Ich verstehe ja, dass Züchter, die sich um Wildformreinheit bemühen, es gerne sähen, wenn das einen hohen ethischen Wert hätte.
Aber wenn Ihr das als Dogma seht wiederhole ich es auch gerne nochmal: Verpaarung ohne genaue Kenntnis des genetischen und geographischen Backgrounds führt zu (entweder/oder/und) allelischer Verarmung/Neukombinationen, die so in der Natur nicht vorkämen/Anreicherung von Allelen durch unbewusste Selektion oder genetische Unkenntnis bei der Verpaarung/ Anreicherung gewisser Mutationen, die im Freileben nicht angereichert würden/Abreicherung von Allelen, denen das im freiland nicht passierte .. und letztlich zu einem genetisch von der Wildform deutlich unterschiedlichen Vogel.
Die Beimengung der genetischen Information solcher Tiere zu einer noch existierenden wilden Population ist ein Lotteriespiel auf Kosten der autochthonen Population. Das ist Fakt und nicht diskutierbar.
Die Neugründung einer Population auf dieser Basis ist ebenfalls ein Lotteriespiel aber meist harmlos(er). Ökologisch allerdings in aller Regel wenig sinnvoll. Eine Neoozoenansiedlung halt, die gute Presse und ein gutes Gewissen macht und ein Beitrag zu einem "Freilandzoo" ist-mehr nicht.
Mir graust davor, wie viele Leute gerne wie leichtsinnig mit Populationsdynamiken spielen mögen.
Ich bleibe dabei: Verantwortungsbewusster Artenschutz schliesst die Auswilderung von Tieren ohne lückenlos dokumentierte (und natürlich unter wissenschaftlicher Kontrolle zustande gekommene) genetische Herkunft kategorsich aus. Die ungewollte Selektion in Züchterhand ist hier noch gar nicht mitgerechnet. Dabei ist die durchaus relevant und selbst bei Erhaltungszuchtprogrammen ein Problem.
Wie nicht anders erwartet, sind die Fronten bezüglich dieses Themas in einem solchen Kreis verhärtet.
Deshalb werde ich nach dieser Wiederholung meines Standpunktes mich hier ausklinken. Nicht, ohne jedem zu raten, renommierte Ökologen und Populationsbiologen zu fragen, bevor man historische Auswilderungsprojekte als anzustrebende Vorbilder und angeblich erfolgreich listet.
Die Biologie und die Natur ist komplexer, als manch einer hier wahrhaben will.
Natürlich wäre es schön, wenn man einfach Nachzuchten aus phänotypisch wildformidentischer Line aus unseren
Volieren auswildern könnte , wenn eine Wildpopulation erlischt.
Aber das ist leider, leider realitätsfremdes Wunschdenken.
Die einzige Alternative: Sich an zentral wissenschaftlich gesteuerten Erhaltungszuchtprogrammen beteiligen. Die sind durchaus teilweise offen für Privatzüchter und die aktuellen Beteiligungen sind in vielen Fällen viel zu gering, um sinnvolle Popualtionsgrößen dauerhaft aufrechtzuerhalten.
HIER solltet Ihr euch engagieren.
Aber der Aufwand ist groß und finanzielle Erträge sind schon gar nicht drin. Im Gegenteil, die Kosten können hoch sein.
@ Ger: Gut gesagt!