Verletzte Jungtaube - Überlebenschance?

[Mathilde]

Kann mir jemand von euch helfen???

Ich habe gestern eine verletzte Jungtaube gefunden. Sie hat eine Verletzung am Kopf und kann deshalb auch auf einem Auge nichts sehen. Ich würde sie ja großziehen und pflegen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie einäugig in der Natur überhaupt eine Überlebenschance hat.

Wäre nett, wenn vielleicht auch jemand schreiben würde, der schon ein bisschen Erfahrung mit der manuellen Aufzucht von Jungtauben hat.

Danke.

Mathilde

 

[webgirl87]

Hallo.

natürlich würde es sich lohnen. das tier muss aber als erstes zum TA damit er was wegen der verletzung tuen kann.
falls das tier wenn es groß ist nicht mehr in die freiheit entlassen werden kann, findet sich bestimmt einer der die taube aufnehmen würde als pflegevogel.

hast du ein bild der taube?

gruss jasmin

 

[Alfred Klein]

Hallo Mathilde

Jasmin hat insofern recht daß die Verletzung und das Auge tierärztlich versorgt werden sollten. Eventuell kann man das Auge ja noch retten.
Ansonsten ist es mit dem Freileben für diese Taube weniger gut bestellt wenn das Auge blind ist. Der Vogel könnte dann auf einer Seite keine Gefahr oder Feinde mehr erkennen. Das würde sie derart benachteiligen daß sie womöglich nicht lange überleben könnte.
Wegen der Aufzucht und Pflege hier mal ein Link: http://www.wildvogelhilfe.org/aufzucht/taubenhandaufzucht.html

 

[Sina]

Hallo Mathilde,

Jasmin und Alfred haben es ja schon geschrieben: die Taube muss unbedingt zu einem vogelkundigen Tierarzt. Die Verletzung am Auge sollte antibiotisch versorgt werden! Zusätzlich sollte sie auf Kokzidien, Trichomonaden, Salmonellen und evtl. Paramyxovirose getestet und bei Bedarf behandelt werden. Diese Erkrankungen wären noch eine zusätzliche Belastung für die Taube.
Ich ziehe seit ca. 8 Wochen ebenfalls eine junge Taube auf, die nur noch ein Auge hat. Sie mußte knapp 2 Wochen mit Baytril versorgt werden. 2x täglich habe ich ihre Verletzung sowie die Augenhöhle mit Gentamytrex (von meinem TA erhalten) ausgespült.

Wie alt ist denn Deine Taube und welcher Art gehört sie an. Je nach Alter mußt Du noch mit Aufzuchtsbrei (per Spritze oder Löffel) arbeiten oder aber Du kannst schon Körnerfutter geben. Tauben sperren übrigens nicht, d. h. sie sperren nicht ihren Schnabel auf, um nach Futter zu betteln. Du mußt zum Füttern ihren Schnabel mit den Fingern öffnen. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, da der Schnabel im jungen Alter noch sehr weich und daher sehr anfällig für Verletzungen ist.
Auf der Seite wildvogelhilfe stehen gute Tipps, ebenfalls auf der Seite www.stadttauben-online.de.

Sollte sie ihr Augenlicht tatsächlich teilweise oder gar ganz eingebüßt haben, kann sie nicht mehr in die Freiheit entlassen werden. Meine darf ich leider auch nicht mehr frei lassen.
Meld Dich doch einfach mal bei mir, vielleicht finden wir eine Lösung für Deine Taube, wenn ihr Auge oder ihre Sehkraft nicht gerettet werden kann.

Liebe Grüße + viel Glück für das Täubchen

Sabine

 

[Mathilde]

Danke für eure Antworten.

Hallo Jasmin, Alfred und Sabine,

erst einmal vielen Dank für eure liebe Antworten.
Leider war alles zu spät, weil das Täubchen gestern Nachmittag schon verstorben ist. es tut mir zwar ziemlich leid, aber ich tröste mich damit, dass es wahrscheinlich draußen auch keine Überlebenschancen gehabt hätte.

Ich hatte dem Täubchen noch am Freitagabend und auch gestern Vormittag Getreidebrei gegeben. Ich denke schon, dass es das Richtige war, ich hatte mir dazu auch eine Anleitung zum Füttern aus dem Internet geholt.

