Der Winter ist noch " miles away".... grüne Weihnachten in Tieflagen...
Moin allerseits,
glücklicherweise kurz vor Weihnachten wieder gesund melde ich mich zurück.
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Bekannterweise stellte sich die Großwetterlage Ende November gehörig um.... nicht auf " Winter", sondern auf Wz ( West zyklonal). Das heißt, dass ein Tiefdrucksystem das nächste jagt- in Mitteleuropa wird es dementsprechend sehr unbeständig. Es ist darüberhinaus das erste Mal seit Jahren, dass die " Tiefdruckmaschinerie" über dem Atlantischen Ozean richtig aufgedreht wurde... bekanntlich war das in den letzten NH-Wintern kaum der Fall. Da ergab sich die Situation, dass von Ende November an sich ein Hochdruckgebiet wie ein mächtiges Tuch über den atlantischen Raum legte und als " Spinnennetz" fungierte. Eben dieses Spinnennetz fing alle zyklonalen, also Tiefdrucksysteme ab und zwang diese dazu, nördlich vorbeizugehen. So verlief ihre Zugbahn dann meist weiter oben über Grönland- und so flutete die milde Luft, die diese Tiefdrucksysteme im Gepäck hatten auch Grönland und andere Regionen in besagten Breiten. Zugegeben, ein sehr ungewöhnliches Muster, was sich da im Spätherbst 2008 einstellte und eigentlich bis ins frühe 2011 mit kleinen Unterbrechungen hielt. In der Fachsprache nennt man dieses Szenario " Blocking Action" oder auch " blockierendes Hochdruckgebiet".
Genau diese Tatsache bescherte uns den ungewöhnlich kalten Winter 2009/2010 in West-Mittel- und auch Nordeuropa. Für den vergangenen Winter kann dies nur für den Monat Dezember gelten... danach kam die Westwinddrift auch wieder in Gang, wenn auch nicht so intensiv wie sie es zurzeit ist.
Ich möchte Euch hier ein paar Paradebeispiele zu dieser angesprochenen Blocking Action geben, zum einen vom ungewöhnlich schneereichen und kalten Winter 2009/2010, zum anderen vom sehr ungewöhnlich kalten und schneereichen Dezember 2010, also dem Winter 2010/2011.... und zuguterletzt die
aktuelle Situation, damit die gravierenden Unterschiede deutlich gemacht werden können. ;-)
Als erstes hier die Großwetterlage Westeuropas am 16.12.2009- der Tag, an dem der lange Winter 2009/2010 begann... er fand erst Mitte März sein Ende.. weiter oben erst im April/Mai... ;-)
Eindrucksvoll zu sehen ist, wie sich hohes Geopotential ( also der hohe Luftdruck) über den Atlantik erstreckt und sämtliche Tiefdrucksysteme ausmerzt bzw auffängt und nach Norden umleitet... die Geburt dieser lang andauernden Blockinglage, die bis ins Frühjahr 2010 anhalten sollte und selbst im März noch strengen Frost verursachte.
Auch
Ende November 2010 wollte der Atlantik nicht mehr so richtig.... was passierte? Eine lange und ausgeprägte Zunge hohen Luftdrucks wölbte sich auf dem Atlantik auf, das Fangnetz war fertig gestellt. Diese Zunge fing sämtliche Tiefdrucksysteme ab und leitete sie auch hier nordwärts um oder ließ sie gar nicht erst hindurch.... als diese Karten auftauchten war klar: der knackige Winter war nicht mehr weit für uns.
Denn: ohne atlantische Tiefdrucksysteme keine milde Luftmassen, da das ganze ausweichen musste und die eigentliche Westwindzirkulation Europas quasi erneut lahmgelegt wurde, bekamen wir im Winter nicht die übliche " Westdröhnung" mit Regen und Schmuddel ohne Ende, nein, Luftmassen aus arktischen Breiten machten sich auf den Weg und donnerten südwärts zu uns. Da diese Luftmasse darüberhinaus noch gut mit Feuchte angereichert war, kam es landesweit zu kräftigen Schneefällen und selbst im Norddeutschen Tiefland zu Schneedecken, die 40 cm und mehr erreichten.... besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Doch schon nach vier Wochen war das ganze beendet, der Atlantik meldete sich zu Wort, die Zunge hohen Luftdrucks schwächelte und wurde binnen kürzester Zeit plattgebügelt... eine Woche später merkten dann auch wir etwas von dem, was da draußen auf dem Atlantik geschehen ist- massives Tauwetter setzte ein, selbst in höheren Lagen. Etwas winterlicher ging es dann wieder im Spätwinter zu, allerdings überwiegend durch trockene Kälte.
