BÜRGERINITIATIVE FREILEBENDE STADTTIERE
Fütterungsverbote für Stadttauben – Pro und Contra
Argumente für Kontrollierte Futterplätze
Behauptet wird:
Durch das Füttern vermehren sich die Tauben besonders stark.
Fakt ist:
Tierversuche in Basel ergaben das Gegenteil, ausreichend ernährte Tauben brüten weniger als schlecht ernährte. Hungernde Tauben brüten am meisten. Ihre Nachkommen sind oft kranke Kümmerlinge.
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Fütterung und verstärkter Vermehrung bei domestizierten Tieren wie z. B. verstädterten Haustauben. Nur Wildtiere vermehren sich entsprechend dem Nahrungsangebot. Die in den Städten lebenden verflogenen Zuchttauben und ihre Nachkommen brüten das ganze Jahr über, weil sie vom Menschen auf besondere Vermehrung hin gezüchtet wurden.
Die Stadt Aachen hat 5 kontrollierte Futterplätze – nach Aussagen der zuständigen Ordnungsamtsmitarbeiterin hat sich die Population trotz Fütterung nicht erhöht.
Behauptet wird:
Durch Fütterungsverbote haben sich Tauben in manchen Städten um 50 % vermindert (Aussage eines Amtsveterinärs in einem Taubenfüttererprozess, Düsseldorf).
Fakt ist:
Keine einzige Stadt kann nachweisen, dass Fütteungsverbote zu einer Verminderung der Taubenpopulationen beigetragen haben.
Behauptet wird:
Auch ohne Fütterung finden die Tauben genug Nahrung.
Fakt ist:
Die von der Felsentaube abstammenden Haustauben (Brief-, Rasse-, „Stadt“-Tauben) ernähren sich natürlicherweise von Getreide und Sämereien. Artgerechte Nahrung ist in den aufgeräumten Städten so gut wie nicht zu finden. Die Städte sind weitgehend versiegelt, Parkanlagen mit Hybridpflanzen bepflanzt. Außer einigen Sämereien auf spärlich vorhan-denen Wildwiesen bzw. Grassamen finden Stadttauben nur vom Menschen entsorgte Nahrungsmittel, und die auch nur im Innenstadtbereich, vor allem dort, wo sich viel Gastro-nomie oder z.B. Bäckereien befinden. Aus Not ernähren sie sich von Speiseresten, sofern sie welche finden, und sind zum Allesfresser mutiert. Sie betätigen sich als „zweite Müllabfuhr“. Dies hat zur Folge, dass sie durch nicht artgerechte Ernährung stark krankheits- und parasitenanfällig sind und zu Durchfallkot neigen. Selbst an Erbrochenem oder an Hundekot wird aus Not herumgepickt, wenn nichts Eßbares zu finden ist.
Ihr Kot ist in natürlicher Form von festerer Konsistenz und wurde jahrtausendelang als wertvoller Taubenguano genutzt.
Durch die permanente Mangelsituation immungeschwächt, bekommen sie viele taubenspezifische Erkrankungen und werden nur rund zwei bis drei Jahre alt, brüten jedoch verstärkt, um die Population zu erhalten. Sie und ihre Nachkommen befinden sich ohne natürliches Futter in einem permanenten Elendszustand.
Behauptet wird:
Durch die Fütterung werden Ratten angelockt.
Fakt ist:
Das Gegenteil ist der Fall. Durch die Kriminalisierung von Fütterern wird das Futter zu Zeiten ausgebracht, in denen auch Ratten unterwegs sind. Fütterungsverbote verstärken somit das Rattenproblem. Augsburg hat aus diesem Grund kein Fütterungsverbot verhängt.
Behauptet wird:
Durch Füttern sind die Tauben satt und haben mehr Zeit zum Brüten.
Fakt ist:
Siehe oben – sie brüten, weil sie als domestizierte Vögel brüten „müssen“, da sie dazu gezüchtet wurden – völlig unabhängig vom Nahrungsangebot.
