The ballad of Sushi und Bully

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marika66

marika66

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Ich will hier mal eine kleine Geschichte zum Besten geben und zeigen wie man mit den besten Absichten vieles falsch machen kann.
Im Oktober 2004 hatte ich seit etwa 5 Monaten 4 Kanarienvögel, als meine Nachbarn mit einem Wellensittich vor der Tür standen. Der Wellensittich „Bubele“ gehörte der verhassten Schwägerin meiner Nachbarin und war dieser nun so lästig, dass sie ihn loswerden wollte, egal wie. Meine Nachbarin Rosi hält schon seit Jahren Chinchillas in einer relativ kleinen Wohnung und konnte zu diesen nachtaktiven Tieren keinen, tagsüber ständig lärmenden Wellie setzen. Also wer blieb übrig? Das Tierheim oder ich. Ich habe an diesem ersten Tag so ziemlich alles falsch gemacht, was möglich war. Bully (den Namen „Bubele“ bekam ich nicht über die Lippen) saß zu diesem Zeitpunkt, seit ca. 5 Jahre in einem winzigen weißen Käfig auf einem dunklen Dachboden (siehe Bild 1, das ist mittlerweile der Futterkäfig der Kanaries, um zu verhindern, dass die Wellies das fette Kanarienfutter fressen). Gerade dass dieses Pack ihm Futter gab und ab und zu mal nachschaute, ob er noch lebte. Als einzigen Trost hatte er einen Spiegel. Da der Käfig derart winzig war, setzte ich ihn in einen größeren Käfig und da ich vorhatte am nächsten Tag einen Partner aus dem Tierheim zu holen, nahm ich ihm den Spiegel ab. Mit anderen Worten, er kam nach 5 Jahren aus seiner gewohnten, extrem ruhigen Umgebung in eine neue Wohnung, in einen neuen Käfig, mit 4 lärmenden Kanaries und einem fremden Menschen der ständig um ihn rumschlich. Und das alles ohne Partner, sprich Spiegel, der ihn trösten konnte. Mir wird heute noch schlecht, wenn ich daran denke. Zum Glück habe ich das den Abend irgendwann mal kapiert und habe ihm den Spiegel wieder reingehängt. Bully´s Reaktion treibt mir heute noch die Tränen in die Augen, allerdings mehr aus Wut. Diese Freude nicht mehr alleine zu sein, war überwältigend. Und von dem Zeitpunkt an, fing er auch an zu fressen und sich zu putzen. Bis dahin saß er nur mit aufgestellten Kopffedern an einer Stelle.
Dann am nächsten Tag holte ich Sushi aus dem Tierheim und fuhr mit der Kaskade von Fehlern fort. Ich setzte Sushi ohne Eingewöhungszeit zu Bully in den Käfig. Da ich sonst nur diesen winzigen Käfig vom Vortag hatte, schien mir das die richtige Lösung. Bully, ekstatisch beim Anblick eines „ganzen“ Partners, stürzte sich voller Freude auf Sushi und wich ihr nicht mehr von der Seite. Sie saß also nun mit einem fremden, überaus aufdringlichen Kerl in einer neuen Umgebung. Die arme Sushi war abends derart gestresst, dass sie nur noch vor sich hinzeterte.
Dann der dritte Fauxpas: mein Sauberkeitswahn. Ich wusste natürlich, dass die Vögel regelmäßig fliegen mussten, aber die Vorstellung, dass die mir im Wohnzimmer Dreck machten, war mir unerträglich. Also karrte ich immer die Käfige (die Kanaries ja auch noch) in den Gang. Das war jedes Mal ein Mordsakt und natürlich war der kleine Flur danach besonders dreckig. Nach einer Weile wurde mir das zuviel, so dass ich sie nicht so oft fliegen ließ, wie ich das eigentlich sollte. Sushi muss vorher in einem Vogelzimmer o.ä. gewesen sein, jedenfalls kam die mit dem Käfigdasein gar nicht zurecht und fing an sich zu rupfen. Ich habe mich dann immer mehr informiert und irgendwann fiel dann auch bei mir der Groschen. Also fing ich an nach und nach die Haltung der Vögel zu verändern. Ab Frühjahr 2005 saßen Bully und Sushi in einem ständig offenen Käfig. Das änderte sich dann immer mehr zu reiner Zimmerhaltung, mit immer mehr Kollegen. Mittlerweile leben 6 Wellies und 6 Kanaries in meinem Wohnzimmer und den Dreck mache ich eben weg. Allerdings rupft sich Sushi immer noch. Der TA meint allerdings, dass es jetzt eher physiologisch wäre. An der Stelle wo sie sich eine Feder rupfte, juckt die Haut, also zerrt sie ständig dran rum und beißt alles weg was da so wachsen könnte. Der TA meint aber auch, dass ein Halskragen bei einem so überagilen Vogel (der Name Sushi ist perfekt, die zerlegt alles was ihr vor den Schnabel kommt in kleine Teile) eine noch größere Quälerei sei. Sie sieht jetzt seit fast 5 Jahren aus wie ein mottenzerfressenes Stofftier (siehe Bild 2 rechts), aber sie wirkt glücklich und zufrieden. Und Bully? Der übergewichtige, fluglahme Hahn mit den Ballengeschwüren und den verkümmerten Muskeln? Bully wirkt wie ein Junghahn, fliegt wie eine F16 und wirbelt den ganzen Tag durch seinen Clan (Bild 3 und 4 und Avatar).
 

