Wildfänge

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Anke

Guest
Hallo,

Es ist erst gut zwei Wochen her, da sah ich über mir im Baum schrill kreischende Mohrenkopfpapageien, auf dem Boden wuselten unter anderem blaue Schmetterlingsastrilden und Amarante herum, Schwärme von Halsbandsittichen flogen früh morgens zu den wenigen Bäumen, die um diese Zeit (nahezu Ende der Trockenzeit) noch Blüten und Blätter besitzen, um so ein wenig Feuchtigkeit aufzunehmen.

http://www.vogelforen.de/upload/wastel.jpg

Wenn man, wie ich, viel herumreist, um Vögel in freier Wildbahn zu beobachten, empfindet man den Wildvogelfang und -import wahrscheinlich noch abstoßender und unwürdig als jemand, der nicht viel darüber nachdenkt, woher der Vogel kommt, den er sich kauft. Für mich ist der Gedanke einfach unerträglich, daß beispielsweise im Senegal immer noch besagte Mohrenkopfpapageien gefangen und hauptsächlich nach Europa importiert werden. Im Tierheim wurde vor ein paar Jahren ein solcher Wildfang aus dem Senegal abgegeben, wie wir anhand der Ringnummer nachforschen konnten. Der Vogel ist inzwischen zwar in guten Händen aber dennoch deutlich verhaltensgestört.
Näheres zum Thema Wildvogelfang kann man unter anderem hier nachlesen:
http://www.komitee.de/f_set_wvh.htm

Dem habe ich nicht allzuviel hinzuzufügen, außer meine Bitte, auf Wildfänge zu verzichten und mal darüber nachzudenken, ob es nicht mehr Freude bereitet, Vögel in freier Wildbahn zu beobachten anstatt sie als ewige Gefangene zu halten.

Viele Grüße,

Anke


[Geändert von Anke am 10-02-2001 um 18:11]
 
Hallo Anke,
ein super Statement zu einem wirklich traurigen Thema.
Ich habe es letzte Woche zum Glück auch geschafft, einem Vereinskollegen den Kauf von Wildfängen (Papageiamadinen) auszureden. Er war ganz geschockt, als er hörte, dass viele Vögel bereits auf dem Transport oder bei der Eingewöhnung verenden.
Dabei ist mir aufgefallen, dass es wohl oft mangelnde Information ist, wenn jemand auf Wildfänge zurückgreift. Darum ist permanente Aufklärung wohl auch hier das beste Mittel, das Verständnis bei den potentiellen Haltern hervorzurufen.

------------------
Liebe Grüße

Mark Kobert
AZ 41017
DKB 3224
Kanarien-Seiten
Papageiamadinen-Seiten
Private Seiten
 
Hallo Alle,
was bringt es, wenn man auf Nachzuchten zurück greifen will, aber es keine oder kaum Nachzuchten gibt. Natürlich ist es mir auch lieber irgendwelche Tiere in der Natur zu sehen als wenn irgendwelche Pseudos seltene und Empfindliche Tierarten in viel zu kleinen Volieren/Käfigen/Auqarien oder auch Terrarien zusammen gepfercht halten/Züchten.
Aber eines steht fest: Manche Arten werden nur überleben können, wenn es in Gefangenschaft "genug" Potential gibt um bei Bedarf einen Teil davon wieder Auszuwildern.
Es gibt Leute, die wollen die gesamte Tierhaltung verbieten, egal ob Welli, Leguan Hamster oder Milchkuh.
Sollange es genug Habitat gibt, sprich wenn nicht irgendwelche Geldgeilen Kapitalistischen Bonzenschweine auf die Idee kommen wieder einmal irgendwo ein "Stückchen" Wald/Dschungel zu Roden oder aus "Versehen" abbrennen zu lassen, solange wird es "genug" Tiere in freier Wildbahn geben.
Aber im Allgemeinen: Arterhaltung durch Zucht, wenn es Tierwürdig zu geht!
Und im Speziellen: wenn es geht auf Wildfänge verzichten!

