Wetterprognose und deren Relevanz für den Vogelzug

Diskutiere Wetterprognose und deren Relevanz für den Vogelzug im Forum Kraniche im Bereich Wildvögel - Moin allerseits, da der Thread " Kranichzug im Herbst 2011" eigentlich nur für Beobachtungen gedacht ist, habe ich mich entschlossen, für meine...
Danke für die Erläuterungen, auch wenn sie meinem Wunsch nach besserem Wetter einen Dämpfer versetzen.
Zumindest das Schneeschippen bleibt mir ja so die nächsten Tage erspart und auch etwaige Kosten für Streumaterial.
Wobei die Leute im Norden ja auch diesbezüglich zu bedauern sind.
Hat ja auch etwas Gutes für mich, denn so kann ich das Volierendach reparieren...wozu es aber doch trocken bleiben sollte.
Bis denne
Ivan
 
Hoffnungsschimmer gibt es...

Hallo Ivan,

ich denke, jeder hat mit dem Winter jetzt allmählich " fertig". Leider sieht die Realität bis zumindest Ende der nächsten Woche noch anders aus. Aber es gibt Hoffnung, wie ich ja am Ende des Beitrages schon aufgegriffen hatte:

Einige Modelle sehen zum Ende des Trendzeitraumes ( das hieße Ostern) eine stetige Verlagerung des skandinavischen/nordrussischen Kaltluftkörpers- und zwar westwärts. Eine solche Verlagerung wäre eine der wenigen Rettungsringe, um aus diesem winterlichen Dilemma zu entfliehen. Der Grund: verlagert sich der Kaltluftkörper entlang des Polarkreises in die Region Kanada/Neufundland, wird hier über dem warmen Meerwasser des Atlantiks die " Tiefdruckproduktion" aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luftmasse angekurbelt. Diese Tiefdruckgebiete werden dann förmlich gegen das nordeuropäische Hochdruckgebiet, welches den Atlantik zurzeit blockiert " anrennen" und es schließlich verdrängen -> eine zyklonale Westwindwetterlage etabliert sich dann über Mitteleuropa und damit auch bei uns. Weiterer Vorteil: wenn nun noch die Großwetterlage Nordost auf dem Plan stehen sollte, wird es nicht mehr derart kalt, da über Skandinavien nicht mehr diese in ihrer Dimension gewaltige Kaltluftblase vorhanden ist.
Es würden also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.

Zugegeben, wir dürfen dann nicht sofort 20 °C und Sonnenschein erwarten- wir dürfen das Stichwort " Westwindwetterlage" nicht vergessen. Durch maritime, milde Luftmassen wäre es zwar entsprechend frühlingshaft- aber mit Frontendurchgängen und entsprechend Regen muss man immer wieder rechnen. Gerade im Zeitraum Anfang April sind solch wechselhafte, aber durchaus milde Wetterlagen aber nicht wirklich unüblich- " Aprilwetter".

Soweit zu dem Szenario der Kaltluftverlagerung gen. Kanada- noch ist es nicht Realität. Aber es besteht derzeit aufgrund der Anzahl der Modelle, die diese Entwicklung sehen eine gute Chance. Einige " schwarze Schafe" gibt es derzeit auch in der Modellwelt noch- hier wäre die Kaltluftblase allgegenwärtig und würde ihre Fühler immer wieder nach Mitteleuropa ausstrecken- so käme es über Ostern zu einer Luftmassengrenze mit eisiger Frostluft und Schneefällen auf der Nordseite und kräftigen Regenfällen südlich. Diese Ansicht macht aber derzeit vllt. 25 % der Modelle aus- und ist daher nicht wirklich ernst zu nehmen/ man kann es sich auch nicht vorstellen, dass es Anfang April noch dazukommt. Die Zeit spielt jetzt ganz klar gegen den Winter und irgendwann muss er auch in Zentraleuropa abdanken.

Halten wir fest: es besteht derzeit die gute Chance, dass er das zu Ostern tut- auch wenn man dann Regenfälle und Wind anfangs in Kauf nehmen muss. Oft wird nach windigen Westwindwetterlagen aber der Weg für Hochdrucklagen über Mitteleuropa geebnet...
Bis Ende der nächsten Woche müssen wir aber weiterhin mit dem Winter leben... vor allem im Norden und Osten sollte man Schneeschaufeln bis dahin weiter bereithalten.

Grüße!
Thomas
 
Globalmodelle machen Hoffnung- geht der Winter schon bald endgültig?

