Was tun mit meiner Rabenkrähe?

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Viola

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Hallo erstmal!
Bin neu hier und hoffe, dass mir einige Leute antworten, die sich mit Krähen auskennen.
Mein Kater hat vor ungefähr vier Tagen in unserem Garten auf dem Boden eine junge Rabenkrähe gefunden, die anscheinend aus dem Nest gefallen ist (dieses ist jedoch nirgends zu sehen). Ihr Geschwisterchen ist ebenfalls aus dem Nest gefallen, lag aber leider- vom gleichen Kater zerlegt- am anderen Ende des Gartens.
Es gelang mir, die (noch lebende) Krähe mit einem Stock auf das Dach unseres Nachbarschuppens zu heben, wo die schon umherfliegenden und schreienden Eltern es auch fanden, aber gleich darauf wieder wegflogen. Eineinhalb Tage später saß sie immernoch an der gleichen Stelle und ich habe nicht gesehen, dass die Eltern es in der Zwischenzeit gefüttert hätten. Da sie schon sehr schwach und erbarmungswürdig aussah, holte ich sie schließlich vom Dach und halte sie seitdem in einem riesigen Chincilla- Käfig, den ich zum Vogelkäfig umfunktioniert habe. Ich füttere sie mit Spritze und Pinzette (Regenwürmer, Katzenfutter etc.), was auch anscheinend gut funktioniert, da sie sich vollständig erholt hat und fast stündlich wächst. Sie ist auch schon sehr zahm, macht auf meiner Hand Flugübungen, krabbelt auf meine Schulter und meckert mich an, wenn sie Hunger hat.
Insgesamt scheint sie sehr zufrieden zu sein, auch mit dem Käfig.
Und jetzt kommt das Problem: Oft wenn der Käfig im Garten steht und ich mich der Krähe nähere, bemerkt es einer von ihren Eltern und fängt an zu schreien und mir zu drohen. Offensichtlich wollen sie ihr Junges zurückhaben. Wenn ich sie jedoch auf einen Ast setzen würde, würden sie sie wahrscheinlich wieder nicht füttern und am nächsten Tag dürfte ich sie wieder vom Baum kratzen. Außerdem gibt es keinen Ort, an den ich hinkommen kann und meine zwei Kater nicht. Und mit denen ist nicht gut Kirschen essen.
Was soll ich also tun? Sie weiter füttern oder sie den Eltern zurückgeben???
Natürlich würde ich sie gerne noch eine Zeitlang behalten, da ich mich auf Anhieb in sie verliebt habe, und sie sieht mich inzwischen auch schon als ihre Mama. Wenn sie ihre Eltern z.B. hört, macht sie keinerlei Versuche, zu ihnen zu kommen, auch wenn ich sie gerade nicht im Käfig habe, sondern auf der Hand.
Wenn ihr aber meint, dass es für sie das Beste ist, sie den Eltern zurückzugeben, werde ich das versuchen.
Und noch eine Frage: Woran erkennt man eigentlich, ob es ein Männchen oder Weibchen ist?
Über euren Ratschlag würde ich mich sehr freuen, Viola
 
Liebe Viola,

bitte, unterstütze auf keinen Fall, daß die Krähe zahm und auf Dich geprägt wird!!

Wenn sich die Eltern so offensichtlich für ihr Kind interessieren, ist es für die junge Krähe zweifellos das beste, Du übergibst sie wieder in die Obhut ihrer Vogeleltern.
Vor den Katzen kannst Du sie ganz einfach schützen, indem Du diese nicht hinaus läßt.
Zur Jungvogelzeit sollten Katzen ohnehin nur unter strenger Aufsicht hinaus gelassen werden.

Viel Glück für die Krähe,

Merline
 
Hallo Merline!
Danke für Deinen Ratschlag. Habe vorhin versucht, den Vogel auf den Baum zu setzen, aber er hat versucht, loszufliegen und ist runtergeplumpst.
Die Katzen drinnen zu lassen, ist, finde ich, keine so gute Idee, da sie ja draußen zur "Toilette" gehen und außerdem auch Anspruch auf eine artgerechte Haltung haben. Davon abgesehen haben auch unsere Nachbarn Katzen und die werden bestimmt nicht so viel Verständnis für eine Krähe zeigen, dass ich sie überreden könnte, ihre Katzen einzusperren. Und Marder und Raubvögel haben wir auch in unserer Gegend.
Wenn ich sie heute noch aussetze, werde ich mit Sicherheit morgen ein Häuflein tote Federn auf der Wiese finden und das möchte ich nicht.
Auf mich fixieren will ich sie natürlich nicht, da sie ja schon später mal in Freiheit leben soll, ich kann es jedoch kaum verhindern, da sie noch gefüttert werden muss.
Danke, Viola
 
