Schreien bei Handaufzuchten/Greifvögeln/Sittichen

Diskutiere Schreien bei Handaufzuchten/Greifvögeln/Sittichen im Forum Allgemeines Vogelforum im Bereich Allgemeine Foren - Hallo zusammen, mich beschäftigt da schon länger eine Frage. Allerdings möchte ich KEINE Diskussion über das für- und Wider von Handaufzuchten...
Hobbit

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Hallo zusammen,

mich beschäftigt da schon länger eine Frage.
Allerdings möchte ich KEINE Diskussion über das für- und Wider von Handaufzuchten auslösen; worum es mir geht, ist eine reine Verhaltensfrage.

Da es einerseits um Sittiche/Papageien, andererseits aber auch um Greifvögel geht, stelle ich den Beitrag hier rein, damit er nicht doppelt vorhanden ist.

Also!
Von Hand aufgezogene Greifvögel "lahnen" oft, das heißt, sie rufen so, wie Naturbruten es gegenüber den Eltern tun, aber eben gegenüber "ihren" Menschen.
Das kann ihr ganzes Leben so bleiben.

Von Hand aufgezogene Sittiche rufen auch nach "ihrem" Menschen; besonders, wenn dieser den Raum verlässt, also außer Sichtweite ist.

Nun zur Frage: wieso wird das so unterschiedlich bewertet?
Oder, anders gesagt: wieso ist "Lahnen" etwas, was als normal und eben dazu- gehörend angesehen wird, das Rufen von den Sittichen/Papageien aber etwas, das immer mit Stress, Verlustangst und falscher Haltung in Verbindung gebracht wird?

IST es wirklich nicht zu vergleichen, weil Greifvögel und Sittiche vom Wesen her eben doch sehr unterschiedlich sind?
Weil die meisten Greife Einzelgänger sind und Sittiche Schwarmtiere?

Wie ich zu der Frage komme, ist schnell erklärt: in der Greifvogelstation, in der ich früher viel gearbeitet habe, ist das Lahnen etwas ganz Natürliches, was dazu gehört und immer als Hintergrundgeräuschkulisse vorhanden ist.
Es wurde, zumindest zu meiner Zeit dort, nie infrage gestellt; bei jedem Flugporgramm wird sogar erklärt, warum gelahnt wird.

Bei meinem handauzfgezogenen Nymphensittich Kiki hingegen ist es für mich ein Zeichen von Stress, wenn sie schreit, sobald "ihr" Mensch den Raum verlässt (was zum Glück- und logischwerweise- seit besserer Haltung viel seltener vorkommt als damals in Einzelhaltung, aber das ist ein anderes Thema).

Also muss es ja doch irgendwie ein Unterschied sein- bei den Greifvögeln sehe ich entspannt aufgeplusterte Vögel, die eben ab und zu mal nach "ihren" Menschen rufen; bei meinem Sittich sehe/sah ich einen aufgeregten Vogel mit glattem Gefieder, der nicht alleine sein mag.

Ist die Erklärung wirlich so einfach, dass es nur daran liegt, dass Sittiche eben nicht alleine sein können, Greife aber eher?
Aber wieso rufen die Greife dann trotzdem?
 
Im Falle des Greifvogels:
Erkennen der Futterquelle und haltloses Betteln ;)
 
Ich will mal präzisieren.
JV hält Kontakt zu den AV um auf seinen Ort zur Fütterung aufmerksam zu machen.
AV halten Kontakt durch Rufe...Zugvögel..siehe Kraniche, Gänse etc...
HZ hält Kontakt durch Rufe wenn Bezugsperson nicht mehr sichtbar.
Also eigentlich leicht zu erklären.
Ivan
 
Nein im Falle des Greifs stimmt das nicht.
Denn der Greif lahnt nur, WENN er seine Bezugsperson sieht ;)
 
Warum nicht, denn er ist die Futterquelle....der Schritt vom JV zum Nahrungsbeschaffer ist doch nicht weit.
Selbst Vögel ohne Bezugsperson rufen wenn die Fütterungszeit naht.
Ivan
 
Weils keinen Sinn hat? Frag die Vögel mal, warum sie es nicht tun....
Bei mir in der Falknerei herrscht herrliche Ruhe, bis sie merken daß ich da bin. Erst dann gehts rund.
Ich kann mich durch Rufen zwar schon von Weitem bemerkbar machen und dann wird geantwortet, ansonsten halten sie aber meist den Schnabel. Es gibt Ausnahmen, aber in der Regel wird nur gekrischen, wenn ich da bin.
 
Ich habe es als Kontaktruf bezeichnet. Also menschlich gesehen......hier bin ich. Wenn du eine bessere logische Erklärung hast..heraus damit!
Ivan
 
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann lahnen Greifvögel u.U. ein Leben lang, dann ist das aber doch nicht mehr wirklich mit dem Betteln der Jungvögel zu vergleichen, oder?
 
