K
Kolibri
Guest
Sind viele vermeintlich seltene Vogelarten, Hybriden?
Durch eine interessante Arbeit an einem neuen Taxonomie-Projekt in der Familie der Tangaren, stieß ich auf zwei Tangarenarten, die ich schon längst vergessen hatte. In der neueren Literatur werden diese nicht mehr erwähnt, schon gar nicht mehr in den neusten Bestimmungsbüchern.
Hybriden: In der Biologie spricht man von einem Spezies, das aus einer Kreuzung verschiedener Arten hervorgehen kann. Meist jedoch sind diese Arten einander sehr nahe verwandt.
Die wohl berühmteste Behauptung von einem Hybride ist die vom Türkisara (Anodorhynchus glaucus) oder auch Meerblauer Ara genannt. Hier streiten sich ja die Wissenschaftler, Zoologen und viele andere Fachleute, ob es sich beim Türkisara um eine vermeintliche eigene Art handle oder eben nur um einen Hybriden.
Weitere typische und bekannte Hybriden findet man in der Welt der Kolibris. Folgende 5 Hybriden sind im Moment bekannt:
Amazilia bangsi
Amazilia cyaneotincta
Amazilia distans
Amazilia neglecta
Trochilus violajugulum
Weniger bekannt sind die beiden Tangaren Hybriden, Tangara arnaulti und Tangara gouldi
Tangara arnaulti entstand aus (Tangara cayana x Tangara preciosa)
Er wird von den Brasilianern auch Saíra de Arnault genannt.
Der Tangara gouldi entstand aus (Tangara cyanoventris x Tangara desmaresti)
Der Zoologe Berlioz Jacques (1891-1975) entdeckte Tangara arnaulti 1927 bei einer seinen vielen Reisen. In einem alten französischen Ornithologenbericht vom März 1927 wird lediglich erwähnt, dass Berlioz eine neue Spezies gefunden hätte, der Fundort ist aber unbekannt, respektive nirgendwo niedergeschrieben worden.
Als erster vermutete jedoch Hellmayr 1936, dass es sich bei dieser Tangarenart um eine Hybride handeln könnte. Er vermutete schon damals, eine Hybrisierung zwischen Tangara Preciosa und Tangara cayana. Erst Meyer de Schauensee 1966 und Ingles 1971 konnten diese Aussage von Hellmayr faktisch beweisen.
Das heutige Vorkommengebiet von Tangara cayana ist Kolumbien, Venezuela, Guyana, Peru und Brasilien sowie auch Teile in Nordost-Argentinien. Gelegentlich hybridisiert mit T. Preciosa, von denen T. arnaulti als einzigartige Art bekannt ist, scheint ein Beispiel zu sein, das man in der Natur wahrscheinlich noch des öfteren antreffen könnte.
Das Vorkommen von Tangara preciosa ist Südost-Brasilien, Ost-Paraguay, Uruguay und Nordost-Argentinien.
Aus den jeweils separaten Arten Tangara peruviana und Tangara preciosa könnte sich in neuerer Zeit eine neue, eigene Art mit einer Unterart bilden. Genau gleich verhalten könnte es sich mit den beiden anderen Tangarenarten, nämlich mit Tangara cyanoventris und Tangara desmaresti.
Tangara gouldi entstand aus (Tangara cyanoventris x Tangara desmaresti)
Über diese Hybride ist sehr wenig bis gar nichts bekannt. Auch in meinen ältesten Unterlagen fand ich nichts Nennenswertes. Tangara gouldi wurde durch Sclater 1886 im Südosten von Brasilien zum ersten Mal gesichtet. Hellmayr sah sie 1936 und beschrieb diese auch als eine eigene Art. Wieder war es Meyer de Schauensee der im Jahre 1966 beweisen konnte, dass es sich um eine Hybride handelt und nicht um eine eigenständige Tangarenart.
Das einzig existierende Foto, aufgenommen von Francisco Mallet - Rodrigues, findet man unter diesem Link.
Taxonomie kurz erklärt: Die verwandtschaftlichen Beziehungen von Lebewesen in einem hierarchischen System erfassen und gegebenenfalls neu einteilen.
Zum Beispiel.
Die Tangaren
Tangara guttata
Tangara punctata
Tangara xanthogastra
werden bis heute als je eine eigene Art in der Familie Tangaren aufgeführt. Neu könnte es aber sein, dass die drei zusammengeführt würden und als eine Art mit Unterarten geführt werden. Wenn man die drei Tangaren vergleicht, kann eine gewisse Verwandtschaft nicht von der Hand gewiesen werden.
Es ist immer wieder interessant und faszinierend zugleich, was uns die Natur ohne fremdes Zutun schenkt. Die Rückverfolgung solcher Geschichten aber braucht unendlich viel Zeit und auch Geduld. Für diese kleine Arbeit habe ich unzählige Stunden investiert mit Recherchieren, Lesen und Bibliotheksbesuchen. Aber es machte unendlich viel Spaß!
