Was kann man einem Greifvogel alles beibringen?

Diskutiere Was kann man einem Greifvogel alles beibringen? im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo Freunde der Falknerei Vorweg: Ich habe keine Ahnung von Greifvögeln. Aber es beschäftigt mich eine Frage, wo Google mir nicht...
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Phenix74

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Hallo Freunde der Falknerei

Vorweg: Ich habe keine Ahnung von Greifvögeln. Aber es beschäftigt mich eine Frage, wo Google mir nicht weiterhelfen konnte und ich mich hier extra hier dafür anmeldete, um diese loszuwerden ;)

Es geht um einen Film, in dem ein Falke dazu dressiert wurde nach Leuten ausschau zu halten und dieser ein Signal gibt sobald er jene erspäht hat.
Ich weiß FIlme sind nicht Realität, doch würde ich gern wissen wie groß der wahre Kern in dieser Sache ist.

Ist es tatsächlich möglich, das oben beschriebene einem Falken beizubringen und zu welchen Kunststücken wäre ein Greifvogel noch fähig?
Ich weiß das Rabenvögel einiges dazu lernen. Könnte ein Greifvogel das auch?

Nur aus Interesse und ich freue mich auf eure Antworten.
 
Hallo,

was Du beschreibst (suchen und melden) halte ich für eher unwahrscheinlich.

Dass ein Greifvogel allgemein mit Lautäusserungen auf das Erscheinen von Personen reagiert ist jedoch normal. Und er kann Personen gut unterscheiden und auch spezifisch reagieren.

Zu was sie bei entsprechendem Training durchaus fähig sind, siehst Du z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=5wNzr1FUAzw

Grüsse,
tox
 
Das Problem ist: Ein Greifvogel WILL es nicht. Er reagiert, wie er es möchte. Er versteht vieles...
Du kannst einen Film allerdings so drehen, indem du kleine Szenen auswählst.
 
Hab mich schon lange gefragt: Wie lang erkennen Greifvögel/Falken ihre Pfleger? Also wenn, durch welche Gründe auch immer, eine andere Person die Tiere zwischenzeitlich betreut und füttert. Wie lange bleiben sie 'treu'? Besteht überhaupt eine vergleichbare Bindung wie bei z.b. Papageien? Kommt sicher auf den Zeitrahmen und die Art an. Eure Erfahrungen damit interessieren mich mal!
 
Ob und wie da eine richtige Bindung entsteht, ist wohl wie bei Papageien: Manchmal klappt es, manchmal von Seite des Vogels aus nicht. Der Vogel erkennt auf jeden Fall stets "seinen" Falkner.
Bei Adlern ist das eine Nummer spezieller. Ein Bekannter von mir hat erzählt, dass er vor einiger Zeit auf einer Gesellschaftsbeiz war. Ein Steinadler war dabei, der schon seit 5 Jahren einen neuen Besitzer hatte, und bei dieser Beiz war auch sein Vorbesiter dabei. Als er das erste Mal fliegen gelassen wurde, suchte er direkt erstmal seinen alten Herrn auf, um ihn zu begrüßen :) Aber vom Wesen her sind sie einfach anders als Papageien und schwer zu vergleichen.
 
Was kann man einem Greifvogel alles beibringen?

Die Beantwortung dieser Frage ist ein extrem weites Feld und man muss hier auch ganz klar zwischen Falknerei (Jagd), falknerischer Greifvogelhaltung (Show) und vermenschlichter Haltung der Vögel unterscheiden. Letzteres ist NICHT nachahmenswert und ich lehne dies ab. Aber da ich bisher 4 solche Exemplare im laufe der Jahre zur Pflege hatte und noch habe, kann ich hier auch "absonderliches" Berichten,
Natürlich gibt es auch bei Vögeln der gleichen Art deutliche Unterschiede im geistigen Leistungsvermögen. Dies ist ja bei Menschen auch festzustellen.

Generell erkennen Greifvögel und auch Eulen Ihre Pfleger / Bezugspersonen zum Teil noch nach Jahren wieder und sind extrem lernfähig.

Mein Falke, der von den Behörden beschlagnahmt und mir zur Pflege übergeben wurde, ist als Babyersatz in einer Familie aufgezogen worden. Er fliegt völlig frei ohne irgendwelchen Futteranreiz und kommt auf Anruf zurück. Er hat aber noch niemals auf der Hand / Handschuh Atzung bekommen. Personen, die zu meinen unmittelbaren Lebensumfeld gehöhren, erkennt er noch nach Jahren wieder.
Er reagiert auf verbale Reize und kann diese zuordnen. Wenn ich ihn Frage: "Gehst du mit zum Doc?" (quartalmäßige behördlich angeordnete Routineuntersuchung), sucht er selbstständig die Autotransportbox auf. Genauso reagiert er auf das "böse" Wort "Maus", da holt er seine Geschühriemen und will dann auch wirklich das Nagetier fangen. Wir verwenden das Wort schon nicht mehr, sondern sagen dann nur noch "Em-und-aus". Das kann er allerdings immer (noch) nicht zuordnen. -grins-
Ebenso geh ich mit Ihm Pilze suchen, wobei er ganz genau weiß, was ich mitnehme oder nicht. Übersehe ich da mal was, "krakeelt" er rum und macht mich darauf aufmerksam. Ich persönlich halte das aber nicht für antrainiert, sondern eher eine Nachahmung des menschlichen Verhaltens. Mit solchen Aktionen kannst du jeden ordentlichen Falkner erschrecken und verblüffen.
Das Verhalten des Vogel zeugt aber von einen enormen Lernpotential und Erinnerungsvermögen. Das die Falken mit den Papageien verwandt sind zeigt sich bei meinen Exemplar ganz deutlich (grins). Er kommt, kusselt, schmust, wenn ich oder andere Personen im Lebensumfeld niedergeschlagen sind bzw. ist er da besonders "wild" auf behinderte Menschen. Da bekommst du ihn dann kaum noch weg. In der alten Therminologie zu sprechen: Ein echter Raubvogel. Er raubt den letzten Nerv.

