Schönsittich wf. mit rotem Bauch, Wildtyp oder nicht?

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Hallo Neophemafreunde,

eine immer wieder kehrende Diskussion um den Wildtyp des Schönsittichs möchte ich zum Anlass nehmen, mit Euch zu diskutieren, ob wir den Schönsittich mit rotem Fleck am Bauch zum Wildtyp zählen können, oder nicht. Von manchen wird ganz dogmatisch jegliche Beimischung von Orange im Bauchgefieder als Mutation und künstliches Zuchtmerkmal abgelehnt. Dabei werden sogar Freilandaufnahmen als Fälschung oder als Mischlinge mit Mutanten bezeichnet. Im Internet gibt es inzwischen viele Freilandaufnahmen, auf denen männliche wie weibliche Schönsittiche mit Orange am Bauch abgebildet zu sehen sind.

Ich habe meine Literatur bemüht und folgende Zitate herausgezogen, um sie als Grundlage zur Diskussion hinzustellen. Grund für meine Bemühung ist, dass ich nun rein wildfarbige Schönsittiche halte, die einen orangenen Fleck am Bauch besitzen. Als Farbmorphe, wie sie bezeichnet wird, gefallen sie mir besonders gut und ich halte sie für würdig, als Wildtyp zu vermehren. Im Verhalten sind meine Vögel (ein Paar) recht wildtypisch, sehr lebhaft und relativ scheu im Vergleich zu meinen Vögeln früher. Sie haben einen ausgefaulten Birkenstamm als Brutplatz auserkoren und vier Eier gelegt.

Folgende Zitate sollen die rotbäuchige Morphe als Wildtyp ausweisen:

Handbuch der Vogelpflege (1997) Franz Robiller Papageien Bd.2 Seiten 80, 82
Beschreibung: "... Brust und Bauch leuchtend gelb. ... Es gibt auch Exemplare mit orangeroter Unterseite."
"In den Letzten Jahren (80er?) wurde eine Vielzahl verschiedener Mutationen gezüchtet, ... . Rotbäuchige Vögel sind keine Mutanten, sie entstanden durch selektive Zuchtauswahl." ferner "... Ein Händler in der BRD brachte in den 60er Jahren eine größere Anzahl Weibchen aus Australien mit, die einen großen, roten Bauchfleck aufwiesen, um sie als Goldbauchsittiche (N. chrysogaster) zum horrenden Preis von 4.000,- DM pro Stück zu verkaufen. Von diesen erwarb Dr. BURKHARD (Schweiz) einige und stellte fest, dass es sich um Schönsittichweibchen handelte."

So wie ich die Literatur, die F. Robiller verfasst, bisher kennen gelernt habe, ist sie sehr sorgfältig.

Klaus Immelmann / Dieter Vogels Die australischen Plattschweifsittiche (1987) Seite 65
"Bei Neophema pulchella kommen in Bezug auf die Farbe der Körperunterseite zwei Färbungstypen vor, eine gelbbäuchige und eine intensiv rotbäuchige Form. Da beide nach den brieflichen Mittteilungen von Chr. KRAUSE im selben Gebiet vorkommen, handelt es sich offenbar um einen ähnlichen Polymorphismus wie bei der Gouldamadine. Allerdings scheinen im Gegensatz zur Gouldamadine beim Schönsittich beide Morphen getrennte Gruppen zu bilden. Dr. BURKHARD (pers. Mitt.) hat beide Formen gekreuzt und als Ergebnis Zwischenfarben erhalten. Offenbar ist keine der Formen dominant."

Joseph M. Forshaw (Australischer Ornithologe) Australische Papageien (1969, 1981, 2002, Übersetzung Niemann 2003) Bd.2, Seite 610

Beschreibung Männchen: "Körperunterseite leuchtend gelb, auf Kehle und Oberbrust dunkler und mit einem Anflug von orange; ... ; einige Vögel besitzen einen orangefarbenen Fleck in der Bauchmitte; ..."
Beschreibung Weibchen: " ... ; in der Bauchmitte oftmals orange verwaschen. ..."

Es wäre eventuell noch der Grad bzw. Anteil an rot im Bauchgefieder zu definieren, inwieweit es sich um einen Wildtyp handelt. Bei den vielen Bildern im Netz beschränkt sich das Rot weitestgehend auf die Mitte des Bauches und verfließt etwas an den Rändern. Ebenso auch bei den Weibchen, sofern rot vorhanden ist. Die Brust der Männchen ist unterschiedlich und reicht von hellgrün bis rein gelb.

