Woher kommt diese Verteidigungshaltung?

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Stephanie

Stephanie

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Hallo,
ich lese in verschiedenen Foren für diverse Tiere/ Tierhalter.


Bei allen Foren lese ich immer wieder Verteidigungen, warum man seine Tiere zahm haben möchte, dass man clickern möchte (wenn überhaupt), aber mit dem Zusatz "ich will ihnen aber KEINE Kunststücke beibringen!"

Nicht nur hier, sondern auch in anderen Foren für Meerschweinchen, Ratten, Katzen (und teilweise Hunde) gelesen.

Es scheint so, als ob man sich als "schlechter" Tierhalter darstellt, wenn man sein Tier zahm haben möchte oder ihm gar "Kunststücke" beibringen möchte, unabhängig davon, was für ein Tier man hat.

Woher kommt denn diese Haltung?

Hat man Angst, dass andere denken, man würde das Tier demütigen oder nicht ernst nehmen?

Außer kategorischen Meinungen ("Tiere sollen Tiere bleiben") habe ich noch keine echte Begründung gehört.

Nicht, dass ich dafür plädiere, dass alle Tiere zahm sein müssen oder trainiert werden oder gar Kunststücke beherrschen sollen; aber ich würde gern mal die Gedanken hinter der Scham, darüber öffentlich nachzudenken oder zu berichten, verstehen.

V. a. da ich noch aus einer Zeit komme :o, in der es völlig normal war, dass es eine Eingewöhnungszeit gibt, in der sich das Tier an den Menschen gewöhnt und umgekehrt (=Zähmung) und in der Tiere, die irgendetwas "konnten", als besonders zahm = besonders gut mit ihren Menschen verbunden = erstrebenswert für Tier und Halter galten.
Widerspricht zahm sein und "etwas können" sei es nun sinnvoll oder albern, heutzutage der Idee von der artgerechten Haltung?
Und wenn ja, eben WARUM denn genau???
 
Ich kann nix über Katzen oder Meerschweinchen sagen.
Hier im Vogelforum hängt das vielleicht damit zusammen, daß immer wieder gerade Papageien angeschafft werden, um ein zahmes, möglichst sprechendes Kuscheltier zu haben. Das widerspricht den Bedürfnissen des Vogels. Der Clickerwunsch wird leider oft von genau solchen Haltern geäußert und erzeugt hier dann Widerstand.Verschiedene Papageienauftritte in Medien und Zoos verstärken den Wunsch nach solch einem Tier.
Ich habe 4 glücklich verpaarte Nymphen, die auch gut ohne mich klar kämen. Trotzdem genieße ih es, daß 3 von ihnen so zutraulich sind, daß si mich als Schwarmmitglied akzeptieren und ich habe ihnen auch eine gewisse Erziehung angdeihen lassen um unsere Zusammenleben einfacher zu gestalte. Sie wissen genau wo sie schreddern dürfen und wo nicht. Das bedeutet allerdings nicht, daß sie das Verbot sklavisch befolgen - nur wenn ich hinsehe und laut "Nein" rufe, fliegen sie mit Unschuldsmiene an eine erlaubte Stelle.
Wenn die Vorraussetzungen stimmen, ist gegen clickern nix einzuwenden, wenn also das Tier nicht aus lauter Verzweiflung weil es einsam ist Kunststückchen lernt.
 
Ich denke eine gewisse Zähmung von Tieren, die sehr schreckhaft sind und sich auch frei in der Wohnung bewegen ist durchaus sinnvoll, damit sie keine Panik bekommen, wenn ein Mensch vorbeikommt.
Ob das Tier dann Kunststücke können muss ist wieder eine andere Sache. Wichtig ist es, dass das Tier noch ein artspezifisches Verhalten zeigt und nicht so extrem auf den Menschen geprägt ist.

