Schlachtabfälle für Ziervögel

[finchNoa@Barbie]

Ich bin gestern auf ein Produkt eines namenhaften Herstellers gestoßen, was mich doch irgendwie irritiert hat.
Es geht um Eifutter für Kanarien und Finken. Es ist die Rede von "wertvollen Eiweisen" und "lässt wiederstands-
fähige Jungvögel wachsen".

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt, was da unter wertvollen Eiweisen verstanden wird. Blutmehl, ein Pulver
aus Schlachtabfällen und Blut aus der Massentierhaltung. Dazu dann noch Knochenmehl.
Das diese Tiere massenhaft mit Wachstumshormonen (soll das, das Wachstum von Jungvögeln fördern?) und Medikamenten voll gepumpt werden ist ja inzwischen bekannt.

Ich frage mich was hat sowas in der Futterschale von Ziervögeln zu suchen und wer kauft sowas.

Auf der Verpackung ist ein großes Siegel "Naturprodukt" aufgeklebt.

*

 

[Sowi]

Tja, leider, leider sind Schlachtabfälle per Gesetz naturprodukte.
Und Du hast Recht - ich würde es im Leben nicht füttern.
Das ist übrigends in nahezu sämtlichen Kleintiermisch- und Fertigfuttern verarbeitet. Häufig steht noch nichtmal Blutmehl dabei, sondern "tierische Eiweisse".
Das meiste Blutmehl kommt aus der Massengeflügelhaltung - was leider dann automatisch auch noch zusätzlich das Risiko birgt, dass bei fehlerhafter Verarbeitung (zu kurze, zu wenig Hitze/Druck = Energieersparnis = Gewinnmaximierung) Keime überleben. (heisst zwar seitens der Industrie immer: "so etwas KANN gar nicht passieren" aber das haben sie bei BSE auch gesagt...und was war? Nicht lange und hoch genug erhitzt......mal ganz abgesehen davon, dass es pervers ist, Pflanzenfressern tierische Proteine einzuverleiben) Wenn es Geflügelblutmehl ist, dann also Keime, die für Vögel auch noch besonders gefährlich sind - und ja, Medikamentenrückstände werden da sicher auch drin sein.
Schau mal hier:
Produkte GePro * Geflügel-Protein Vertriebs GmbH&Co. KG * www.ge-pro.de
Diese Firma gehort zur Wesjohanngruppe - also da, wo auch WIesenhof zugehört. Es gibt kaum einen Fertigfuttermittelhersteller (egal ob Fisch, Hund, Katze, Vogel, Nager etc.), der keine Schlachtabfälle verarbeitet - und meist ist es Geflügel, denn das ist am billigsten und am meisten verfügbar.
Es ist so ekelhaft - nicht einmal meine Hunde kriegen irgendein Nass- oder Trockenfutter aus Dosen oder Tüten.

 

[Hummel01]

Das ist ja widerlich. Habe grad nachgeguckt, ob so was in dem Eifutter drinne ist, welches meine Vögel bekommen. Da steht nur etwas von pflanzlichen Eiweißen und Eiern drauf. (Auch wenn zu erwarten ist, dass die Eier von schlecht gehaltenen Tieren sind.) Müssen die tierischen Eiweiße, wie Blutpulver und Knochenmehl, denn in der Zutatenliste aufgeführt werden? Wenn auch nur als "tierische Eiweiße"?

 

[Sowi]

Theoretisch ja, wenn sie als Inhaltsstoffe (Zusammensetzung) verarbeitet werden.
Wenn sie aber als Produktionshilfsstoffe zum Einsatz kommen, sind sie nicht deklarationspflichtig.
Viele ehemalige Inhaltsstoffe (auch bei menschlichen Produkten) sind wie von Zauberhand zu Produktionshilfsstoffen mutiert und somit trotz Volldklarationspflicht eben nicht deklarationspflichtig.
Die Zusatzstoffhersteller haben da sehr schnell reagiert und werben mit "tausenden von "white label" Zusätzen."

