Spatzennestling - seit drei Tagen in Handaufzucht - brauche dringend ein paar Tips

[Spatzenhaus]

Hallo Sowi, hallo Astrid,
ja, wir sind das Ganze sehr naiv angegangen. Wir haben das ganze Jahr über sehr viele Spatzennester unterm Dach des Hauses und der Garage. Im Garten selbst, den ich ganz bewusst etwas urwaldartig halte, finden sich jedes Jahr mehr Vögel ein. Den Ästlingen sehen wir mit Freude zu, wie sie draußen noch gefüttert werden (auch wenn wir vor Fipsi nicht wussten, dass man sie Ästlinge nennt), bevor sie dann für uns nicht mehr als solche erkennbar sind. Trotzdem haben wir nie den Versuch gemacht, ein aus dem Nest gefallenes Kleines zu päppeln - meist erwischt sie die Katze oder sind sie mehr oder weniger schon tot, wenn wir sie finden. Wir können ihnen dann nur das Leiden verkürzen, auch wenn sich das vielleicht grausam anhört. Doch diesmal war das Vögelchen scheinbar noch unverletzt, und ich bin aufs Garagendach geklettert, um es ins Nest zurückzusetzen. Aber es war einfach kein Beikommen...und auf der Dachrinne darunter wäre es verbrannt oder gefressen worden. Also was sollte ich tun...wir haben es versucht und nicht geschafft. Leider! Und das wird uns jetzt schon noch etwas Kraft kosten, das zu verdauen.
Aber wir haben ganz viel gelernt. Über die unglaubliche Arbeit, die die Vogeleltern leisten, wenn sie unablässig fliegen und Futter ranschaffen von morgens bis Abends. Wenn ich vorher schon Respekt hatte, ist er jetzt ins Unermessliche gestiegen. Über das Wunder der Natur, wie alles zusammenspielt, um aus etwas derart Kleinem und Zarten dann am Ende so ein Wunder von Vogel zu schaffen mit allen seinen wundervollen und liebenswerten Eigenschaften. Und wir haben gelernt, dass es - auch wenn wir alles richtig machen würden - unsere Möglichkeiten übersteigt, ein Vögelchen zu päppeln. Jetzt in den Sommerferien wäre es gegangen, aber sonst auf keinen Fall. Ich würde es nicht nochmal versuchen, sondern ich würde versuchen, das Vögelchen woanders unterzubringen.
Aber wir haben etwas anderes beschlossen: Wir werden in unserem Paradies von Garten schauen, was wir tun können, um den wilden Vögeln noch mehr ein Zuhause zu bieten - nicht nur den Spatzen, die einfach mutig das Haus besetzt haben. Das wird dann unser Beitrag sein. Und wir werden Fipsi sicher nicht vergessen. Ich werde wohl nie wieder eine Fliege ansehen können ohne dabei an Vogelfutter für Fipsi zu denken....
Vielen Dank nochmal an Euch für Eure Unterstützung mit Fipsi.
Und vielleicht kommen wir dann zukünftig mit Fragen zu Tipps für in unserem Garten "verkehrende" Wildvögel.
Alles Liebe
Silke

 

[astrid]

Hallo Silke
Etwas anderes als Feldsperling passt nicht auf den Vogel, er hat den typischen breiten Schnabel, die braune Kopfplatte, die im Vergleich zum Haussperling helleren Schnabelwülste. Einer der 3 Vegetarier ist er nicht. Er ist das typische Opfer von Claus Nestlingsfutter und Beoperlen, ich verstehe einfach nicht, dass Vogelfindern immer wieder so etwas verkauft wird. In den Zoogeschäften arbeitet doch ausgebildetes Fachpersonal und nicht irgendwelche Jobber.

Ich fürchte zudem, dass der Vogel insgesamt dann, nach dem Absetzen von Claus Nestlingsfutter, viel zu wenig artgerechte Nahrung bekommen hat, weil Ihr nur die minderwertigen Heimchen aus dem Zoohandel und kaum Eigenfang hattet und die Verdauung dann zusammengebrochen ist. Das ist aber weder Euer Fehler, noch Eure Schuld, da Ihr Euch auf die Angaben aus dem Fachgeschäft verlassen habt.
Leider ist das kein ungewöhnlicher Verlauf, wenn sich Vogelfinder nicht unmittelbar nach Fund im Forum melden, sondern erst Tage, oder wie in einem drastischen Fall, erst 2 Monate nach Fund, wo dann ein missgebildeter Vogel ausgewildert werden soll.