Liebe Viola,

aus meiner Erfahrung rate ich Dir, das Krähenküken nicht sich selber zu überlassen und sich nicht darauf zu verlassen, daß sich die Kräheneltern wieder um ihr Junges kümmern. Ich bin fest davon überzeugt, daß diese nicht mehr um Deinen Findling besorgt sein werden und dieser in kurzer Zeit unter die Räder kommen wird.

Und es wird in Deiner Umgebung wahrscheinlich nicht nur Deine Katze geben, die sich für junge Krähen lebhaft interessiert. Und fremde Katzen oder auch Marder wirst Du nicht einsperren können.

Ich werde Dir morgen ausführlicher zu Deinem Problem schreiben. Jetzt muß ich weg zum Kegeln!

Gruß vom Rabenvater
 
Hallo Rabenvater!
Ich habe mich sehr gefreut über Deine nette Antwort. Vor allem weil es auch meinem Gefühl entspricht, dass es besser ist, mich weiter über die Krähe zu kümmern, bis sie zumindest fliegen und selbstständig fressen kann.
Ich habe großes Mitleid mit den Kräheneltern und deshalb seit gestern ständig ein schlechtes Gewissen. Da tut es gut, wenn man in seiner Entscheidung bestätigt wird!
Auch ich ahne, dass ich die Wahl habe zwischen einer zu zahmen oder einer toten Krähe und da ist mir das erstere doch lieber, sonst hätte ich noch ein viel schlechteres Gewissen.
Würde mich sehr freuen, wenn Du mir morgen mehr schreibst!
Bei der Gelegenheit noch eine Frage: Meinst Du die Kräheneltern könnten mir ernsthaft gefährlich werden? Sie simulieren ständig Sturzflüge in meine Richtung und da wird's einem doch ein bisschen zweierlei!
 
Okay, sammeln wir also alle Wildvögel ein, damit unsere Hauskatzen draußen auf Toilette gehen können und artgerecht gehalten werden :(

Viola,
wenn Du auch der Krähe ein artgerechtes Leben ermöglichen willst, ziehe sie bitte nicht alleine auf. Gerade einzeln aufgezogene Rabenvögel neigen leider sehr dazu, zahm zu werden und haben dann später keine großen Überlebenschancen in Freiheit.

Bitte, übergib sie an eine Wildvogelpflegestation, wo sie zusammen mit anderen Artgenossen fachkundig aufgezogen und ausgewildert werden wird.

Wenn die Krähe in einer Pflegestation ist, werden auch die Eltern nicht länger mit ansehen müssen, daß ihr Kind dort gefangen gehalten wird und sich leichter mit der Situation abfinden.

Alles Gute,

Merline
 
Erstens sammle ich nicht hobbymäßig Wildvögel ein. Hätte ich zuschauen sollen, wie es auf dem Dach verhungert? (Die Eltern haben sich nämlich NICHT darum gekümmert).
Zweitens sorge ich dafür, dass meine Katzen keine Vögel fangen (sie haben nämlich Glocken- wenn aber ein Vogel nicht fliegen kann, dann nützen auch die Glocken nichts).
Drittens wünsche ich mir, dass die Krähe glücklich ist. Ich wünsche mir aber auch, dass meine Kater glücklich sind. Unter Katerglück verstehe ich aber nicht, an einem schönen Frühlingstag in einer muffigen Bude eingesperrt zu sein.
Kann es sein, dass Du Katzen nicht magst?
Was die Kräheneltern fühlen, das weißt weder Du noch ich, aber wenn du schon meinst, dass sie so emotional reagieren, die Flügel über dem Kopf zusammenschlagen und in Krähensprache weinen: "Oh Gott, unser Sohn/Tochter ist in GEFANGENSCHAFT!!!"- könnte es dann nicht auch sein, dass sie hinzufügen: "Aber wenigstens ist er/sie noch da!"?
Wegen der Wildvogelstation hast Du wahrscheinlich leider recht, es gibt sogar in Freising eine. Bin dabei, dort anzurufen, hat nur noch keiner abgehoben!
 