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Hallo Marika,

ich kann das gut nachvollziehen. :(

Ich hatte mal einen sprechenden Wellensittiche. Er ist uns zugeflogen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir aber noch 6 andere.
Wir haben damals den armen Kerl alleine sitzen lassen, mit Spiegel und Plastikvogel. 8o
Die anderen 6 saßen in einer Hubschraubervoliere. Die nicht mal für 4 hätte gereicht. Sie hatten nicht mal Freiflug!

Ich war damals noch sehr klein. Heute weiß ich es besser. Aber mir macht es immer noch ein schlechtes Gewissen, weil man es damals nicht besser wusste. Es war halt normal. Wenn ich heute höre, dass ein Wellensittich bzw. Vogel alleine irgendwo sitzt, kriege ich die Hasskappe. Meine Cousine hält ihren Nymphensittich alleine... Schön, der ist super anhänglich und lässt sich kraulen, dafür ist er aber auch ein Schreier, wenn keiner im Haus ist, weil er sich alleine fühlt.
Ich hoffe immer noch, dass sich einige Menschen ans Herz fassen und die Einzelhaltung endlich sein lassen.
Ich finde es gut, dass die Züchter teilweise nur noch Paare abgeben bzw. sich erst vergewissern, wie viele Vögel die Person hat, die nur einen kaufen möchte.
Daran sollten sich die "Fachgeschäfte" mal ein Beispiel nehmen.
 
Hallo marika66!

Erstmal etws zum Trösten:Mach dir nicht soviele Vorwürfe!

Das ist Quatsch. Ich meine du wusstest damals kaum bescheid, hast es gut gemeint, warst nur eben etwas zu schnell.

Was soll ich sagen, jeder der noch nicht viel Erfahrung hat, ist am Anfang bei Neuzugängen oft etwas zu enthusiastisch und zu stürmisch, schließlich will man ja, dass der Neue es gut bzw. viel besser als vorher hat.
Ich hab bei der Umsetzaktion meiner Nymphen ähnliches gemacht und hätte dadruch fast einen der beiden verloren.
Der näcshte Käfigwechesel ging dann anders und wesenstlich ruhiger für alle Beteiligten von statten.

Es kommt aber auch immer auf den Vogel an.
Manche haben sich nach 10 Minuten beruhigt und verhalten sich so, als wären sie nie woanders gewesen, andere haben richtige Panik.

Klar hättest du den Neuen erstmal im alten Käfig alleine lassen sollen und langsam an alles gewöhnen, aber es hätte auch sein können, dass du einen kleinen unerschrockenen Einzelvogel gehabt hättest, den das gar nicht groß gekümmert hätte, dass da jetzt noch andere Vögel sind- Hauptsache ein Mensch ist im Raum.

Man braucht für sowas einfach Einfühlungsvermögen, das man nur durch Erfahrung bekommt. Die kleinen Pieper sagen einem schon, wann sie soweit sind- man muss sie nur verstehen, "lesen" können.
Und ich bin sicher, das kannst du jetzt;)

Also gräm dich nicht für alte Fehler, es geht dem Vogel jetzt besser und beim nächsten Mal würdest du anders handeln:zustimm:
 
Zumindest Sushi hat mich für meine Anfängerfehler tausendfach bluten lassen:
Zernagte Fensterrahmen, nicht felsenfest gesicherte Futterschälchen, die solange hin und hergezerrt werden (wenn es sein muss, stundenlang), bis sie mit Inhalt auf den Boden knallen, nur sekundenlang auf dem Käfig abgestellte Wasserschälchen, die in Lichtgeschwindigkeit gepackt und runtergeschmissen werden, zerfetzte Gardinen, grausam zugerichtete Blumengebinde, Karotten und anderes Gemüse, das in Minuten zu Salat geraspelt wird und dann den Fußboden schmückt, Muschelschalen die morgens frisch hingehängt werden und abends nur noch aus den Metallhalterungen und im ganzen Wohnzimmer verteiles Pulver bestehen, Dekorationsgegenstände die 3x so viel wiegen wie sie selbst, an denen aber so lange rumgeschubst wird, bis sie von den Regalen fliegen und in 1000 Teile zerspringen etc. pp. :+schimpf Es hätte mir schon eine Warnung sein müssen, als sie auf der Fahrt vom Tierheim nachhause, den Transportkarton zerlegte...:zwinker:
 

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