Ich stimme mit Sowi darin überein, dass es wichtiger ist, einen Fundvogel erst einmal warm und sicher unterzubringen und sich danach kundig über die Art und deren Nahrungsansprüche zu machen, bevor man "irgendetwas" in den Vogel hineinstopft, leider ist das Verhalten der Vogelfinder in 90% der Fälle anders und sie halten das sofortige Füttern für die dringendste Maßnahme, weil es sich um ein so zartes Wesen handelt und es unter Umständen auch ständig sperrt, was Stress und dann unüberlegtes Handeln bei den Findern auslöst. Leider finden aber die anderen 10%, zu denen Du gehört hast, nur selten innerhalb von 2 Stunden Hilfe, deshalb halte ich es nicht für riskant, Wildvogelküken frischtote Insekten zu füttern, bis man sicher sein kann, wirklich kompetente Unterstützung gefunden zu haben.

Deinem Kind sagst Du, dass es nichts falsch gemacht hat und das Vögelchen durch den Sturz aus dem Nest Verletzungen hatte, die nicht mehr heilen konnten, dass der Vogel aber zum Glück nicht kalt und alleine in einem Gebüsch lag in den letzten Tagen, sondern warm und in liebevollen Händen gestorben ist.

Du selbst könntest in dem Zoogeschäft Aufklärung hinsichtlich Wildvogelfindlingen betreiben.

 

[Spatzenhaus]

Hallo Astrid,
das mit dem Zoogeschäft - es war die Fachabteilung von Dehner - habe ich schon versucht. Ich war in der Zeit drei mal dort, das ist hoffnungslos. Als ich beim zweiten und dritten mal kam, und gezielt fragen konnte nach dem, was ich wollte, und sie das nicht hatten, musste ich mich wehren gegen Claus, Beo und Mehlwürmer. Es hat kein einziger näher nachgefragt, was das denn für ein Tier sei um sicherzustellen, dass ich dem keinen Schaden zufüge. Es hat auch keiner versucht, mich irgenwohin zu verweisen, wo ich Hilfe bekomme. Das Bewusstsein für Wildvögelaufzucht ist dort null vorhanden. Die hatten auch schon den nächsten Kunden im Genick. Vielleicht ist das in speziellen Zoofachgeschäften nochmal anders.
Gestern abend kam übrigens (ich glaube auf WDR) eine Doku die hies: Planet der Spatzen. Das war unglaublich interessant und schön. Spatzen sind wirklich hochintelligente Überlebenskünstler und eben einfach Wildtiere.
LG Silke

 

[Sowi]

Das kenne ich hier auch vom Futterhaus. Es ist nicht so, dass die Sensibilität fehlt - es ist ihnen schlicht egal.
Es geht einfach darum, etwas zu verkaufen - und zwar am besten die Artikel, die für das Unternehmen die besten Spannen erwirtschaften.
das Ziel dieser Märkte ist nicht, einem Tier Gutes zu tun, sondern das Ziel ist, Gewinne zu maximieren - sonst gäbe es auch auf dem Kleintierfuttermarkt nicht so viel Schrott als Premiumfutter....

 

[astrid]

Hallo Silke
Den Film habe ich schon mehrmals gesehen und mag ihn auch sehr. Auch geht es mir, seit ich Wildvögel aufziehe so wie Dir, dass ich höchste Achtung vor ihrer Leistung habe und die Zusammenhänge zwischen Konsumverhalten, Intensiv-Landwirtschaft, Insekten- und daraus resultieredem Vogelartenschwund mir körperliche und seelische Schmerzen bereiten. Und ich freue mich, dass Du aus Deinem traurigen Erlebnis mit dem Sperling etwas positives machen möchtest und einen noch vogelfreundlicheren Garten gestalten wirst. Damit leistest Du einen wichtigen Beitrag zu Natur- und Artenschutz.