Gruß
Raptor
 
Hallo Raptor,

>Sollange es genug Habitat gibt, sprich wenn nicht irgendwelche Geldgeilen Kapitalistischen Bonzenschweine auf die Idee kommen wieder einmal irgendwo ein "Stückchen" Wald/Dschungel zu Roden oder aus "Versehen" abbrennen zu lassen, solange wird es "genug" Tiere in freier Wildbahn geben.

Bist Du da so sicher?
Es ist nicht so, daß Lebensraum aus "Versehen" und nur von "Geldgeilen" zerstört wird, sondern meist aus bitterer Armut heraus. Der Verlust von Lebensraum ist ein Faktor, der Populationen bedroht, der unkontrollierte Wildfang von Tieren ein anderer. Die Schuld am Rückgang von Tierarten allein denen in die Schuhe zu schieben, die Wälder abholzen, um dort ihre Felder zu bestellen, sprich, ihre natürlichen Ressourcen nutzen, ist vielleicht etwas zu simpel betrachtet.

Vielmehr sollte man meiner Meinung nach einfach mal darüber nachdenken, ob das persönliche "Habenwollen" es rechtfertigt, freilebende Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum auf brutale Weise zu fangen, zu transportieren und zum Verkauf anzubieten.
Gerade Vögel sind extrem streßanfällige Tiere; an diejenigen, die beim Fang und Transport jämmerlich sterben, denkt erst recht niemand.

Was verstehst Du unter "genug Tieren in freier Wildbahn"?

Für mich ist das Thema Wildfänge keine Frage von genug Tieren, oder zu wenig, sondern eine prinzipielle. Ein Tier hat ebenfalls ein Recht auf ein Leben in Würde, egal ob es "genug" von seiner Art gibt, oder nicht.

Westafrika, wo ich zuletzt unterwegs war, galt früher als Hauptumschlagplatz für den Sklavenhandel und ungewollt mußte ich immer wieder Parallelen zum Fangen und Verkaufen von Wildtieren ziehen...

Ich weiß, mit dieser Meinung stehe ich so ziemlich allein auf weiter Flur. Auch mich interessieren exotische Vogelarten sehr, aber ich mache mir deswegen auch die Mühe, dorthin zu reisen und sie dort zu beobachten, wo und wie sie leben.

viele Grüße,

Anke




[Dieser Beitrag wurde von Anke am 28. Mai 2000 editiert.]
 
Hallo Rüdiger,

es ist richtig, für viele Menschen, die in sogenannten "Dritte Welt" Ländern leben, bildet der illegale Fang von Wildtieren die einzige Lebensgrundlage.
Aber man kann der Bevölkerung durchaus auch auf andere Weise den Wert ihrer heimischen Fauna nahelegen. Nämlich indem man sie lehrt, wie wertvoll diese Tiere sind und daß extra wegen dieser Vogel- und Tierarten Menschen aus aller Welt gereist kommen, um sie zu sehen. Nationalparks bringen letztendlich auch Devisen in Form von gesteigertem Tourismus ins Land. Im Ranomafana NP in Madagaskar besuchte ich letztes Jahr ein von Einheimischen höchstselbst eingerichtetes Museum, das auf sehr anschauliche Weise die langfristige Bedrohung für Mensch und Tier zeigte, die auf Grund der Rodungsaktivitäten auf Madagaskar bevorstehen. Dem Museum angeschlossen war ein kleiner Laden, in welchem Handarbeiten von Frauen und Mädchen aus Ranomafana verkauft wurden. Natürlich habe ich dort jede Menge eingekauft.

Als ich letztes Jahr für die SAP den Bericht über die Aktion Sampiri übersetzte, war ich mehr als begeistert über die Aktivitäten, die in Indonesien im Rahmen dieses Projektes unternommen wurden, um der ansässigen Bevölkerung aktiven Naturschutz beizubringen.
Nur so kann man langfristige Erfolge erzielen.
Die Wege, die hier beschritten wurden und werden, sind aus meiner Sicht die einzig richtigen.

