Stephanie
Foren-Guru
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Hallo,
nach dem Thema "Warum halten wir Vögel" komme ich immer wieder auf den Gedanken zurück, dass es heute "schick" ist, Tiere/ Vögel aus nicht-egoistischen Gründen zu halten, also entweder zu retten oder völlig ohne egoistische Motive zu halten.
Es scheint oft vor allem darum zu gehen, dass sich die Vögel wohl fühlen und "optimal" gehalten werden - und oft habe ich dabei fast den Eindruck, dass jemand, der Vögel aus Freude an deren Haltung halten möchte, fast ein Halter zweiter Klasse ist.
Bzw. entweder, der dem Vogel geht es gut und der Halter opfert sich auf oder der Halter ist egoistisch und hält die Vögel aus den falschen Gründen.
Diese Motivation zieht sich mMn durch viele Lebensbereiche: Gewonnen hat, wer sich am meisten aufopfert, sich möglichst viel versagt und möglichst wenig "egoistisch" ist, wobei Egoisimus hier irgendwie als "selbst Freude daran haben" definiert wird. Oder es jedenfalls ursprünglich tun, weil man hoffte, selbst Freude daran zu haben (egal, worum es geht).
Der ideale Halter hält also Abgabevögel, die möglichst hässlich, alt und verhaltensgestört sind, nämlich so, dass sie für den egoistischen Halter unattraktiv sind, und er tut dies aus dem Verantwortungsbewusstsein der Vögel gegenüber heraus, nicht etwa, weil er sich von der Haltung "gute Gefühle" erhofft. Egal, ob er die Vögel nun ganz ohne Menschenkontakt (soweit möglich) oder mit sämtlichen denkbaren "Verhaltenstheapien" und engem Menschenkontakt hält, er selbst hat in erster Linie nichts davon sondern tut es ausschließlich, damit es den Vögeln besser geht.
Mein Eindruck ist aber, dass diese "Retter" trotzdem oft Spaß an ihrer Haltung haben, auch wenn "Spaß" ein verpöntes Motiv für die Haltung der Vögel ist.
Wer dagegen einen Vogel vom Züchter/ aus der Zoohandlung möchte, und wünscht, dass dieser zahm wird, also bewusst Vögel halten möchte, die sein Leben bereichern, handelt "egoistisch".
Dabei wäre ja eine ebensogute Haltung möglich wie bei den geretteten Tieren, wenn der Halter die Bedürfnisse der Vögel beachtet, aber so erfüllt, dass er selbst (und die Vögel ) von Anfang an auch Spaß daran hat (und nicht etwa durch Abgabevögel, die noch viel besondere Pflege brauchen, überfordert wird).
Ist das wirklich so: Darf man sich keine Haustiere anschaffen, weil man hofft, so auch das eigene Leben zu bereichern?
Habt Ihr Spaß an und mit Euren Vögeln?
Und schämt Ihr Euch manchmal bzw. vor bestimmten Menschen, das zuzugeben?
Falls Ihr Tiere "gerettet" habt - geschah dies ausschließlich, weil die Tiere Hilfe brauchten oder hattet Ihr auch egoistische Motive wie etwa die Hoffnung, später durch das Zusammenleben mit den Vögeln Eurer Leben zu "bereichern" oder Euch einfach besser zu fühlen, weil Ihr nun das Leben der Vögel verändert hat, also stolz zu sein?
Findet Ihr es unangebracht, Freude und ggf. Stolz bei der Tier-/ Vogelhaltung zu empfinden, weil das ja egoistische Motive bzw. Gefühle sind?
Heute argumentiert man gerne "vom Tier aus".
Mein persönliches Gefühl, das auf jeden Fall 100%ig auf mich selbst zutrifft ( oder ???) ist, dass man gerade im Umgang mit anderen Lebewesen mehr erreicht, wenn man selbst Freude, Stolz, Begeisterung über die Haltung und die Tiere bzw. das Zusammenleben mit ihnen oder die Beobachtung empfindet. Also egoistisch handelt. Man nimmt dann mMn mehr wahr, weil man den Tieren näher ist und man erfüllt nicht nur eine Pflicht sondern tut dies ausgesprochen gern, so dass auch Versäumnisse unwahrscheinlicher werden.
Wenn man selbst Spaß an/ mit den Tieren hat, ist man natürlich lieber mit ihnen zusammen und damit auch länger und ggf. intensiver, was wiederum den Tieren ggf. zugute kommt.
Aber immer wieder lese ich Sätze wie "es geht nicht um Dich (bei der Tierhaltung)" oder auch, dass "man" keine Vögel vom Züchter kaufen sollte (oder aus der Zoohandlung), weil es ethischer wäre, sich möglichst solche Abgabetiere zu holen, die keiner mehr will.
