Unser Leben mit unserem behinderten Kanarienkind

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Geradeausdenkerin
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Ich würde gerne hier einen kleinen Beitragsstrang eröffnen, in dem ich die erste Zeit mit unserem behinderten Kanarienkind niederschreiben möchte... von Zeit zu Zeit. Auch sollen Fotos folgen und Erfahrungen.
Dies könnte eventuell für andere Kanarieneltern hilfreich sein, die ebenso wie wir vor der Entscheidung stehen / standen , einem jungen Kanarienkind eine Zukunft zu geben - mit nur einem Bein, da das andere Bein von einem Wellensittichbiß derart geschädigt wurde, dass es amputiert werden musste.

Vielleicht hilft es den einen oder anderen Kanarieneltern, denn die Erfolgsaussichten auf ein dennoch schönes Leben sind groß und gut !

Es geht hier um unser Kanarienkind -DOODLES-

eure Martina
 
Zuletzt bearbeitet:
Teil -1-

Es begann alles letzte Woche...
Ein Tag wie jeder andere Tag, könnte man meinen und doch erschütterte ein Erlebnis unseren weihnachtlichen Frieden enorm.

Wie immer, ließen wir unsere Vögel fliegen und widmeten uns unserern vorweihnachtlichen Aufgaben... Schmücken, Backen, Geschenke einpacken usw..
Doch auf einmal vernahmen wir aus der Küche ein ungewöhnliches Schreigeräusch unseres Wellensittichs. Wir wurde hellhörig und standen sofort auf und gingen in die Küche. Denn wir waren diese Art von Tönen von dem Wellensittich nicht gewohnt. Doch auf dem Weg zur Küche dachte ich noch mir insgeheim, dass es vielleicht eine Art Ruf oder Trauerruf sein könnte weil 3 Tage davor der andere Wellensittich an Altersschwäche starb. Er fiel einfach von der Stange, einfach so, ohne Vorwarnung. Es war der Partner von dem noch lebenden Welli, obwohl der noch lebende Welli viel jünger ist als der Verstorbene. Aber immerhin hatten die zwei Wellis gut 2 Jahre miteinander, denn als der davorige Partner starb, holten wir vor ca. 2 Jahren den jüngeren Welli. Die beiden mochten sich von Anfang an. Es gab nie Probleme.

Doch zurück zum Kanarien....
Wir kamen in die Küche und mir stockte fast der Atem. Mein Mann begriff sofort und rannte auf den Welli zu, der gerade das Beinchen vom jungen Kanarien im Schnabel hielt, ganz fest. Ich hörte meinen Mann schreien: PHILLIP LAS LOS LASS LOS!!!!
Ich kam mir vor wie eine doofe Ziege, nicht in der Lage irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.. einfach starr vor Schock..ich sah nur wie in dem Schnabel vom Welli das Beinchen verschwand und der junge Kanarien scheinbar lautlos wild flatterte. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie enorm die Schmerzen sein mussten und dennoch kein Laut von dem Kanarien.
Man würde erwarten dass ein Lebewesen schreit oder irgendwelche schreiende Töne von sich gibt... nein er nicht... er , der sowieso nur zuwendende Zärtlichkeiten gewohnt ist, von uns und dem anderen älteren Kanarien.
ich stand einfach nur in der Tür und ließ meinen Mann gewähren.


mehr im nächsten Teil....
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist doch schon etliche Male geschrieben worden, dass man Wellensittiche nicht mit Kanarien zusammen hält. Dies ist nun wieder ein Beispiel dafür.
Aber bitte, ich bin kein Ankläger und sollte nur nochmals darauf hinweisen, niemals Wellensittiche mit Kanarien zusammen in einem Käfig zusammen halten. Auch Freiflüge seperat veranstalten.
 
Ich glaube das ist gar nicht so selten das Wellis auf andere Vögel losgehen. Sie müssen dazu weder aggressiv noch böse sein.
Bekannte von mir hatten auch einen einbeinigen Kanarienvogel . der Vater war Züchter und hatte Wellis Bourkies und Kanarien und Nymphen. Während die Nymphen nie so reagieren, sie schnappen zwar manchmal und zwicken aber das war es dann. Wellis sind Kämpfer.
Bei einer Freundin haben die Wellis den Ziegensittich Nachwuchs umgebracht und einem Nymphensittich schwere Verletzungen am Bein zugefügt.
 
Es ist doch schon etliche Male geschrieben worden, dass man Wellensittiche nicht mit Kanarien zusammen hält. Dies ist nun wieder ein Beispiel dafür.
Aber bitte, ich bin kein Ankläger und sollte nur nochmals darauf hinweisen, niemals Wellensittiche mit Kanarien zusammen in einem Käfig zusammen halten. Auch Freiflüge seperat veranstalten.