Hier die Situation Ende November 2010 nochmal grafisch- da sieht man unser " Fangnetz" sehr gut... ;-)
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So, genug von der Vergangenheit, " back into the reality"... und die sieht ganz anders aus, nämlich so:
Wie man sieht, nix von der schönen Hochdruck-Zunge als Fangnetz über dem Atlantik, nein, kräftige Tiefdrucksysteme- die pure Westwinddrift- Tiefs bei Island, typisch für die Westwinddrift. Klar, dass es da nix mit Winter werden kann bei uns. Auch in Nordeuropa haben wir ihn noch nicht, den knackigen Winter, dort dümpelt es sich so vor sich hin und ehe da nichts passiert, passiert hier auch nichts, denn wo sollen schon arktische Luftmassen herkommen....
Gegenwärtige Situation:
Aktuell liegen wir hinter einer Warmfront, die gestern Früh verbreitet Regen brachte- diese Warmfront gehört zu einem Tiefdruckgebiet über dem Europäischen Nordmeer, gefolgt wird diese Warmfront wie bei jedem Tiefdruckgebiet in unseren Breiten von der Kaltfront, die sich gegenwärtig über der südlichen Nordsee befindet. Auch sie hat einiges an teils kräftigem Regen im Gepäck, der in den Abendstunden an der deutschen Nordseeküste seinen Landgang macht und dann über den Nordwesten weiter ost-südostwärts zieht. Hinter der Kaltfront fließt natürlich eine kühlere, maritime Luftmasse ein.
Parallel zur Kaltfront kann es neben dem teils kräftigen Regen noch starke bis stürmische, in freien Lagen auch Sturmböen geben... aber es gibt wesentlich markantere Kaltfrontdurchgänge als den anstehenden... da werden nur ein paar mm zusammenkommen.
Die Hochdruckzone, die wir zurzeit über Südeuropa haben verschiebt sich noch ein wenig ostwärts... und das bleibt auch so: über die Weihnachtstage haben wir dann eine ausgeprägte westliche bis südwestliche Höhenströmung vorliegen, in der sehr milde Luftmassen zu uns advehiert werden ( teils zweistellige Werte möglich, besonders am Rhein). Wer Schnee sucht, der sollte zum Fest also wirklich in die höchsten Lagen der Mittelgebirge und Alpen flüchten.
ergo: die Chance auf weiße Weihnachten im west/norddeutschen Tiefland: 0 %... das war im letzten Jahr natürlich ganz anders.
Wie gesagt, hinter der Kaltfront strömt eine maritim-kühle Luftmasse heran, die zur Ruhe kommt- zunehmender Hochdruckeinfluss macht sich morgen speziell im Westen bemerkbar, sodass der Heiligabend hier doch recht sonnig ausfallen kann. Der Regen von unserer Kaltfront klatscht noch an die Mittelgebirge und Alpen, weiter oben schneits dann langanhaltend, dort ist dann wieder mit einigen Zentimetern Neuschnee zu rechnen... in tieferen Lagen regnet es noch etwas vor sich hin.
An den beiden weiteren Weihnachtsfeiertagen sieht es eher trüb aus, speziell in der Nordhälfte nachwievor teils sehr windig, ab und an Niesel, kein wirklich weihnachtliches Wetter also- das finden wir nur in den Hochlagen.. besonders in der Nähe zum südeuropäischen Hochdruckgebiet besteht in den süddeutschen Tieflagen leider die Option auf zähen Hochnebel, hier bleibt es dann tagsüber umso frischer, es wird hier wohl nur wenig über den Gefrierpunkt steigen.
Fazit:
- weiße Weihnachten in Tieflagen des Nordens und des Westens ausgeschlossen, einzig in höheren Lagen wahrscheinlich
- Weihnachtsfeiertage mild bis sehr mild und windig, Heiligabend im Westen sonnig, später grau in grau, gen. Süden Hochnebel mgl.
Also nicht wirklich " spannend", wenn man so will, aber das kann es auch nicht immer sein.
Vom wirklichen Winter sind wir meilenweit entfernt, nicht mal in Nordeuropa können sich Kaltluftreservoire aufbauen.. ehe sich da nicht etwas tut, wird es nix bei uns... da müssen wir uns noch gedulden...
Da es noch unsicher ist, was nach den Festtagen passiert verliere ich darüber heute erstmal kein Wort.
Anmerkung zum Ende....
Wir haben La Nina, so wie letzten Winter 2010/2011.... charakteristisch ist dann meist eine milde Phase in der Mitte... nun, letztes Jahr kam die Kälte sofort am Anfang... in einigen La-Nina-Wintern ist es so, dass sie erst im Januar/Februar kommt und der Milde den Vorrang im Dezember lässt.... das soll nichts heißen... aber möglich wäre es natürlich, dass der Winter noch seine Zähne zeigen wird im Januar/Februar. statistisch schon oft zu beobachten, aber: abwarten.
mfg und ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest schon mal,
Nisus.