Meine Erfahrung mit drei Rabenkrähen-Küken

Liebe Viola,

Deine Krähengeschichte elektrisierte mich natürlich, da sie sich fast haargenau mit der anfänglichen Krähengeschichte unserer "Sofie" deckt. Die Sofie kam gestern genau vor einem Jahr am 15. Mai 2001 zu uns. Sie war ebenfalls aus dem Nest gefallen. Wir vermuten, daß sie aus dem Nest gefallen "wurde", da sie ein Teilalbino mit weißen Flügelfedern und auch einem etwas schwächer und heller ausgefallenen Schwanz ist. Deshalb wurde sie womöglich von ihren Rabeneltern verstoßen.

Außerdem haben wir wie Du auch einmal 3 Rabengeschwister aus dem hohen Gras aufgelesen. Die waren aus irgendwelchen Gründen gemeinsam abgestürzt und vom Nachbarsdackel aufgespürt worden. Wir sammelten sie ein und setzten sie in einer flachen Kiste auf's Garagendach. Die Eltern kamen auch und schauten sie an, fütterten sie aber nicht mehr. Es blieb uns schließlich nichts anderes mehr übrig, als sie in unserem Badezimmer unterzubringen. Einen so großen Käfig, wie er für drei schon verhältnismäßig große, aber noch flugunfähige Krähen notwendig gewesen wäre, hatten wir nicht. Auch diese drei Kameraden machten nicht lange Faxen, sondern entwickelten einen gesegneten Appetit und ließen sich problemlos aufziehen. Allmählich lernten sie fliegen und in unserem Bad sah es die meiste Zeit aus wie in einem Hühnerstall. Wir bauten ihnen dann eine provisorische Voliere im Garten, damit sie die Außenwelt kennenlernen konnten und auch die Möglichkeit hatten, auf dem Boden herumzustochern. Abends holten wir sie stets aus Angst vor Katzen und Mardern wieder ins Badezimmer herein. In der Voliere betätigte ich mich häufig als Lehrmeister und zeigte ihnen, was man alles auf und im Boden finden kann und wie man dabei vorgehen muß. Sie waren sehr gelehrig und übertrafen mich in ihrer Findigkeit bald. Und eines Tages ließen wir sie dann frei, als wir das Gefühl hatten, sie seien für ein freies Krähenleben genügend gewappnet. Sie flogen sofort in eine nahegelegene Allee mit großen Linden- und Ahornbäumen und ich hatte riesige Angst, es könnte ihnen etwas passieren und sie könnten ohne meine Hilfe nicht zurecht kommen. Am nächsten Morgen stand ich schon gegen 4 Uhr auf und "krähte" nach unseren drei Raben. Und siehe da, schon nach 1 - 2 Minuten kamen alle drei angeflogen und setzten sich auf Kopf und Schultern. Ich nahm sie mit in den Garten und da drehte ich ihnen Steine und Bretter um, worauf sie wie der Blitz auf die flüchtenden Käfer, Tausendfüßler und Spinnen losstürzten. Wir stellten ihnen auch weiterhin am alten Platz innerhalb der weit geöffneten Voliere Futter und Wasser zur Verfügung und sie nahmen dies an und vergnügten sich auch ebenso gerne am Futter unseres großen Katers. Sie kamen anfangs regelmäßig und hatten auch lange Zeit großes Zutrauen und keinerlei Scheu meiner Frau und mir gegenüber. Meine Frau mußte viel Geduld und Großmut aufbringen, wenn ihr die drei Krähen bei der Gartenarbeit "halfen". Alles, was sie einpflanzte, rissen sie postwendend wieder heraus. Und als wir über die Gemüsebeete große Gitternetze spannten, trieben sie ihr Unwesen ganz respektlos unter den Netzen weiter. Aber lieb waren sie doch und führten ein vollständig freies Krähenleben. Doch bald kamen sehr schwere Zeiten. Ihre richtigen Rabeneltern, die seit Jahrzehnten unseren Garten in ihr Revier einbezogen haben, versuchten rücksichtslos, die drei Rabengeschwister aus ihrem Revier zu vertreiben. Zu Beginn flogen die drei Jugendlichen arglos hin und wurden jedoch sofort mit Schnabelhieben verjagt. Sobald die Altvögel ihre drei früheren Kinder erblickten, stürzten sie sich auf sie. Diese hatten so viel Angst, daß sie buchstäblich auf dem Bauch in die Deckung eines Strauches oder einer Pfingstrosenstaude krochen, wenn sie die Altvögel sahen und keine Möglichkeit zum raschen Wegfliegen mehr bestand. Allmählich wurden sie immer unabhängiger von uns und ihre Besuche waren seltener. Sie kamen auch nicht mehr stets gemeinsam, sondern dann meistens einzeln. Wir konnten sie aber genau auseinanderkennen. Und bei ihren letzten Besuchen konnten wir auch feststellen, daß ihr junges Krähenleben vielen Gefahren und Nachstellungen ausgesetzt war. Der größten von ihnen war ein großes Dreieck aus dem Unterschnabel herausgehackt worden. Die kleinste hatte eines Tages die ganze Seite und den Oberschenkel blutig aufgerissen.
Und die dritte kam mit einem ganz heißen und geschwollenen Fuß an, auf dem sie kaum mehr stehen konnte. Sie lag lange in meiner Hand und hat dort ausgeruht und dies war auch einer ihrer letzten persönlichen Besuche. Wir sahen die drei Krähen aber noch häufig als Trio in der Gegend herumstreunen, verloren sie aber dann allmählich aus den Augen bzw. konnten sie von den anderen Krähen nicht mehr unterscheiden. Wir hoffen, daß es ihnen noch gut geht und sie schöne Reviere und passende Partner gefunden haben.