Richtig, auch der längste Winter hat mal sein Ende- und weiterhin könnte er dieses nach Modellwillen Ende der kommenden Woche finden. Brandaktuell sehen das auch die Mittagsläufe zweier Modellschwergewichter ( europäisches Globalmodell EZ und amerikanisches Globalmodell GFS) so- genau das Szenario, was ich gestern in der längeren Einschätzung beschrieben habe, träte hier ein. Der skandinavische Kaltluftkörper driftet infolge Verschiebung des skandinavischen Hochdruckgebietes gen. Grönland langsam aber sicher westwärts. Bei Grönland bricht diese Kaltluft dann südwärts auf die milden Gewässer des Atlantischen Ozeans aus- die Zyklogenese ( Tiefdruckbildung) wird hier angefacht- der Atlantik lebt wieder auf- nicht ohne Folgen für uns in Mitteleuropa.

Zeitgleich weitet sich ein Ableger des Azorenhochs über dem Atlantischen Ozean ostwärts aus, driftet über unsere Köpfe hinweg und nistet sich in Osteuropa ein. Die ideale " Frühlings-Konstellation": osteuropäisches Hochdruckgebiet, westeuropäischer Tiefdruckkomplex, der sich vor der französischen Küste " einrichtet" -> südliche Höhenströmung mit beachtlicher Warmluftadvektion ( schönes Wort, nicht wahr? :D ).
Bereits am Karsamstag werden zweistellige Plusgrade in der Westhälfte simuliert, im Osten sitzt noch die Kaltluft ( Schneedecke etc.),wird aber auch hier langsam aber sicher verdrängt- da der Prozess der Milderung wohl anfangs mit starken Westwinden einhergeht- da kann sich die betonschwere Kaltluft auch nicht lange halten. Milde Ostern mit zweistelligen Plusgraden- das simulieren diese Modelle in Kurzfassung.

Es hängt letztlich alles davon ob, ob das Azorenhoch sich mit einem osteuropäischen Hochdruckgebiet verbindet. Tut es das, steht der durchgreifenden Milderung nichts im Wege. Aufgrund der zeitlichen Distanz ist das Ganze noch mit Vorsicht zu genießen und ich bin da noch etwas skeptisch, dass es alles so Schlag auf Schlag geht. Damit es so schnell vonstatten geht, müsste wirklich alles passen, ansonsten wirds eher der schleichende Aufstieg aus winterlichen Tiefen. Dass dieser Aufstieg aber mehr oder weniger schnell erfolgen wird, ist sicher.

Unsicher nur, ob zu Ostern sofort in dieser Ausprägung, wie derzeit dargestellt.

Sicher ist: bis Ende der kommenden Woche bleibt das Winterwetter mit strengen Nachtfrösten am Wochenende- gerade im äußersten Norden und Osten. Ansonsten ebenfalls knackiger Frost, aber mehr als -5 bis -8 °C sind nicht drin, doch selbst das ist für Ende März bemerkenswert. Ab dem kommenden Wochenende aber insbesondere im Norden und in der Mitte von Tag zu Tag sonniger ( neuer Schub trockener Polarluft), aber eben auf winterlich kaltem Niveau und nachts bei Aufklaren wirds ohnehin zapfig. Das wird dann aber auch der Höhepunkt des Märzwinters sein..

Bis Ende der kommenden Woche also müssen wir uns noch gedulden- dann entweder der schleichende oder der rasante Prozess der Milderung. Zu Beginn der kommenden Woche wird man es aus den Modellen sicher ablesen können wie es abläuft, dann sind wir im Bereich der Kurzfrist. Bis dahin: Winterkleidung.

Grüße,
Nisus!
 
" Kältefaktor" Ostwind am Wochenende...

Nochmal eine kurze Information zum Wochenende: wie erwähnt verstärkt sich der Zustrom trockener Polarluft nochmal. Da die Luftdruckgegensätze ( zwischen skandinavischem Hochdruckgebiet und atlantischem Tief bei Britannien) deutlich zunehmen, verstärkt sich infolge auch der östliche Wind. In der Nordhälfte und in der Mitte sind daher insbesondere Samstag und Sonntag teils stürmische Böen bei leichtem Dauerfrost zu erwarten, sodass die gefühlte Temperatur dann etwa bei -20 °C liegen wird- für Ende März ist das schon krass. Daher: sehr dick einpacken- das ist wirklich schneidender, regelrecht beißender Wind im Norden und in der ( nördlichen) Mitte. Das - vor allem über der Nordhälfte- vom Charakter freundliche Wetter wird da keine Abhilfe schaffen.

