Hallo
Ich stand vor einigen Monaten vor dem gleichen Problem. Ich habe nämlich auch keine Zuchtgenehmigung und eines meiner Nymphenpaare (Youri & Emma) wollten brüten. Erst suchten sie wie verrückt alles ab und wurden mir und den anderen Sittichen gegenüber äußerst aggressiv, sobald ein -ihrer Meinung nach- geeigneter Brutplatz gefunden war.
Ich wusste nicht, ob ich einen Nistkasten aufstellen soll, damit diese Aggressionen aufhören. Ich hatte vorher nur gelesen, dass das helfen könnte. Emma hat vorher noch nicht gebrütet. Als sie dann zwei Eier gelegt hatte, die jedoch beide aus großer Höhe gelegt und somit zerbrochen waren (ich habe gelesen, dass das bei "Erstlegern" normal ist, weil sie die Zustände noch nicht einzuordnen wissen) fühlte ich mich in der These, dass kein Nistkasten notwendig sei, bestätigt, denn weiteres Interesse zeigte Emma an den Eiern nicht (sprich sie wollte sich nicht draufsetzen und legte sie nicht in dunkle Ecken).
Letztendlich hat sich die Situation bzw. Aggression aber so zugespitzt, dass ich keinen anderen Ausweg sah und einen Nistkasten -zum Schutz etwas weiter weg von der
Voliere- aufgestellt habe.
Der Nistkasten ist von Emma und Youri sofort akzeptiert und in Besitz genommen worden. Es ist beeindruckend wie genau sich die beiden beim Brüten abgewechselt haben! Da kannst du die Uhr nach stellen, wann "Schichtwechsel" ist! Es ist übrigens auch gar nicht so einfach denen Kunsteier unterzujubeln. Zum einen, weil eben ständig einer drauf sitzt (man muss also stören), zum anderen hat Youri, sobald ein frisches "echtes" Ei da war, die Kunsteier rausgeschmissen! Die gekauften Großsitticheier sind etwas größer gewesen als Emmas Eier und Youri hatte Schwierigkeiten sich auf die drei im Nistkasten liegenden Eier so zu setzen, dass es ihn zufriedenstellt. Das war immer ein minutenlanges Getrampel, wenn Youri mit dem Brüten an der Reihe war. Emma hat sich da nicht so "blöd" angestellt.
Laut Literatur beträgt die Brutdauer ca. 18 - 21 Tage, also knapp drei Wochen. Ich habe die beiden fast fünf Wochen machen lassen, weil ich dachte irgendwann muss das doch aufhören! Ja, Pustekuchen. Das einzige, was man feststellen konnte war, dass die "Schichtwechsel" an Regelmäßigkeit verloren. Genauer gesagt hat Youri die Wechselzeiten nicht mehr eingehalten. Wenn es Zeit zum Wechseln wurde, piepste Emma oder schaute aus dem Nistkasten, aber Youri kam nicht. Es geschah daher mehrfach, dass Emma "Doppelschichten" schob. Youri kam immer seltener zum Nistkasten und Emma fing an das Nest für kurze Momente unbebrütet zu lassen z.B. um zu essen oder um mit Youri zu schmusen (das fand ich eher merkwürdig, immerhin hat er sie im Stich gelassen!
Vorsicht Vermenschlichung ).
Insgesamt sah sie jedoch erschöpft aus, das hat mich dann veranlasst den Nistkasten zu entfernen. Schließlich wollte ich nicht, dass sie dadurch krank würde. Die ersten zwei Tage waren sehr schlimm für beide. Sie flogen ständig zu der Stelle, an der der Nistkasten vorher stand und piepsten ganz leise (und ich fand das klang auch traurig). Aber ab dem dritten Tag war alles wieder beim alten.
Gegen die Aggressionen während der Brutstimmung hat bei mir der Nistkasten also geholfen. Sobald der Nistkasten da war, hatten Youri und Emma nichts anderes mehr im Kopf. Mehr als die insgesamt fünf Eier (zwei kaputte, drei im Nistkasten) hat Emma auch nicht gelegt; das finde ich gut, denn das Eierlegen ist eine sehr anstrengende Angelegenheit für jedes Lebewesen. Wenn man die Eier wegnehmen würde UND es besteht Interesse an ihnen, dann kann es sein, dass ständig nachgelegt wird. Das ist sehr kräftezerrend und kann auch den Tod zur Folge haben. Ein anderes Weibchen hat während der Nistkasten da war auch ein Ei gelegt. Da sie jedoch keine Höhle suchte und kein Interesse zeigte, habe ich das Ei entfernt und es kam auch keins mehr nach.
Ich habe gelesen, dass grundsätzlich gebrütet wird, wenn die Bedingungen dazu geeignet sind. Daher sehe ich es schon als Kompliment, dass die beiden sich so wohl fühlen, dass sie hier Kinder haben wollen. Neben der fehlenden Zuchtgenehmigung vertrete ich jedoch auch den Standpunkt, dass es genügend Nymphies gibt, die ein Zuhause suchen; daher würde ich es nicht wollen, dass neue Nymphies eine ungewisse Zukunft haben.
Aber zurück zu den guten Bedingungen: ich habe festgestellt,
- dass ich eine hohe Luftfeuchte im Raum habe und zu oft geduscht/gebadet werden darf
- ein üppiges Nahrungsangebot herrscht
- die BirdLamp zuviel Stunden an war
(es gibt noch mehr Faktoren die Brutstimmung erzeugen können, da müsstest du mal googlen, aber das war mir eben bei uns aufgefallen)
Diese Punkte habe ich nach dem Brüten einen Monat lang streng verändert. Nach dem Entfernen des Nistkastens habe ich auch die
Voliereninneneinrichtung und die Spielzeuge auf dem Kletterbaum verändert, damit alle auf andere Gedanken kommen. Insgesamt achte ich jetzt auch mehr auf diese "stimulierenden Faktoren".
Jetzt habe ich seit ca. vier Monaten meine Ruhe. Die Nymphen sind insgesamt viel ruhiger geworden. Ich glaube, dass es wichtig war, dass das Pärchen einmal dazu kommt die "Kinderstube" zu versorgen und natürlich wird auch die neu eingeführte Simulierung von "guten und schlechten" Futter-/Bade-/Licht- usw...Zeiten ihren Teil dazubeitragen.
Kritisch sehe ich den Zeitpunkt der Nistkasten-Wegnahme (es gibt kein Patentrezept für den richtigen Zeitpunkt). Ich finde schon, dass Emma gelitten hat, als der Nistkasten auf einmal weg war. Auch als Youri immer weniger Interesse am Nistkasten zeigte, war es bestimmt nicht einfach für sie. Wenn ich mir aber überlege, wie sehr sie und alle anderen mitgelitten hätten, wenn es gar keinen Nistkasten gegeben hätte, so finde ich, geht die Nutzen-Kosten-Rechnung in dem Fall zugunsten des Nistkastens. Psychischer Druck ist in jedem Fall da. Ich glaube, dass sich das nicht vermeiden lässt, wenn man entscheidet, das nicht gebrütet werden darf.
Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte.
[ Das ist jetzt ein rein subjektiver Erfahrungsbericht, bitte köpft mich nicht, wenn fachlich etwas nicht super-korrekt ist. Ich liebe meine Nymphen und habe versucht nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. ]