Wen's interessiert, hier findet man den Bericht:
http://www.avifauna.de/diadem2_t.html

Dann wird auch dem traurigen Thema Wildfänge auf lange Sicht Einhalt geboten werden, zumindest aber Einschränkung.
Aber solange weiterhin so große Nachfrage für wild gefangene, seltene Vogelarten besteht, wobei oft horrende Summen den Besitzer wechseln, wird es auch diese verabscheuungswürdige Einnahmequelle weiter geben werden.

viele Grüße,

Anke
 
Moin moin!

Anke, ich stimme Dir bezüglich der Wildfänge
völlig zu.
Wenn es keine deutschen Nachzuchten gibt, kann vielleicht erwogen werden, Nachzuchten aus dem Ausland einzuführen, um so den Schmuggel von Wildfängen die Grundlage zu entziehen.
Zu bedenken ist jedoch, das es sich bei bei den Exportländern oft auch um Länder der Dritten Welt handelt und dort für einige der Fang wilder Vögel wie die Wilderei überhaupt die Existenzgrundlage bildet.
Deshalb kann es meines Erachtens keinesfalls dabei bleiben, hier den Import von Wildfängen zu verbieten, ja es darf nicht einmal bei einer Bewußtseinsänderung bei uns bleiben, sondern wir müssen zugleich auch helfen, das es Alternativen zum Wildern geboten werden können - und das ist meines Erachtens das noch größere Problem.

------------------
Tschüss Rüdiger
 
Es ist alles ineinander verflechtet und sehr komplex

Abend zusammen

Ja ich bin auch wütend darüber !

Doch Halt !
Wie soll die Bevölkerung der sogenanten III Welt anders handeln, die werfen uns nämlich vor Wasser zu predigen und Wein zu trinken.
Die notwendige Veränderung beginnt genau bei denjenigen welche hier in der sogenanten zivilisierten Welt leben.
Vielleicht auch in diesen Foren schreiben.
Solange wir nicht bereit sind für wahre Leistung den Gegenwert zu bezahlen wird sich nichts ändern.
Wie läuft bei uns ein Aufschrei durch die Bevölkerung wenn der Kaffee, das Mehl oder der Zucker um 0.15 sFr. zulegt? Wir haben sofort Angst, dass wir etwas verlieren.
Den Milchpreis aufzuschlagen provoziert schon fast eine Steinigung.
Nein, ich bin nicht reich ich bin ganz normaler Mittelstand und ich erwische mich auch dabei darüber zu lästern was oder wer nun Schuld trägt oder über die Preise zu meckern.

Aber zusätzlich packt mich das Entsetzen wenn ich wieder irgendwo lese dass jemand einen 2 jährigen Grauen Wildfang verkaufen will, also hat er Ihn auch als Widfang gekauft. Das ist nun wirklich nicht notwendig sondern dumm, dümmer, am dümmsten und überhaupt nicht überdacht. Von den Gaupapageien, welche nun wirklich ausreichend nachgezüchtet werden Wildfänge zu kaufen, die sollte man dort lassen wo sie zuhause sind.

Noch mehr bin ich entsetzt und sogar geekelt wenn jemand einen z.B. hellroten Ara als Einzelvogel hält und Ihn nicht verpaart oder aktiv !!!!!!!! einer Zucht zur Verfügung stellt.
Das wäre dann Erhaltungszucht und würde Wildfang einen Sinn geben.

Solche Beispiele und Geschichten gibt es viele, siehe in den Foren und den Kleininseraten.

Mit den besten Wünschen zum Wochenende
der (heute zornige) Maurizio
 
Hallo zusammen,

ich kann Anke nur zustimmen und möchte an dieser Stelle auf meinen Beitrag "Papageien Zähmung und Angleichung an den Menschen" im Allgemeinen Vogelforum hinweisen.

zu Maurizio möchte ich sagen das ich seine Argumentation auch im Bezug auf die Antworten in meinem oben erwähnten Beitrag nicht verstehen kann!!!!

