Also... wie gering auch immer es sich in der Statistik niederschlagen mag, es würde in dieser deutlicher auffallen als Personen, die Krähen zufällig und sporadisch im Freiland beobachten und das mit bloßem Auge erkennen wollen...
Ich verstehe jetzt nicht, warum du diesen Vergleich ziehst. Habe den Eindruck, dass du nicht ganz verstehst, worauf ich hinaus will.
Ich habe dir schon im Januar geglaubt, dass die Krähen später nicht mehr weiterwachsen. Weiß nicht, wie du das wahrnimmst, aber ich hatte lediglich die Frage gestellt und keine Behauptung aufgestellt.
Das danach waren meine Überlegungen zur Methodik der Vogelberingung am Beispiel von Größe und Gewicht. Eher akademische Gedanken.
Und natürlich kann und muss man auch Todfunde dafür nutzen, die sterben ja nicht alle an Hunger (die Todesursache wird übrigens natürlich auch in die Datensätze aufgenommen).
Bei all deinem Fachwissen muss ich dir in diesem Punkt widersprechen.
Krähen werden in deutlich geringerem Ausmaß beringt als andere Singvogelarten, dazu hatte ich auch konkrete Zahlen recherchiert. Totfunde heranzuziehen ist nicht mehr als eine Notlösung, weil man sonst nicht genug Daten zusammenbekommt. Methodisch kann das je nach Fragestellung sehr fragwürdig werden, da man zusätzliche Annahmen in seine Argumentation einbauen muss, die man sich mehr oder weniger gut zusammengereimt hat.
Ausschlaggebend ist in jedem Fall, ob eine Stichprobe (die Ringfunde) repräsentativ ist. Eine Stichprobe, die zum Großteil aus bereits verendeten Tieren besteht, ist nicht repräsentativ bei der Frage, um die es hier geht. Faktum. Punkt. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Wenn man eigentlich nicht genug Daten hat, aber eine Untersuchung durchführen muss oder will, dann mogelt man eben ein kleines bisschen mit Zahlentricksereien und schwammigen Argumentationen. Mängel in den Daten irgendwie zurechtzuargumentieren ist eine Praxis, die man in vielen Studien findet. Leider.
Mit einer Stichprobe aus lebenden Tieren nähert man sich schon eher dem Ideal, aber auch da muss man aufpassen, welche Lebenden man als Stichprobe erwischt.
Die ganze Diskussion hat nicht viel mit dem ursprünglichen Thema zu tun und ist eher akademisch. Wie schon gesagt, ich habe niemals behauptet, dass erwachsene Krähen weiterwachsen.
Ich hatte damals im Januar, als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, nur alte Studien aus den 40er bis 60er Jahren gefunden und das eine oder andere über Vogelberingung gelernt.
Laut Prof. Reichholf war das mit den wissenschaftlichen Studien sehr schwer geworden, nachdem die Krähen als Singvögel unter deren Schutz gefallen waren.
Das hatten damals die Jäger nicht auf dem Schirm, dass Krähen ("Raubvögel" aus ihrer Sicht) zu den Singvögeln gehören, sonst wäre das Gesetz vielleicht anders geschrieben worden. Das war damals ein sauberer Coup, dass Niemand von den Ornithologen den Jagd-Interessensverbänden Bescheid gegeben hatte, bevor das Gesetz unterzeichnet war.
Nach (!) der Unterzeichnung des Gesetztes haben die Ornithologen den Jagd-Interessensverbänden Bescheid gegeben.
Nachdem also gewisse Methoden zur Gewinnung von Daten verboten wurden, ist man auf die Vogelberingung gekommen. Das wurde eine riesige Erfolgsstory bei der Erforschung des Vogelzuges.
Aber nicht alle Fragestellungen lassen sich dadurch gut beantworten. Man musste eben mit dem zurechtkommen und zur Not kreativ argumentieren.
Heute geht die Tendenz eher in Richtung Satellitenüberwachung und Automatisierung. Die Vögel muss man freilich trotzdem beringen oder besendern, aber die Ringfunde werden zwangsläufig mit der Zeit an Bedeutung verlieren gegenüber moderneren Methoden.