ungeklärte Todesfälle

Diskutiere ungeklärte Todesfälle im Forum Wachtel, Reb&Steinhühner, Frankoline im Bereich Hühner- und Entenvögel - Hallo, gestern ist mein chinesischer Wachtelhahn mehr oder weniger unerwartet gestorben. Seit einer Woche lief er etwas aufgeplustert herum, war...
H

hilde

Guest
Hallo,
gestern ist mein chinesischer Wachtelhahn mehr oder weniger unerwartet gestorben. Seit einer Woche lief er etwas aufgeplustert herum, war aber sehr munter und verfressen wie immer.
Mein erstes Wachtelpaar habe ich in einer Zoohandlung gekauft, der Hahn ist ca. 8 Monate später unerwartet gestorben, die Henne lebt bis heute. Zur Gesellschaft habe ich von einem Züchter ein Paar dazu gekauft. Die neue Henne ist bereits nach 2 Wochen plötzlich gestorben, der Hahn gestern.
Die einzigen Anzeichen waren kurz vorher Aufplustern und in einer Ecke sitzen. Das hatten sie aber auch manchmal zwischendurch und nach einigen Tagen waren sie wieder topfit.
Ich werde den Hahn nun obduzieren lassen, um hoffentlich die Todesursache herauszufinden. Alter und Stress kann ich ausschließen, Mehlwürmer hatte der Hahn in den letzten Tagen nicht bekommen.
Hat hier jemand so etwas auch schon erlebt?
 
Naja Steffi,
etwas schwierig, da du leider keine weiteren Haltebedingungen beschrieben hast. Wenn ein Vogel aufgeplustert ist, ist es meist ein Zeichen, dass er sich nicht wohl fühlt. Ich habe meine chin. Zwergw. immer noch in einer AV (mit Plexi verkleidet) und die fühlen sich super
Schreib ein bischen mehr über die Haltebedingungen, ich hoffe, dass du dir nichts eingefangen hast
Sabine
 
Hi Steffi,

das tut mir aber leid.

Mein Wachtelpaar habe ich erst seit ein paar Monaten, und ausser einem leichten Lahmen der Henne (ein Zeh war etwas angeschwollen, keine Ahnung warum, nach 2 Tagen war alles wieder weg) sind beide sehr vital.

Hier im Forum habe ich aber öfters schon gelesen, dass manche Wachteln urplötzlich eingehen. Vielleicht kann einer unserer Wachtelzüchter da Auskunft geben? Laut Literatur sollen die Tiere generell nicht sehr anfällig für Krankheiten zu sein, aber solche Ausfälle sind schon merkwürdig.

Eine Untersuchung des Vogels ist bestimmt angebracht, wäre interessant zu hören, ob was rausgefunden wurde.

Ich hoffe jedenfalls, dass Du ab jetzt mehr Glück hast mit den Wachteln. Ist so schade um die liebenswerten Kerlchen.
 