Gruß Michael
 
abartig

HI,
Zitat:Westafrika, wo ich zuletzt unterwegs war, galt früher als Hauptumschlagplatz für den Sklavenhandel und ungewollt mußte ich immer wieder Parallelen zum Fangen und Verkaufen von Wildtieren ziehen...
Mir kommt es .... Clemens
 
Hallo Clemens,

ich glaube, Du hast diesen Satz mißverstanden.

Bevor ich letzes Jahr in Gambia und Senegal war, habe ich sehr viel über die Geschichte dieser Länder gelesen. Ein trauriges und sehr schwarzes Kapitel, besonders in Gambia, war der Handel mit Sklaven. Diese wurden in unvorstellbaren Zahlen überwältigt und auf brutale Weise gefangen genommen.
Dann wurden sie in völlig überladenen Schiffen unter menschenunwürdigen Umständen eingepfercht und in ihnen völlig fremde Länder gebracht. Während der Überfahrt starben mehr von ihnen als lebend am Zielhafen ankamen.
Dort wurden sie dann meistbietend wie eine Sache verkauft und ihr Leben lang gefangen gehalten.

Sehr oft hatte ich, als ich dort war, immer wieder diese Bilder vor Augen und stellte mir vor, wie den Menschen, mit denen ich dort in Kontakt stand, einige Generationen früher solches entsetzliches Leid zugefügt worden war.

Und als ich während meiner Exkursionen die vielen Vogelarten beobachtete, die bei uns in Gefangenschaft gehalten werden, mußte ich unwillkürlich daran denken, daß nicht nur den einheimischen Menschen das alles angetan wurde, sondern genauso auch den Tieren. Und was das schlimmste ist, es geschieht noch immer.

Das habe ich mit dem von Dir zitierten Satz gemeint.

viele Grüße,

Anke
 
Hallo Anke
Ich kann Dir nur zustimmen. Der Import von wildgefangenen Vögeln und auch aller anderen Tierarten gehört verboten.
Es gibt andere Länder, in denen dies schon so ist.
In den USA ist dieser Import schon verboten. Die US-Bürger, denen es am Tierschutz liegt, sehen voller Zorn nach Europa. Wir, besser unsere Gesetzgeber, sollten beschämt sein, daß wir einen solchen Arten- und Tierschutz noch nicht auf die Beine gebracht haben.
Viele Grüße Alfred
P.S. Insgeheim gibt es in Nordafrika immer noch Sklavenhandel. Schau Dich mal in den arabischen Staaten um.
 
Hallo Anke
Hallo an alle Anderen

Auch hier muß ich mal wieder meinen Senf dazu geben!!
Ich find es traurig das Wildfänge nötig sind, allerdings hätte ohne Wildfänge niemand von uns auch nur einen Vogel!!
Was ich viel schlimmer finde ist, daß sich Besitzer von Wildfängen nicht daran beteiligen einen Zuchtbestand aufzubauen, damit man auf schnellstem Wegen von Wildfängen Abstand nehmen kann. Leider maulen viel zu viele Leute immer nur rum, und wenn es dann mal dazu kommt einen Vogel zu kaufen muß es ja immer ein absoluter **Exot** sein. Was anderes ist ja nicht gut genug. Wellensittich und Co. sind halt nichts besonderes mehr, dabei machen die wesentlich mehr Spaß weil sie schon so gut **domestiziert** sind.Sie sind halt nicht so heikel wie die meisten Anderen!
Das heißt nicht das ich domestiziert gut finde!!!!!!!

Ich selber finde Tropfenastride sehr schön und würde gerne dazu beitragen einen Nachzuchtbestand aufzubauen, aber bei manchen Arten kann man gar nicht umhin auf WF zurück zugreifen wenn man deren Fortbestand in Europa zu sichern(Grüner / Brauner Tropfenastrild).