Ich finde nur immer schlimm, dass selbst bei Reptilein und Amphibien gefragt wird, wie man diese zähmen kann.
Dabei gehören die nun mal ins Terrarium, wo sie sich auch sicher fühlen und zurückziehen können.
Dann muss man halt damit leben, dass man sie eventuell selten zu Gesicht bekommt.
 
Hey Stephanie,

ich denke das meiste hast du schon selbst rausgefunden.

"Zahm" an sich ist eben schon so ein Begriff, den man in zich verschiedene Richtungen deuten/verstehen kann.

Kunststücke vollführt ein Papagei ja nicht in freier Natur, daher die Aussage "Tiere sollen Tiere bleiben".
Jedoch darf man hier nicht vergessen, dass Papageien und auch andere Tiere in der Natur weit mehr "zu tun" haben als bei uns zu Hause. Kämpfen um Ressourcen, Angst vor Feinden, Wind und Wetter haben sie in der Natur- bei und haben sie nur wenige Ressourcen, keine Feinde, Wind und Wetter selbst in Außenhaltung nur bedingt, und selbst aufwendige Futtersuchspiele sind nicht das, was sie "draußen" haben.
Wer dann seinem Papagei beibringt, sich auf ein bestimmtes akustisches Signal hin auf den Rücken zu legen oder ein Miniauto zu schieben, tut in meinen Augen nichts Verwefliches, denn er beschäftigt sowohl den Vogel als auch sich selbst in dieser Interaktion.

Problematischer ist glaube ich eher das "Wieviel".
Aus dem Verhaltenstraining von Hunden weiß man, dass man darauf achten muss wann der Hund "genug" hat und dann abbrechen muss, will man den Hund auch beim nächsten Spiel bei Laune halten.
Gleiches gilt auch für Vögel.
Wer sich daran hält, gibt in meinen Augen seinen Tieren zum einen Abwechslung und nicht immer nur fressen/schlafen/rumsitzen, zum anderen trainiert er die kognitiven Leistungen des Tieres.
Außerdem wird so der Spieltrieb ebenfalls in einer für beiden Seiten angenehmen Beschäftigung ausgelebt.

Völlig klar dürfte hierbei sein, dass die Sache da zum Problem wird, wo Grenzen nicht erkannt werden und somit zum Schaden des Tieres gehandelt wird.
Aber so lange das Tier in seiner "kunststückfreien Zeit" artgerecht untergerbacht ist, sehe ich keinen Grund, sich für Kunststücke zu rechtfertigen.
Das Problem an der Verteidigung wurde ja schon gesagt: viele Menschen übertreiben es mit den ich nenne es jetzt mal Trainingseinheiten, weil für sie die Kunststücke ein Statussymbol oder ähnliches darstellen.
Und leider wird man oft direkt als solch ein Mensch abgestempelt, wenn man sagt "mein Tier kann Kunststückchen"- ich nehme an daher kommt die Verteidigungshaltung.
 
Kann Hobbit da nur voll zustimmen!

Ein Problem ist sicherlich auch, dass viele der unerfahrenen Fragesteller gleich zu Anfang mit der Frage kommen, wie zahm sie ihr zukünftiges Tier denn bekommen könnten.

Tiere bis zu einem gewissen Grad zutraulich zu haben, hat m.E. vor allem den Vorteil, dass man im Krankheitsfall leichteren Zugriff hat und das Tier dadurch weniger gestresst wird, wenn es gewohnt ist, auch mal angefasst zu werden. Nichts anderes wird in Zoos auch gemacht.

"Zahm" kann auf vielerlei Weise interpretiert werden und hat viele Facetten, die einem Tier sicherlich nicht zuträglich sind. Deswegen geraten die meisten hier (ich auch) erstmal vorsorglich in Unruhe, um sicher zu gehen, dass sich die "Zähmung" in einem sinnvollen und dem Tier zuträglichen Rahmen bewegt.
 
Thema: Woher kommt diese Verteidigungshaltung?

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