Hallo,
leider stehen die Chancen nur 60%ig, dass man die Todesursache klären kann, weil der Hahn -bis er in der Klinik ankommt- dann zwei Tage tot ist. Ob ich für die Henne wieder Gesellschaft hole, mach ich von dem Obduktionsergebnis abhängig. Sollte der Hahn keine Krankheit gehabt haben, muss ich mir überlegen, ob meine Haltungsbedingungen für Wachteln nicht geeignet sind. :(
Meine Wachteln leben in einer Zimmervoli (1,5x1x1) zusammen mit 5 Wellis und 2 Kanarien. Rechts und links stehen jeweils noch eine Voli. Sie haben viele Verstecke (Pflanzen, Rinde, Äste), als Bodenbelag Sand und feine Holzspäne, Grünpflanzen zum Knabbern (Katzengras, Farn) und als Futter Körnermischung (für Wellis hauptsächlich, ein wenig Kanarien/Exotenmischung), Salat oder Gurke und manchmal Mehlwürmer. Bis vor einigen Wochen stand neben Grit meist auch Kohle zur Verfügung, aber das haben die Wachteln immer sofort gefressen, so dass ich keine Kohle mehr gegeben habe. Sie leben nach dem natürlichen Tagesrhytmus in einem ungeheizten Raum bei ca. 18°C. Sie sind bis auf 1-2 Stunden täglich ungestört und auch die Wellis lassen die Wachteln in Ruhe.
In meinem Bestand habe ich Pseudomonas, so dass es in den letzten 3 Monaten 2 AB-Behandlungen über 14-20 Tage gab, Propolis über 3 Wochen und BBB für 3 Tage am letzten WE.
Die Wachteln waren nie ängstlich und haben sich kaum versteckt. Der Hahn war immer so neugierig und verfressen, dass er sofort zum Gitter rannte, wenn ich zur Voli ging. Aus der Hand fressen hat er sich aber nicht ganz getraut. Das Paar war immer zusammen und verstand sich auf Anhieb.
Mehr fällt mir nicht ein, aber vielleicht ja jemanden was Wachtel-Ungeeignetes auf? :? :~
Ach ja, es kam schon mal vor, dass es der Wachtelhenne nicht gut ging (aufgeplustert in der Ecke sitzen), sie sich aber wieder erholt hat. Ich habe es darauf zurück geführt, dass evtl. die Mehlwurmration zu hoch ausgefallen ist. Damals hat der Hahn ihr noch jeden Wurm überlassen. Seitdem gibt/gab es nur ca. 1-2 mal pro Woche 1-2 Würmer je Wachtel.
 
Hallo Steffi,

mir fällt jetzt nur auf, dass Farn als leicht bis stark giftig (vermutlich je nach Art und Pflanzenteil) beschrieben wird, ich würde ihn daher lieber rausnehmen. Theoretisch würde das auch den Heisshunger auf die Kohle erklären, welche ja entgiftend wirkt und dann instinktiv aufgenommen würde.

Ist aber nur eine Vermutung, vielleicht ist's auch ganz was anderes. Meine Vögel rühren Farn nicht an, hatte anfänglich ein paar Blätter zum Verstecken mit eingebaut. Bis mir dann einfiel, dass Farn als für Katzen giftig gilt und ich es dann doch lieber gelassen habe.

Ansonsten, wenn im Bestand schon AB-Gaben notwendig waren, kommt es vielleicht aus dieser Richtung. Bei dem Wetter jetzt müßte die Obduktion aber schon noch gut möglich sein, gib bitte mal Bescheid, was das Ergebnis ist.

Weiterhin viel Glück!
 
Pet Detective schrieb:
mir fällt jetzt nur auf, dass Farn als leicht bis stark giftig (vermutlich je nach Art und Pflanzenteil) beschrieben wird, ich würde ihn daher lieber rausnehmen.
Hallo PD,
ich habe gerade die Giftdatenbank durchsucht und da wird der Farn, den ich habe (Nephrolepis) als vermutlich ungiftig eingestuft. Kannst du mir deine Informationsquelle nenne? Das möchte ich jetzt doch genauer wissen mit dem Farn... Normalerweise habe ich nur Katzengras drin und Sachen, die ich selber gezogen habe. Den Farn habe erst ich vor ca. 1 Monat dazu gestellt und der wird auch gefressen, vor allem von meinen Kanarien. Ich werde jetzt erstmal den Farn lieber raus nehmen.
 
Hi Steffi,

eine Menge meiner Katzenbücher haben Farn in die Liste von (für Katzen) giftigen Pflanzen gestellt, auch in einigen Zimmerpflanzenbüchern wird vor Giftigkeit gewarnt.

Gib mal "Farn+giftig" bei Google ein, da findet man auch einiges.

Allerdings fand ich gerade im Gefahrenkatalog im GU-Wellensittich Buch folgendes: "Unschädlich sind russischer Wein, Zierwein, Hibiskus und Farne."
Hm.... da scheinen sich ja die Geister zu scheiden...
Also, sicher bin ich mir da auch nicht.
 
