« Zahme Vögel singen von der Freiheit, wilde Vögel fliegen. »
hallo Annette,
jetzt bin ich nicht im Bilde was Du genau ansprichst? Meinen Ausdruck "Sensibelchen" beziehe
ich ausschließlich auf die von Dir eingstellten Bilder der Graupapageien, die so wie Du schreibst,
Wildfänge sind. Insofern haben sie, bis zu dem Zeitpunkt bis sie bei Dir gelandet sind, eine echte
Odysse, also eine richtige Ochsentour hinter sich. Und das diese empfindlichen Tiere mit Sicherheit
insofern traumatisiert sind, darf getrost angenommen werden - wie Du ja verhaltensspezifisch exakt
schilderst. Sie reagieren eben sensibel. Sind also kleine "Sensibelchen". Mehr meinte ich nicht.
Im Übrigen finde ich die wenigsten Beiträge hier wirklich lustig oder amüsant, auch wenn ich
für mich versuche, dem einen oder anderen noch eine amüsante Seite abzugewinnen. Wenn
ich mir nämlich den Hintergrund anschaue, dass diese und damit dürften tatsächlich die meisten
in Privathaltungen befindlichen Tiere gemeint sein, sich in Haltungen befinden, die weit und zwar
ganz offensichtlich sehr sehr sehr und noch mal sehr viel weiter von einem annähernd ausreichenden
Verständnis für eine optimale Vogelhaltung entfernt sind, stimmt mich das alles nur unendlich traurig.
Vielleicht kommt daher dieser Zwiespalt in mir zustande, der mich ob der Ohnmacht, derer ich hier
gewahr werde, irgend wie viel zu leicht in nicht gefälligen Sarkasmus verfallen lässt.
Es mangelt den meisten Menschen/Haltern ja zunächst schon an der Kenntnis von Regelkreisen zum
Verhalten von Vögeln generell (und speziell: artbezogen), was vielen fehlt ist zudem eine grundlegende
Voraussetzung, nämlich die Befassung mit fundierter Literatur (Ethologie, Tierpsychologie, Biologie,
Morphologie etc.) und natürlich dem Ethogramm der jeweiligen Art. De facto ist es also kein Wunder,
wenn hier, wie woanders auch, es eine ganze Reihe von Tieren mit Verhaltensmodifikationen und/oder
Verhaltensauffälligkeiten (bis hin zu manifesten Verhaltensstörungen) gibt. Diese wiederum sind (sofern
nicht physischer Natur) in erster Linie ungeeigneten Haltungssystemen (wozu diese bewusst oder auch
unbewusst auf eine herbeigeführte Fehlsozialisationen durch den Halter/Mensch zählen) geschuldet. Es
ist der insofern - ich möchte sagen - populistisch bzw. bereits "verkaufpropagandistisch" falsche Ansatz,
Verhaltensweisen zu erwarten oder darauf zu hoffen, dass Tiere jene Erwartungen erfüllen, die der Mensch
fälschlich in sie setzt. Alle Tiere haben in mehr oder minder starker Ausprägung ein ganz natürliches
Repertoire von Verhaltensmustern, die einer Herstellung und/oder Verfestigung eines (unangemessen
engen) Mensch-Tier-Bezuges widersprechen. In der Folge kann dies sogar die Eingliederung solcher
(Problem- und Abgabe-)Tiere in Gruppierungen der eigenen Art behindern oder gänzlich verunmöglichen.