Die Mitarbeiter bei Dehner anzusprechen wird wenig nutzen, Du müsstest die Geschäftsleitung anschreiben. Ich kann Dir Fakten und Fotos von mit Claus Nestlingsfutter aufgezogenen Vögeln liefern, um Dein Anliegen zu unterfüttern. Du kannst Dich auch hier an die Userin Charly18Blue wenden, sie arbeitet in einem Zoofachgeschäft und wir haben vor einigen Jahren gemeinsam erreicht, dass in ihrer Filiale das Produkt aus dem Sortiment genommen wurde. Sie kann Dir sicher auch Sachargumente liefern, die einen Geschäftsführer überzeugen könnten, wenn vielleicht auch nicht das Produkt auszusortieren, so vielleicht die Mitarbeiter anzuhalten, es nicht zur Aufzucht von Wildvögeln zu empfehlen.

 

[Evy]

Das gehört komplett aus dem Sortiment und am besten ganz aus der Produktion raus.
Der Helfer - der es nur gut machen will - liest auf der Packung das Wort "Aufzucht", packt es, erleichtert darüber, dass es sowas gibt, zahlt und geht damit guten Gewissens heim. Die wenigsten fragen im Laden nach und wenn, kann man ihnen dort nicht helfen, weil sich mit Wildvögeln einfach niemand auskennt.
Es ist ein ganz fürchterlicher Tod, den Jungvögel sterben, wenn die unverdaulichen Trockeninsekten im Darm steckenbleiben
Selbst an Altvögel würde ich es nicht verfüttern.

LG Evy

 

[Vogelklappe]

Wenn jemand die Zeit hat, gegen ein selbst ernanntes "Nestlingsfutter" analog wie die Hamburger Stadttauben e.V. gegen unseriöse Behauptungen, dass Tauben "tödliche Krankheiten" verbreiten vorzugehen, würde ich gerne unterschreiben.
Hamburger Tierschutzverein von 1841 - Für ein besseres Image der Stadttauben: Tierschützer legen Beschwerde gegen Firma Rentokil ein (2)
http://regionalheute.de/wp-content/uploads/2017/06/rentokil-werberat-1.pdf
Bestimmt gibt es zahlreiche weitere Wildvogel-Aufzuchtstationen, die das ebenfalls unterschreiben würden. Das Futter eignet sich ggf. gemahlen durchaus z. B. zur Anreicherung von Tartar für fleischfressende (adulte) Vögel als Beigabe, sollte aber entsprechend deklariert werden. Außerdem ist es beliebtes Schildkröten- und Igelfutter...

 

[astrid]

Ich habe vor 3 Jahren schon Kontakt zu der Firma Claus aufgenommen, Almut. Die Zusammensetzung des Futters hat sich inzwischen geändert, was es aber nicht verbessert hat. Die Aufmachung der Packung wurde überarbeitet, es sind keine Mauersegler mehr abgebildet, und die Beschreibung der Vogelarten, für die das Nestlingsfutter geignet sein soll wurde modifiziert. Es ist ausdrücklich auf der Packung vermerkt, dass es sich nicht für Mauersegler und Schwalben eignet. Das alles macht das Futter leider in keiner Weise geeigneter zur Jungvogelaufzucht, als zuvor.

Leider wird das Futter ausdrücklich als "1. Hilfe Set für elternlose Jungvögel" deklariert. Bei Dehner steht auf der website: "Haben Sie einen hilflosen Jungvogel gefunden, für den sie jetzt die Elternrolle einnehmen? Dann ist das Nestlingsfutterset von Claus die richtige Wahl für Sie (...)" KLICK.

Beim Futterspatz ist wenigstens ein Hinweis gegeben, dass das Futter nicht als Alleinfutter geeignet ist und es gibt einen Hinweis auf die Seite der Wildvogelhilfe. KLICK.

Aber welcher aufgeregte Vogelfinder recherchiert anschließend das gekaufte Futter, das ihm von unzulänglich geschultem Personal verkauft worden ist. Oftmals ist ja nicht mal ein vogelkundiger Angestellter im Vogelbereich anzutreffen und man muss im ganzen Laden nach irgendwem suchen, der einen berät.