Für ihre Untersuchung markierten und beobachteten die Forscher mehr als 5200 Tauben sowie deren Überlebensrate während knapp 1800 Attacken durch insgesamt fünf Wanderfalken im kalifornischen Landkreis Davis. Die vorhandenen Sendboten des Friedens und der Post durchstreiften die Region in verschiedensten Schattierungen wie den natürlichen Farben der Wildform mit weißem Rücken, in rötlichen Tönen, in reinem Weiß oder in Graublau ohne weiße Federn.
Von den jugendlichen Falken wurden sie alle ihren Anteilen entsprechend bejagt: Je häufiger eine Farbvariante vorkam, desto öfter wurde sie Ziel einer Attacke - jedoch war nicht jeder ein Angriff ein Erfolg, denn nur einer von fünf Ausflügen endete mit Beute. Geschickter stellten sich die erwachsenen Abfangjäger an, deren größere Erfahrung doppelt so häufig zu einem Mahl führte. Auch ihre Taktik orientierte sich an der proportionalen Verteilung der Federkleidfärbung - mit einer Ausnahme: Wilde Farbschläge blieben überwiegend außen vor.
Warum aber missachten die ausgewachsenen Wanderfalken diese Form der Nahrungsquelle? Die Antwort liegt unter anderem in der Misserfolgsquote ihrer Jugend, die wiederum eng mit der Färbung der Tauben zusammenzuhängen scheint. Denn sowohl die jungen als auch die ausgewachsenen Jäger erbeuteten nur in seltenen Fällen Tauben mit natürlicher Färbung: Von diesen fanden sich jeweils nur zwei Prozent in der Opferrolle wieder. Und das, obwohl der Falkennachwuchs ihnen wesentlich häufiger nachstellte als ihre Elterngeneration.
Um diesen Zusammenhang zwischen Gefiederfarbe und Jagderfolg zu testen, fingen die Wissenschaftler anschließend knapp 760 Tauben ein und tönten sie um: Aus dem Farbschlag der natürlichen Variante wurden uni kolorierte Tiere, und blaugraue Vögel fanden sich mit weißem Rücken wieder. Das Ergebnis bestätigte die Ansichten der Forscher; plötzlich wurden die vormals verschonten Wildtauben zur Leibspeise der Falken, während die neu eingekleideten zumeist unbehelligt von dannen ziehen konnten.
Palleroni und seine Kollegen nehmen daher an, dass der weiße Rücken die Falken irritiert und ablenkt, wenn die Tauben auf der Flucht zu einer Art Ausweichrolle ansetzen, um ihrem Feind zu entgehen. Denn kurz vor dem Schlagen konzentrieren sich die Greife auf dieses offensichtliche Farbmerkmal ihrer Beute und bekommen somit das sich anbahnende Manöver der Flügel nicht mit, da diese außerhalb ihres unmittelbaren Gesichtsfeldes liegen. Die Falken lernen aus ihren jugendlichen Fehlschlägen und konzentrieren sich in späteren Jahren auf Tauben, denen diese Finte nicht zur Verfügung steht und die mithin leichter zu erlegen sind.