Hallo,
ich habe mich heute mal durchgegoogelt und verschiedene Infos bekommen. Dort, wo Farn als giftig angeführt wird, wird generell nicht zwischen den Farnarten unterschieden. Dort, wo Farn als ungiftig eingestuft wird, bekommt man die Infos zu den verschiedenen Arten.
Ich habe auch gefunden, dass der Naturfarn giftiger ist als der Zimmerfarn und dass die Wirkstoffe des Zimmerfarns noch nicht bekannt seien. Da es noch keine Berichte über Schäden gäbe, wird er als vermutlich ungiftig angesehen.
Das reicht mir nicht und ich lasse also den Farn draußen. Die Kanarienhenne, die immer dran geknabbert hat, ist zum Glück putzmunter! Mal sehen, was die Obduktion ergibt... Ich werde natürlich berichten, vor allem weil ich gelesen habe, dass es jemand anderem hier im Forum auch so ergangen ist.
 
Hallo Hilde,
ich habe in meiner AV auch Farn, der gern angeknabbert wird, bisher hatte ich aber keine Todesfälle unter meinen Wachteln. Ich biete jedem Vogel Vogelsand mit Kohle und Muschelgrit an (Verdauung) und sie bedienen sich alle mal dran ich denke dann auch es ist zuviel, aber wenn ich dann den Sand durchsieben (Reinigung) ist die meiste Kohle am Boden des Napfes.
Sabine
 
So, das Ergebnis ist da: Tuberkulose!
Sch... bin jetzt echt durcheinander...
 
Wenn ich das wüsste... :(
Da es sich "nur" um eine meldepflichtige Krankheit handelt, kann mir von seiten des Veterinäramtes nichts vorgeschrieben werden (Behandlung, Tötung). Ich werde mich in den nächsten Tagen noch mal mit meiner TÄ unterhalten. Die mussten meine Vögel dem zuständigen Amtsveterinär melden.

Ich weiß zwar nicht, welche Vögel TBC haben und welche nicht, aber das spielt für mich keine große Rolle mehr. Der größte Teil ist seit ca. 3 Monaten krank. Pseudomonas setzen sich gerne auf TBC-Erreger, was dafür spricht, dass sämtliche kranke Vögel auch TBC haben. Und der Wachtelhahn wirkte noch nicht mal krank. Der Obduktionsbericht ist echt schrecklich, das arme Tier!! Zur Zeit geht es allen gut und manche sind auch schon sehr alt. Ein paar Vögel zu opfern, um zu prüfen, ob die auch TBC hatten, kommt für mich nicht in Frage. So wie es aussieht, ist mein TBC-Test negativ, dann stellen meine Vögel auch keine Gefahr für mich dar.
 
Ganz schön mies

Hm, das klingt ja alles nicht schön. :(

Heißt das, Du hast dich jetzt selbst auf TBC testen lassen müssen und das Ergebnis ist negativ?

Die Frage ist natürlich, wodurch der Erreger eingeschleppt wurde, vielleicht durch die letzten Neuzugänge oder durch von Wildvögeln verschmutzte Zweige... ? Theoretisch auch durch erkrankte Menschen, von denen sich die Vögel anstecken. Kann man eh nur spekulieren, zumindest zeigen die Tiere oft erst nach 6 Monaten überhaupt klinische Symptome (lt. "Vogelkrankheiten", 2. Auflage von I. Gylstorff und F. Grimm, UTB/Ulmer Verlag). Demnach sind TBC-Erreger sogar gegen Sagrotan resistent. Man soll möglichst nicht am Boden füttern (toll, bei Wachteln) und für Sauberkeit am Boden sorgen, die Übertragung erfolgt überwiegend durch den Kot, weswegen bodenlebende Vögel wohl eher erkranken. Behandlungsmöglichkeiten gibts scheinbar auch nicht. :(

Es wäre schön, wenn Du weiter berichtest, vielleicht erholt sich der Bestand ja irgendwie wieder. Tut mir sehr leid alles!