Ich habe es als Kontaktruf bezeichnet. Also menschlich gesehen......hier bin ich. Wenn du eine bessere logische Erklärung hast..heraus damit!
Ivan
Ich habe doch geschrieben, was ich darunter verstehe und Beispiele angeführt.
Post 4
Was soll ich denn sonst noch tun?
Ivan
 
Bei einigen Greifen, die ich aufgezogen habe, hielt die Lahnerei so lange an, bis langsam eine Abnabelung, sprich ein Selbständigwerden erreicht wurde. Wenn natürlich die Bezugsperson weiterhin als DER Futterlieferant bestehen bleibt, bleibt auch das Lahnen. Wird der Vogel beschäftigt und bekommt das Futter nicht mehr einfach serviert, legt es sich normalerweise.
Ein Enden des Lahnens konnte ich auch mehrfach dadurch bewirken, dass der Jungvogel nach dem Flugfähigwerden an einen anderen Halter kam. Meist war sofort fertig, da die gewohnte Bezugsperson nicht mehr da war.

Man kann es also so anstellen, dass man zu zweit jeweils den Vogel des anderen aufzieht und nachher tauscht.

Ein länger anhaltendes Lahnen über die Selbständigkeit hinaus, hatte ich bisher glücklicherweise nie.
 
Warum nicht, denn er ist die Futterquelle....der Schritt vom JV zum Nahrungsbeschaffer ist doch nicht weit.
Selbst Vögel ohne Bezugsperson rufen wenn die Fütterungszeit naht.
Ivan


DAnn müsste der Vogel aber z.B. direkt nach der Fütterungszeit nicht rufen, wenn er den Menschen sieht.
Oder Papageien in Menschenhand dürften dann ja gar nicht rufen, weil die normalerweise immer Futter zur Verfügung haben, auch ohne dass der Mensch da ist?

Wenn die Vögel so richtig rufen (meine strecken sich dann so weit es geht noch im Sitzen nach oben) ist das aber auf jeden Fall Stress für den Körper würde ich meinen, so dass man schon überlegen kann, wie man das verhindert.
Ich habe leider noch keine Lösung gefunden - sobald Krähen hörbar sind, geht die Ruferei von einem Vogel mindestens los, und der ist dann erst mal nicht ansprechbar und reagiert auf nix weiter.
Das Ganze - lautes Rufen bis zum Anschlag, Sitzen in extrem gestreckter Haltung - ist sicher für den Vogel körperlicher Stress.

So wie ich allg. annehmen würde, dass lautes Rufen ohne Effekt (also ohne Effekt, der das Rufen beenden würde, so dass das Rufen für den Vogel eine Funktion, einen Grund hätte und damit beendet werden würde, wenn das Ziel erreicht ist) für den Vogel allg. stressig ist, nicht nur körperlich, sondern auch "psychisch", weil es ja nie zu einem befriedigenden Ergebnis kommt (es sei denn, es sind Futterrufe, und der Vogel wird danach gefüttert - dann würde man ihm aber noch beibringen, bitte zu rufen, damit es Futter gibt, oder?).
 
Ich weiß jetzt nicht was du damit sagen willst? Wenn die Spatzen draußen schilpen und die Vögel in der Voliere antworten, so ist das dann kein Kontaktruf? Psychisch? Die Tiere reagieren logisch. Es sind Tiere.
Sonst möchte ich nicht weiter drauf eingehen, das wird dann zu unübersichtlich und man landet bei menschlichen Verhaltensweisen.
Ivan
 
Ich meine einfach, dass lautes Rufen und im Falle meiner Vögel noch angespannte Körperhaltung vermutlich körperlicher Stress für die Vögel ist.

Es wäre ja für die Vögel besser, wenn sie das verhindern könnten, besonders, da solche Vögel ja selten bis nie wirklich einen Effekt ihrer Bemühungen (Rufen) merken.

Dagegen merken Vögel bei einem normalen Verhalten, das ein Ziel hat, ja meist eine Rpückmeldung, etwa Kontaktruf - anderer Vogel antwortet, Bettellaut - Futter kommt, Warnruf - Schwarm fliegt auf.

Das bleibt ja bei dem hier angesprochenen Verhalten der handaufgezogenen Vögel (weitgehend) aus.
Oder es handelt sich um eine Art Leerlaufhandlung.

In jedem Fall vermute ich, dass selbst lautes Rufen ohne weiteres Begleitverhalten, aber ohne direkte Folge, für den Vogel körperlich stressig ist.
"Psychischer Stress" wäre es dann, dass eben die Antwort, die Folge des Verhaltens (Gefüttertwerden usw.) ausbleibt.
Dass also dieses Verhalten ausgelöst wird, es aber kein Signal zur Beendigung für den Vogel gibt.
 
Vielen Dank für die regen Antworten!