Nur meine Meinung!!
Andreas
 
@Captainmoonshine,
Tropfenastrilde finde ich auch sehr schön und Interessant, und würde auch gerne einen "Nachzucht" Bestand aufbauen.
Leider fehlen mir die Räumlichkeiten um solch Agressive Tiere, Tiergerecht zu Halten.:(
Und da ich nicht der einzige mit diesem Problem bin, werden noch sehr viele Wildfänge nach BRD und Europa kommen.:(
Viel Spass mit deinen Tropfen.:D

cu
Tom
 
Einen wunderschönen Tag wünsch' ich Euch!

Also wenn mir hier jemand erzählen will, ich sollte auf meine exotischen Weichfresser verzichten und mich mit "Wellis und Co." zufrieden geben, überfällt mich blankes Entsetzen. Wie käme ich denn dazu, mir dieses nervtötende Gekreische anzutun?

Amerika - ein tolles Argument! Ausgerechnet die Amis; klar, wenn ich alles im Überfluß habe, kann ich leicht mein Lästermaul aufreißen. Private Volierenanlagen mit den seltensten Exoten nicht ein paar hundert Quadratmeter sondern "..zig" Quadratmeilen (!) groß. Nachzuchten in entsprechend ausreichender Anzahl für den Inlandsmarkt, Vogelarten die hierzulande noch nicht einmal ein zoologischer Garten oder Vogelpark zeigen kann, usw....

Versteht das 'mal nicht falsch - ich gönne jedem einzelen US-Bürger seinen privaten Vogelpark. Ja ich sage mal, je mehr es davon gibt, umso besser! Solche Verhältnisse werden wir hier in Europa allein schon aus Platzgründen niemals realisieren können - aber soll ich deswegen auf meine Vögel verzichten oder mich mit "Co." zufrieden geben?

Ich gestehe gerne zu, daß im gewerbsmäßigen Vogelhandel und hier gerade bei den Importeuren noch manches im Argen liegt. Die Zeiten haben sich aber auch dort geändert und die Verluste beim Vogelfang sind zurückgegangen. Immer mehr Importeure achten nämlich inzwischen darauf, ihre "Ware" bei Fängern vor Ort einzukaufen, bei denen auf sachgerechten Umgang mit den Tieren Wert gelegt wird. Mir sind Importeure bekannt, die regelmäßige Inspektionen vor Ort bei den Fängern durchführen und diese überwachen. Importeure die so handeln, gibt's sicher noch viel zu wenige, aber der Trend geht unverkennbar in diese Richtung.

Wir sollten nicht nach einem generellen Verbot des Wildvogelfanges und -importes schreien, sonst haben wir nämlich in spätestens zwanzig Jahren keine artenreinen Vögel
mehr in unseren Volieren sitzen, sondern nur noch Mutanten. Soll so die Lösung aussehen?

Vor 27 Jahren hatte ich die Gelegenheit auf einer DKB-Bundestagung zu den Delegierten zu sprechen und habe dort Erhaltungszuchten für europäische Vögel, vornehmlich Weichfresser, angeregt. Geschehen ist damals nichts, die Zeit war nicht reif für ein solches Vorhaben. Ergebnis: es gibt heute kaum noch einheimische Weichfresser bei den Züchtern und in den Vereinen. Jene aber, die das Glück noch haben, müssen sich alljährlich durch einen Wust von Vorschriften, Gesetzen und Papierkram wühlen; neue Haltegenehmigungen sind kaum noch zu bekommen. Wir haben es doch weit gebracht...

Dabei könnte gerade die Nachzucht heimischer Weichfresser heute einen wertvollen Beitrag zur Arterhaltung auch in freier Natur durch Auswilderung leisten. Solche Erhaltungszuchten, egal ob für einheimische oder exotische Vögel, benötigen aber immer wieder ausreichende Wildfänge zur Blutauffrischung zwecks Reinerhaltung der Art. Und wo sollen die herkommen, wenn Fang und Import verboten werden?

Wir brauchen hierzu eine Regelung, um die zweifellos noch vorhandenen Mißstände zu beseitigen. Soweit stimme ich Euch noch zu. Die kann und darf aber nicht so aussehen, daß es zu einem generellen Verbot kommt oder nur noch Ausnahmeregelungen für betuchte Personen möglich sind.