Drücke sehr die Daumen und hoffe, dass Du das bald überstanden hast ohne größere Verluste.
Alles Gute.
 
Hallo Steffi,
wie jetzt "meldepflichtig" und keiner kann dir helfen, was habt ihr denn für ein Vet. amt? Setz den Befund doch mal bei Vogelkrankheiten rein, vielleicht kann dir da einer von den Spezies weiterhelfen (Thomas B. oder so). Ich drück dir jedenfalls alle Daumen die ich habe!
Sabine
 
Hallo Sabine,
nachdem ich das Ergebnis der Obduktion erfahren hatte, habe ich auch im Krankeitenforum gepostet. Mittlerweile sind meine eigenen Testergebnisse auch da und ich werde morgen mit meiner TÄ telefonieren. Ich berichte dann.
 
Alles klar, bin neugierig, vor allem wie du dir diesen Mist einfangen konntest
Sabine
 
Hallo,
meine TÄ sagte, dass es sich vermutlich um TBC avium handelt. Sie ist der Meinung, dass das auch für den Menschen pathogen ist. Als ich ihr sagte, dass ich meine Vögel nicht töten lassen kann und ich als Kind gegen TBC getestet wurde, empfahl sie mir aber vorsichtig zu sein, d.h. nicht zu engen Kontakt zu den Vögeln und immer Hände waschen.
Alle, mit denen sie gesprochen hat, sind sich uneinig, was ich tun sollte. Für eine Blutprobe sind meine Vögel zu klein. Zur Zeit wird ein sehr starkes AB gegen TBC in den USA getestet, das aber auch nicht in Betrácht kommt für mich.
Aber es sind sich alle einig, dass ich meine letzte noch lebende Wachtel töten sollte, weil sie mit Sicherheit ein Erreger-Herd ist. Meine TÄ stimmte mir aber auch zu, dass wahrscheinlich alle Vögel, die Pseudomonas hatten, auch TBC haben.
Warum sollte ich also meine absolut fitte Wachtel töten, wenn wahrscheinlich alle Vögel bis auf vielleicht 3 krank sind? Ich werde meine Vögel inklusive Wachtel weiter päppeln und hoffen, dass sie möglichst lange leben.
 
Geflügeltuberkulose

Hallo Steffi,

das tut mir leid mit der Indikation "Tuberkulose".

Zu Geflügeltuberkulose ist allgemein zu erwähnen, dass sie eine chronische (langer, teilweise unbemerkter Verlauf) Infektionskrankheit ist, die in der modernen Geflügelproduktion keine wesentliche Rolle mehr spielt, für Kleinbestände, ökologisch orientierte Haltungen und Liebhaberbestände aber noch eine Gefahr darstellt. Wie schon von Dir erwähnt handelt es sich um eine meldepflichtige Tierkrankheit. Der Zweck der Meldepflicht ist die Erstellung einer Statistik zur Tierseuchenbeobachtung im Gegensatz zur Anzeigepflicht, die den Zweck der Tilgung und Verhinderung von Seuchenausbrüchen hat.
Mycobacterium avium ist der wichtigste Vertreter der nicht tuberkulösen Bakterien oder MOTT (mycobacteria other than tubercle bacilli). Da dieser Erreger nur schwer von Mycobacterium intracellulare zu unterscheiden ist, wird auch von einem M.-avium-intracellulare-Komplex (MAC-Komplex) gesprochen. Mycobacterium avium gehört zu den langsam wachsenden Mycobakterien, alle Stämme haben die gleiche Mycolsäurezusammensetzung, sind resistent gegen TCH (Thiophen-2-carbonsäurehydrazid) und erzeugen kein Niacin. Zu dieser Spezies gehören sowohl obligate Parasiten als auch Saprophyten, die opportunistische Infektionen verursachen.
Hier eine Übersicht zum M-avium-intracellulare-Komplex:
Spezies / Subspezies
:+klugsche M. avium spp. avium
-Bedeutung: Geflügeltuberkulose, Mycobakteriosen bei vielen Tierarten und Menschen, Nachweis in der Umwelt (Serovaren 1-3)