Ebenso ist die Gesichtsmaske individuell unterschiedlich. Das Blau reicht bei manchen über die Ohren, bei anderen endet es davor. Der rote Schulterstreifen hat unterschiedlich weite Ausdehnung in Richtung anterior - posterior (vorne-hinten) bei ausgebreitetem Flügel. Die Art schein eine gewisse Variabilität aufzuweisen.

Was meint Ihr Forenfachleute, ist die rotbäuchige Morphe wildtypisch? Habt Ihr noch mehr aussagekräftige Hinweise in der Literatur?

Grüße, Al
 
G'day Ich bin ein Wildtyp Fan und bin sehr viel mit Vogelfreunden in Australien unterwege zum (birdwatching) Der Schönsittich kommt häufig in Ost-Australien und im Südosten von Queensland, in New South Wales sowie im Nordosten von Victoria vor. Am häufigsten trifft man den Schönsittich in der Gegend um Sydney an. Der Schönsittich hält sich in Eukalyptus-Wäldern sowie in lichten Wäldern mit Waldwiesen auf. Ich habe noch ( nie) einen rotbäuchigen wildtyp gesehen ( Gerd )
 
G'day bird mate . siehe Anhang ( gerd)
 

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Es ist sicherlich der häufigere Typ mit rein gelber Unterseite. Obwohl ich auf sehr vielen Bildern mit gelbbäuchigen Vögeln einen leichten Orangeanflug erkennen konnte. Zwar sehr blass, aber der Faktor Orange ist wohl angelegt. Auf welchem Allel er liegt, ist vielleicht noch unklar, jedenfalls ist er autosomal und nicht rezessiv, also ein dihybrider, quantitativer Faktor (genetisches Fachchinesisch). Jedenfalls muss er schon vor dem Run auf die Mutationszucht in den 70ern und 80ern da gewesen sein.
 
G'day Alfriedro , auch in der Wildform kann es zu Farbabweichungen im Gefieder geben , man kann dies inbesondere bei den Bergsittichen sehen . Auf jeden Fall halte ich überhaupt nichts von Mutatioen und bin auch ein Gegner davon. gerd
 
Naja, Mutation ist der Motor der Evolution. Aber wir müssen ja nicht auf Teufel-komm-raus etwas Neues aus den Tierchen machen. Die Eigenarten der Wildform sind doch am schönsten. Eine ideale Zucht wäre für mich die Wildform in den Eigenschaften zu erhöhen, sofern das überhaupt möglich ist - also auf ihre Perfektion hin in punkto Gesundheit und Harmonie. So hat man z.B. beim Punktmuster der Diamantamadinen eine größere Regelmäßigkeit und Klarheit zum Ziel. Aber das ist auch keine Mutationszucht sondern gezielte Auslese, wie es die Natur ja selber vornimmt.

Der Schönsittich hat ja offenbar auch das Merkmal des orangenen Bauchflecks, so wie der Orangebauchsittich, Klippensittich, Feinsittich; wenn auch nicht sehr häufig. Dieses Merkmal wirkt für mein Empfinden sehr harmonisch, da das Spannungsfeld zu den blauen Gefiederpartien gesteigert wird. Hier das ideale Maß zu finden, wäre jetzt ein Zuchtziel, ohne den Wildtyp zu verändern. Ansonsten ist es eine individuelle Variabilität der Art.
 
hi,
soweit ich mich noch an den standart des schönsittich erinnern kann (habe leider keinen mehr) sollte der bauch gelb sein - eine leichte orangfärbung ist allerdings erlaubt. nur leider hat mir bis jetzt noch keiner (nicht mal preisrichter) die defination von "leicht" sagen können. ich habe sowas und ähnliches schon öfter bei diversen ausstellungen angesprochen und im grunde bekam ich immer die gleiche antwort: "es wird der gesammteindruck des vogels bewertet und da liegt eine leichte verfärbung immer im ermessen das preisrichters" tja, das heist also wildfarbe ist definationssache und immer abhänging vom spezifischen eindruck.

Aber das ist auch keine Mutationszucht sondern gezielte Auslese, wie es die Natur ja selber vornimmt.
genau das ist zucht - wir als züchter versuchen genetische vorzüge herraus zuzüchten wärend in der natur der stärkste und am besten angepasste überlebt. was auch mal eine änderung in der farbe zur folge hat.

bei den meisten der heute gehaltenen wildfarbigen sittiche und exoten handelt es sich eh um mutationen. da es kaum noch züchter gibt die auf blutlinien aus wildfängen zurückgreifen können. ich sehe die wildfarben der heutigen sittichzucht eher als wf-mutation die man versuchen sollte so dominant wie wöglich zu halten. bei schön- und glanzsittichen fällt dieses sehr schwer da in den 70er und 80er viele aus hybridenzucht entstanden sind. war damals die schnelle methode um farbmutationen zu bekommen. auch wenn mitlerweile wieder seit vielen generationen versucht wird die arten rein zuhalten aber es ist ein problem das sich nicht so einfach wieder ausmerzen lässt.

