Hier ein Paar neue Beobachtungen für die Wissenschaftler unter uns. Das Verhalten der Nonnen in einem Biotop wird umso aufschlussreicher, desto natürlicher ihr Umfeld und umso größer die soziale Gruppe ist. Mal sehen, wie es sich in dieser Saison entwickelt. Im Moment müssen sie sich wohl nach einem halben Jahr Innenhaltung erst mal wieder an ein Leben draußen gewöhnen. Ich bin gespannt.
Inzwischen ist der Stall wieder offen. Die Vögel können wieder nach draußen. Die Nonnen machen wenig Gebrauch davon und bleiben lieber drinnen, wo es ja auch wärmer ist.
Die beiden Jungmännchen mausern gerade ins Adultgefieder und drei der Alten mausern jetzt ebenfalls. Der April scheint in ihrem natürlichen Rhythmus zu liegen. Das Muttertier hat bereits nach der erfolgreichen Brut im September im November gemausert und das Jungweibchen im März.
Insgesamt wirken die Nonnen zur Zeit ziemlich inaktiv. Sie sitzen meistens herum und bewegen sich nur so viel wie sie unbedingt müssen. Das liegt wohl an der Mauser. Auch ist kaum Schwarmflug da und die Männchen singen kaum.
Der Schwarm besteht jetzt aus 4.3 Dreifarbennonnen. Die beiden jungen Männchen halten sich nicht mehr so abseits, was sie zumeist taten, sondern gesellen sich zu den Alten, wo auch die inzwischen vollerwachsene Schwester ist. Das Elternpaar ist sich treu und die Stalkerin stalkert immer noch. Das unverpaarte Altmännchen versucht bisweilen immer noch sein Glück mit der Stalkerin, die ihn aber abweist. Er singt nicht so gut wie sein Bruder und hat dazu noch einen leichten Braunton in seinen weißen Gefiederpartien. An den sozialen Konstellationen hat sich nicht viel geändert.
Zum Gesang der beiden Jungen ist noch ein interessantes Detail zu berichten. Sie lernen ja von den Erwachsenen und lauschen ganz intensiv Ohr an Schnabel, wie es geht. Dennoch fügen sie offenbar eigene Kompositionen hinzu. Sie fügten (selber) dem Gesang den gedehnten Abwärtspfiff hinzu, den die Wildfänge noch singen, den aber meine beiden Altmännchen vermissen lassen. Dieses habe ich für eine Degenerationserscheinung gehalten, durch die Gefangenschaftshaltung in der x-ten Generation und weil die Männchen als Jungtiere vom Schwarm der Alttiere getrennt wurden. Jedes Männchen hat, obwohl für menschliche Ohren kaum wahrnehmbar, doch deutlich individuelle Ausprägung. Männchen grün-grau (der Ringfarbe entsprechend) hat einen Zebrafinkenkontaktruf eingefügt. Männchen grau (Vatertier) hat eine Passage gut hörbar "huhuhuhu" in seinem Gesang, den die beiden Söhne "weiter entwickelten". Sie haben zusätzlich den Pfiff "wiiiieee" eingefügt, wobei rot 1 weniger davon verwendet als rot 2. Er hört sich sehr leise etwa wie folgt an: (Schnabelklappern), knipp-knipp-wiswiswiswis-wedwedwed, dann nicht hörbar mit weit offenem Schnabel und starker Körperanspannung, dann huhuhuhuhu-wiiiiieeee-jubjubjub. mehrfache Wiederholung des Gesangs. Details des Gesangs liegen außerhalb meiner Wiedergabefähigkeiten.
Die Nonnen nagen zur Zeit viel an den trockenen Rispen des Chinaschilfs, nehmen kaum Grünes außer Knospen, dafür aber trockenes Holz, woran sie ausgiebig nagen.
Grüße, Al