Moin Jürgen!
Wie alt ist Yako denn? Etwas über drei Jahre bis etwa fünf Jahre?
Dann tippe ich darauf, das er jetzt geschlechtsreif wird oder geworden ist.
Zwar wird meist das Einsetzen der Geschlechtsreife um das fünfte Lebensjahr herum beobachtet, aber besonders bei
Handaufzuchten auch schon mal früher - ab dem dritten Lebensjahr.
Yako beginnt spätestens nun, sich seinen Geschlechtspartner zu wählen; oder aber, er hat bereits aus Eurer Familien, seinem Schwarm, einen Geschlechtspartner gewählt und kommt nun in Brutstimmung - andere Schwarmmitglieder - Menschen der Familie - werden dabei oft als Rivalen betrachtet.
Da der als Geschlechtspartner erwählte Mensch aber nur teilweise die Bedürfnisse des Vogels befriedigen kann, kann Frustration auch leicht mal in Agression ihm gegenüber umschlagen.
Auch wenn sie meist bereits vorher einsetzen, gewinnen nun Rangordnungstreitigkeiten zunehmend an Bedeutung.
Damit zusammenhängen könnte auch, dass Yako weniger spricht und mehr andere Laute von sich gibt. Allerdings habe ich dies bei meinen Grauen nicht beobachten können, sehr wohl aber, dass das Sprechen phasenweise mal mehr, mal weniger ist.
Ich hoffe, dass das Sprechen keine so große Bedeutung für Euch hat, denn sonst kann man sehr leicht enttäuscht werden: einige Papageien können es eben gut, machen es auch gerne, andere nicht. Und Sprechen ist immer ein Zeichen dafür, dass ein Papagei Kontakt sucht und wenn ein Artgenosse fehlt, versucht er es so eben mit dem Menschen.
Kann alllerdings ein Papagei bereits sprechen, behält er dies meist auch bei, wenn er einen Artgenossen bekommt und manchmal lernt der Partner dies dann auch (wie meine Graupapageienhenne Henriette).
Einige (ich glaube, bspw. Rosemary Low) meinen auch, das Papageien aufgrund der hromonellen Umstellung beim Eintritt in die Geschlechtsreife durchaus eine der menschlichen Pubertät vergleichbare Phase durchmachen, in der sie besonders laut, aufgedreht und agressiv sind.
Leider zeigen Statistiken (bspw. bei Lantermann, Verhaltensstörungen der Papageien), dass mit dem Eintrítt in die Geschlechtsreife (durchschnittlich ab dem vierten Lebensjahr) die Gefahr einer Verhaltenstörung - Dauerschreien, Rupfen, übersteigerte Agressivität - deutlich zunimmt.
Insofern muß ich Dir natürlich auch raten, sich über die Anschaffung eines Artgenossen für Yako Gedanken zu machen. Die jetzigen Probleme mit Yako werden dadurch allerdings nicht unbedingt aus der Welt geschafft, denn auch wenn Yako einen Artgenossen als Partner hat bleibt natürlich der Umstand, das die übrigen Familien- resp. Schwarmnmitglieder in Phasen der Brutstimmung als Rivalen angesehen werden können. Dies gehört aber zu den normalen Verhaltensweisen von Papageien und man muß sich leider darauf einstellen.
Wenn Yako bereits älter ist, sechs oder mehr Jahre, dann könnte seine Verhaltensänderung eventuell bereits ein Anzeichen einer beginnenden "Verhaltensstörung" sein.
Allerdings ist immer zu bedenken, dass das, was wir Menschen eventuell als eine Verhaltenstsörung bei einem Papageien ansehen wie vermehrtes Schreien (nicht Dauerschrein) und vor allem "überstiegerte" Agression durchaus zu seinem natürlichen Verhaltensrepertoire gehören kann und nur von uns als Störung empfunden wird, weil es nicht in die Verhältnisse einer Haltung in der Wohnung paßt.
Insofern ist auch mit einem Verhaltenstraining vorsichtig und sparsam umzugehen (ihr praktiziert das ja schon durch das Abdecken des Käfigs schreien).
Allerdings ist es bei der Wohungshaltung schon unumgänglich, dass ihr Yako deutlich macht, das er nicht "der Boss" ist, sondern die Menschen ranghöhger sind und er nicht einfach hacken oder beißen darf: deshalb sollet ihr bei einem Hackversuch nicht zurückzucken bzw.
gleich wieder auf den Vogel zugehen, damit er merkt, das man sich nicht "vertreiben" läßt".
Eine Möglichkeit ist dann, den Vogel seinerseits zu "vertreiben". Meiner Erachtens entdsrpricht eine solche Reaktion am ehesten der eines ranghöheren Artgenossen, der dann auch manchmal kurzzeitig den anderen verfolgt, und erscheint mir insofern wenn man dieses Wort in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen will, am "artgerechtesten".
Eine andere Möglichkeit ist es, dem Vogel kurz in den Käfig zusetzen oder aber das Up and Down-Training, bei dem der Vogel von einem Finger auf den anderen steigen muß, stets begleitet durch das gleiche Wort (bspw. "komm"). Auch dies dient dazu, dem Vogel deutlich zu machen, wer ranghöher ist. Aber wie gesagt: sparsam einsetzen, ein Graupapagei ist kein Hund!
Bei alledem erscheint mir vorrangig, Yako einen Artgenossen als Partner zu gönnen.
Es wäre toll, wenn Du noch etwas mehr über Yako erzählen könntest (Alter, Geschlecht,
Handaufzucht oder Naturbrut; erste oder zweite Hand, Käfig und Freiflug), vielleicht zeigen sich dadurch auch andere Möglichkeiten!
Ich wünsche Euch und Yako schöne Pfingsten!