Nierenprobs
Hi Rainer!
Du fragst gerade zur richtigen Zeit. Ich habe die letzten Tage nichts geschrieben, da ich die Entwicklung abwarten wollte.
Also, wie gesagt, die Wunde ist richtig gut verheilt. Ottokar geht es auch psychisch (soweit ich das beurteilen kann) sehr gut.
Der Hautpilz (Mucor) scheint erfolgreich bekämpft. Morgen fahren wir wieder nach Giessen und lassen ein Hautgeschabsel nehmen, um das zu überprüfen.
Gestern habe ich allerdings gesehen, dass er wieder eine kleine Verdickung auf der Haut hat, die er sich auch schon aufgebissen hat. Sie ist jetzt ca. 3 * 3 mm groß und ich fürchte, dass sich das Karzinom zurückgemeldet hat. Aber auch das darf der Tierarzt morgen begutachten. Da es wieder sehr oberflächlich ist, wird es wohl ein weiterer OP werden.
Halt mal hören, was der Onkel Doktor denkt.
Letzte Woche gab es allerdings einen großen Schreck: Sonntag habe ich schon gemerkt, dass Ottokar sehr viel trinkt. Am Montag hat er dann richtig viel "gesoffen", Dienstag habe ich dann den Tierarzt angerufen. Mittwoch war ich dann als Notfall dort, gleich morgens um 8.
Mit viel getrunken meine ich übrigens ungefähr 5-6 Schluck jede halbe Stunde. Das ergab nach meinen Schätzungen ca. 15 ml /Tag.
Diagnose: akutes Nierenversagen!
Die Vermutung lag natürlich nahe: eine Metastase an der Niere!
Der Doc hat ihn also geröngt und das Ergebnis war überraschend: die Niere ist absolut ok, das einzige, was auffallend war, war eine vergrößerte Leber. Aber genau das hatte der Tierarzt ja schon vor 4 Wochen gesagt und seitdem bekommt er ja auch Heparsyx N.
Ottokar hat übrigens zugenommen, er wog am Mittwoche 69 g!!!
Tja, für die Niere wurde also eine Niereninfektion diagnostiziert. Ottokar bekommt jetzt jeden Tag von mir Baytril, das ist ein Antibiotikum. Offensichtlich hilft es, denn bereits am Donnerstag hat er deutlich weniger getrunken. Und heute schwimmt sein Kot nicht mehr ganz so sehr in dieser Wasserlache, die in den letzten Tagen üblich war.
Ausserdem bekommt Otto Tyrode-Lösung, um die Niere durchzuspülen. Das ist eine Eletrolyt-Lösung, die einfach nur aus verschiedenen Salzen und Glucose (zum Süßen) besteht. Scheinbar schmeckt es sehr salzig, denn ich muss ihn immer austricksen, damit er was davon trinkt. Obwohl ich noch mehr Glucose darin löse. Aber Salz schmeckt auch mit viel Zucker nicht richtig toll.
Ja, und dann gibt es noch Vitamin A. Das ist zwar schlecht für die Leber, aber gut für die Niere und das ist erstmal wichtiger.
Der Tierarzt nannte Ottokar jetzt einen Intensivpatienten. Wir haben auch überlegt, ob er wieder ein paar Tage stationär behandelt werden soll, haben uns aber dagegen entschieden. Wahrscheinlich fühlt er sich zu Hause doch wohler mit den anderen Vögeln drumherum.
Tja und dann habe ich noch zwei Salben für seine Haut bekommen. Durch die Behandlung mit dem Imaverol gegen den Hautpilz war seine Haut sehr trocken, die sieht aber jetzt wieder viel besser aus.
Um es kurz zu machen: ich bin mit einer ganzen Apotheke nach Hause gegangen und war mir irgendwann nicht mehr sicher, ob ich alles richtig verstanden hatte, was er wann wie wieviel warum bekommen sollte. Aber scheinbar hat irgendwas geholfen.
Und wenn jetzt irgendjemand glaubt, dass es ihm schlecht geht, der hätte ihn heute sehen sollen. Heute mittag hat er auf dem Schrank gesessen. Dann fing er irgendwann an zu schreien, damit ich ihn runtersetze. Er wollte auf meine Schulter. Dort ist er zwei Stunden sitzen geblieben, um mit mir zu kuscheln (dazu hat er nur ganz selten Lust, das ist immer eine Auszeichnung) und meinen Ohrring anzuknabbern. Irgendwann kam Gwennie (sein bester Kumpel, "sie" ist ein Männchen) ebenfalls dazu, da haben dann beide miteinander gekuschelt. Schliesslich ist Ottokar eine Weile über den Schreibtisch hin und her gelaufen. Bis es ihm zu langweilig wurde, Bleistifte zu klauen. Dann hat er wieder geschrieen, damit ich ihm was zu fressen gebe und Durst hatte er auch. (Da konnte ich ihn wieder mit dem Tyrode austricksen, hehe!)
Als er satt war, hat er geterzt, bis ich ihn wieder auf den Schrank gesetzt habe und hat erstmal ne halbe Stunde Wellensittiche gejagt. Die hatten sich ja einfach auf seinem Lieblingsplatz breit gemacht. Das geht ja nicht!
Eben hat er dann vom Schrank wieder dauernd zu mir runter geguckt und wäre wohl gerne losgeflogen. Aber er weiss ja, dass er nicht fliegen kann. Also rief er doch mal nach mir und dann wollte er in den Käfig gebracht werden. Dort sitzt er jetzt und schläft auf einem Bein, den Schnabel in den Flügeln versteckt.
Und glaubt mir, so schläft er nicht, wenn es ihm schlecht geht!
Jetzt wird es interessant, was der Arzt morgen sagt. Vielleicht irre ich mich ja mit dem Karzinom und es ist was ganz anderes. Ein Federbalg oder so. Schliesslich bin ich kein Mediziner.
Ich halte Euch auf dem Laufenden!
Liebe Grüße
Chris