:+klugsche M. avium spp. paratuberculosis
-Bedeutung: Paratuberkulose der Wiederkäuer, obligater Parasit, kein Nachweis in der Umwelt (Serovaren: --)

:+klugsche M. avium spp. silvaticum
-Bedeutung: Tuberkuloseartige Erkrankungen bei Vögeln (wood pigeon), paratuberkuloseartige Erkrankungen bei Säugetieren, obligater Parasit (Serovaren: --)

:+klugsche M. intracellulare
-Bedeutung: Saprophyt, verursacht Mycobakteriosen (Serovaren: 4-28 )

:+klugsche M. srofulaceum
-Bedeutung: Saprophyt, verursacht Mycobakteriosen (Serovaren: 41-43)

Hühnervögel besitzen die höchste Empfänglichkeit für M. avium, gefolgt von Tauben. Wassergeflügel steht am Ende der Skala. Von der Geflügeltuberkulose sind auch viele Wildvögel betroffen, darunter besonders Greifvögel. Zu enzootischen Verläufen kann es in Volierenhaltungen kommen. Geflügeltuberkulose tritt besonders bei extensiver Haltung von Hühnervögeln, schlechten hygienischen Bedingungen und überalterten Beständen auf.

Die Infektion erfolgt vorwiegend oral über Futter, Wasser und kontaminiertes Erdreich, in dem sich der Erreger länger als 1 Jahr infektionstüchtig bleibt :traurig: !!! Der Primärherd befindet sich daher meist im Darm, es erfolgt eine hämatogene Generalisation. Nach langer (!) Inkubationszeit zeigen sich uncharakteristische Allgemeinsymptome, Abmagerung, Durchfälle, Durchfälle, Lahmheiten und Hängenlassen der Flügel. Der Krankheitsverlauf gestaltet sich chronisch, über den Darm werden in erheblichen Umfang Mycobakterien ausgeschieden. 8o Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Deine anderen Wachteln auch positiv sind!

Durch die Sektion lassen sich tuberkulöse Granulome in Darm, Leber, Milz gelegentlich anderen Organen und häufig auch dem Knochenmark nachweisen. Für die Diagnostik ist in der Regel der mikroskopische Nachweis der oft massenhaft sichtbaren säurefesten Stäbchen ausreichend. Am lebenden Tier kann die Diagnose auch mittels Tuberkulintest am Kehllappen bzw. OBSA mit Frischblut gestellt werden. Frag doch mal beim Amtsveterinär oder Deiner TÄ nach. Eine DNA-Sonde ist zur Kulturidentifizierung nutzbar. Zur Serovarbestimmung wird ebenfalls die OBSA eingesetzt. Sind die Serovaren bekannt?

Geflügeltuberkulose ist eine meldepflichtige Tierkrankheit, deren Behandlung leider generell abzulehnen ist. In der Veterinärmedizin gibt es nur in Ausnahmefällen Indikationen für ein therapeutisches Eingreifen. Am sichersten ist (so hart es klingen mag) der Austausch des gesamten Bestands, kontaminierte Ausläufe sind langfristig zu sperren. Haltungshygiene, regelmäßige Reinigung und Desinfektion, Vermeidung der Überalterung des Bestands und laufende Gesundheitsüberwachung sind Eckpfeiler der Prophylaxe. :0-

Die Wiederstandsfähigkeit der Mykobakterien ist wegen ihres Zellwandaufbaus höher als die vieler anderer sporenloser Bakterien. Zur Desinfektion dürfen daher nur speziell hinsichtlich Tuberkulozidie geprüfte Präparate verwendet werden, geeignete Wirkstoffe sind Formaldehyd, Phenol, chlorabspaltende Mittel, Alkohole und Aldehyde sowie quartäre Ammoniumverbindungen (siehe Desinfektionsmittellisten der DVG).