Dies war ein Erfahrungsbericht zu unseren drei Rabengeschwistern. Als Fortsetzung folgt mit dem nächsten Beitrag die aktuelle Geschichte mit unserer Rabenkrähe Sofie.

Gruß vom Rabenvater
 
Hi!

Ich denke mal, die Entscheidung die kleine Krähe zu retten war schon richtig (bevor sie am Dach verhungert)! Ich kann dir nur Recht geben, wenn du sie aber so schnell wie möglich in eine Wildvogelpflegestelle übergibst! Sie wird dir sicher am Anfang fehlen aber sie wird dann ein richtiges Krähenleben führen können! :) Wir haben in unserer Gartenvoliere mal 2 angeschossene Krähen gepflegt. Otto, die erste, überlebte und flog gesund wieder weg und Oskar hatte leider auch Schrot im Gehirn und starb nach einer Woche. Der Vorteil bei Otto war, dass er schon erwachsen war und nur "kurzfristig" zahm wurde.

Ich wünsche dir und der kleinen Krähe viel Glück und evt kannst du sie ja auch in der Station später besuchen! Alles Gute und

LG Angelika :)
 
Meine bisherigen Erfahrungen mit der Rabenkrähe Sofie

Liebe Viola,

nun folgt der Erfahrungsbericht zur Sofie, unserem aktuellen Pflegling.