Zu dem weiteren, möglichen Trend ist bereits das Meiste gesagt worden, das war mehr eine Kurzinfo zum Wochenende.
 
hallo nisus
wenn ich das so lese, bin ich froh das ich mehr südwestlich zu hause bin,da geht das noch,bei euch ist jah mehr sibirien.
da reden die von klima erwärmung,,,,,,aber nicht bei uns,,,,wird doch nicht werden wie das waldsterben,die letzten winter hatten es schon in sich.

mfg willi
natürlich ist frühling anderst
 
Das kannste laut sagen. Ohne Schneeschippen würden die Hühner garnicht mehr zu sehn sein, wenn sie wie Säugetiere gebaut wären.
In den Neunzigern hieß es sogar, so Schnee- und Kältewinter würde es nicht/kaum mehr geben. Und ich habe sowas überhaupt noch nicht erlebt. Um 1960 lag zwar auch viel Schnee im März, aber aus den Vormonaten. Da wurde aber beginnende (Zwischen-)eiszeit erwogen. Aber zu dieser Zeit ging es wohl nicht darum, daß die Leute Geld zur Heizungserneuerung etc. in die Hand nehmen müüsen.
Und im Mittelalter war es sicher wärmer. (Hier wurde sogar Hirse u.anderes heute Unmögliches angebaut.)
Und dadurch hat die Welt keinen Schaden genommen - nach meiner Einschätzung.

Grüßlies
Gabi
 
hallo nisus
wenn ich das so lese, bin ich froh das ich mehr südwestlich zu hause bin,da geht das noch,bei euch ist jah mehr sibirien.
da reden die von klima erwärmung,,,,,,aber nicht bei uns,,,,wird doch nicht werden wie das waldsterben,die letzten winter hatten es schon in sich.

mfg willi
natürlich ist frühling anderst

Nun ja, das passt schon. Die meisten Modelle zur Klimaerwärmung sagen für unseren Bereich längere, kältere und schneereichere Winter voraus.
 
Nun ja, das passt schon. Die meisten Modelle zur Klimaerwärmung sagen für unseren Bereich längere, kältere und schneereichere Winter voraus.

Seh ich auch so. Naja, fest steht jetzt schon: dieser März wird unterm Strich deutlich zu kalt enden und von der Mitteltemperatur her dem Januar Konkurrenz machen. Selbst der Märzwinter 2006 war nicht mehr vergleichbar, da eben deutlich kürzer. Hier war schon nach der ersten Dekade Schluss- im diesjährigen Fall " dreht" er zum kommenden Wochenende erst so richtig auf. ;)
 
Hallo Willi/Gabi,

ja das stimmt. Wobei es zum Wochenende auch weiter im SW kälter wird- und im Norden wirds bei 70er Böen aus Ost und -3 °C am Tag echt gemütlich. Von 1960 weiß ich nichts, habe nur den März 2006 in Erinnerung- wobei auch der nicht vergleichbar mit den aktuellen Verhältnissen war... zumal es ja jetzt am Wochenende noch ungemütlicher wird... gerade im Norden und in der Mitte.
 
Lieber Nisus

Auch aus der CH - ein von der nicht endenvollender Kältewelle nur zeitweise gestreiftes Gebiet - sei dir herzlich gedankt für deine sehr fundierten, von grosser Kenntnis getragenen Wettervorhersagen. Auch wenn sie nicht immer das sind, was wir jetzt hören oder lesen möchten.
Ich warte gespannt auf deine weiteren Berichte.

Lieben Gruss aus der CH, Lota
 
Norden: Hochwinterliche Verhältnisse - Dauerfrost und stürmischer Ostwind...

Hallo,

danke für eure Beiträge zu dem Thema. Wie ich ja schon weiter oben aufgegriffen habe: das Wochenende wird/ ist durchaus rekordverdächtig, gerade in der Nordhälfte. Fast schon krass, was hier bei mir aktuell los ist: wir haben hier -4 °C, stürmischen Ostwind mit bis zu 70 km/h- das heißt, der Auskühlungseffekt ist gewaltig. Die gefühlten Temperaturen liegen hier flächig bei -15 °C und tiefer... und das an einem 23.03. ;)

Doch wie kommt diese überaus ungewöhnliche Situation zustande?

Unsere Großwetterlage in diesen Stunden wird im Wesentlichen von zwei gegensätzlichen Druckgebilden dominiert- einem kräftigen skandinavischen Hochdruckgebiet, was einfach nicht weichen will- und einem westeuropäischen Tiefdruckkomplex über dem Euroatlantik. Beide Druckgebilde sind stark ausgeprägt, somit ergibt sich ein starker Luftdruckgegensatz- Luftdruckgegensätze werden durch Wind ausgeglichen, der nun entsprechend stark ausfällt. Ganz besonders ist das über der Norddeutschen Tiefebene der Fall, hier erreichen die Böen Stärke 8, an der Küste Sturmstärke. Was parallel abläuft: sich verstärkende Kaltluftadvektion- das Skandinavienhoch schickt nochmals eisige Grüße und schiebt trockene Polarluft " frisch" nach. Die Folge: die gesamte Nordhälfte mit einigen Ausnahmen im Münsterland konnte heute, an diesem 23.03 Dauerfrost verzeichnen- und das in der Kombination mit diesem stürmischen Ostwind.
Die Folgen habe ich ja gleich zu Beginn schon aufgeführt- hochwinterliche Witterung, wie es sie auch an einem Tag im Januar geben könnte...

