K
Klages
Guest
Eingewöhnung des Schwarzzeisig (1999 und früher)
Ein Bericht aus der Mottenkiste
Der Schwarzzeisig (Spinus atrata) ist einer der schönsten und beliebtesten Zeisige, er kommt in den Anden in Höhen um und über dreitausend Metern vor. Die meisten der bei uns gehaltenen Schwarzzeisige kommen aus Argentinien und Chile. Es sind überwiegend große Vögel, eine kleine Art soll aus Bolivien kommen, diese kleine Art hatte ich einmal bei einem Händler gesehen. Die kleine Art ist aber bei uns nicht so häufig vertreten, wenn überhaupt noch. Sie soll aber noch hinfälliger sein als die größeren Tiere.
In den letzten zehn Jahren hielt ich den Schwarzzeisig immer einige Monate in meiner Zuchtanlage. Es gelang mir nicht, diesen wunderschönen Zeisig über einen längeren Zeitraum zu pflegen. Immer kamen meine Zuchtkollegen und kauften mir die Vögel ab. Warum? Eben weil der Vogel sehr empfindlich ist und bei den meisten Vögelzüchtern und Haltern die ersten Wochen nicht überlebt!
Im vorigen Jahr hatte ich noch ein Paar abgegeben, es hat, wie ich hörte, auch Jungvögel aufgezogen. Also muß ich davon ausgehen, daß meine eingewöhnten Vögel auch für ein längeres Vogelleben geeignet sind.
Die Vögel waren sehr empfindlich
Im September 1999 kamen in den Niederlanden wieder Schwarzzeisige bei einem Händler ins Angebot. Ich erhielt wie immer seinen Anruf und orderte zehn Vögel. Am folgenden Tag fuhr ich nach Holland und holte die Tiere ab. Der Händler erzählte mir daß er in nur einem Tag „120 Vögel“ veräußert hatte. Ich selber konnte mir aus dem Rest von zwanzig Vögeln meine Tiere aussuchen. Es handelte sich überwiegend um junge Vögel. Selber behielt ich diesmal zwei Paare, den Rest von sechs Vögeln gewöhnte ich für Bekannte ein. Die Vögel machten beim Händler einen guten Eindruck, der sich aber zu Hause nicht mehr bestätigte. Da ich meine Vögel nur auf Papier halte, sah ich nach einer Stunde, daß die Vögel einen gelben Kot hatten, dieser war teilweise sehr flüssig. Auch mußten die Vögel erst einmal lernen, sich an mein Futter (Zeisigmischung wie im Handel erhältlich) zu gewöhnen. Beim Händler wurden die Vögel nur mit Eifutter in trockener, handelsüblicher Form und untergemischtem Kanarienfutter versorgt. Aber wenn die Vögel nur wenige Stunden beim Händler verbleiben, ist es für ihn egal, sterben tun sie ja woanders. Bei mir pickten sich die ohnehin geschwächten Tiere nur einige wenige Samen aus der Mischung. Sie gingen aber teilweise an Zichoriensamen und Mohn. Auch mußte ich die Tiere alle einzeln setzen um Streiterein zu unterbinden. Die Vögel hatten Angst. Viele der Schwarzen suchten auf dem Käfigboden Schutz, ich setze also einige der Vögel in die untersten Boxen, was wesentlich zur Beruhigung beitrug.
Die Schwarzen mußten behandelt werden
Zu trinken gab es Aureomicyn, 1gr. auf einen Liter Wasser, zwei Tage lang. Der Kot besserte sich aber nicht wesentlich, also mußte ich einen Medikamentenwechsel vornehmen. Es gab nun Sulfadimidin, 3 gr. auf einen Liter, 3 Tage lang. Der Kot wurde etwas besser. Nun gab ich den Vögeln zwei Tage Wasser und einen Tag Necton S zu trinken. Zur weiteren Eingewöhnung wurde nun ESB3 gereicht, 1/2 gr. auf einen Liter. Diese Trinkmischung bekamen die Tiere eine Woche, der Kot war nun bei den meisten Tieren wieder fest und es wurde auch dem Körnerfutter etwas mehr zugesprochen. Die vorher an der Brust sehr spitzen Vögel nahmen an Gewicht zu. Alle Medikamente bezog ich über einen Tierarzt. Nach der Behandlung wurde eine Kotprobe eingereicht und für gut befunden. Ein großer Teil der Medikamente ist heute nicht mehr erhältlich. Er wurde vom Markt genommen.