Die Aufzucht von Sofie war, wie bei jungen Krähen normal, überhaupt kein Problem. Die meiste Zeit verbrachte sie in unserem Badezimmer. Da waren ihre Kleckereien am einfachsten zu ertragen und sie hatte da die Möglichkeit, das Wasser im Waschbecken kennenzulernen und schon ein wenig herumzuhopsen. Als sie dann schon ihre ersten Flugversuche vom Fenster bis zur Türe machte, installierte ich wieder eine Voliere im Garten. Für die Nacht holten wir sie ins Haus, aber nicht in das Badezimmer, sondern in unsere Küche. Da war es für uns einfacher. Je größer sie wurde, umso unternehmungslustiger wurde sie auch. Frühstück und Abendessen gemeinsam mit Sofie waren ziemlich chaotisch und wären für zartbesaitete und hygienebewußte Zieheltern unerträglich gewesen. In ihrer Voliere warfen wir ihr das Futter (hauptsächlich Mehlwürmer, aber auch mühsam gesuchte Käfer, Tausendfüßler, Raupen etc.) oft einfach ins Gras oder in die Wasserstelle. Sie lernte so sehr rasch, die diversen Insekten aus dem Grasboden und auch aus dem Wasser herauszustochern. Und sie kam auch bald instinktiv dahinter, daß es wichtig ist, nicht nur alles aufzufressen, sondern einen Teil in Vorratsdepots zu verstecken und diese gut zu tarnen. Daß die Katzen, die ihre Voliere umschlichen, sie nicht aus Freundlichkeit besuchten, hatte sie auch im Nu erkannt und verhielt sich denen gegenüber entsprechend vorsichtig, aber auch frech. Blitzartig wich sie bei Angriffen zurück und versuchte andererseits auch stets die Katzen zu picken, wenn diese zu nahe kamen und einen Augenblick unaufmerksam waren. In der Küche, wo sich Sofie ja völlig frei bewegen konnte, hatten die vier Katzen, die sich häufig den Raum mit ihr teilten, keinerlei Chance, sie zu erwischen. Als Sofie schon einigermaßen gut fliegen konnte, ließen wir sie unter Aufsicht im Garten frei. Anfangs hüpfte und flog sie nie weiter als höchstens ca. 10 - 15 m von uns weg. Aber allmählich vergrößerte sich ihr Aktionsradius. Während dieser Zeit zeigte ich ihr viele Stellen, wo es im Boden etwas zu finden gab. Da war sie mit Feuereifer dabei. Es war sehr interessant, zu erleben, wie vorsichtig eine Krähe ihr unbekanntes Terrain erforscht. Wenn ich mit ihr Neuland betrat, zog sie sich bei der ersten Beunruhigung sofort auf meinen Arm oder die Schulter und noch lieber auf den Kopf zurück. Und erst, wenn wir die Stelle ein zweites oder drittes Mal aufsuchten, verhielt sie sich dort nicht mehr ängstlich, da sie die Örtlichkeit nun kannte. Ja, und eines Tages flog sie weiter weg und erforschte eine große Allee, an der unser Haus liegt. Wir verloren sie im Blättergewirr aus den Augen und auch am Abend ist sie nicht mehr erschienen. Nachts kam ein schweres Gewitter mit starkem Regen. Schon früh zwischen 4 und 5 Uhr habe ich die Allee nach Sofie abgesucht. Und den ganzen Tag über bin ich jede Stunde die Allee abgegangen und habe in die angrenzenden Wiesen reingeschaut. Es war nichts zu sehen und das Gras war auch schon sehr hoch. Gegen 20.00 oder 21.00 h - es dämmerte schon - machte ich einen letzten Versuch. Und siehe da, die Sofie saß tropfnaß am Rande der Asphaltstraße und hüpfte auf meine "Sofie, Sofie"-Rufe sofort zu mir her und auf meinen ausgestreckten Arm. Sie war so naß, daß sie nicht mehr fliegen konnte. Das nächste Auto hätte sie überfahren oder die nächste Katze hätte sie erbeutet. Ich vermute, daß sie bei ihren noch verhältnismäßig dürftigen Flugkünsten im hohen und naßen Gras eine Notlandung fabrizierte und sich mühsam den ganzen Tag über durch die Wiese bis zum Straßenrand durchgeschlagen hat. Nach diesem Abenteuer mit glücklichem Ausgang nahmen wir sie wieder für einige Zeit in unsere Obhut und entließen sie erst in die Freiheit, als sie sicher fliegen konnte. Und von da an hat sie sich den "wilden" Krähen angeschlossen und ist oft stundenlang mit diesen unterwegs gewesen.