Andere Folgen von Fütterungsverboten im Zusammenhang mit Stigmatisierungen als „Schädlinge“:
Psychologisch: In Städten ohne Fütterungsverbot, aber mit einem Stadttaubenmanagement, berichten die Medien nicht reißerisch und taubenfeindlich. Dementsprechend werden die Vögel und ihre Freunde auch nicht verfolgt.
In Städten mit Fütterungsverbot und entsprechenden „Rufmord“-Kampagnen („Tauben sind „Ratten der Lüfte“, „Krankheitsüberträger“, „Samonellenbomber“ etc.) um die Verbote durchzusetzen werden Fütterer beschimpft, beleidigt, sogar bespitzelt, denunziert, selbst zusammengeschlagen. Mit Prozessen wird gegen sie vorgegangen, nicht aufgeklärte (vorurteilsvolle) Richter verhängen entsprechende Urteile, die so manchen Fütterer schon in soziale Not stürzten, weil er Haustieren in Not helfen wollte. Gelöst wird mit diesen verfolgenden Diskriminierungen nichts – die Tauben sind weiterhin da. Mit teilweise martialischen Vergrämungsmaßnahmen (Aussage eines Schädlingsbekämpfers!) werden sie von immer mehr Gebäuden vertrieben – in immer slumartigere Verhältnisse gezwungen. Die Vergrämungsarten reichen von Spießen, an denen sie sich verletzten oder gar aufspiessen können über schlecht gehängte oder zerrissene Netze, in denen schon viele einen grausamen Tod fanden bis zur Stromvergrämung mit Elektroschocks. Die Wirkung: Verlagerung, sonst nichts. Außerdem: übelste Tierquälerei.
Fütterungsverbote bewirken auch, dass den Tauben selbst aktiv in schlimmster Weise nachgestellt wird.
Sie werden absichtlich überfahren, auch mit Fahrrädern, weggetreten mit Verletzungsfolgen, totgetreten, lebendig eingesperrt und zum Verhungern, Verdursten verurteilt. Der Nachwuchs wird getötet – ohne entsprechende Kenntnisse.
Kontrollierte Futterplätze als Lenkungsinstrument
Die o.a. Gründe gegen Fütterungsverbote entsprechen dem Tierschutzgesetz und auch den menschlichen Interessen. Mit kontrollierten Futterplätzen können Tauben in Bereiche gelenkt werden, wo sie weniger stören. Sie müssen nicht mehr ganztägig in Menschennähe nach Nahrung suchen, wodurch sich die Bürger weniger belästigt fühlen. Das Futter kann mengenmäßig nach Schwarmgröße ausgebracht werden und ist in Minuten verschwunden, ohne Rattenbesuch. Die scheinbare Vergrößerung der Schwärme liegt daran, dass Tauben aus dem weiteren Umfeld angezogen werden. Bei einer ausreichenden Anzahl an Futterplätzen sind die einzelnen Schwärme entsprechend kleiner. Durch die Anlage von Futterplätzen können die Vögel gezählt, verletzte oder kranke Tiere entnommen werden. Auch zum Umlenken in später zu bauende Taubenschläge oder für den Einsatz einer Taubenpille sind sie hilfreich.
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Das Thema Sterilisation hatte ich zu dem Zeitpunkt zwar auch schon vorgeschlagen, hier aber außen vor gelassen, da es eben auch ein neues Thema ist und bei uns von Verwaltungsseite her insgesamt mächtig blockiert wird.
(Für die, dies nicht wissen: Allerdings haben wir in Düsseldorf immerhin schon 4 Taubenschläge erkämpft, den fünften in Planung, das hinken viele andere Städte noch nach.)
Diese Papier führte 2005 im Umwelt-Ausschuss zu dem Beschluss,
drei Modell-Futterplätze einzurichten, man höre die Argumentation mit Genugtuung:
FÜR DIE GESUNDHEIT UNSERER TAUBEN!
Allerdings hat die Verwaltung uns bis heute erst einen zugestanden.