Hallo Heinrich,

vielleicht hast Du recht, jedoch haben die Kanarien mit dem verstorbenen Welli niemals Probleme gehabt. Auch als der alte Welli noch lebte , war der jüngere Welli vollkommen desinteressiert an den Kanarien.
Nur vorsorglich zu erwähnen sei auch, selbstverständlich haben die Kanarien und die Wellis stets getrennte Käfige gehabt.

Vielleicht waren wir da zu blauäugig und dachten eben dass weil der alte Welli sehr zart mit den Kanarien umging, alle anderen Wellis eben so sein müsste. ..
Denn der verstorbene Welli machte dem älteren Kanarien stets Avancen. Aber immer sehr zärtlich.
 
Teil -2-

...umgehend untersuchte mein Mann das Beinchen und konnte ausser ein paar Blutstropfen nichts finden. Uns war klar , dass wir sobald der Tag anbricht zum Arzt müssen, was wir dann auch früh taten.
Unsere Fragen waren zuerst:

1) Ist der Vogel zu retten?
2) Kann ein Kanarien mit nur einem Bein würdig und froh leben?
3) Macht es Sinn zu operieren oder geht das nicht / ist sinnlos?

Der sehr nette TA sagte , dass ein in Gefangenschaft lebender Vogel ohne Probleme dennoch ein schönes Leben führen kann, sich auch wieder am Leben freuen kann und teilnehmen kann, vorausgesetzt die Halter bemühen sich auch darum. Wenn ja, dann steht einem schönen Leben nichts im Wege.
Somit entschieden wir uns umgehend für die Operation.

Die folgenden Stunden waren wie eine Ewigkeit und ich musste viel weinen... es tat mir in meiner Seele weh. Immer wieder dachte ich mir.... " so jung und schon so ein Schicksal..."
Doch, gerade das junge Alter scheint da eine Rolle zu spielen, bei der Genesung des Vogels. Die ersten Nächte waren voller Anspannung. Zuerst stationierten wir ihm ein "Käfigbettchen" in unserem Schlafzimmer, direkt neben unserem Bett. Bei jedem Geräusch wurden wir hellhörig, doch irgendwie schien es ihm zu gefallen dass er bei uns so nahe war. Ich denke tatsächlich, dass er uns als so eine Art Familie empfunden hat. Er war still und in seinem Verhalten sehr ruhig, ausgeglichen.
Einzig sein Verlangen sich an seiner Wunde herumzupicken beunruhigte uns sehr. Beim TA telefonisch nachgefragt, sagte man uns, dass nun erst einmal alles sein Gang ginge und man da nichts machen könne. Doch damit gaben wir uns nicht zufrieden. Die Vorstellung, dass er sich seine Wunde aufpickt und bluten könnte ließ uns keinen Schlaf finden.
Mein Mann setzte sich hin und grübelte über einen Verband nach, den der Vogel nicht so einfach aufpicken könnte. Und was soll ich sagen, wieder einal schaffte er das fast Unmögliche. Er bastelte aus verschiedenen Heftpflastern und einer speziellen Art den Verband aufzubringen, dass der Vogel nicht mehr an seine Wunde kam. Er zupfte zwar -ab und zu- am Verband, jedoch vergebens. Bis er sich letztendlich an den Verband gewöhnte.

Nun stand einer Heilung der Wunde nichts mehr im Wege.

Jeden Tag bekam / bekommt er seine Antibiotika und sein Metacam und wir konnten sehen, wie er sich von Tag zu Tag erholte.

...weiter im nächsten Teil
 
Teil -3-

Heute geht es unserem kleinen Engel schon bedeutend besser. Wir haben mit ihm sein "Training" begonnen. Bedeutet, wir haben den anderen Kanarien für eine Stunde aus dem Käfig genommen und ihn reingesetzt, damit er sich und seine Muskulatur stärken kann. Denn tagelang auf dem Boden zu liegen / sitzen/laufen kann nicht gut sein.
Es war wie eine kleine Offenbahrung für ihn. Kaum hatten wir ihn in den Käfig - auf eine Stange- gesetzt, fing er an , etwas wackelig, sein Gleichgewicht zu finden und paddelte gekonnt und auch irgendwie sehr elegant mit seinem Flügel, um die geeignete "Mitte" zu finden, Mit Erfolg!
Es ist unfassbar, es dauerte nur ca 15 Minuten, dann saß er gerade auf seiner Stange und freute sich irrsinning wieder in seinem gewohnten Käfig zu sein.
Die obersten Stangen aben wir erst einmal entfernt, sonst wäre die Höhe vielleicht noch etwas zu gefährlich, sollte er denn doch abstürzen. Zudem ist der Käfig recht groß für Kanarien, doch wir wollten keinen kleinen Käfig damals kaufen.