Wir hörten sie aber immer wieder auf Bäumen und Hausdächern krähen und herumkrakeelen und wenn wir nach ihr riefen, kam sie nach einiger Zeit stets zu uns her. Die Nächte verbrachte sie häufig mit den anderen Krähen an deren Schlafplatz in ca. 2 - 3 km Entfernung. Aber noch lieber kam sie bei Einbruch der Dämmerung zu uns ans Küchenfenster und begehrte Einlaß zum Übernachten. In der Frühe, wenn sie die ersten Krähen fliegen sah, gab es kein Halten mehr. Dann mußte sie sofort raus und zu diesen hinfliegen. Mehlwürmer und Katzenfutter stand natürlich ständig für Sofie bereit und sie machte sehr gerne Gebrauch von dieser Annehmlichkeit. Zwei- bis viermal täglich holte sie sich eine Portion Mehlwürmer ab. Die bestand meistens aus jeweils 35 - 40 Würmern. Regenwürmer hat sie dagegen von Anfang an entschieden verschmäht. So verbrachte Sofie den Herbst und Winter und teilte sich ihre Gesellschaft nach Gutdünken mit ihrer Krähenverwandtschaft und mit uns. Eine harte und ziemlich dramatische Zeit brach aber dann in diesem Frühjahr an, als die hier ständig ansässigen Krähen-Ehepaare sich allmählich mit dem Bau ihrer neuen Nester befaßten. Sie begannen, alle anderen Krähen aus ihrem Revier und damit auch aus unserem Garten zu vertreiben. Einige räumten ziemlich bald das Feld. Gegen die, die nicht freiwillig abzogen, wurden immer heftigere und wütendere Angriffe gestartet. Und am schlimmsten erwischte es dabei unsere Sofie. Sie betrachtete sich als ebenfalls hier seßhaft und versuchte trotz den gewalttätigen Attacken dazubleiben. Sie war zwar eine große Flugkünstlerin, schlug richtige Haken und vollführte Rollen in der Luft, aber den großen und erfahrenen Rabenkrähen konnte sie oft doch nicht entwischen. Ihre weißen Albinofedern in den Flügeln sind ein bißchen kürzer und an den Rändern ziemlich aufgespleißt. Sie flattert zwar schneller als andere Krähen, erzielt aber, wenn's pressiert, nicht die gleiche Geschwindigkeit wie ihre Artgenossen mit normalem Gefieder. So haben diese unsere Sofie immer wieder im Flug an den Schwanzfedern oder den Schwingen geschnappt und nicht mehr ausgelassen, bis beide zu Boden torkelten. Zweimal habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie eine Verfolgerkrähe dann über der Sofie stand, auf sie einpickte und ihr büschelweise das Brustgefieder ausrupfte. Und eine ganze Menge Flügel- und Schwanzfedern wurden ihr inzwischen ausgerissen oder abgebrochen. Zur Zeit ist ihr Schwanz eher ein Witz als ein Schwanz! Natürlich hat die Sofie aus Erfahrung gelernt. Jetzt ist sie so weit, daß sie beim Erkennen einer bevorstehenden Attacke schleunigst zu uns hinfliegt oder sich gleich in die Sicherheit der Küche flüchtet. Deshalb steht bei uns auch den ganzen Tag das Küchenfenster auf. Sie kann da rein und raus fliegen, wie sie will. Oft wird sie aber dennoch überrascht und ihr der Weg zur Küche abgeschnitten. Dann hilft nur noch sofortige Flucht weit über die Reviergrenzen hinaus. In diesem Fall erscheint Sofie in der Regel den ganzen Tag nicht mehr, übernachtet auswärts und trifft erst am nächsten Tag wieder meistens gegen Mittag auf einem Zwetschgenbaum in der Nähe unseres Küchenfensters ein. Da ihr Gefieder immer ramponierter wurde und sie vorallem beim Regenwetter der letzten Zeit den Attacken der Revierbesitzer zum Opfer fiel, haben wir sie in den vergangenen Wochen wieder vermehrt in unsere Obhut genommen. Jetzt ist das Wetter aber wieder besser und die Angriffe der Krähen-Ehepaare lassen seit ein paar Tagen auch nach. Vielleicht hängt die geringere Angriffswut damit zusammen, daß nun die geschlüpften Krähenküken schon größer sind. Jedenfalls vergnügt sich Sofie nun wieder vermehrt und mit weniger Angst im Garten und auf der angrenzenden Pferdeweide, auf den hohen Bäumen der Umgebung und bei ausgiebigen und mehrmaligen täglichen Vollbädern im Gartenteich oder in den Nestern der kleinen schwarzen Ameisen. Sie lernt auch jetzt noch täglich dazu, wo und wie man Nahrung erbeutet. Da Krähen meines Wissens erst mit zwei Jahren geschlechtsreif sind und auf Partnersuche gehen, hat Sofie noch ein Jahr Zeit, selbständiger zu werden. Und ich hoffe, daß sie nächstes Jahr um diese Zeit vielleicht schon das Herz eines flotten Partners mit einem schönen Revier erobert hat. Sie versucht jetzt schon, mit dem hier ansässigen Männchen anzubandeln. Und er ist auch freundlich zu ihr. Aber wenn dessen Ehefrau dazukommt, fällt diese wie eine Furie über die Sofie her! Ich werde mit Wehmut an die Zeit mit Sofie zurückdenken, wenn sie einen Partner gefunden hat, aber mich andererseits auch über ihr freies Leben freuen.