Überdenke Deine Entscheidung nochmals die Tiere wieder zu päppeln, denn alle Tiere sind mit dem Kot der kranken Tiere in Kontakt gekommen und sind höchstwahrscheinlich positiv, rede nochmals mit Deiner TÄ über ein weiteres Vorgehen. So hart es klingen mag, Du tust Deinen Tieren nichts gutes. Ich weiß, dass man an den Tierchen hängt, aber es ist möglich, dass auch Du die Mycobakterien weiterverbreitest (z.B. wenn Du die Voliere reinigst - Anhaftungen an den Händen, Kontaminierte Einstreu, etc.), wie gesagt, die Mycobakterien haben eine hohe Tenazität!!!

Dennoch wünsche ich Dir viel Glück. Solltest Du die Tiere mittels Tubekulintest testen lassen, würde ich mich für die Ergebnisse interessieren. Solltest Du Fragen zur Geflügeltuberkulose haben, empfehle ich Dir wärmstens das Institut für Umwelt- und Tierhygiene der Universität Hohenheim (Leiter: Prof. Böhm) - 0711/459-2427 **********). Er kann Dir sicher Rat geben.

Ganz liebe Grüße! :0-
 
Vielen Dank für die vielen Infos!! :prima:
Wenn die Tuberkel-Bakterien so resistent sind und 1 Jahr in der Erde aktiv bleiben und ich sie über den Kot verbreiten kann, wundert es mich, dass TBC bei Vögeln nur meldepflichtig ist. Wie erklärt sich das? Handelt es sich um ein theoretisches Risiko, das in der Praxis vernachlässigbar ist?
Wodurch lassen sich die Bakterien abtöten (Feuer, Frost etc)? Durch das ensorgte Trinkwasser bzw. dreckiges Wasser von der Sitzstangenreinigung gelangen die Bakterien ins Abwasser und durch die ausgewechselte Streu in den Müll bzw. bislang auf unseren Kompost. Wird so die Verbreitung begünstigt oder sterben die Bakterien in der Müllverbrennungsanlage oder im Klärwerk? Unser Kompost liegt immer 1 Jahr bevor er untergegraben wird, d.h. es dürfte in diesem Fall alles im grünen Bereich sein, oder?!
Ich nehme an, dass bei Geflügel Anzeigenpflicht besteht, weil das Fleich in die Produktion geht. Wie ist das bei Hühnern und deren Eiern?
Fragen über Fragen... :? Leider konnte mir bislang niemand Genaues sagen bzw. die Aussagen waren gegensätzlich. Ich bin ziemlich ratlos, was das Beste für die Umgebung und die Vögel ist. :(
 
Geflügeltuberkulose

Hallo Steffi :traurig: ,
Mykobakterien haben in der Tat eine hohe Tenazität. Du kannst jedoch die Geflügeltuberkulose (meldepflichtig) nicht mit der Rindertuberkulose (anzeigepflichtig) vergleichen :idee: .
Dich wundert es, dass Geflügeltuberkulose, trotz der hohen Tenazität (nicht mit Resistenz vergleichen!!!!) "nur" meldepflichtig ist. Diese Mykobakterien kommen weltweit (!) vor und nicht nur in Deiner Voliere, daher ist dieses Problem der Geflügeltuberkulose nicht schön zu reden und in der Praxis auch nicht zu vernachlässigen, v.a. gerade nicht bei Hobbyhaltungen.
Früher zu den verbreitetsten Geflügelkrankheiten gehörend (!!!) haben diese gram-negativen Bakterien in Europa durch die Einführung der Intensivhaltung in modernen Stallungen an Bedeutung verloren. Die moderne Geflügelhaltung z.B. Hähnchenmast, Legebatterien arbeitet nach dem Rein-Raus-Prinzip (kein Zukauf fremder Tiere während des Durchgangs zur Gruppe). Die Tiere kommen als Eintagsküken in den Stall, werden z.T. umgesetzt und kommen komplett als Charge in die Schlachtung (Masthähnchen (intensiv gemästet) z.B. schon nach einer Durchschnittsmastzeit von 35 Tagen). Die Ställe werden nach dem Durchgang komplett gereinigt und desinfiziert mit wirksamen in der Praxis verwendeten Mitteln (DVG-Liste). In der Freilandhaltung bestehen nun aber größere Probleme, denn die Erreger sind im Boden (lange Tenazität), die Tiere infizieren sich ständig neu, zudem kommen Wildvögel auf den Auslauf (Kot, Sekrete...) was die Tiere auch aufnehmen, die eingesetzten Arzneimittel werden ständig recycelt - was die Enstehung weiterer Antibiotikaresistenzen begünstigt und eine Gefahr besonders für immunsupprimierte, Menschen darstellt. Das erklärt, dass hier eine größere Problematik vorherrscht.