Apropos "betucht" - schön für Dich Anke, wenn Du es Dir leisten kannst, Deine exotischen Favoriten in freier Wildbahn zu bestaunen. Ich könnt's mir nicht leisten und wieviele der Forenbesucher und übrigen Vogelliebhaber könnten dazu in der Lage sein und wenn tatsächlich, wie oft in ihrem Leben?

Zum Thema "Dritte Welt" halte ich mich an dieser Stelle jetzt noch zurück, da ich mir erst den von Anke erwähnten Bericht ansehen möchte.

Bis dann
 
Hallo Ortolan,

schön, daß Du Dir die Mühe machst, den Bericht über die Aktion Sampiri zu lesen. Wenn Du schon auf der Seite der SAP bist, dann bitte ich Dich, Dir auch noch Dieters Vortrag zum Thema

"Sind Zuchtprogramme ein sinnvoller Beitrag zum Artenschutz ?
Und was hält die SAP vom sogenannten "Arche Noah Prinzip"?"

zu lesen. Ich unterstütze die SAP seit einigen Jahren durch ehrenamtliche Tätigkeit und kenne daher einige der Projekte etwas genauer.

In diesem Votrag wird genau dieses Problem diskutiert, daß viele Vogelzüchter behaupten, sie würden schließlich einen Beitrag zur Arterhaltung leisten, indem sie auch mit Hilfe von Wildfängen züchten. Ich frage mich, steckt dahinter wirklich pure Selbstlosigkeit? Keine kommerziellen Hintergedanken? Keine Spur von "Sammelleidenschaft"?

Und ist Dir auch bewußt, daß Wiederausbürgerungen von nachgezüchteten Individuen für die wildlebenden Populationen und damit letztendlich der Art in den meisten Fällen das Gegenteil bewirken, nämlich, daß der Genpool der wildlebenden Populationen durch Vermischung mit den nachgezüchteten Tieren so verändert wird, daß die Nachkommen teilweise nicht mehr in freier Wildbahn überlebensfähig sind? Hier zitiere ich Dieter der Einfachheit halber:

[...Aber auch genetische Adaptionen an lokale, in Pflanzen gespeicherte Futtergifte oder regionale/endemische Krankheitskeime sind möglich. All das führt ja erst zum Überleben einer Wildpopulation. Diese Anpassungen können bei Restocking jedoch soweit genetisch aufgehoben werden, daß eine Population gerade wegen eines solchen "Naturschutz-Projektes“ ausstirbt.
Es ist daher einhellige Meinung des seriösen Naturschutzes, vom Genpool noch bestehender Wildpopulationen die Hände wegzulassen.
Restocking-Versuche - und darunter fallen auch die in den Medien hochgelobten Wiederausbürgerungen von Weißstorch, Uhu usw - sind häufig das Ergebnis eines emotional begründeten Aktionismus. Man muß jedoch leider konstatieren, daß solche eigentlich gutgemeinten Aktionen in Wirklichkeit einen schädigenden Eingriff in die Natur darstellen. Würde man untersuchen, wie man mit einem gegebenen Mitteleinsatz (genau definierter Geldbetrag) den größtmöglichen Nutzen für den Artenschutz erzielt, müßten wir entsprechende Freilandprojekte sicherlich nicht ständig propagieren, da sich in den Schwellenländern alleine schon durch das Einkommensgefälle ein deutlich vermehrter Nutzen ergibt. Daher sollte man jeder Entscheidung zur Begründung eines
(kostenintensiven) Zuchtprogrammes grundsätzlich Überlegungen voranstellen, ob hier Freilandprojekte nicht wesentlich effektiver sind. Und niemals darf die Begründung von Zuchtprogrammen zu zusätzlichen Naturentnahmen führen. ...]