Meiner langen Rede kurzer Sinn ist der, daß ich überzeugt bin vom Untergang einer aus dem Nest gefallenen und aufgezogenen Krähe, wenn man sie zu bald ihrem Schicksal überläßt. Dazu fehlt es ihr an den Erfahrungen, die ihr sonst die Rabeneltern mitgeben und die ihr bei einer Handaufzucht viel spärlicher und langsamer zuteil werden.

Gruß vom Rabenvater
 
Wieso????

Ich meine: groß, schwarz, schwarzer Schnabel, blau- graue Augen,....
Was soll's denn sonst sein?
 
diese

dohle: Nicht alles was schwarzund gross ist gleich Rabenkraehe, Rabenvogel ja aber welche Art tschau
 

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Gibt's nicht!

Bei uns in der Gegend gibt's gar keine Dohlen.
Der Hitchcock sieht aus wie eine Rabenkrähe, spricht wie eine Rabenkrähe, fliegt wie eine Rabenkrähe, also für mich gibt's da gar keine Diskussion. (Das mein ich fei jetzt nicht bös).
Also so blöd bin ich übrigens auch nicht, dass ich mich nicht inzwischen a bissal mit der ganzen Sache auskennen würde. Bin im Gegenteil fast auf dem Weg, ein Rabenvogelexperte zu werden.
Was mich aber viel mehr interessieren würde: Wie kommst Du darauf, dass es sich um eine Dohle handelt? Welcher Teil meines Textes passt für Dich nicht zu Rabenkrähen (weil Foto hast Du ja keines gesehen)? Würde ja gerne mal ein Foto von ihm hier zeigen, habe aber keins.

viele Grüße, Viola
 
Dohle oder Rabenkrähe?

Hallo,

ich habe nun auch alles nachgelesen, was Viola hier über ihren Rabenkrähen-Jüngling "Hitchcock" geschrieben hat. Außerdem habe ich mich mit Viola einige Male per eMail über ihren "Hitchcock" unterhalten. In direkten Augenschein konnte ich "Hitchcock" bis jetzt aber nicht nehmen. Ich finde aber weder in Viola's Beiträgen hier, noch in den mit ihr ausgetauschten eMails auch nur den geringsten Ansatztpunkt und Hinweis, daß es sich nicht um eine Rabenkrähe, sondern um eine Dohle handeln könnte. Und Dohlen sind ja, wenn man sich ein bißchen Mühe gibt, überhaupt nicht mit Rabenkrähen zu verwechseln. Ich habe schon einmal eine Dohle aufgezogen, deren Kinderstube einer Kirchturmrenovierung in der Stadt Passau zum Opfer gefallen war. In und um Passau gibt es übrigens noch sehr viele Dohlen. Ich sehe sie zeitweise in großen Schwärmen sowohl am Boden, wie auch in der Luft.

Bei dieser Gelegenheit: In unserem Nachbarsgarten hat ein Rabenkrähenpaar, von dem ein Partner ebenfalls ein Teil-Albino wie unsere Sofie ist, heuer erfolgreich drei Junge ausgebrütet und aufgezogen. Ich meine, gesehen zu haben, daß eines dieser Jungen ebenfalls einige weiße Federn hat. Sobald ich es mit Sicherheit weiß, werde ich darüber berichten.

Und noch etwas zur Aufzucht von Raben: Ein besonderer Leckerbissen und, wie ich meine, auch eine sehr artgerechte Nahrung sind Maulwurfsgrillen! Zur Zeit erbeute ich für unsere Rabenkrähe "Sofie" täglich zwei bis drei Exemplare. Sie scheint es meinem Gesichtsausdruck anzumerken, wenn meine Jagd erfolgreich war und fliegt dann sofort zu mir her. Zuerst werden die Beine, dann der Kopf, die großen Grabschaufeln und der Brustkasten verspeist. Zum krönenden Abschluß des Festmahls wird dann noch der dicke Bauch zerlegt und stückchenweise mit Genuß verkonsumiert. Zum Glück für "Sofie" und zum großen Verdruß der fleißigen Gärtnerinnen und Gärtner gibt es in unserem und in den Nachbarsgärten Hundertschaften von Maulwurfsgrillen!

Gruß vom Rabenvater
 
Hallo!

Wie ja der Rabenvater weiß, fliege ich am Montag nach Irland (zwei Wochen).
Aber danach werde ich mir ganz viel Mühe geben und auch solche Leckerbissen für meine (inzwischen) ZWEI Rabenkrähen jagen. Nach Irland habe ich schließlich noch 4!! Wochen frei und vieeel Zeit für solche tollen (igitt!) Freizeitaktivitäten!

Und ich versuche dann auch mal, ein Foto von den beiden zu zeigen, damit das Vogelbestimmungsproblem hier geklärt werden kann. Habe den "Hitchcock" heute übrigens fliegen lassen. Er flog dreimal fleißig um unser Haus, so dass ich jetzt mit Sicherheit sagen kann: Er fliegt wirklich wie eine Rabenkrähe! Schaue nämlich zur Zeit auch allen wilden Rabenkrähen hinterher, so dass ich das ganz gut beurteilen kann.

Also schaut in ca. 2 Wochen nochmal hierher, wenn euch ein Foto interessiert! Bis dann,

viele Grüße, Viola
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
2 Wochen sind längst rum, wo bleibt das Foto?

