Sehr geehrte Damen und Herren,
in den letzten Monaten hatten wir Kontakt zum Thema Geflügelpest/Vogelgrippe. Ich hatte mich insbesondere mit der Frage beschäftigt, ob denn Wildvögel als Überträger des H5N1-Virus auftreten. Diese Überlegungen sind jetzt relativ ausführlich als Beitrag in den "Berichten zum Vogelschutz" erschienen. Ich erlaube mir Ihnen diese als pdf-Datei unaufgefordert zuzusenden. Um vollständig zu informieren habe ich auch den Kommentar von Wolfgang Fiedler beigefügt, mit einer Erwiderung meinerseits.
Über diese Texte hinaus möchte ich folgendes anmerken: Alle Ereignisse der letzten Monate machen deutlich, dass Wildvögel als Vektoren der Seuche sehr unwahrscheinlich sind:
* Die Todesfälle in Deutschland im Frühjahr sind abgeebbt, ohne neue Ausbreitungsherde zu bilden, das Virus ist im Freiland verschwunden. Übrigens ganz so, wie das Auftreten der Seuche in den letzten Jahren in Asien bei Infektionen im Freiland ablief.
* Das erneute Auftreten von sterbenden Streifengänsen im Frühjahr 2006 in Qinghai kann auf die Manipulation der örtlichen Streifenganspopulation und ständige Austräge aus der Geflügelhaltung zurückgeführt werden (siehe auch meine "Erwiderung"). Ein Foto hierzu, das in dem Beitrag leider nicht gedruckt wurde, habe ich anbei gefügt.
* Sowohl das Auftreten der Seuche in der sächsischen Putenhaltung als auch bei dem Schwarzschwan im Zoo Dresden weisen auf Einschleppungen durch Futtermittel, Geflügelprodukte oder sonstiges hin, nicht aber auf Wildvögel.
Und noch eine Anmerkung: Es hat mich die letzten Monate immer mehr verwundert, wie hartnäckig das FLI auf Wildvögel verwiesen hat, egal wo, wie und wann das Virus aufgetreten ist. Mit wissenschaftlichen Denkmustern kann ich mir dies nicht mehr erklären. Es hat sich bei mir vielmehr zunehmend der Eindruck eingestellt, dass es um eine tatsächliche Aufklärung gar nicht mehr geht. Was sind die Gründe für diese einseitige Betrachtung? Spielt der Wunsch eine Rolle, Forschungsmittel zu aquirieren? Denn wenn es die Zugvögel sind, muss man natürlich weiter und weiter forschen (bisher meines Wissens übrigens ohne greifbare Ergebnisse). Wie unspektakulär, wenn man einfach nur feststellen würde, dass die Importe von Geflügel, Geflügelprodukten und dergleichen an den Außengrenzen der EU oder sogar an den nationalen Grenzen besser kontrolliert werden müssten! Gibt es vielleicht sogar wirtschaftliche Interessengruppen, die sich gegen derartige Feststellungen wehren? Wie skrupellos bei ungenügender Kontrolle sogar mit "unseren" Futtermitteln umgegangen wird, zeigt der jüngste Gammelfleischskandal - und auch BSE sollten wir nicht vergessen.
Noch ein Gedanke: Soll dieses ständige Zeigen auf die Wildvögel gar von Film ablenken? Denn noch immer hat kein Mensch eine plausible Idee, wie das Virus nach Rügen gekommen ist. Vielleicht werden wir erst in ein paar Jahren erfahren, was sich wirklich dort abgespielt hat. Vielleicht gelingt es auch einem unabhängigen Journalisten, eine etwas klarere Sicht der Dinge zu erhalten.
Alles Gute
wünscht Klemens Steiof