Mein Pflegekauz ist fast ebenso. Es ist also vieles möglich.

Die Frage ist halt nur, ob solche Verhaltensmuster unbedingt erstrebenswert sind. Da bin ich der Meinung - NEIN. Auch wenn ich die "Endzeitpflege" bis zum letzten Lebenstag betreibe und meine "Monsterchen" richtig liebe, werde ich solche extremsten Aufzuchtsformen ablehnen und auch dagegen vorgehen. Man sollte das Tier auch noch Tier sein lassen.

Aber generell halte ich es für möglich einen Falken beizubringen einen Laut zu geben, wenn sich Personen nähern oder auch "Kunststücke" einzutrainieren. Die Frage ist nur, ob man das braucht bzw. ob man für die Falknerei nicht völlig falsche Impulse setzt. Falknerei ist Falknerei und Zirkus ist etwas völlig anderes.
Damit das auch so bleibt, scheue ich schon etwas die Öffentlichkeit.
 
Guten Abend tox
Etwas zu dem Film. Die beiden Signale die die Trainerin unter dem Tisch jeweils abgibt, sind mir nicht klar. Was will sie damit, wie ist der Vogel damit trainiert. Es ist ja jeweils ein Signal nach der Aktion und nicht vorher. Ich hatte kürzlich einen anderen Film gesehen wo ein Uhu von Handschu zu Handschu flog und auch immer NACH dem jeweiligen Start gepfiffen wurde.
Grundsätzlich, gibt es Töne die dem Grefvogel eher passen und welche die er nicht mag und kann man das beim Abtragen auch nutzen?

Danke für Aufklärung, Gruss vom
werner
 
Hallo Werner,

was man im Video sieht ist "Klicker-Training", einfach mal in die Wikipedia schauen, die kann es besser erklären als ich.
Das Geräusch wird dabei durch einen Knackfrosch erzeugt, aber es sind auch beliebige andere akustische Signale möglich, z.B. Pfiff o.ä..

Der erste Klick (oder Reiz) erfolgt, wenn das Tier zum erwünschten verhalten ansetzt. Er ist lediglich ein (zeitnahes) Verknüpfungssignal für den zweiten Klick an, der als Ersatz einer Belohnung erfolgt. In der Anfangsphase des Trainings und immer mal wieder zwischendurch muss natürlich zusätzlich zum zweiten Klick tatsächlich eine Belohnung gegeben werden.

Grundsätzlich ist es wohl eine gute Idee, mit Tieren in einfachen, gut unterscheidbaren Worten (Signalen) zu kommunizieren und immer die gleichen Worte zu verwenden.
Meine Uhus kennen z.B. ihre Namen, ich kann rufen welchen ich beim Füttern auf dem Handschuh haben will.

Grüsse,
Bjoern
 
Hallo,

ich glaube, dass es weniger interessant ist, was man einem Greifvogel beibringen kann, sondern eher, wie man solch schlaue Vögel gerade als Einzeltierhaltung beschäftigen kann.

Es ist ja bekannt, dass gerade intelligente Vögel bei Unterforderung dazu neigen sich Federn aus zu reißen. Gerade Papageien. Da der Harris Hawk ja auch zu den intelligenteren Greifvögeln zählt, würde mich einmal interessieren, was Falkner die einen HH in Einzelhaltung haben unternehmen, um den Vogel möglichst sinnvoll zu beschäftigen.

Gruß Peter
 
Erst einmal sollte klar sein, dass das nur wie angesprochen für HHs gilt. Die fangen bei nicht-sachgemäßer Haltung tatsächlich u.a. auch das Rupfen an. Es sind aber trotzdem Greifvögel und keine Papageien, die ticken einfach noch mal ganz anders. Greifvögel spielen auch, aber die Handlungen beim Spielen sind meist sehr ähnlich wie die bei der Jagd. Das Bedürfnis nach Nähe ist auch nicht mit dem von Papageien vergleichbar.

Die HH-Falkner, die ich kenne, halten es so: Während der Saison wird der Vogel jeden Tag geflogen, hat also jeden Tag auch Kontakt zum Mensch und "was zu tun". Außerhalb der Saison steht er immer mit seinen Familienmitgliedern zusammen in der Voliere. Oder man schafft sich direkt zwei an und fliegt sie in Kompanie (und stellt sie im Sommer natürlich auch zusammen).
 
Thema: Was kann man einem Greifvogel alles beibringen?
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