Die Windsituation bleibt in der kommenden Nacht und auch am morgigen Sonntag ähnlich wie heute- und nochmals wird es in der Nordhälfte und auch in der Mitte für leichten Dauerfrost reichen können. Nur die " verdächtigen" Ecken tief im Westen und Südwesten kommen mit milderen Temperaturen mehr oder weniger davon, hier hat der Atlantik seine Finger noch im Spiel. Doch auch hier wirds dank starker Winde ( wenn auch nicht so stark wie im Norden) nicht gerade mollig.
Über der Norddeutschen Tiefebene haben wir morgen gefühlt flächig unter -10 °C.

Kurz zu den Folgetagen: an der Großwetterlage ändert sich wenig bis gar nichts, nur die Windsituation wird etwas entschärft- die Kaltluft drückt im Laufe des Montags südwärts und flutet dann auch Süddeutschland, wenn auch leicht " abgeschwächt". Auf einen Frühlingsdurchbruch, der leider noch nicht in trockenen Tüchern ist ( Modelle sind sich uneinig) müssen wir noch warten.

Schönen Abend,
hier geht man nicht gerne vor die Tür. :D

Nisus
 
Danke Nisus. Wir hatten gestern abend ca. 18.30 Uhr bereits minus 8, heute früh um 6 Uhr minus 15, an zwei Thermometer abgelesen ... nicht gefühlt. Aber wenigstens keinen Neuschnee.

Grüßlies
Gabi
 
Hallo,

ja, das ist echt Wahnsinn: die Märzrekorde purzeln in der Nordhälfte reihenweise in diesen Tagen. Bis Ostern kommen wir wohl nicht aus diesen winterlichen Tiefen heraus- der Monat wird jedenfalls in die Geschichte eingehen, im Norden ist er flächig 4 °C kälter als normal, teilweise noch mehr- und auch die Schneedecken im Nordosten sind alles andere als üblich. Dazu noch der stramme Ostwind in diesen Tagen mit entsprechend niedrigen gefühlten Temperaturen...
 
Wär ja klein bißchen weniger schlimm wenn es doch mal einen Silberstreif am Horizont gäbe .... aber diese gefühlte Endlosigkeit der Kälte macht es (für mich zumindest) wirklich grenzwertig unerträglich. Nichtmal die Krokusse trauen sich aus dem gefrorenen Boden....
 
Hallo Nisus.....was ist denn jetzt los???
Die Uhr ist umgestellt,-die Sommerreifen sind aufgezogen.......und wo bleibt der Frühling????
Gruß
Manfred
 
Kurzfrist: " spring light", mittelfristig nasskalt und wechselhaft: Aprilwetter

Hallo Manfred,

ich hatte hier am 26/27.03 was reingeschrieben, aber das wurde wohl gelöscht. :? Richtig Frühling wirds erstmal noch nicht, im NW/W heute aber schon mal die " light-Version" mit 7/8 °C und Sonne, im NW auch morgen noch. Nachts bei klarem Himmel aber weiterhin deutliche Minusgrade ( -5 °C), tagsüber heizt die Aprilsonne die kalte Luftmasse eben schon auf. Dann wieder wechselhafter und zunehmend nasskalt ( v.a ab FR), aber nicht mehr wirklich winterlich. Typisches Aprilwetter! Der März ist hier übrigens 4 °C zu kalt ausgefallen. Ab FR dann wieder Schnee/Schneeregenschauer bei schwachen Plusgraden im Norden/Westen, nachts weiterhin Frost- also ein neuer Schwall polarer Kaltluft, wenn auch in abgeschwächter Form. Einen Silberstreif am Horizont gibts bei einigen Modellen Ende der nächsten Woche- Hoch Mitteleuropa- kurzum: richtiger Frühling. Aber Milderungen wurden in letzter Zeit immer wieder gerne verschoben, wirklich ernst nehme ich das daher nicht.

Also:

heute/morgen im W/NW sonnig und trocken, auch mal bis an die 8 °C, also " Spring light", dann wieder Übergang zu wechselhafter Witterung ( Aprilwetter), ab FR/Sa wieder nasskalt und kälter tagsüber, nachts weiterhin Frost.

Grüße
Nisus
 
Thema: Wetterprognose und deren Relevanz für den Vogelzug
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