Der Schönsittich hat ja offenbar auch das Merkmal des orangenen Bauchflecks, so wie der Orangebauchsittich, Klippensittich, Feinsittich; wenn auch nicht sehr häufig. Dieses Merkmal wirkt für mein Empfinden sehr harmonisch, da das Spannungsfeld zu den blauen Gefiederpartien gesteigert wird. Hier das ideale Maß zu finden, wäre jetzt ein Zuchtziel, ohne den Wildtyp zu verändern. Ansonsten ist es eine individuelle Variabilität der Art.

besser kann man das nicht beschreiben.
 
G'day mates.
Ich werde mich mit Vogelfreunden in Australien treffen , die auch ( birdwatching ) Vogelbeobachten machen. Dann werde ich hier im Forum über mein Treffen berichten , über den Schönsittich vor Ort , mit einem freundlichem Vogelgruß ( Gerd)
 

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G'day mates.
Ich werde mich mit Vogelfreunden in Australien treffen , die auch ( birdwatching ) Vogelbeobachten machen. Dann werde ich hier im Forum über mein Treffen berichten , über den Schönsittich vor Ort , mit einem freundlichem Vogelgruß ( Gerd)

Au ja! Und viele schöne Bilder mitbringen, ja?

Grüße, Al
 
Aus meiner Sicht sind das auf gar keinen Fall wildfarbene Vögel. Die dürfen kein rot am Bauch haben.

Und genau das ist fraglich. Siehe Eingangspost Literaturzitate. Das besagte Bild ist eventuell nicht repräsentativ. Man kann nicht eindeutig erkennen, ob es sich um Freilandtiere handelt. Sie sitzen auf einem Zaun. War aber auch nur modellhaft gemeint.

Nach meiner Kenntnis begann die Mutationszucht, wie wir sie heute haben, in den 70er und 80er Jahren. Damals gab es beim Wellensittich allenfalls die Farbe Blau, Lutino und Albino, eventuell noch Opaline. Bei den wesentlich seltener gehaltenen Schönsittichen gab es wohl nur vereinzelte Mutanten. Den roten Bauch aber gab es schon in den 60ern, welche aus Australien importiert wurden (s.o.). Aber da bin ich auch nicht sicher. Vielleicht kann ja einer in seinen Uraltausgaben der AZN nachblättern, sofern er sie hat.
 
Hier noch ein Beleg:

Simpson & Day, FIELD GUIDE to the BIRDS of AUSTALIA, Sixth Edition 1999 (first 1984)

Turquise Parrot "Male ... Upper breast has orange tint. Yellow abdomen may have orange centre."

Wörtlich Übersetzt: "Männchen ... Oberbrust hat orange Tönung. Gelber Unterleib kann orange Mitte haben."
 
hi alfriedro,
ich habe mich am wochenende mit einem zuchtfreund unterhalten der bereits sein den späten 60er glanz- und schönsittiche züchtet. er hat sogar noch blutlinien aus wildfängen und diese zeigen alle einen leichten orangton am bauch. allerdings konnte er sich auch noch erinnern das die vögel die damals aus australien eingeführt wurden auch unterschiede aufwiesen. so hatte ein zuchtfreund von ihm sich damals mal selber welche mitgebracht und diese waren komplett gelb und haben diese farbe auch über generationen so weitervererbt. wichtig ist nur das solche vögel sauber gehalten werden. weil das einkreuzen von orangbäuchigen nur sehr schwer bis garnicht mehr zurückzuzüchten ist. er hat auch noch sehr gute kontakte zu australischen züchtern und besucht sie auch regelmäßig (schön wenn man rentner ist und genügend kohle hat). so kann er ebend auch bestätigen das es in der population australiens unterschiede in der färbung gibt. es ist regionsabhänging und variiert je nach dem verbreitungsgebiet. dieses ist ja auch für europäische verhältnisse gigantisch und da die vögel eher endemisch sind ist eine regionale mutation der wildfarbe durchaus möglich.
 
hi
Ich habe bisher nur die Vögel mit rein gelber Brust für WF gehalten. Dann hat mir aber ein Züchter, bei dem ich meinen letzten Schönsittichhahn geholt habe erklärt, das er auch in den vergangenen Jahren immer wieder mal welche mit leicht orangener Brust hatte. Aber das ist immer schwer festzumachen, wenn man den genauen Ursprung und die Linie nicht genau kennt.

den habe ich mir im Frühjahr geholt
 

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