Er begann sein Reich neu zu entdecken. Er piepste aufgeregt, wetzte seinen Schnabel an der Sitzstange, stellte erregt leicht seine Hinterkopffedern in die Höhe und wollte sofort zu seinem Badeplatz. Während der ältere Kanarien nicht so sehr verrückt ist nach einem Bad, ist für den kleinen Kpt. Ahab ein erfrischendes Bad das Maß aller Dinge. Am besten mehrfach am Tage.
Jedoch mussten wir ihm ein Ausweichbad konstruieren, damit sein Ein - und Ausstieg leichtfällt und er nicht in Panik gerät falls er es nicht gleich schaffen würde wieder den Ausstieg zu erreichen.

Nun gab es kein Halten mehr.... in einer Tour hüpfte er hin und her stets begleitet vom freudigen Piepsen, man konnte ihm sein -glücklichsein- ansehen. Doch übertreiben wollten wir es nicht und so haben wir nach einer Stunde ihn wieder in seinen "Krankenkäfig" getragen. Das war auch nötig, er war richtig abgeschafft und schläft wie ein Engel....

Seine Wunde sieht sehr gut aus. Es beginnt sich langsam eine kleine Hornhaut zu bilden und auch die dunklen Blutreste / Schorfe sind verschwunden.
Das tägliche Reinigen und Verbandwechsel machen sich bezahlt. Sicherlich auch das Metacam und Antibiotika. Doch heute gab es die letzte Ration, ab morgen ohne die Medis.






..mehr im nächsten Teil
 
Zuletzt bearbeitet:
Tiere/ Vögel können sich meist gut mit Behinderungen arrangieren.

Ich habe vor gut zwei Monaten eine junge Kanarienhenne übernommen, die kaum fliegen kann. Ich habe rings um die Käfige diverse Hüpfstangen angebracht, damit sie mit den Anderen raus kann. Von diesem Angebot macht sie gerne Gebrauch. Sie ist lebhaft, neugierig und lernt sehr schnell aus ihren Erfahrungen.

Ich habe mir diese Henne ganz bewusst ausgesucht, weil ich ihr ein schönes Vogelleben ermöglichen wollte. Fienchen, so heißt sie, ist Lebensfreude pur. Sie freut sich über alles, was sie kann und nimmt neugierig an unser aller Leben teil.
 
Teil -4-

Mit jedem neuen Tag erleben wir das kleine Wunder der Genesung und unser kleiner Schatz lebt so selbstverständlich wie zuvor. Gestern haben wir nun das Metacam und die Antibiotika abgesetzt.
Heute Nacht hatten wir ihn die erste Nacht alleine in den grossen Käfig gelassen und den älteren Kanarien zu uns mitgenommen, in den Schlafzimmerkäfig.
Das schöne ist, der ältere Kanarien ist sehr auf uns geprägt und liebt es bei uns zu sein, egal wo.
Der junge Schatz muss erst noch seinen Weg finden und es war wirklich süss zu sehen, wie er sein eigenes Leben nun einrichtet. Es scheint wohl so zu werden, dass er am Boden schläft. Denn er geht zur Schlafenszeit runter, sucht sich eine Ecke aus, legt sich nieder, legt sein Köpchen sanft auf den abgeschrägten Käfigrand und schläft ein. Wie ein Mensch... das sieht so süss aus. Sobald Licht angeht, steht er auf und hüpft auf die Stange.
Aber natürlich nicht nur Stange..... sobald sein Badewännchen hängt ..... shwupps..... kein Halten mehr. :) es wird gebadet ...mit dem Wasser gespielt und wieder gebadet.

Das ist so wunderschön zu beobachten und erfreut das Herz.
Noch vor über eine Woche hätten wir nie geglaubt dass es sich so entwickeln würde, noch dazu, wo der TA unsere Hoffnungen dämpfte und uns nicht zusagen konnte ob der Kleine Operation , Narkose und / oder die Zeit danach überstehen würde...
Und nun dies... unser persönliches kleine Weihnachtswunder.
Da ich ja in der Pflege arbeite und manchmal auh Nachtschicht habe, waren für mich die letzten 10 Tage besonders hart. Stets hatte ich ein kleines Foto bei mir und zeigte es den vielen lieben Senioren die ich gerade pflegte.
Manche fieberten mit mir mit und ich erfuhr eine umwerfende seelische Unterstützung von meinen geliebten Senioren.