Man spricht bei der Erkrankung von einer Zoonose (es besteht also die Möglichkeit dass sie vom Tier auf den Menschen (und umgekehrt) übertragen werden kann!). Werden Säugetiere (da gehört natürlich der Mensch auch dazu) mit M. avium infiziert, bleiben diese Infektionen in der Regel auf lokale Herde beschränkt und lösen dann keine ernsteren Erkrankungen aus. Über einen möglichen Zoonosecharakter der Paratuberkulose wird noch intensiv diskutiert, eine Beteiligung von M. avium spp. paratuberculosis am Morbus Chron ist nicht auszuschließen!

Die Mykobakterien lassen sich generell durch Desinfektionsmittel speziell gg. Tuberkulozidie (!) (siehe Liste der DVG, gibt jedes Jahr Liste heraus!!) abtöten. Zudem könnte man auch kontaminiertes Material im Autoklaven behandeln. Aber welcher Haushalt hat solch ein Gerät? 

Von der Panikmache, dass die Mykobakterien über das entsorgte Trinkwasser ins Klärwerk gelangen und dort weiteren großen Schaden anrichten, würde ich absehen. Im Klärwerk kommt ein riesiger Pool an Bakterien, Viren und weiteren MO's zusammen (so dass ein Nichtwissender von einem Mega-Gau sprechen könnte). Hier tauschen z.B. ein Großteil der Bakterien ihre Plasmide, auf denen sie spezielle Resistenzen tragen, untereinander aus - die Folge ist dann, dass die Bakterien noch resistenter sind, z. B. gg. Antibiotika (nach Darwin - Survival of the fittest) wodurch mit der Zeit viele Krankheiten immer schwerer behandelt werden können. Ein Tipp: besorge Dir einmal das Buch: Die Killer unter uns. Hört sich nach Krimi an, ist aber ein sehr interessant geschriebenes Buch über die Entdeckung der Antibiotika und das Enstehen der Resistenzen durch den lapidaren Umgang der Menschen, würde Dir evtl. weiterhelfen um den Sachverhalt und die Problematik besser zu verstehen.
Es haben auch viele Menschen z.B. große Angst vor Salmonellen, aber macht sich ein Mensch Gedanken, dass er unzählige Bakterien auf und in sich trägt und sie z.B. verbreitet, dass sie in der Umwelt vorkommen oder sogar auf seinem Hühnerfleisch, in seinem Kühlschrank etc? Wichtig ist hierbei die infektiöse Dosis, die einen Organismus krank macht, nicht dass diese Erreger in unserer Umwelt sind.
Dass Du die Einstreu auf den Kompost ausbringst ist bei Bekanntheit der Problematik eigentlich leichtsinnig. Es ist klar, dass diese Erreger verbreitet werden, sonst bestände für die Tiere auch keine Absonderungspflicht, verstehst Du die Problematik der Erkrankung Deiner Tiere nicht? Du trägst somit zur fahrlässigen Verbreitung einer meldepflichtigen Krankheit bei.
Sind die Erreger:
a)... im Hausmüll, gelangen sie auf die Deponie (evtl. Gefahr für Müllmänner (Zoonose) und Wildtiere (Säuger und Vögel), die sich hier aufhalten. Sie bleiben entweder auf der Deponie, durch Verdichtung des Mülls entstehen hohe Temperaturen, wobei dann davon auszugehen ist, dass diese Bakterien absterben. Gelangt dieser Müll von einer Deponie (z.B. Zwischendeponie) in die Müllverbrennung, werden sie durch die hohen Verbrennungstemperaturen die in den Verbrennungsöfen vorherrschen, auch inaktiviert.
b)... über das Abwasser ins Klärwerk gelangt, besteht zum einen, dass sie in der chemischen Wasserbehandlung inaktiviert werden, mit dem Faulschlamm inaktiviert werden oder sie gelangen mit dem "geklärten" Wasser in den Fluss (mit all den anderen Erregern...!.... Untersuchungen laufen momentan in der Kläranlage in München über das Erregervorkommen in Kläranlagen allgemein und die potentielle Gefahr für Angestellte dort (zur Information).