Bevor man anfängt, eventuell sogar in bester selbstloser Absicht, für Nachzuchten zu sorgen, die dann ausgewildert werden sollen, sollte man da nicht eher dazu beitragen, die vorhandenen Populationen zu schützen und deren Bestände langfristig zu sichern?

Und noch eine Anmerkung zum Schluß: Ich gehöre mit Sicherheit nicht zum "gut betuchten" Teil unserer Gesellschaft. Ausschlaggebend ist nicht die Menge an finanziellen Mitteln, die einem zur Verfügung stehen, sondern wie man sie einsetzt.

Grüße,

Anke






[Geändert von Anke am 02-03-2001 um 08:25]
 
Hallo!

Ich hatte eigentlich vor eine längere Antwort zu verfassen, doch aus Zeitgründen werde ich mich kurz fassen.
Natürlich ist es sinnvoller die Natur dort zu schützen wo es notwendig ist und ganz ohne Zweifel sind die Restocking Projekte oftmals sehr zweifelhaften Nutzens und Charakters, zumal oft nur "lukrative" Arten diese menschlichen "Hilfe" erfahren, sei es ob sie ein nationales Symbol darstellen, einem Naturpark als Imageträger dienen, etc.
Bedacht werden sollte nur Folgendes: Es geht bei der Vogelzucht und Haltung nur äußerst selten um planvolle Erhaltungszuchten im Sinne von Restocking Projekten (sollte dieses auch als Zuchtziel formuliert sein).
Gelingt es uns aber einige Arten, welche auch immer, durch Zucht zu vermehren und somit den Bedarf zu decken ist das aktiver Artenschutz im Sinne der Definition.
Grüße,

Mathias (der seine Probleme mit Anthropomorphismen hat)
 
Nachzucht

Hallo Mathias

Ich kann Dir nur zustimmen!!

Ein Händler bei uns in der Nachbarschaft sagte mir das er pro**Monat**
500 Tigerfinken
100 Grüne Tropfenastrilde
100 Rote Tropfenastrilde
100 Dybowski Tropfenastrilde
usw.
natürlich 100derte anderer Prachtfinken aus Afrika und Asien importiert!!!!!

Ich frage mich wo die Tierchen alle sind!
Wenn auch nur ein Bruchteil der Leute die einen solchen Vogel kaufen, Diese auch züchten würden dann hätten wir eine gute Chance einen vernünftigen Nachzuchtbestand aufzubauen um gerade solchen Kaufaktionen die Grundlage zu nehmen!!
Ich habe immer gedacht diese Tierchen wären etwas besonderes, weil sie halt um einiges empfindlicher sind wie Zebrafinken und Co. aber scheinbar besteht eine große Nachfrage nach noch exotischeren Vögeln. Leider gehen wahrscheinlich viele dieser Arten in irgendwelchen Wohnzimmervolieren ein, und andere warten darauf das sie endlich mal einen dieser Art zu Gesicht bekommen.
Ich muß gestehen ich habe noch keinen **Dybowski** gesehen"!!
Jedenfalls fange ich jetzt an Grüne Tropfenastrilde zu züchten(Versuch macht kluch)!!
Ich bekomme wahrscheinlich nächste Woche mein erstes Pärchen. Weitere werden folgen, ich halte euch auf dem laufenden!!

Gruß
Andreas
 
Einen wunderschönen Tag zusammen!

Naja Anke - das mit der Diskussion zum Thema "betucht" sollten wir 'mal besser lassen. Ich neide niemandem seine diesbezüglichen Möglichkeiten, würde mich im Gegensatz zu Dir aber nicht darauf versteifen, daß alle Vogelfreunde die Möglichkeit haben, eine Auswahl zu treffen, für was sie ihre Mittel einsetzen. Bei vielen reicht's eben gerade einmal für die unabdingbaren Ausgaben des "Über"Lebens.