Mein Eindruck ist aber, dass Halter solcher Abgabetiere (oft) insgeheim stolz sind, gerade diese Tiere "wieder hin zu bekommen", ihre Lebensqualität zu verbessern usw. Das sind mMn ganz legitime Gefühle, aber eben auch egoistische, also der Halter ist dann schon (verdientermaßen) stolz auf sich und hat damit mMn auch mehr Spaß an den Tieren, als wenn er rein aus Verantwortungsbewusstsein ("weil es ja einer machen muss") handeln würde.
Dass dies "insgeheim" geschehen muss und ggf. nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst verborgen werden muss, ist doch traurig.
Mein Eindruck ist ebenfalls, dass wenig dies heute zugeben würden, weil es irgendwie verpönt ist, zu sagen, dass man auch selbst Spaß an der Haltung hat und natürlich (?) dadurch (?) eine Bindung an die Vögel. Wenn man emotional involviert ist und etwas aus der Beziehung zieht (Zuneigung zu den Tieren, Freude an ihnen, Stolz auf die "eigene Leistung in der Haltung", Begeisterung beim Beobachten oder der Interaktion mit den Vögeln), dann (be-) hält man diese doch aus "egoistischen" Motiven. Oder nicht?
Die wenigsten Leute würden ihre Tiere abgeben, weil ein anderer ihnen bessere Haltungsbedingungen bieten könnte (größerer Schwarm, mehr Platz, mehr Beschäftigung, wahlweise mehr menschliche Interaktion oder möglichst wenig menschliche Interaktion = möglichst "naturnahes" Leben).
Habt Ihr Spaß an der Vogelhaltung?
Und meint Ihr, dass Ihr dies überall offen zugeben könnt?
Ich habe schon Spaß an der Vogelhaltung, halte meine Vögel auch bewusst aus egoistischen Gründen, versuche ihnen aber aus eben diesen auch ein möglichst gutes Leben (wörtlich: so weit mir das möglich ist) zu bieten. (Wenn es ihnen schlecht geht, habe ich natürlich weniger Spaß daran, also ist es egoistisch motiviert, dass es ihnen gut geht).
Es scheint mir aber immer weniger ratsam, dies zuzugeben!
Das wiederum finde ich sehr traurig, weil damit die Vogelhaltung, also ein Teil meines Lebens, im Gespräch mit vielen Leuten zum heißen Eisen und zum Grund für ggf. Scham ist, weil ich eben diese Tiere aus egoistischen Gründen halte.
nach dem Thema "Warum halten wir Vögel" komme ich immer wieder auf den Gedanken zurück, dass es heute "schick" ist, Tiere/ Vögel aus nicht-egoistischen Gründen zu halten, also entweder zu retten oder völlig ohne egoistische Motive zu halten.
Es scheint oft vor allem darum zu gehen, dass sich die Vögel wohl fühlen und "optimal" gehalten werden - und oft habe ich dabei fast den Eindruck, dass jemand, der Vögel aus Freude an deren Haltung halten möchte, fast ein Halter zweiter Klasse ist.
Bzw. entweder, der dem Vogel geht es gut und der Halter opfert sich auf oder der Halter ist egoistisch und hält die Vögel aus den falschen Gründen.
Diese Motivation zieht sich mMn durch viele Lebensbereiche: Gewonnen hat, wer sich am meisten aufopfert, sich möglichst viel versagt und möglichst wenig "egoistisch" ist, wobei Egoisimus hier irgendwie als "selbst Freude daran haben" definiert wird. Oder es jedenfalls ursprünglich tun, weil man hoffte, selbst Freude daran zu haben (egal, worum es geht).
Der ideale Halter hält also Abgabevögel, die möglichst hässlich, alt und verhaltensgestört sind, nämlich so, dass sie für den egoistischen Halter unattraktiv sind, und er tut dies aus dem Verantwortungsbewusstsein der Vögel gegenüber heraus, nicht etwa, weil er sich von der Haltung "gute Gefühle" erhofft. Egal, ob er die Vögel nun ganz ohne Menschenkontakt (soweit möglich) oder mit sämtlichen denkbaren "Verhaltenstheapien" und engem Menschenkontakt hält, er selbst hat in erster Linie nichts davon sondern tut es ausschließlich, damit es den Vögeln besser geht.
Mein Eindruck ist aber, dass diese "Retter" trotzdem oft Spaß an ihrer Haltung haben, auch wenn "Spaß" ein verpöntes Motiv für die Haltung der Vögel ist.
Wer dagegen einen Vogel vom Züchter/ aus der Zoohandlung möchte, und wünscht, dass dieser zahm wird, also bewusst Vögel halten möchte, die sein Leben bereichern, handelt "egoistisch".