Der Vogel ist nur etwas für erfahrene Halter
Im großen und ganzen, möchte ich behaupten, daß der Schwarzzeisig nur etwas für erfahrene Züchter ist, man sollte sich mit der Haltung und Behandlung dieser sehr schönen und in naher Zukunft auch seltenen Vögel auskennen. Diese tollen Vögel etwa in der Mischlingszucht aufzubrauchen halte ich für nicht zeitgemäß. Man muß sich die Menge einmal vorstellen, 120 Vögel an einem Tag verkauft, es besteht also ein großer Bedarf an diesen Vögeln, aber wie viele überleben? Es sind immer die gleichen Züchter und Liebhaber, die sich so manches Jahr, drei bis viermal ihre „Schwarzen“ abholen. Es sind sicherlich Züchter darunter, die neues Blut für ihre Zucht haben wollen oder müssen, aber bei den meisten Züchtern kommt es gar nicht erst zu einer Zucht, weil die Vögel vorher schon von der Stange fallen.
Der Schwarzzeisig war noch günstig zu bekommen
Sicherlich war der Schwarzzeisig, mit einem Preis von etwa 70,- DM pro Vogel, noch relativ günstig zu bekommen, aber das hat sich von heute auf morgen geändert. Die meisten dieser Vögel kamen auf dem Schmuggelweg zu uns. Irgendwann war auch das vorbei, es wird dann keine Schwarzzeisige mehr im Handel geben, und wenn ja, dann wird der Preis um ein Vielfaches steigen. Wir müssen also heute schon vorbeugen, um auch in zwanzig Jahren noch genug Zeisige in unseren Zuchtanlagen zu pflegen und zu züchten. Mischlinge bringen uns nicht weiter. Das gilt auch für die anderen Zeisige, die teilweise aus Unkenntnis und Profitgier vermischt werden.
Zu den Unterbringungsmöglichkeiten bei einigen Händlern kann man nur sagen „Pfui“, Käfige, die vor Dreck strotzen, in einer Box 60 x 50 x 50 cm etwa vierzig Vögel und mehr, teilweise falsches Futter, unzureichende Medikamente. Aber wir Züchter sind es ja selber schuld, statt zu warten bis die Vögel beim Händler eingewöhnt worden sind, fahren und laufen wir sofort los. Heute ist ja eine Quarantäne für unsere Vögel vorgeschrieben. Aber ob das zum Wohle der Vögel geschehen ist, wage ich zu bezweifeln.
August
PS: Dieser Artikel ist in ähnlicher Form schon einmal erschienen
Ein Bericht aus der Mottenkiste
Der Schwarzzeisig (Spinus atrata) ist einer der schönsten und beliebtesten Zeisige, er kommt in den Anden in Höhen um und über dreitausend Metern vor. Die meisten der bei uns gehaltenen Schwarzzeisige kommen aus Argentinien und Chile. Es sind überwiegend große Vögel, eine kleine Art soll aus Bolivien kommen, diese kleine Art hatte ich einmal bei einem Händler gesehen. Die kleine Art ist aber bei uns nicht so häufig vertreten, wenn überhaupt noch. Sie soll aber noch hinfälliger sein als die größeren Tiere.
In den letzten zehn Jahren hielt ich den Schwarzzeisig immer einige Monate in meiner Zuchtanlage. Es gelang mir nicht, diesen wunderschönen Zeisig über einen längeren Zeitraum zu pflegen. Immer kamen meine Zuchtkollegen und kauften mir die Vögel ab. Warum? Eben weil der Vogel sehr empfindlich ist und bei den meisten Vögelzüchtern und Haltern die ersten Wochen nicht überlebt!
Im vorigen Jahr hatte ich noch ein Paar abgegeben, es hat, wie ich hörte, auch Jungvögel aufgezogen. Also muß ich davon ausgehen, daß meine eingewöhnten Vögel auch für ein längeres Vogelleben geeignet sind.
