Hallo Martin,
eine Userin eines Geflügelforums aus der Schweiz sucht verzweifelt nach Hilfe.
Die Schweizer Regierung /Behörde begründet ihre Entscheidung die Freilandhaltung von Geflügel (in Feuchtgebieten) zu verbieten auf dieser Studie
http://www.hostarea.de/server-01/Januar-32d684e356.pdf
Was hälst Du von den Argumenten und den Methoden und dem Wert der Vorhersage??
Danke für Deine Hilfe
Daniel
Hi Daniel,
ich hab die Studie gerade mal schnell überflogen.
Vorweg muss ich anmerken, dass ich sehr voreingenommen bin – ich schrieb vor einiger Zeit einen Artikel „Dead Ducks Don't Fly“, und ich glaube dass alle Beweise bis zum heutigen Tage im Wesentlichen richtig sind. Es sind die Geflügelfarmen, besonders die großen Industrieanlagen, daher kommen die Probleme.
Ich bin verärgert über dieses Dokument, von einem Haufen Sesselpfurzer - scheinbar keine Ahnung von Vogelverhalten und gewiss nicht von Evolution. Arglos (Weltfremd) gegenüber dem flächendeckenden illegalen Handel mit Geflügel - es ist einfach und bequem das alles zu ignorieren, wenn man diesen Faktor aber berücksichtigt, wird das Ganze komplexer
(sogar die Nigerianische Regierung sagte, dass sie dachten dass die Seuche durch illegaler Handel mit Eintagsküken eingeschleppt wurde).
Es gibt jede Menge verfügbare Infos über illegalen Handel, einige davon hab ich auf meiner Seite.
Auch bei solchen Sachen wie Schwäne mit H5N1, auf Teichen wo andere Vögel nicht infiziert wurden, versäumten die Autoren zu beachten, dass wie ich festgestellt habe, H5N1 nicht besonders gut durch Wasservögel übertragen wird, da die Viruslast in den Fäkalien gering ist.
Hast Du die Häufigkeitsangaben, die sie in Bezug auf die Wildvögel angeben, gesehen – wie können sie glauben, dass eine Seuche die so selten ist, wirklich durch Wildvögel verbreitet wird? Zu viel Zeit vor dem Computer verbracht – tatsächlich aber zu wenig nachgedacht.
Und was für ein Fachchinesisch es bei denen gibt – „clades“ (Viren-Stämme) u.s.w.. Fachchinesisch ist immer hilfreich wenn man Pseudowissenschaft betreibt. Für Bürokraten muss es gut wirken, wenn sie mit gewöhnlichen Geflügelhaltern zu kämpfen haben. „Da schau diese Leute wissen über Kladen Bescheid, und was wisst ihr?“
Wenn Wildvögel wirklich überleben könnten und die Verbreitung von H5N1 aufrechterhalten könnten, warum gibt es dann diesen Winter so wenig Fälle?
Nur ein paar Ausbrüche hier und da – bei Geflügel und nicht konzentriert auf Kleinhalter und Freilandfarmen.
Vielleicht möchtest Du auch Richard Thomas von Bird Life Int. Kontaktieren, oder auch die Organisation GRAIN (der Ansprechpartner dessen Namen ihm nicht einfällt ist Devlin Kuyek; Anm. des Übers.)
Richard Thomas könnte Dir das Dokument über Wassergeflügel zusenden, das ausgezeichnet ist und eine Betrachtung der evolutionären Biologie enthält.
Das Forum auf meiner Seite könnte helfen, inkl. der Threads „H5N1 and farming“
(
http://www.drmartinwilliams.com/foru...gratory-birds/
- Suchwort „Farming“). Ich denke, dass ich dort einige GRAIN-Infos zitiert habe (kennen wir weitestgehend aus den Übersetzungen, die hier zu finden sind
http://www.buendnis-gegen-keulung.de/infos.html )
Kein Fachchinesisch, das ich hier biete, aber ich hoffe, es hilft ein wenig.
Beste Grüsse
Martin Williams
Hallo Martin,
danke für die schnelle Antwort.
Ich kann Dir nur zustimmen und vielleicht ist es das beste GRAIN zu kontaktieren.
Ich übersetzte im Frühjahr zwei Publikationen von Grain über die Geflügelpest in Deutsch, deshalb konnte ich schon hinter die Kulissen schauen. Aber warum ich verwirrt bin, ist der phylogenetische diagnostische Beweis, dass z.B. der Fall von H5N1 in der Putenfarm in Frankreich gemäß der OIE und dieser Studie auf Wildvögel zurückzuführen ist.
http://www.oie.int/eng/info/hebdo/AIS_29.HTM#Sec10
"Alle 279 nukleotide Positionen die analysiert wurden, offenbaren eine 99, 3 % ige Übereinstimmung der nukleotiden Sequenz mit dem Isolat A/BarHeadedGoose/Qinghai/65/05 (Virus Subtyp H5N1) ebenso mit dem Virus das in der Tafelente (/Aythya ferina/) am 17 Februar 2006 im Umkreis von Joyeux , 1 km von der Putenfarm, festgestellt wurde."
Vielleicht war es total umgekehrt und die Ente wurde durch Geflügeldung von den Puten infiziert?
Beste Grüsse
Daniel
Hi Daniel,
Das Dokument, das ich in Hong Kong habe, könnte Dir auch helfen.
Die OIE hat eine starke Voreingenommenheit gegenüber Wildvögeln bewiesen – in dem Bericht über Russland sagten sie, dass Wildvögel wahrscheinlich für die Verbreitung verantwortlich sind, obwohl alle Funde mit H5N1 tot waren oder im Sterben lagen.
Das türkische Isolat mit Wildvögeln in Verbindung zu bringen scheint wirklich dürftig- zum einen ist sehr sehr wenig bekannt über H5N1 in China (es könnte sein, dass die allgemein verbreitete Form der Quinghai-Typ ist – also bei Gefügel in Quinghai, in diesem Fall bedeutet eine Ähnlichkeit zum Quingai-Typ wenig).
Ja die Infektion der Tafelente durch die Farmabfälle scheint plausibel, sogar wahrscheinlich.
Sie suchen immer noch den Zahnfeevogel, eine Spezies oder mehrere, die die Verbreitung von H5N1 überleben und aufrechterhalten kann.
Alles Gute,
Martin Williams