Dabei wäre ja eine ebensogute Haltung möglich wie bei den geretteten Tieren, wenn der Halter die Bedürfnisse der Vögel beachtet, aber so erfüllt, dass er selbst (und die Vögel ) von Anfang an auch Spaß daran hat (und nicht etwa durch Abgabevögel, die noch viel besondere Pflege brauchen, überfordert wird).
Ist das wirklich so: Darf man sich keine Haustiere anschaffen, weil man hofft, so auch das eigene Leben zu bereichern?
Habt Ihr Spaß an und mit Euren Vögeln?
Und schämt Ihr Euch manchmal bzw. vor bestimmten Menschen, das zuzugeben?
Falls Ihr Tiere "gerettet" habt - geschah dies ausschließlich, weil die Tiere Hilfe brauchten oder hattet Ihr auch egoistische Motive wie etwa die Hoffnung, später durch das Zusammenleben mit den Vögeln Eurer Leben zu "bereichern" oder Euch einfach besser zu fühlen, weil Ihr nun das Leben der Vögel verändert hat, also stolz zu sein?
Findet Ihr es unangebracht, Freude und ggf. Stolz bei der Tier-/ Vogelhaltung zu empfinden, weil das ja egoistische Motive bzw. Gefühle sind?
Heute argumentiert man gerne "vom Tier aus".
Mein persönliches Gefühl, das auf jeden Fall 100%ig auf mich selbst zutrifft ( oder ???) ist, dass man gerade im Umgang mit anderen Lebewesen mehr erreicht, wenn man selbst Freude, Stolz, Begeisterung über die Haltung und die Tiere bzw. das Zusammenleben mit ihnen oder die Beobachtung empfindet. Also egoistisch handelt. Man nimmt dann mMn mehr wahr, weil man den Tieren näher ist und man erfüllt nicht nur eine Pflicht sondern tut dies ausgesprochen gern, so dass auch Versäumnisse unwahrscheinlicher werden.
Wenn man selbst Spaß an/ mit den Tieren hat, ist man natürlich lieber mit ihnen zusammen und damit auch länger und ggf. intensiver, was wiederum den Tieren ggf. zugute kommt.
Aber immer wieder lese ich Sätze wie "es geht nicht um Dich (bei der Tierhaltung)" oder auch, dass "man" keine Vögel vom Züchter kaufen sollte (oder aus der Zoohandlung), weil es ethischer wäre, sich möglichst solche Abgabetiere zu holen, die keiner mehr will.
Mein Eindruck ist aber, dass Halter solcher Abgabetiere (oft) insgeheim stolz sind, gerade diese Tiere "wieder hin zu bekommen", ihre Lebensqualität zu verbessern usw. Das sind mMn ganz legitime Gefühle, aber eben auch egoistische, also der Halter ist dann schon (verdientermaßen) stolz auf sich und hat damit mMn auch mehr Spaß an den Tieren, als wenn er rein aus Verantwortungsbewusstsein ("weil es ja einer machen muss") handeln würde.
Dass dies "insgeheim" geschehen muss und ggf. nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst verborgen werden muss, ist doch traurig.
Mein Eindruck ist ebenfalls, dass wenig dies heute zugeben würden, weil es irgendwie verpönt ist, zu sagen, dass man auch selbst Spaß an der Haltung hat und natürlich (?) dadurch (?) eine Bindung an die Vögel. Wenn man emotional involviert ist und etwas aus der Beziehung zieht (Zuneigung zu den Tieren, Freude an ihnen, Stolz auf die "eigene Leistung in der Haltung", Begeisterung beim Beobachten oder der Interaktion mit den Vögeln), dann (be-) hält man diese doch aus "egoistischen" Motiven. Oder nicht?
Die wenigsten Leute würden ihre Tiere abgeben, weil ein anderer ihnen bessere Haltungsbedingungen bieten könnte (größerer Schwarm, mehr Platz, mehr Beschäftigung, wahlweise mehr menschliche Interaktion oder möglichst wenig menschliche Interaktion = möglichst "naturnahes" Leben).
Habt Ihr Spaß an der Vogelhaltung?
Und meint Ihr, dass Ihr dies überall offen zugeben könnt?
Ich habe schon Spaß an der Vogelhaltung, halte meine Vögel auch bewusst aus egoistischen Gründen, versuche ihnen aber aus eben diesen auch ein möglichst gutes Leben (wörtlich: so weit mir das möglich ist) zu bieten. (Wenn es ihnen schlecht geht, habe ich natürlich weniger Spaß daran, also ist es egoistisch motiviert, dass es ihnen gut geht).
Es scheint mir aber immer weniger ratsam, dies zuzugeben!
Das wiederum finde ich sehr traurig, weil damit die Vogelhaltung, also ein Teil meines Lebens, im Gespräch mit vielen Leuten zum heißen Eisen und zum Grund für ggf. Scham ist, weil ich eben diese Tiere aus egoistischen Gründen halte.