Du kannst davon ausgehen, dass sehr proteinreiche Futter fast immer mit tierischen Nachprodukten (oder mit hohen Sojaanteilen) auf ihre hohen Proteinwerte kommen.

Wie gesagt - auf der sicheren Seite fütterst Du, wenn Du nur fütterst, wo siehst, was Du gibst - also Nahrungsmittel in ihrem Urzustand.

Gilt auch für einen selbst: "iss nur, was Deine Ururgrossmutter als Nahrung erkannt hätte" - vermutlich würde sie in einem modernen Supermarkt denken, sie ist bei einem Giftmischer der Hölle gelandet....

 

[Hummel01]

Gilt auch für einen selbst: "iss nur, was Deine Ururgrossmutter als Nahrung erkannt hätte" - vermutlich würde sie in einem modernen Supermarkt denken, sie ist bei einem Giftmischer der Hölle gelandet....

Das stimmt leider wirklich... Vor allem Vegetarier und Veganer haben da Probleme, in Säften ist Gelatine, in manchem Süßmolkenpulver Lab (Enzyme aus Kälbermagen), in manchem Käse ist ebenfalls Lab, in Gebäcken Schweineschmalz, Karmin wird auch oft "für die schöne rote Farbe" in das Produkt gemischt. Leider wissen die wenigsten nur, was Karmin (E120) ist: getrocknete, ausgekochte weibliche Schildläuse. Die ganzen tierischen Fette die z.B. zur Herstellung von Chips verwendet werden stehen auch nicht auf der Zutatenliste. Als Vegetarier oder Veganer hat man es nun mal nicht leicht.

 

[Hennchen]

Als Vegetarier oder Veganer hat man es nun mal nicht leicht.

Spätestens dann, wenn man auf Medikamente angewiesen ist, und sie sich, weil verschreibungspflichtig nicht aussuchen kann - Gelatine oder Laktose sind fast immer dabei.
Das ist für mich die Grenze, an der ich nicht mehr vegan sein kann (vom Leiden der Versuchstiere einmal zu schweigen).

In der Zutatenliste von Tierfutter findest Du Schlachtabfälle und andres nicht Volldeklariertes übrigens meist unter der Bezeichnung "tierische Nebenprodukte"

 

[finchNoa@Barbie]

Einfach nur ekelerregend.

 

[Sowi]

@Annika,
um es schwer zu haben, musst Du weder Veganer noch allergisch noch sonstwas sein, sondern nur den ANspruch stellen, dass Du natürliche Nahrung zu Dir nehmen willst, die auch das ist, wonach sie aussieht.
Dass das das Aroma im Erdbeerjoghurt, Erdbeereis oder tiefgekühlten Erdbeerkuchen in den seltensten Fällen primär von Erdbeeren stammt (manchmal ist gar nichts von der Erdbeere drin), sondern aus der Zersetzung von Sägespänen durch bakterien gewonnen wird, dürften die meisten mittlerweile wissen.
Dass allerdings Zitronensäure - die fast in jedem Lebensmittel vorkommt - zu allermeist nicht von Zitronen stammt, sondern aus den Ausscheidungen des Aspergillus Niger (zu dt. Schwarzschimmelpilz - hochgiftig, hochallergen etc.), das ist den wenigsten Menschen bewusst....... und da gibt es noch viel mehr, viel ekligere Beispiel dafür, wie Aromen oder optische Irreführungen bei Fertigprodukten hergestellt werden.
Ich behaupte mal, würde man absolut sämtliche Farb- und Aromastoffe sowie Geschmacksverstärker und versteckte Zucker in Fertigprodukten weglassen, würde niemand dieses Produkt mit der Kneifzange anfassen, weil es aussehen, riechen und schmecken würde, wie ins Klo gegriffen.