Möwe mit gebrochenem Flügel - in Vejers/ Dänemark
Hallo Seifenkind,
danke für Deine ausfürhliche Berichterstattung über den Fund und den Heilungsversuch einer Möwe aus Korsika.
Ich habe gestern eine große Möwe an der Westküste von Dänemark am Strand entdeckt - ihre rechts Handschwinge hing eigentlich nur noch ein einem Stück Sehne, sie zog die halbe Schwinge wie einen Fremdkörper hinter sich her.
Ich entschied mich dafür, das arme Tier mitzunehmen.
Ich habe das Tier gut und fest mit beiden Händen umfaßt, auch von mir weggehalten.
Die Möwe hat, so gehalten, sich ganz ruhig gezeigt, mir dann aber plötzlich, mit einem immer länger
werdenden Hals, blitzartig in die Oberlippe gezwackt.
Ich kann Euch sagen....

- so ein BIEST!
Das hat so weh getan, daß es schon respekteinflößend war - jemand, der nicht gewohnt ist, auch mal einzustecken, hätte
jetzt sicher erst mal losgelassen.
Eine Vorsprache abends bei Einheimischen (mittleres Hotel, Bistro) ergab nur den Hinweis: Wieder zum Strand bringen,
"morgen kommt dann ein Mann, und nimmt sie mit".
Abends habe ich die Möwe in einen Holzverschlag mit Fenster gesperrt, mit etwas Brot und Wasser.
Dann habe ich mal bei Google recherchiert, bin gleich auf den Beitrag von Seifenkiste gestoßen.
Danach war mir klar: Die Verletzung ist so schwer, daß sie praktische keine Chance hat, wieder fliegen zu können.
Ich habe dann heute morgen noch etwas herumtelefoniert:
- Tierheim in Deutschland: klare Ansage: Tierheim nimmt so etwas nicht: einschläfern
- Kleiner Zoo: die haben keine Vögel, artgerechte Unterbringung wird nicht gehen.
- Dann, die Profis: Tier-Aufnahme, im schleswig-holsteinischen. Nach Beschreibung der Verletzung sagt die
erfahrene Dame: Tier bitte sofort einschläfern lassen. Da es sich um ein Wildtier handelt, würde sie kaum
eine Narkose überstehen. Fliegen wird sie auch nicht mehr können.
Ich bin dann zu einem Tierhospital in der Nähe gefahren. Die Dame von der Aufnahme hat die Möwe aus dem
Kofferraum mit einem geübten Griff im Nacken und am Hinterteil sanft aber fest gepackt und direkt in die
Notaufnahme gebracht.
Nach ein paar Minuten kam sie zurück: Nein, da ist keine Hoffnung auf Heilung - die Möwe bekommt eine Spritze.
Auf der Rückfahrt vom Tierhospital sind Tränen über meine Wangen gerollt - so ein schönes, königliches Tiier. So ein
Jammer, daß es mit ihm vorbei war, daß ich nach eigenem und anderer Leute Ermessen nichts mehr für die Möwe tun konnte.
Was mich etwas tröstet: Ich denke mir, daß es gut für die Möwe war, daß gerade i c h sie gefunden habe.
Mir geht noch mehr durch den Kopf, aber das ist zu sentimental, das möchte ich für mich behalten.
Was ich aus der Aktion gelernt habe:
- Wenn ich noch einmal eine Möwe mit einer so schweren Verletzung am Strand finde, dann nehme ich
sie nur mit, wenn ich weiß, daß ich auch die Zeit und den Mut habe, das Tier entweder selbst zu töten (ggf.
auch an Ort und Stelle, wenn etwas Brauchbares zur Hand ist und keine Kinder in der Nähe sind) oder
von einem Tierarzt töten zu lassen.
- Kindern kann man ruhig sagen, daß sie sich einer verletzten Möwe nicht nähern sollen. Eine verletzte Möwe
kann einem Menschen durch ihre Unberechenbarkeit sehr gefährlich werden.
Mich hat sie nur in die Lippe gebissen - das hätte auch ins Auge gehen können; und dann?
Gruß an die Vogelfreunde,
Matthias
ps. Auf staatsanwaltlich orientierte Beträge a la "Green Joker" und "Dermichi" kann ich gut verzichten.
Ich kann "Seiifenkiste" sehr gut verstehen, daß er nach solchen Kommentaren
es vorzieht, es mit der Berichterstattung auch mal gut sein zu lassen.