Hallo Pere,
...wenn man einen verletzten Vogel findet, schiebt man ihn ins Tierheim oder zum Tierarzt ab. Nur ja nicht vor der eigenen Haustüre kehren, sich mal selbst einem Problem stellen und Entscheidungen treffen und dahinter stehen!
Ich teile Deine Meinung insofern, als dass die meisten Menschen, die einen Vogel finden, ihn tatsächlich "abschieben", im Sinne von Verantwortung abgeben. Wie oft werden mir schwerst verletzte oder schon im Sterben liegende Tiere gebracht, dann machen die Leute ganz ganz große Augen und sind fürchterlich hilflos und sind so glücklich, wenn meine Haustür von innen geschlossen wird und das Tier nicht mehr bei ihnen ist.
Aber das ist tatsächlich oft echte Hilflosigkeit.
Es gibt immer weniger Menschen, die ein Gefühl zu einem wilden Tier und seinen Bedürfnissen haben. Und dann bin ich doch froh, dass das Tier bei mir gelandet ist, trotz dem Stress den dann ich habe, nämlich die Verantwortung und das Entscheidungsfällen.
Diejenigen, die jedes Tierchen erstmal aufnehmen und zum Tierarzt schaffen (oder sich gar selbst daran versuchen), drücken sich um die Verantwortung, und zwar die Verantwortung, zu überlegen und dann zu entscheiden, was für das Tier am besten ist.
Und genau hier liegt das Problem, Pere! Ich bin sehr sehr froh, dass nicht jeder, der ein Tier findet, sich diese Entscheidung anmaßt. Weil ich sie 90% der Menschheit einfach nicht zutraue! Unabhängig davon, ob Tierarzt, Maurer oder Lehrer.
Und ich lehne es ab, jedes Tier mit Auffälligkeiten zu Tierärzten zu fahren - ich vermeide möglichst jeden Stress bei einem kranken Wildtier - aber auch nur, weil ich durch meine jahrelange Erfahrung zu denken glaube - einschätzen zu können, wann und ob ein TA-Besuch überhaupt erfolgversprechend sein könnte. Das kann aber jemand, der einmal im Leben ein verletztes Wildtier nicht entscheiden können.
Und ich bilde mir ein, einen verletzten Vogel schneller und sachgerechter zu töten als ein unerfahrener Tierarzt, der einem 11 g-Vogel noch irgendwo eine Spritze reindrücken will, dafür ewig braucht und sie am Ende doch falsch setzt.
Mag sein, dass das so ist. Hilft aber wieder nicht weiter, wenn es um Ratsuchende geht, die keine Ahnung von Wildvögeln haben.
Wenn ich bei einem Vogel einen Flügelbruch feststelle (und das ist nicht schwer), dann gibt es für mich im Sinne des Tierschutzgesetzes nur eine Entscheidung (ausgenommen wie gesagt Arten, bei denen es auf jedes Individuum ankommt)!
Und hier möchte ich Dir aus ganzem Herzen widersprechen!
Und damit sind wir wieder bei den zwei Ansichts-Polen.
Für mich zählt jedes Individuum, absolut egal, wieviele es von ihm gibt. Weil es darum geht, genau dem, der Hilfe benötigt, zu helfen. Und nicht darum, Arten zu erhalten (was nartürlich auch ein schöner Nebeneffekt ist).
Wieso würdest Du es überhaupt bei einem Gesellen, der einer schwindenden Art angehört versuchen? Also doch nicht ausgeschlossen, dass er Chancen da draussen hat nach Genesung?
Gruß,
Dagmar