Liebe Viola,

Du müßtest längst von der grünen Insel Irland zurück sein! Und ich hoffe, daß Du dort eine schöne Urlaubszeit verbringen konntest, auch wenn die Iren im Fußball nix zerrissen haben.

Hast Du die beiden Rabenkrähen Hitchcock und Sophie noch unter Deinen Fittichen oder haben sie sich schon in die grenzenlose Freiheit davongemacht? Ich bin schon ganz neugierig auf das versprochene Foto und würde auch gerne wissen, wie es um Deine beiden Zöglinge nun steht.

Unserer Sofie geht es gut. Sie hat wieder dazugelernt und vertreibt sich einen großen Teil des Tages mit der Jagd auf Heuschrecken. Am liebsten ist es ihr, wenn ich langsamen Schrittes durch die Pferdeweide gehe. Da begleitet sie mich wie ein Hündchen und wartet darauf, daß ich mit meinen Haxen die Heuschschrecken aufscheuche. Sie springt dann zickzack hinter ihnen her und nach 3 - 5 Sprüngen hat sie ihre Beute geschnappt. Ihr Auge ist unwahrscheinlich gut, es gibt fast nie einen Fehlversuch. Und ihr Gedächtnis ist phänomenal. Wenn sie 1 Heuschrecke schon gefangen und noch im Schnabel hat und sie eine 2. Heuschrecke aufstöbert, legt sie die 1. Heuschrecke rasch ins Gras und jagt der 2. Heuschrecke hinterher. Damit entfernt sie sich meistens 1 1/2 bis 2 Meter von der abgelegten Heuschrecke. Sie frißt dann die erbeutete 2. Heuschrecke und findet dann mit 100-prozentiger Sicherheit auch die zuvor im Gras abgelegte 1. Heuschrecke wieder.
Seit einiger Zeit hat Sofie auch entdeckt, daß die bisher völlig verschmähten Regenwürmer doch nicht so schlecht schmecken. Sie stöbert sie am liebsten unter einer Mulchdecke auf, zieht sie ein paar Mal durch die Krallen und schluckt sie dann mit Genuß. Aber nur die ganz dünnen und zarten Würmer; für die dicken und großen kann sie sich noch nicht begeistern.
Maulwurfsgrillen sind nach wie vor ein Festessen. Unsere Nachbarn jagen sie in ihren Gärten und liefern ihre Jagdstrecke nun regelmäßig für Sofie bei uns ab.
Katzenfutter holt sie sich regelmäßig aus der Küche. Mehlwürmer bekommt sie, wenn wir bei einem ihrer zahlreichen Küchenbesuche gerade dort anwesend sind.
Besonders schätzt Sofie ausgiebige Bäder in den Haufen der kleinen schwarzen Ameisen (= "Einemsen") und auch Vollbäder in der Pferdetränke, wobei sie meine ins Wasser gesteckten Hände als Badeplattform benützt.
Zur Zeit mausert Sofie. Ihr Schwanz ist schon wieder ganz ansehnlich geworden, nachdem er wegen der ständigen Attacken ihrer Rabenverwandtschaft längere Zeit nurmehr aus Federfragmenten bestand. Auch einen Teil der Flügelfedern hat sie schon erneuert. Von den weißen bzw. teilweise weißen Federn ist momentan nur noch die Hälfte da. Ich bin schon ganz neugierig, ob ihr wieder weiße Federn nachwachsen oder ob es schwarze Federn werden.
Die Nächte verbringt Sofie noch immer am liebsten in unserer Küche. Sie fliegt zwischen 20.00 und 21.30 h durch's geöffnete Fenster schnurstracks in die Küche und macht es sich auf ihrem Lieblingsplatz und möglichst auf Tuchfühlung mit uns bequem. Wenn wir die Küche verlassen, wechselt sie auch den Platz und bleibt dort bis zum frühen Morgen. Zwischen 6.15 und 6.30 h fliegt sie dann wieder aus der Küche raus. Wenn wir uns erlauben, am Sonntag etwas später aufzustehen, erinnert uns Sofie spätestens gegen 7.00 h mit schrillem Gekrächze an unsere Pflicht, das Küchenfenster zu öffnen, damit sie raus kann.

So ist das zur Zeit mit unserer Sofie!

Herzlicher Gruß vom Rabenvater an Dich und bei dieser Gelegenheit auch an alle anderen Rabeneltern
 
Thema: Was tun mit meiner Rabenkrähe?

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