Was mich gehörig anstinkt, ist die Überheblichkeit, die in dem von Anke zitierten Satz "Es ist daher einhellige Meinung des seriösen Naturschutzes, vom Genpool noch bestehender Wildpopulationen die Hände wegzulassen" zum Ausdruck kommt. Hier werden andersdenkende Vogelliebhaber und Vogelschützer beiläufig als "unseriös" abgekanzelt. Anke Du weißt ebenso wie ich, das es eine Reihe Vogelarten in freier Wildbahn nicht mehr geben würde, wären da nicht die flankierenden Erhaltungszuchten. Da Du ja als engagierte Vogelschützerin mit weltweiten Projekten bestens vertraut bist, führe ich hier zu Deiner Gedächtnisstütze nur das Stichwort "Balistar" an.

Darüber hinaus bin ich der Meinung, daß für alle endemisch lebenden, bedrohten Arten, ein begleitendes Zuchtprogramm nicht nur dringend, sondern zwingend erforderlich wäre, wollten die "seriösen Naturschützer" tatsächlich die Art langfristig erhalten. In manchen Fällen würde nämlich heute schon ein mittelprächtiger Wirbelsturm oder eine andere Naturkatastrophe bzw. Krieg ausreichen, solche bedrohten Arten für immer von der Erde zu tilgen. Erstaunlicherweise bestreiten dieses Gefährdungspotential nicht einmal die "seriösen"!

Ich bin überzeugt, diese Erhaltungszuchten würde es schon längst geben, wüßten die "seriösen" nur, wie sie solche Erhaltungszucht-Projekte unter ihrer eigenen Regie und "Fuchtel" finanzieren könnten. Aus Überzeugung und falschem Konkurrenzdenken kommt es für diese Kreise nämlich überhaupt nicht in Frage, private Vogelhalter einzubinden.

Die befürchtete Veränderung des Genpools könnte durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden. Aber wo kein Wille, da eben auch kein Weg! Hierzu wäre nämlich die Mitwirkung der wissenschaftlich engagierten Leute erforderlich und das sind ja überwiegend die Kreise, welche als seriös betrachtet werden wollen.

Mathias hat schon recht, wenn er feststellt, daß in vielen Fällen die Erhaltungszucht nur auf lukrative oder imageträchtige Arten ausgerichtet und zudem auch noch falsch bzw. in entscheidenden Punkten überhaupt nicht organisiert ist. Es wäre aber sinnvoller, hier den Hebel anzusetzen, als die ehrlichen Bemühungen zu verteufeln.

Nun zum Problem "Dritte Welt". Die auf den Seiten der avifauna vorgestellten Aktivitäten machen sicher Sinn im Hinblick auf den Schutz der einzelnen Arten. Ich befürworte solche Aktivitäten auch dann, wenn sie als eine ihrer Kernaussagen ein von mir mit Einschränkungen abgelehntes, totales Fangverbot beinhalten.

Die ursächlichen Probleme Nahrungsgewinnung und Einkommen der Bevölkerung werden damit jedoch nicht gelöst. Es hilft nicht, den Menschen die Gefährdungssituation einiger Tierarten vor Augen zu führen, wenn ich ihnen nicht gleichzeitig als begleitende Maßnahme Alternativen z. B. zur Urwaldrodung, der Bejagung (Wilderei) und ihrem Einkommen anbiete. Leider konnte ich hierzu auf den Seiten keine Aussagen finden.

Nun Anke, wenngleich mir der von Dir zitierte Dieter allein schon wegen seines seriösen Standpunktes unsympatisch ist, so würde ich doch gerne die von Dir empfohlenen Artikel lesen - nur wo finde ich die?

Herzlichst



[Geändert von ortolan am 03-03-2001 um 19:07]
 
Lieber Maurizio ! Lieber Ortolan !

Auch auf die Gefahr hin, daß ich wieder von allen Seiten angegriffen werden, stelle ich hier erneut die Frage in den Raum, warum wir Vogelliebhaber, immer wieder versuchen müssen neue exotische Tierarten zu Haustieren zu machen? Müssen wir Menschen alles besitzen ? Woher nehmen wir das Recht dazu ?
Viele Grüße
Andrea
[Geändert von Andrea am 04-03-2001 um 11:53]
 
Thema: Wildfänge

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