Bei den Handaufzuchten in der Greifvogelstation habe ich jedoch beobachtet, dass sie auch lahnen wenn niemand in Sicht ist oder wenn Besucher auftauchen.
Nun muss ich dazu sagen, dass diese Vögel von mehreren Menschen abgetragen und betreut werden.
Es gibt wenige Vögel, die wirklich nur einen einzigen festen Bezugsmenschenhaben.

Das könnte zumindest erklären, warum Erics Vögel weniger lahnen als die in der Station.
Durchaus auch ältere Vögel, die schon lange keine Jungvögel mehr sind!

Mir ist noch etwas anderes eingefallen: wenn sich die Bezugsperson nähert oder sonst ein Mensch, lahnen die Greifvögel durchaus auch weiter.
Warum?
Suchen sie dann doch jemand anderes?
Sie tun das auch, wenn sie satt sind!

Kiki, unser Nymph, hörte hingegen immer sofort auf, sobald einer von uns wieder im Raum ist.

So ganz gleich kann es also wirklich nicht sein-?!?
 
Post 15
Zitiere:
"Ich meine einfach, dass lautes Rufen und im Falle meiner Vögel noch angespannte Körperhaltung vermutlich körperlicher Stress für die Vögel ist.

Es wäre ja für die Vögel besser, wenn sie das verhindern könnten, besonders, da solche Vögel ja selten bis nie wirklich einen Effekt ihrer Bemühungen (Rufen) merken."

Kontaktrufe sind eine instinktive Verhaltensweise und haben nichts mit Streß zu tun. In der Natur haben sie immer einen Effekt, entweder Artgenossen antworten, oder gesellen sich zu ihnen. Und wenn es nur der Partner ist.
Kraniche halten so Kontakt zum Schwarm, selbst wenn sie sich sehen können...sie könnten ja durch Nebel fliegen, dann wären solche Rufe sinnvoll, aber Vögel unterscheiden das nicht. Wir wollen ihnen ja nicht unterstellen das sie bei langen Strecken deswegen unter Streß stehen.
Angelerntes Verhalten ist wieder eine andere Sache, aber auch logisch in ihrer Konsequenz.
Sicher kann man bei anormal gehaltenen Vögeln Streß vermuten, wenn sie als soziale Gruppenvögel den ganzen Tag allein sind und ihre Rufe nicht beantwortet werden und niemand erscheint. Aber das ist ja nicht die Regel, oder?
Ein Tier wird sich instinktives Verhalten sicher nicht abgewöhnen, weil kein unmittelbares Resultat auf den Kontaktruf erfolgt.
Es wird vielleicht noch stundenlang weiter rufen.
Ivan
 
Kontaktrufe sind eine instinktive Verhaltensweise und haben nichts mit Streß zu tun.

Kommt drauf an



Ein Tier wird sich instinktives Verhalten sicher nicht abgewöhnen, weil kein unmittelbares Resultat auf den Kontaktruf erfolgt.
Es wird vielleicht noch stundenlang weiter rufen.
Ivan

Und genau in dieser Situation wette ich, dass der Stress dabei groß genug ist, um serologisch an den etablierten Stressmarkern nachweisbar zu sein.

Sprich: Man tut auch den Greifen mit dieser -unabsichtlichen- Konditionierung sicher keinen Gefallen.
 
Kontaktrufe sind eine instinktive Verhaltensweise und haben nichts mit Streß zu tun.

Instinkt schliesst doch Stress nicht aus.
Hast du schon mal einen handaufgezogenen Papageienvogel erlebt, der über Stunden nach seinem Kontaktmenschen schreit und dann völlig fertig mit den Nerven ist? Das Tier schreit doch nicht aus Freude über so eine lange Zeit.


Zu den Greifvögeln kann ich nichts sagen.

Ich hab ein bisschen das Gefühl, dass in diesem Thema wieder mal eher Meinungen und Mutmaßungen als Wissen verbreitet werden.
 
Zu Ivans Theorie würde passen, dass Nymphen bzw. Kakadus allgemein morgens und vormittags unruhiger sind als am Rest des Tages, und dies meist durch lautes Rufen deutlich machen.
In freier Wildbahn würden sie zu dieser Zeit von ihren Ruheplätzen aufbrechen, und deshalb wird gemutmaßt, dass sie sich gegenseitg zum Losfliegen auffordern und gleichzeitig durch die Rufe Kontakt miteinander halten.
Macht hier das Rufen Sinn?!
Es ist wie bei den Kranichen oder Gänsen: die Vögel sind in Sichtweite, dennoch wird gerufen.

Ebenso bei eingen der zahmen Greife: der Bezugsmensch ist in Sicht, aber es wird weiter gerufen.

Um wieder das Beispiel meiner damals leider einzeln gehaltenen Kiki als Gegenstück zu erwähnen: verließ man den Raum, rief sie.
Konnte sie uns sehen, war Ruhe.
Eben so, wie Jan es auch beschreibt.

Irgendein Faktor muss also den Unterschied ausmachen.
Nur welcher?
 
Thema: Schreien bei Handaufzuchten/Greifvögeln/Sittichen

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