Gerade sitze ich am Tisch und kann Doodles beobachten, wie er hüpft und springt, wie er sich freut und einfach glücklich ist.
Ist es nicht wunderbar zu sehen, dass insbesondere in solchen Zeiten die einfachen Werte so eine große Rolle spielen? Uns wieder gezeigt wird, dass es nur einen Reichtum gibt, den Reichtum der Gesundheit.

:)
 
Ich wünsche euch von ganzem Herzen alles Gute für das kleine Geschöpf.
Ich kann euer kleines Abenteuer nicht verfolgen, denn dazu fehlen mir die Nerven und ich müsste dann ständig weinen. :heul::heul::heul:
Sorry, aber ich bin leider so gestrickt.
 
Ich wünsche euch von ganzem Herzen alles Gute für das kleine Geschöpf.
Ich kann euer kleines Abenteuer nicht verfolgen, denn dazu fehlen mir die Nerven und ich müsste dann ständig weinen. :heul::heul::heul:
Sorry, aber ich bin leider so gestrickt.

Aber das ist doch verständlich- Du bist eine empfindungsfähige und liebe Seele. :trost: Das habe ich in unseren Unterhaltungen schnell gespürt. Lass dich mal ganz lieb in den Arm nehmen....
 
Ja, diese Kanarien, sie sind mir in meine Seele gemeißelt, wie du bemerkst.
Ich ertrage es kaum wenn man ihnen etwas zuleide tut.
Du kannst doch in dem Fotothread *Kanarienfotos* auch mal etwas posten, dort siehst du auch liebe Bekannte.
 
Oh ich bereite schon alles vor. Fotos usw... ja ich denke da sollte ich ein Album anlegen. :trost:
 
Bei einem Album ist es so, dass es nicht alle sehen können. Eben nur solche welchen du folgst.:jaaa:
Bei den Kanarienfotos musst du nur ein Thema aufmachen, und alle können sich daran erfreuen, kommt drauf an, wie du die Sache angehst und was du möchtest.
 
Herzzerreißend diese Geschichte, das arme Vögelchen.
Umso schöner das es dem Piepmatz jetzt immer besser geht, was muss der arme Kerl für Schmerzen gehabt haben.
 
Hallo Sister !
Ist zwar nicht schön was eurem Kanarienvogel zugestoßen ist. Aber wenn es keine Komplikationen bei der Heilung gibt kommen Kanarienvögel ganz gut auch mit einem Bein zurecht. Hatte einen ähnlichen Fall 2019 im Herbst . Als ich am Nachmittag in die Voliere kam fiel mir sofort ein fertiger JV auf der sich nicht normal verhielt. Das Ende von der Sache er hatte ein verdrehtes Bein welches blutete,weil ihn irgend etwas von außerhalb der Voliere versuchte hatte zu greifen & ausgerechnet den Fuß mit dem Ring erwischt hatte. Die Henne hat dieses Jahr sogar einige Jv gezogen. MFG & Guten Rutsch
 
-Teil -5-

Als ich heute von der Nachtschicht Zuhause angekommen bin, dachte ich ich traue meinen Augen nicht.
Unser Doodles saß immer noch auf der Stang, schlafend ... mit einem Bein ! :freude: Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass er immer am Boden schlafen würde .... Pustekuchen! :dance:

Vielleich hatte auch das Metacam ihn ein bisschen dusselig gemacht und er hat deswegen nur am Boden geschlafen. Nun wo das Metacam abgesetzt ist, hat er eventuell seine volle Koordinatik zurück? Wer weiß... ich fand das toll, wie er da heute saß und schlief.
Wenn man sich das so vorstellt, ist es eigentlich eine grandiose Leistung der Vogelnatur. Nach so relativ kurzer Zeit bereits derartige Fortschritte.
Wenn man ihn heute sieht, kann man kaum glauben was ihm noch letzte Woche geschah. Wenn es nur beim Menschen genauso wäre... Heute Nacht ist eine ganz liebe Seniorin von uns gegangen, wegen Corona.
Mariechen war 76 Jahre ... eine ganz liebe Seele, ich werde wohl eine Zeit lang daran zu knabbern haben. Ich schweife ab...

Doodles ist gerade wieder bei seiner Lieblingsbeschäftigung...... BADEN :D Ich habe nur manchmal etwas die Befürchtung dass er sich verkühlen könnte, bei diesen Badeorgien die er jeden Tag vollzieht. Mir war nicht bewusst, dass es Vögel gibt, die regelrecht badesüchtig sind?

So, jetzt erst einmal einen schönen Kaffee, ein Zigarettchen und entspannen...

:bier:
 
Thema: Unser Leben mit unserem behinderten Kanarienkind
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