Die Vögel waren sehr empfindlich
Im September 1999 kamen in den Niederlanden wieder Schwarzzeisige bei einem Händler ins Angebot. Ich erhielt wie immer seinen Anruf und orderte zehn Vögel. Am folgenden Tag fuhr ich nach Holland und holte die Tiere ab. Der Händler erzählte mir daß er in nur einem Tag „120 Vögel“ veräußert hatte. Ich selber konnte mir aus dem Rest von zwanzig Vögeln meine Tiere aussuchen. Es handelte sich überwiegend um junge Vögel. Selber behielt ich diesmal zwei Paare, den Rest von sechs Vögeln gewöhnte ich für Bekannte ein. Die Vögel machten beim Händler einen guten Eindruck, der sich aber zu Hause nicht mehr bestätigte. Da ich meine Vögel nur auf Papier halte, sah ich nach einer Stunde, daß die Vögel einen gelben Kot hatten, dieser war teilweise sehr flüssig. Auch mußten die Vögel erst einmal lernen, sich an mein Futter (Zeisigmischung wie im Handel erhältlich) zu gewöhnen. Beim Händler wurden die Vögel nur mit Eifutter in trockener, handelsüblicher Form und untergemischtem Kanarienfutter versorgt. Aber wenn die Vögel nur wenige Stunden beim Händler verbleiben, ist es für ihn egal, sterben tun sie ja woanders. Bei mir pickten sich die ohnehin geschwächten Tiere nur einige wenige Samen aus der Mischung. Sie gingen aber teilweise an Zichoriensamen und Mohn. Auch mußte ich die Tiere alle einzeln setzen um Streiterein zu unterbinden. Die Vögel hatten Angst. Viele der Schwarzen suchten auf dem Käfigboden Schutz, ich setze also einige der Vögel in die untersten Boxen, was wesentlich zur Beruhigung beitrug.
Die Schwarzen mußten behandelt werden
Zu trinken gab es Aureomicyn, 1gr. auf einen Liter Wasser, zwei Tage lang. Der Kot besserte sich aber nicht wesentlich, also mußte ich einen Medikamentenwechsel vornehmen. Es gab nun Sulfadimidin, 3 gr. auf einen Liter, 3 Tage lang. Der Kot wurde etwas besser. Nun gab ich den Vögeln zwei Tage Wasser und einen Tag Necton S zu trinken. Zur weiteren Eingewöhnung wurde nun ESB3 gereicht, 1/2 gr. auf einen Liter. Diese Trinkmischung bekamen die Tiere eine Woche, der Kot war nun bei den meisten Tieren wieder fest und es wurde auch dem Körnerfutter etwas mehr zugesprochen. Die vorher an der Brust sehr spitzen Vögel nahmen an Gewicht zu. Alle Medikamente bezog ich über einen Tierarzt. Nach der Behandlung wurde eine Kotprobe eingereicht und für gut befunden. Ein großer Teil der Medikamente ist heute nicht mehr erhältlich. Er wurde vom Markt genommen.
Der Vogel ist nur etwas für erfahrene Halter
Im großen und ganzen, möchte ich behaupten, daß der Schwarzzeisig nur etwas für erfahrene Züchter ist, man sollte sich mit der Haltung und Behandlung dieser sehr schönen und in naher Zukunft auch seltenen Vögel auskennen. Diese tollen Vögel etwa in der Mischlingszucht aufzubrauchen halte ich für nicht zeitgemäß. Man muß sich die Menge einmal vorstellen, 120 Vögel an einem Tag verkauft, es besteht also ein großer Bedarf an diesen Vögeln, aber wie viele überleben? Es sind immer die gleichen Züchter und Liebhaber, die sich so manches Jahr, drei bis viermal ihre „Schwarzen“ abholen. Es sind sicherlich Züchter darunter, die neues Blut für ihre Zucht haben wollen oder müssen, aber bei den meisten Züchtern kommt es gar nicht erst zu einer Zucht, weil die Vögel vorher schon von der Stange fallen.
Der Schwarzzeisig war noch günstig zu bekommen
Sicherlich war der Schwarzzeisig, mit einem Preis von etwa 70,- DM pro Vogel, noch relativ günstig zu bekommen, aber das hat sich von heute auf morgen geändert. Die meisten dieser Vögel kamen auf dem Schmuggelweg zu uns. Irgendwann war auch das vorbei, es wird dann keine Schwarzzeisige mehr im Handel geben, und wenn ja, dann wird der Preis um ein Vielfaches steigen. Wir müssen also heute schon vorbeugen, um auch in zwanzig Jahren noch genug Zeisige in unseren Zuchtanlagen zu pflegen und zu züchten. Mischlinge bringen uns nicht weiter. Das gilt auch für die anderen Zeisige, die teilweise aus Unkenntnis und Profitgier vermischt werden.
Zu den Unterbringungsmöglichkeiten bei einigen Händlern kann man nur sagen „Pfui“, Käfige, die vor Dreck strotzen, in einer Box 60 x 50 x 50 cm etwa vierzig Vögel und mehr, teilweise falsches Futter, unzureichende Medikamente. Aber wir Züchter sind es ja selber schuld, statt zu warten bis die Vögel beim Händler eingewöhnt worden sind, fahren und laufen wir sofort los. Heute ist ja eine Quarantäne für unsere Vögel vorgeschrieben. Aber ob das zum Wohle der Vögel geschehen ist, wage ich zu bezweifeln.
August
PS: Dieser Artikel ist in ähnlicher Form schon einmal erschienen