Interessanter Artikel, wenn leider nur auf den Haussperling zugeschnitten und nicht auf Papageien (was ich erhofft hatte). Mich stören solche Aussagen....sie vermuten, dass....was ja wiederum zeigt, dass auch solche Studien noch nicht zu Ende gebracht worden sind.
Eine Langzeit-Studie anhand von Papageien hätte mich mehr interessiert. Trotzdem wars mal interessant zu lesen, danke. Überzeugt hat mich das Ganze aber darum noch nicht.
Meint ihr denn, die Einflüsse von Melatonin auf die circadiane und sonstige Rhythmik von Papageienvögeln unterscheiden sich grundsätzlich (ich rede/schreibe hier nicht von Detaillunterschieden) und wesentlich von Einflüssen auf andere Vertreter der Familie Aves? Ich betone nochmals: Die vielfältigen Wirkungen und Wechselwirkungen sind tatsächlich sehr gut beforscht. So z. B. bei Halsbandsittichen (= immerhin auch "Papageienvögel"):
Maitra, S. K. & M. Dey (1995): Pinealocyte-Response in Roseringt Parakeets (Psittacula krameri) to Melatonine Administration Varies in Relation to the Reproductive Phase of Annual Testicular Cycle, in: Biological Rhythem Reseearch, 1995, Vol 26, No 1 S. 88 - 99
Maitra, S. K., M. Dey , S. Dutta , S. Bhattacharya, R. Dey & A. Sengupta (2000): Influences of graded dose of melatonin on the levels of blood glucose and adrenal catecholamines in male roseringed parakeets (Psittacula krameri) under different photoperiods, in: Archives of Physiology and Biochemistry 2000, Vol.108, No.5, S. 444 - 450
"Effects of daily evening (just before the onset of darkness in a 24 h light dark cycle) administration of graded doses (25, 50, or 100 g/100 g body wt./day for 30 days) of melatonin on the concentrations of blood glucose and adrenal catecholamines were studied in sexually active male roseringed parakeets under natural (NP; ~ 12L: 12D) and artificial long (LP; 16L: 8D) and short (SP; 8L: 16D) photoperiods. Blood samples and adrenal glands were collected from each bird during the mid-day on the following day of the last treatment. The concentrations of glucose in blood and epinephrine (E) and norepinephrine (NE) in the adrenals were measured. The results of the study indicated that exogenous melatonin induces hypo- or hyperglycemia depending on the dose of hormone administered as well as to the length of photoperiod to which birds were exposed. The levels of E and NE in the adrenals were shown also to vary in relation to photoperiod and the dose of melatonin administered. But the nature of the influence of melatonin becomes different under altered photoperiodic conditions."
"Als Auswirkung der täglichen Abenddämmerung (kurz vor Beginn des Dunkelwerdens im 24-Stunden-Zyklus) wurde die abgestufte Ausschüttung von Melatonin (25, 50 oder 100 g/100 g Körpergewicht/ per Tag über 30 Tage hinweg) auf die Konzentration des Blutzuckers und die Nebennierendrüsen bei geschlechtsreifen männlichen Halsbandsittichen unter natürlichen Tageslängen (12:12 Stunden), künstlich verlängerten Tageszeiten (16:8 Stunden) und verkürzten Tageslängen (8:16 Stunden) einer Überprüfung unterzogen. Blutproben und (Anmerkung von mir: Hormonspiegel der Nebennieren/rinde) Hormonspiegel wurden bei jedem Vogel am Mittag des (jeweils) folgenden Tages der vorhergehenden Untersuchung erhoben. Die Konzentration des Blutzuckers und der Epinephrine und Norepinephrine in den Nebennieren wurden ausgemessen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, daß exogene Unter- oder Überzuckerung des Blutes in Abhängigkeit zur Melatoninausschüttung und damit zur Länge der Photoperiode (Anmerkung: Tag-Nacht-Längen) stehen. Es hat sich gezeigt, daß die Menge der (Anmerkung von mir: ausgeschütteten) Epinephrine und Norepinephrine in engem Bezug zur Länge der Photoperiode und dem Melatoninspiegel zu sehen sind. Der Einfluß des Melatoinin ändert sich unter veränderten photoperiodischen Bedingungen (Anmerkung: Verhältnis der Tag-Nacht-Längen)."
Quelle: s.o.
Natürlich (oder besser: unnatürlich) kann man das Verhältnis "Hellzeit-Dunkelzeit" den menschlichen Bedürfnissen anpassen und "seine" Vögel bis in die späten Nachtstunden bei voller Beleuchtung oder Teilbeleuchtung halten. Natürlich (oder besser: unnatürlich) kann man den "Tag-Nacht-Rhythmus" der Gefiederten umstellen (verkürzen/verlängern). Natürlich (oder besser: unnatürlich) sind Anpassungen bis zu einem bestimmten Grad möglich. Aber eben so natürlich sollte man sich nicht allzu sehr wundern, wenn "es" den Gefiederten auf Dauer nicht so sehr bekommt.
Natürlich hat Melatonin über die Tagesperiodik hinaus auch weitere Einflüsse, so zum Beispiel auf die Brutzyklen:
Krishna Prasadan, T. N. & V. C. Kotak (1992): Fine structure of the free-living parakeet pineal in relation to the breeding cycle, Department of Biosciences, Sardar Patel University, Gujarat, India University of Pennsylvania, Biological Basis of Behavior, Philadelphia, PA U.S.A
Zur nochmaligen Verdeutlichung nur eine kleine Teilpassage aus dem
verlinkten Artikel (zur Bedeutung des Melatnin für den menschlichen Organismus):
"(...) the fact that the hormone has such a big effect on birds suggests (...)"
"(...) die Tatsache, daß das Hormon solch eine große Wirkung auf Vögel hat, weist darauf hin (...)"
merkt Prof. George E. Bentley (Universität Berkeley) mit großer Berechtigung an.
Tagesperiodik - Melatonin - Wirkungen - Wechselwirkungen: Das sind keine spinnerten Hypothesen, sondern seit ziemlich langer Zeit bekannte Dinge. Abschließende Empfehlungen:
Aschoff, J. (1954): Zeitgeber der tierischen Tagesperiodik, Naturwissenschaften 41, S. 49-65.
Assenmacher, I. & J. Boissin (1972): Circadian endocrine and related rhythms in birds, Gen. Comp. Endocrinol. Suppl. 3, S. 489-498.
Pang, S.F., C.S. Pang, A.M.S. Poon & G.M. Brown (1996) Melatonin receptors in birds, VI. International Symposium on Avian Endocrinology. Abstracts. Chateau Lake Louise, Alberta 31.3.- 5.4.1996
Gruß
Heidrun