Das sind aber nur die z. T. hilflosen Reaktionsweisen von uns Menschen auf Auswirkungen deren Ursache
schon weit vorher beginnt, nämlich in dem Moment, wo jemand meint, sie oder er müsste sich jetzt unbedingt
ein Tier zulegen, was sich - als solches - natürlich leicht umsetzten lässt. Die aller aller wenigsten
Käufer machen sich doch einen Kopf darüber, was ihr Tier für eine Vergangenheit hat - Hauptsache
billig - geiz ist geil - wie's so schön heisst. Ganz ehrlich, ich habe bisher nur wenige, enttäuschend
wenige Halter und/oder Züchter kennengelernt, die das absolute Wohl ihrer Tiere derart in den
Vordergrund gestellt haben, dass diese Haltung in Menschenobhut ZUERST dem gefangen
gehaltenen Tier angedacht ist. Die meisten Menschen haben nun mal ein unbestreitbares
Eigeninteresse an ihrer tollen Tierhaltung, welche aus IHRER Sicht demgemäß gestaltet
wird. Wir hatten hier ja vor kurzem den Disput um die Möglichkeiten eines Zusammenhanges
zwischen Rupfen und Nikotin. Ich habe dabei den Bezug zu einer möglichen Kausalität des
UV-Sehens bei Papageien hergestellt - worauf mich übrigens erst Ann gebracht hat, wobei ich
das -- lustig finde (!!!!) -- denn ich wusste (!!!!) es selber, nur eben in einem anderen Zusammenhang!
Was ich sagen will ist, wir Menschen träumen von einer perfekten Vogelhaltung aus unserer Sicht,
aus unserem Empfinden heraus - aber nicht aus der notwendigeren Sicht des Vogels, zumal diese
weil sie z.B. die Möglichkeit des UV-Sehens haben, die Dinge ganz anders erfassen, wie wir das tun.
Letzteres war nur ein Bezugpunkt unter vielen - ich habe ihn mal heraus gegriffen, weil er einigen hier
noch präsent sein dürfte. Vielleicht bin ich hier tatsächlich komplett fehl am Platze, andererseits denke
ich aber auch, mal schaun, vielleicht kannst Du doch auch was Sinngebendes für dieses Forum und
dessen Nutzer beitragen? Da bin ich noch auf der Suche, vor allem weiss ich noch nicht, wo anfangen?
Mich wundert halt, es gibt so viele, die irgendwas wissen und sobald auch nur die geringste scheinbare
Kritik aufkommt entweder in Schweigen verfallen oder aber jeden sachlichen Rahmen verlassen. All das
Vorstehende und noch recht viel mehr zusammen nehmend, möchte ich sagen, bin ich erschüttert. Vor
allem weil ich mir denke, es wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern. Egal was ich hier schreibe.
Im Endeffekt bleibt alles wie's ist: Papageien werden gezüchtet oder gefangen, kommen oder auch
nicht in den Handel, landen irgendwo bei irgendwelchen Haltern und diese haben mehr oder weniger
Ahnung, sind minder oder umfassend ums Wohl ihrer Tiere besorgt. Alles wie gehabt. Alles bleibt
wie's ist. Was ich oder jemand anderes hier schreibt ist absolut Scheiss egal. Vielleicht nicht gerade
in dem Augenblick wo's hier als neuer Post auftaucht, aber spätens in einiger Zeit ist's Makulatur.
Das wars auch schon. Nein, ich weiss nicht alles besser und ich habe auch KEINE Ahnung von
den Dingen die ich tue und von denen die ich nicht tue oder von denen ich nicht schreibe schon
überhaupt gar keinen Plan. Aber da geht's mir halt auch nicht anders wie anderen, was mich
so nervend macht, vermutlich mich selber am meisten, ist das Wissen um diese Defizite,
eben auch und primär um meine Eigenen. Ob das jetzt alles was mit neurotischer Selbst-
darstellung oder gar weitergehenden psychosomatischen neuzeitlichen Mutationsdefekten
zu tun hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich komme nur, und das eigentlich bei nahezu jedem
Beitrag in den ich hier mal reingeschaut habe, zu dem Schluss - Himmel, kann dass denn
schon alles sein? Wo bitte ist hier die geballte Kompetenz, wo das fundamentale Know-How?
Fehlanzeige - zumindest in den meisten Fällen - nicht allen wohlgemerkt. Zwei Ausnahmen
möchte ich bisher machen und die beiden wissen, dass ich von ihnen spreche. Nur was hilft's?
Nichts. Aber das war schon immer so: Heute, Gestern und Morgen. Es ändert sich NICHTS.
Herzlichen Gruss
Christian - komplett desillusioniert. :(