Fortsetzung ...
Nach der Abkühlung besuchten wir die Flaniermeile des kleinen Städtchens. In einem Spezialitätenrestaurant bekamen wir die Alligatoren, die wir tags zuvor noch aus ehrfürchtiger Entfernung beobachten konnten, auf dem Teller serviert. Das Fleisch des Reptils schmeckte übrigens sehr gut. (Ich habe es nicht probiert – es schüttelte mich.) Gestärkt und bereit für weitere Abenteuer bestiegen wir zufrieden unseren Bus und machten es uns für die Fahrt durch die Dunkelheit bequem so gut es ging. (Die Nachtfahren waren schlimm. Man wusste nicht so recht, wo man die Beine hinlegen sollte. Es war eng, man konnte nicht schlafen, nur zeitweilig duselte man aus Erschöpfung ein wenig, und morgens stand man dann irgendwo – ungewaschen mit ungeputzten Zähnen …) – Ein gemütliches Frühstück in Rondon, einer Ortschaft am Itaipu-Stausee, die stark durch deutsche Einwanderer geprägt ist, war nach der Nachtfahrt ein willkommener Programmpunkt.
Am späten Vormittag erreichten wir endlich unser Hotel in Foz do Iguacu, wo wir dann auch sogleich unsere Zimmer bezogen, um erst einmal durch eine Dusche unsere Lebensgeister zu wecken. Gleich darauf besichtigten wir von der brasilianischen Seite aus die Wasserfälle des Iguacu, die man durchaus zur Kategorie der Weltwunder zählen kann. Nähert man sich den Fällen, so vernimmt man bereits aus der Ferne ein ständiges Grollen. Je näher der Besucher an die Katarakte kommt, desto feuchter wird die Luft und legt sich wie ein Schleier auf die üppige Natur. Steht man dann endlich an den Fällen, verschlägt es einem die Sprache. Zischend, pfeifend und mit brüllendem Gesang stürzen etwa 1750 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die 60 bis 80 Meter hohen Basaltklippen in die Tiefe, wo sie riesige Gischtfontänen mit spektakulären Regenbögen bilden.
Auf einer hufeisenförmigen Front von über 3 Kilometern Länge, auf der man über 275 Einzelfälle gezählt haben will, brechen die Wassermassen senkrecht oder über eine weitere Stufe nach unten. Diese ungebändigten Naturkräfte kann man von begehbaren Stegen aus, die bis an die Abbruchkante führen, sehr gut beobachten. Die amerikanische Präsidentengattin Eleonor Roosevelt soll beim Anblick des atemberaubenden Naturschauspiels „Poor Niagara“ (armer Niagara) gerufen haben. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.