Vogelgrippe in der Türkey?
Vogelgrippe-Verdacht: EU verschärft Importstopp:
Nach dem möglichen Ausbruch der Vogelgrippe in der Türkei hat die EU den Importstopp für Geflügel und Geflügelprodukte noch verschärft: Nun dürfen auch keine lebenden Vögel und unbehandelten Federn mehr importiert werden. Die Mitgliedstaaten müssen den Beschluss der EU-Kommission umgehend umsetzen.
Schärfe Grenzkontrollen gefordert:
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, forderte zusätzlich schärfere Grenzkontrollen. "Die Schutzmaßnahmen an Flughäfen und Grenzstationen sollten verstärkt werden", sagte er der "Berliner Zeitung". Reisende müssten noch stärker als bisher auf die Einhaltung der Vorschriften kontrolliert werden, sagte Sonnleitner.
Schutzplan liegt bereit:
Für den Fall, dass sich in der Türkei und Rumänien der Vogelgrippe-Verdacht bestätigt, fordern die Landwirte eine umfassende Stallpflicht für Geflügel. "Damit können wir dann die Gefahr der Ansteckung eindämmen", sagte Sonnleitner. Eine entsprechende Verordnung der Bundesregierung liege bereits in der Schublade und könne jederzeit in Kraft treten.
Rumänen stoppen Massenschlachtungen:
In Rumänien wurden unterdessen die Massentötungen von Geflügel trotz des Vogelgrippe-Verdachts gestoppt, nachdem Dorfeinwohner protestiert hatten. Im Dorf Ceamurlia de Jos im Süden des Donaudeltas waren bereits 30.000 Tiere getötet worden. Die Einwohner weigerten sich jedoch, die restlichen rund 15.000 Vögel freizugeben, obwohl die Behörden Entschädigungen in Aussicht gestellt haben.
Erste Tests verliefen negativ:
Bei drei Hausenten, die im rumänischen Ceamurlia verendeten, waren Antikörper gegen die Vogelgrippe festgestellt worden. Rumänische Behörden stellten das gesamte Donaudelta und den Verwaltungskreis Tulcea unter Quarantäne. Einen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass es sich um die für Menschen gefährliche Variante der Vogelgrippe handelt, gibt es laut EU-Kommission aber bisher nicht. Erste Tests seien negativ gewesen. Für Mittwoch werden die Ergebnisse intensiverer Tests von Proben aus der Rumänien und der Türkei erwartet. In der Türkei waren nach dem Vogelgrippe-Alarm tausende Puten in nächtlichen Aktionen mit Gas getötet worden.
Vogelgrippe auch in Kolumbien:
Unterdessen traten in Kolumbien erste Fälle von Vogelgrippe auf. In der zentralen Provinz Tolima wurde in einer Region mit zahlreichen Hühnerfarmen das Virus H9 festgestellt, teilten die Behörden mit. Es handle sich jedoch um einen Virus-Typ, der nicht so gefährlich wie der in Asien und möglicherweise auch in Russland und Osteuropa grassierende sei. Die betroffenen Betriebe seien unter Quarantäne gestellt worden, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Erkrankung bleibt oft unbemerkt :
Im Vergleich zum dem für den Menschen besonders gefährlichen H5N1-Virus handelt es sich bei dem H9-Virus um einen weniger gefährlichen Erreger, der aber ebenfalls die Fähigkeit besitzt, den Menschen zu befallen. Da die erkrankten Tiere nicht unbedingt sterben, bleibt das Virus jedoch leicht unbemerkt und verbreitet sich dadurch leichter. Oft würden keine Schutzmaßnahmen ergriffen, und das Virus könne so eher auf den Menschen überspringen.
Weltweite Grippe-Epidemie befürchtet:
Seit Ende des Jahres 2003 gab es in mehreren Ländern Südostasiens Geflügelseuchen mit dem hoch ansteckenden Erreger H5N1. In den neun betroffenen Ländern wurden mehr als hundert Millionen Tiere getötet oder starben an der Krankheit. In Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indonesien starben bereits mehr als 60 Menschen, die sich zumeist durch engen Kontakt mit infizierten Tieren angesteckt hatten. Wissenschaftler befürchten, dass das H5N1-Virus durch Mutation die Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch erlangen könnte. In diesem Fall fürchtet die Uno eine weltweite Grippe-Epidemie, der Millionen Menschen zum Opfer fallen könnten.
Zusammenhang mit Spanischer Grippe vermutet:
Auf einer internationalen Konferenz in Washington berieten Experten aus rund 80 Ländern über gemeinsame Strategien im Kampf gegen die Vogelgrippe. US-Präsident George W. Bush rief die Pharmakonzerne auf, die Entwicklung eines Impfstoffes zu beschleunigen. Jüngste Erkenntnisse von US-Forschern legen den Verdacht nahe, dass für die Spanische Grippe von 1918, an der weltweit bis zu 50 Millionen starben, ebenfalls ein mutierter Vogelgrippe-Virus verantwortlich war.
AFP