Mit dem Tierarzt wäre wohl richtig gewesen, aber es ging alles so schnell. Dann das nächste Mal ... Ich vermute, dass es wirklich eine Infektion war. Denn so einen richtig geschwächten Eindruck hatte es nicht gemacht. Aber wenn es auf einer Stange saß, hat es immer so komisch gepumpt – vielleicht war das ja auch ein Hinweis, dass es irgendwie schon krank war.

Ein Foto habe ich leider nicht, weil ich fotomäßig noch nicht digital ausgerüstet bin. Das Täubchen sah aber aus wie auf dem Bild "tuerkentaube-jung07"bzw. "tuerkentaube-jung08" unter folgendem Link: http://www.wildvogelhilfe.org/aufzucht/artbestimmung.html und dann "Türkentauben" anklicken. Da hatte ich nämlich am Vorabend ewig gesucht, bis ich raus gefunden habe, dass es überhaupt eine Taube ist. Ich habe junge Tauben nie zuvor gesehen und ich finde, dass sie ihren Eltern zunächst nicht besonders ähnlich sehen. Ob es ein Türkentäubchen war, weiß ich natürlich nicht, aber es sah genau aus, wie auf diesen Internetfotos.

So jetzt noch ein extra Dankeschön an Sabine, weil du mir sogar Aufnahmebereitschaft für die Taube signalisiert hast!

Was bleibt nach diesem Erlebnis, ist zum einen, dass ich von dem Forum angenehm überrascht bin. Ich habe nämlich noch nie zuvor überhaupt irgendwo einen Forumsbeitrag geschrieben. Zum anderen bin ich ziemlich unsicher, was ich machen soll, wenn ich das nächste Mal einen verletzten Vogel finde. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Vögel, die einmal in den Krallen einer Katze waren, so gut wie keine Überlebenschancen haben. Und so sehr wie ich Tiere liebe, ich bin mir oft nicht sicher, ob es gut ist, sich in dieser Hinsicht in die Natur einzumischen. Aber im konkreten Fall siegt dann eher mein Mitleid.

Also Danke noch mal an euch 3!

Liebe Grüße

Mathilde

 

[Sina]

Hallo Mathilde,

wie schade, dass es die kleine Taube nicht geschafft hat. Du hast bestimmt alles für sie getan!
Wahrscheinlich war die Verletzung aber doch schlimmer, als von außen zu erkennen war. Oder sie hatte die Verletzung schon etwas länger, so dass sie sich entzünden konnte.

Mir hatte der TA damals gesagt, dass die Infektion auch nach innen gehen kann. D. h. auch, wenn äußerlich alles zu verheilen scheint hätte es möglich sein können, dass sich in der Augenhöhle ein Entzündungsherd bildet. Es ist aber zum Glück alles gut gegangen und schön verheilt.

Wenn es genauso aussah wie auf den Bildern der Wildvogelhilfe, war es mit Sicherheit auch ein Türkentäubchen. Ja, junge Tauben sehen ihren Eltern aufgrund ihres übergroß und unförmig erscheinenden Schnabels nicht besonders ähnlich.

Solltest Du noch mal einen verletzten Vogel finden, dann nimm ihn bitte wieder mit und bring ihn zum Tierarzt. Wenn Du einen von einer Katze verletzten Vogel findest, dann ist schnelles Handeln angesagt. Der Vogel muss dann baldmöglichst mit Antibiotika versorgt werden, da die Pasteurellen im Katzenspeichel für ihn innerhalb recht schnell tödlich sein können. Eine Antibiotikagabe schafft dem aber Abhilfe, d. h. ein Vogel ist nicht zwingend "verloren", wenn ihn eine Katze (oder auch ein Hund) gebissen hat.

Ich denke auch nicht, dass man ein Mitnehmen und Versorgen eines verletzten Wildtieres als ungerechtfertigtes Eingreifen in die Natur sehen sollte. (Laut Tierschutzgesetz sollte man einem verletzten Wildtier auch helfen!) Man hat die Möglichkeit, durch seine Hilfe einem Tier eine "zweite Chance" zu geben und die sollte man auch wahrnehmen.

Also, laß Dein Mitleid ruhig siegen!

Liebe Grüße

Sabine