c)... auf dem Kompost, sind sie der umgebenden Umwelt ausgesetzt. Es können sämtliche Säuger und Vögel damit in Kontakt kommen (Kleinsäuger wie Katzen, Marder, aber auch Füchse die sich schon längst urbanisiert haben, etc.)... In Österreich z.B. wurden durch veterinärmedizinische Untersuchungen um Innsbruck durch das Institut für Bakteriologie, Mykologie und Hygiene sowie des Forschungsinstituts für Wildtierkunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien in den letzten Jahren Geflügeltuberkulose (M. avium spp. avium) bei freilebendem Rotwild festgestellt. Aus den erkrankten Lymphknoten konnten bei 13 Fällen M. avium spp. avium isoliert werden, in zwei Fällen wurde eine Mischinfektion mit M. avium spp. paratuberculosis festgestellt. Die Tiere wurden entweder verendet gefunden, oder wurden in abgemagertem moribundem Zustand geschossen. Organe der Tiere waren zum Teil schwer befallen.

Die Geflügeltuberkulose (Woernle, 1982; Ravelhofer-Rotheneder; 2001) tritt neben Cholera (Pasteurella multocida, fakultativ humanpathogen) und Rotlauf nur noch in der Auslaufhaltung auf (Morgenstern u. Lobsiger, 1994). Durch die erhöhte Krankheitsanfälligkeit sind Auslaufhaltungen und Volieren auch ein Infektionsrisiko für Wildvogelpopulationen.


Nein, beim Geflügel besteht keine Anzeigepflicht!!! Es besteht eine MELDEPFLICHT! Das Fleisch geht in die Produktion, die Eier von Legehennen auch, aber hier wird großtechnisch unter größten Hygieneauflagen produziert, in Intensivhaltungen besteht dieses Problem nicht mehr in diesem Maße zudem gibt es hier Schleusen die zu den Stallungen führen (Desinfektionsmatten für Schuhe, Überschuhe, Schutzanzüge... um den Bestand nicht zu gefährden). Des weiteren gibt es die Fleischbeschau auf den Schlachthöfen… und die Eiqualitätskontrolle.

Es ist schade, dass Dir noch niemand richtig weiterhelfen konnte, weshalb informierst Du Dich nicht über die Geflügeltuberkulose beim Gesundheitsamt, Deiner TÄ (sie gibt Dir den Tipp die Tiere zu töten, was Dir aber auch alle Menschen raten würden, die sich mit dieser Problematik schon auseinandergesetzt haben)... Ich kann Dir nochmals Herrn Böhm empfehlen, schreibe ihm eine Mail, rufe ihn an!
Ich rate Dir (aufgrund Absonderungspflicht) die positiven Tiere aus dem Bestand zu nerzen, den restlichen Bestand weiterhin mehrfach untersuchen zu lassen, um sicher zu gehen, dass die Tiere wirklich negativ sind. Die Desinfektionsmaßnahmen sind hierbei nicht zu vernachlässigen.
Dennoch kann man Dich nicht zwingen, es liegt in Deiner Hand, verantwortungsbewusst zu handeln. :zustimm:

Liebe Grüße :0-
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Thema: ungeklärte Todesfälle
Zurück
Oben