Moin Nicole!
Ich hatte bei Nymphen einmal eine ähnliche Situation (und habe sie derzeit auch bei meinen Grauen): der eine Nymph (Rondo) war völlig auf mich fixiert, der andere zwar weniger menschenbezogen, aber auch handzahm. Die beiden vertrugen sich stets solange, wie sie alleine waren, kam ich jedoch, wurde der Artgenossen von Rondo ignoriert und gegebenfalls auch einmal verjagt (es handelte sich übrigens um zwei Männchen). Wenn Rondo mich im Haus hörte, ging auch bei ihm das Schreien los. Im Laufe der Zeit kamen weitere Nymphen hinzu, die beiden blieben jedoch ein "Paar", wobei sich ihr Rondos Verhalten nicht änderte. Erst mit dem Tod von Rondo gelang eine Neuverpaarung mit einem Weibchen.
Möglicherweise ist dies aber bei Deinen beiden anders und die Situation ändert sich mit neuen (gegengeschlechtlichen) Partnern. Das Du als Bezugsperson auserkoren wurdest liegt dann nur daran, das sie als (eventuell gleichgeschlechtliches) Paar nicht miteinader harmonisieren. Dafür spricht meines Erachtens, das sie sich zunächst besser vertrugen und ihr Verhältnis erst später "abkühlte".
Läge wie bei meinem Rondo eine Menschenfixierung vor, die wohl kaum durch gewöhnung sondern eher durch eine Fehlprägung entstanden ist, wäre wohl von Beginn an das Verhältnis zueinander schlechter gewesen. In einem solchen Fall muß man damit rechnen, das auch durch einen anderen Partner keine Besserung eintritt: der Artgenosse bleibt oft die "zweite Wahl".
Bist Du aber nur aufgrund einer Gewöhnung Bezugsperson für den einen Nymphen (was wahrscheinlich ist, da die
Handaufzucht, bei der es zu Fehlprägungen kommen kann, bei Nymphen vergleichsweise selten ist) und willst Du die beiden zusammen behalten,
weil du keinen Platz für vier Nymphen hast, könnte es vielleicht helfen, sich einige Wochen von den Vögeln so weit wie irgend möglich zurückzuziehen, so das sie auf ihren Artgenossen als Gesellschaft angewiesen sind: d.h. nur noch zum Füttern und Reinigen zu den Vögeln gehen und sie ansonsten alleine lassen und auch ihr Schreien ignorieren. Das ist, wenn die beiden im Wohnzimmer gehalten werden, nur sehr begrenzt möglich, vielleicht aber findet sich ein anderer Raum, in dem sie für ein paar Wochen untergebracht werden können? Natürlich kostet das auch Nerven und es fällt einem sicher nicht leicht, sich soweit von seinen Geiern zurückzuziehen. Es erscheint vielleicht auch als Quälerei für die Tiere und man hat ein schlechtes Gewissen. Diese Wochen werden auch sicher für die beiden Nymphen Stress bedeuten.
Aber man muß sich immer sagen, daß das Kind nun einmal in den Brunnen gefallen ist und es nun gilt, langfristig (und Nymphen werden immerhin über zwanzig Jahre alt)das beste für die Nymphen daraus zu machen, und das heißt: dafür Sorge zu tragen, das sie mehr auf ihren Artgenossen fixiert werden. Denn
welcher Mensch kann schon von sich behaupten, das er die nächsten zwanzig Jahre oder mehr immer ausreichend Zeit haben wird, sich so intensiv um seine Geier zu kümmern, das ein Artgenosse nicht mehr für ihn notwendig wäre? (Abgesehen davon, das auch in einem solchen Fall der Mensch nur einen mangelhaften Ersatz darstellen kann).
Natürlich weißt Du das sicherlich alles, jedoch sich dies immer wieder zu vergegenwärtigen kann vielleicht helfen, die schwierigen nächsten Wochen besser und mit ruhigeren Gewissen zu überstehen, falls Du Dich zu einem solchen Schritt entschließt.
Alles Gute!
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Tschüss Rüdiger