vorsicht bei folgenschweren diagnosen vom ta

Diskutiere vorsicht bei folgenschweren diagnosen vom ta im Forum Vogelkrankheiten im Bereich Allgemeine Foren - hallo! das was ich jetzt schreibe ist mir glücklicherweise nicht selbst passiert, sondern einem bekannten: er hat(te) u.a. ein gut...
K

Kuni

Guest
hallo!

das was ich jetzt schreibe ist mir glücklicherweise nicht selbst passiert, sondern einem bekannten:

er hat(te) u.a. ein gut harmonierendes pärchen neuguinea-edelpapas. von einem tag auf den anderen wurde die henne krank. sie fraß nicht mehr, trank aber sehr viel. sie war nicht mager und laut unterbauch stand sie wohl kurz vor der eiablage. da der vogel auch offensichtlich schmerzen hatte, fuhr er mit dem vogel zum ta. der erste ta konnte nichts finden und schickte den halter mit dem vogel in eine uniklinik, die für die behandlung von vögeln bekannt ist.

dort wurde zunächst versucht, dem vogel ein kontrastmittel zu geben um ihn dann zu röntgen. das kontrastmittel ging dann aber nicht durch. ich weiß nicht wie der ta drauf gekommen ist, aber er meinte dann, es wäre vermutlich die drüsenmagendilatation, obwohl die symptome dazu ja gar nicht passten. er erklärte dem halter, daß das ansteckend wäre, eine gesicherte diagnose aber nur am toten vogel zu stellen wäre. leider verließ sich der halter auf die aussage dieses ta's. die klinik gilt ja auch als auf vögel spezialisiert.

der vogel wurde eingeschläfert und obduziert. gestern habe ich das ergebnis der obduktion erfahren: der vogel hatte nicht mehr und nicht weniger als nen verkrampften muskelmagen, was mit ner spritze zu beheben gewesen wäre! die kosten für das einschläfern wurden dem halter aus kulanzgründen erlassen.

ein vogel im wert von 500€, aus einem harmonierenden paar wurde einfach mal eben so eingeschläfert um eine gesicherte diagnose stellen zu können! ich kann das bis jetzt noch nicht fassen!

falls euch mal geraten werden sollte einen vogel einschläfern zu lassen, ohne daß definitiv fest steht, daß nix mehr zu machen ist, holt auf jeden fall ne zweite meinung ein!!! auch wenn ihr bei einem fachmann seid. jeder kann mal nen schlechten tag haben, und ich hoffe sehr, daß der ta wirklich nur nen schlechten tag hatte und das ganze nicht aus unwissenheit gemacht hat!
 
Hallo, ich kann das bestätigen und die Warnung unterstützen.
Einer meiner Klientinnen wurde in der TiHo Hannover geraten, ihren Nymphensittich, der an einem Unterflügelekzem (EMA-Syndrom) litt, einschläfern zu lassen, nachdem eine antimykotische Salbe nicht angeschlagen hatte. Sie rief mich (völlig aufgelöst) zum Glück an, bevor sie diesem unsinnigen Vorschlag folgen konnte. Dem Vogel geht es heute gut, nachdem er sachgerecht behandelt wurde.
Nie voreilig einschläfern! Auch bei sog. "unheilbaren Krankheiten" gibt es eine gute Chance. Auch bei nachgewiesener PDD würde ich nicht automatisch einschläfern. Es gibt aus homöopathischer Sicht keine unheilbaren Krankheiten, sondern nur unheilbare Patienten. Entscheidend ist letztlich immer, ob man der Lebenskraft wieder auf die Füße helfen kann und die Selbstheilungskräfte wieder in Gang bringen. Gelingt das, sprechen die Schulmediziner von "unerklärlichen Spontanremissionen".
Zur generellen Problematik des Einschläferns habe ich in einem anderen Forum mal was geschrieben, und zwar hier:
http://www.kokinas-oase.de/fo/showthread.php?t=1428&page=2&pp=10
LG
Thomas
 
hallo!

der fall den ich geschildert habe ist ebenfalls an der TiHo in hannover passiert.
 
Hallo!

Auch ich schließe mich an und muss Kunis Warnung leider aus eigener Erfahrung bestätigen.

Wenn es nach einem Tierarzt einer bestimmten Vogelklinik ginge, würde mein Amazonen-Mädchen heute auch nicht mehr leben.

Meine Mia leidet unter einer (offenbar höchst) seltenen, äußerlich sichtbaren Krankheit, deren Symptome sich zugegebenermaßen ziemlich verrückt anhören. Ich bin mir ihr seit 1 ½ Jahren in Behandlung. Im März trat eine Verschlimmerung ein, und Mia ging es sehr schlecht. Leider war die behandelnde Ärztin aus dem Team nicht da, und ein Kollege übernahm die Sprechstunde. In dem Hin und Her von Untersuchung, Verband, Beratung und Nachfrage eröffnete er mir plötzlich eines Tages am Telefon, dass er mir nicht glaube, dass es sich bei Mias Krankenverlauf so verhalte, wie ich es beschreibe - das könne so nicht angehen. Außerdem empfahl er (nicht zum ersten Mal), Mia von ihren „Leiden zu erlösen“, zumal die Diagnostik am Ende angekommen sei, man könne also nichts mehr für Mia tun, ihre Krankheit sei nicht therapierbar, das Tier würde sich nur noch quälen. Für das Einschläfern bat er um baldige (!) vorherige telefonische Anmeldung, damit man dies in angemessener Form außerhalb der Sprechzeiten vollziehen könne.