So und nun könnt ihr mich zerreissen
Durch eine interessante Arbeit an einem neuen Taxonomie-Projekt in der Familie der Tangaren, stieß ich auf zwei Tangarenarten, die ich schon längst vergessen hatte. In der neueren Literatur werden diese nicht mehr erwähnt, schon gar nicht mehr in den neusten Bestimmungsbüchern.
Hybriden: In der Biologie spricht man von einem Spezies, das aus einer Kreuzung verschiedener Arten hervorgehen kann. Meist jedoch sind diese Arten einander sehr nahe verwandt.
Die wohl berühmteste Behauptung von einem Hybride ist die vom Türkisara (Anodorhynchus glaucus) oder auch Meerblauer Ara genannt. Hier streiten sich ja die Wissenschaftler, Zoologen und viele andere Fachleute, ob es sich beim Türkisara um eine vermeintliche eigene Art handle oder eben nur um einen Hybriden.
Weitere typische und bekannte Hybriden findet man in der Welt der Kolibris. Folgende 5 Hybriden sind im Moment bekannt:
Amazilia bangsi
Amazilia cyaneotincta
Amazilia distans
Amazilia neglecta
Trochilus violajugulum
Weniger bekannt sind die beiden Tangaren Hybriden, Tangara arnaulti und Tangara gouldi
Tangara arnaulti entstand aus (Tangara cayana x Tangara preciosa)
Er wird von den Brasilianern auch Saíra de Arnault genannt.
Der Tangara gouldi entstand aus (Tangara cyanoventris x Tangara desmaresti)
Der Zoologe Berlioz Jacques (1891-1975) entdeckte Tangara arnaulti 1927 bei einer seinen vielen Reisen. In einem alten französischen Ornithologenbericht vom März 1927 wird lediglich erwähnt, dass Berlioz eine neue Spezies gefunden hätte, der Fundort ist aber unbekannt, respektive nirgendwo niedergeschrieben worden.
Als erster vermutete jedoch Hellmayr 1936, dass es sich bei dieser Tangarenart um eine Hybride handeln könnte. Er vermutete schon damals, eine Hybrisierung zwischen Tangara Preciosa und Tangara cayana. Erst Meyer de Schauensee 1966 und Ingles 1971 konnten diese Aussage von Hellmayr faktisch beweisen.
Das heutige Vorkommengebiet von Tangara cayana ist Kolumbien, Venezuela, Guyana, Peru und Brasilien sowie auch Teile in Nordost-Argentinien. Gelegentlich hybridisiert mit T. Preciosa, von denen T. arnaulti als einzigartige Art bekannt ist, scheint ein Beispiel zu sein, das man in der Natur wahrscheinlich noch des öfteren antreffen könnte.
Das Vorkommen von Tangara preciosa ist Südost-Brasilien, Ost-Paraguay, Uruguay und Nordost-Argentinien.
Aus den jeweils separaten Arten Tangara peruviana und Tangara preciosa könnte sich in neuerer Zeit eine neue, eigene Art mit einer Unterart bilden. Genau gleich verhalten könnte es sich mit den beiden anderen Tangarenarten, nämlich mit Tangara cyanoventris und Tangara desmaresti.
Tangara gouldi entstand aus (Tangara cyanoventris x Tangara desmaresti)
Über diese Hybride ist sehr wenig bis gar nichts bekannt. Auch in meinen ältesten Unterlagen fand ich nichts Nennenswertes. Tangara gouldi wurde durch Sclater 1886 im Südosten von Brasilien zum ersten Mal gesichtet. Hellmayr sah sie 1936 und beschrieb diese auch als eine eigene Art. Wieder war es Meyer de Schauensee der im Jahre 1966 beweisen konnte, dass es sich um eine Hybride handelt und nicht um eine eigenständige Tangarenart.
Das einzig existierende Foto, aufgenommen von Francisco Mallet - Rodrigues, findet man unter diesem Link.
Taxonomie kurz erklärt: Die verwandtschaftlichen Beziehungen von Lebewesen in einem hierarchischen System erfassen und gegebenenfalls neu einteilen.
Zum Beispiel.
Die Tangaren
Tangara guttata
Tangara punctata
Tangara xanthogastra
werden bis heute als je eine eigene Art in der Familie Tangaren aufgeführt. Neu könnte es aber sein, dass die drei zusammengeführt würden und als eine Art mit Unterarten geführt werden. Wenn man die drei Tangaren vergleicht, kann eine gewisse Verwandtschaft nicht von der Hand gewiesen werden.
Es ist immer wieder interessant und faszinierend zugleich, was uns die Natur ohne fremdes Zutun schenkt. Die Rückverfolgung solcher Geschichten aber braucht unendlich viel Zeit und auch Geduld. Für diese kleine Arbeit habe ich unzählige Stunden investiert mit Recherchieren, Lesen und Bibliotheksbesuchen. Aber es machte unendlich viel Spaß!
So und nun könnt ihr mich zerreissen