, wenn die Eltern dort nicht über Nacht bleiben. Aber wie auch immer; Hauptsache die Brut kommt durch.

Übrigens fand ich den TiHo-Tip ganz besonders wertvoll. Im Verzeichnis der Wildvogel-Aufnahmestationen hatte ich nämlich für Hannover niemanden gefunden.