Ich war entsetzt – nicht zuletzt wegen der Eile, die dieser Tierarzt an den Tag legte, um meine Mia ins Jenseits zu befördern (wobei Mia keineswegs zu Hause saß und Schmerzenslaute von sich gab). Außerdem ärgerte es mich, dass man meine Beobachtungen, die ich als Halterin gemacht habe, einfach vom Tisch wischte und sie für falsch erklärte, nur weil jenem Tierarzt offenbar die Phantasie fehlte, sich eine Realität jenseits seines eigenen Universums vorzustellen. Da tat sich die Frage auf: Wer lebt denn mit Mia zusammen und hat sie dauernd vor Augen – er oder ich?

Es war schließlich verschiedenen Umständen zu verdanken, dass ich dem Vorschlag jenes Tierarztes nicht gefolgt bin. Heute weiß ich, dass es Mia im März deshalb so schlecht ging, weil mehrere ungünstige Faktoren zusammengekommen waren. Mit ihrer Krankheit selbst hatte das wenig zu tun; die Symptome waren keineswegs ein Zeichen dafür, dass die Krankheit eine neue, aggressive Qualität angenommen hätte. Mia selbst ist schon lange wieder beschwerdefrei, sie spielt und turnt und fliegt und kloppt sich mit ihrem Partner wie zuvor. Zwar ist sie nicht geheilt, aber mit den schubweise auftretenden Krankheitsausbrüchen haben wir gelernt umzugehen. Sie leidet auf jeden Fall keine Todesqualen, und so ein waches, agiles Tier einschläfern zu lassen, nur weil es körperlich gehandikapt ist, halte ich persönlich für ein Vergehen am Leben.

Ich habe lange darüber nachgedacht, was diesen speziellen Tierarzt zu seiner Empfehlung bewogen haben könnten. An einen „schlechten Tag“, wie ihn Kuni ja durchaus günstig relativierend erhofft, kann ich bei meinem Kollegen nicht glauben. Ich denke, es ist seine ganz persönliche Ethik, die ihn die Grenzen für ein lebenswertes Vogeldasein dort ziehen lässt, wo andere vielleicht noch längst nicht ans Einschläfern denken. Und in seinem Fall kommt meiner Ansicht nach erschwerend hinzu, dass er allzu stark in schulmedizinischen Bahnen denkt (keine Heilung = Gnadentod) und offenbar nur gelten lässt, was mit seinen eigenen (medizinischen) Vorstellungen konform läuft. Das ist umso tragischer, als wir Patienten, die wir ja im Allgemeinen Laien sind uns an den Tierarzt wenden im guten Glauben, richtig beraten zu werden, meist nicht merken, dass hier ein Individuum seine persönliche Meinung kundtut. Wir setzen dies zwangsläufig gleich mit der universalen Einstellung der gesamten Institution (in meinem Fall der Vogelklinik).

Das ist fatal. In Mias Fall nämlich habe ich erst später mitgekriegt, dass die übrigen Team-Tierärzte keinesfalls automatisch zu denselben Empfehlungen kommen wie der Kollege. Vom „Erlösen“ hat nur er allein geredet (freilich habe ich sonst niemanden darauf angesprochen). Anders ausgedrückt: anderer Tierarzt = andere Meinung, anderes Vorgehen. Inzwischen ist Mias behandelnde Ärztin wieder im Dienst. Sie unterstützt mich bei der alternativen Therapie, die meine Amazone mittlerweile von ganz anderer Seite bekommt – und dies, obwohl es nicht der schulmedizinischen Praxis der Vogelklinik entspricht und obwohl ihr Kollege schon längst aufgegeben hatte. So geht’s also auch.

Ich kann demnach nur eindringlich warnen vor schnellen und folgenschweren Entscheidungen. Ich unterstütze Kunis und Thomas‘ Appell in jedem Wort: Holt lieber eine zweite Meinung ein, bevor ihr eure Zustimmung gebt zum „Erlösen“ oder zu fragwürdigen Operationen ohne eindeutigen therapeutischen Nutzen. Ihr sehr auch an meinem Beispiel, wie schnell man seinen Vogel verlieren kann ... wenn man sich nicht ein gesundes Misstrauen bewahrt.

Viele Grüße
Rinus.
 
Hierzu mal noch was.
Betrifft Kunis Schilderung.
Tierärzte haften im Gegensatz zu Humanmedizinern für ihre Arbeit!
'In einem solchen Fall wo es eindeutig eine grobe Fehldiagnose war kann der Tierhalter Schadensersatz verlangen.
Das macht natürlich den Vogel nicht wieder lebendig, jedoch wird der verantwortliche Tierarzt es sich in Zukunft zweimal überlegen ob er ein Tier tötet.
Ich denke daß man auf diese Weise die Veterinärmediziner auf Trab bringen kann, insbesondere weil sich so was auch im Kollegenkreis herumspricht.
 
Thema: vorsicht bei folgenschweren diagnosen vom ta
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