... einige verwenden Ammen nur zum Füttern aus dem Nest geworfener JV während andere die Eier unterlegen und so massenweise JV haben. Mit dem ersteren kann ich mich im Notfall anfreunden und habe bis jetzt keinerlei Fehlprägungen feststellen können.
Hi Jörg,
wenn dem so ist, dann dürfte es auch bei den "anderen" keine Probleme geben, denke ich. Eier lassen sich nicht prägen ... höchstens die Jungen kurz vor Schlupf, und die müssten dann vor den Zieheltern "Angst" haben, sich aber nicht von ihnen füttern lassen ...
Soll heißen:
Die Gefahr liegt potentiell immer in einer Fehlprägung der Jungvögel, wenn bei dieser oder jenen Art durch die spezifischen "Zeitfenster" von Ammen geführt wird. Deshalb ja auch kurz nach dem Absetzen eine möglichst "artenreine" Unterbringung der Tiere, eine gewisse Kompensation also.
Eine weitere Gefahr liegt meines Erachtens woanders: Die Verhaltensweisen von Brut, Aufzucht etc. sind zum guten Teil genetisch determiniert. Sie müssen nicht durch "eigenes Erleben", wie man sich das all zu gerne vorstellt, erlernt werden.
Nun treten Mutationen in ihrer Wahrscheinlichkeit erstaunlich regelmäßig auf, die sogenannten Mutationsraten sind also ziemlich konstant. Dies führt unweigerlich auch zu Einzelvarianten, deren Verhaltensrepertoire betroffen sind, beispielsweise durch eine Verlustmutation (es müssen bei weitem nicht nur bestimmte Enzymsysteme sein, die direkt oder indirekt die Gefiederfarbe betreffen, im Gegenteil!).
Was ist jetzt die Gefahr (?):
Das durch die Ammenaufzucht, in welchem Stadium auch immer, eben solche Varianten vermehrt werden. Es fehlt in einem solchen Fall das notwendige Regulativ, eben die vollständige und eigenständige Aufzucht mit einem Geschlechtspartner zusammen.
Natürlich sind es meist die suboptimalen Bedingungen, die Bruten scheitern lassen. Aber das Auftreten von Varianten mit in dieser Hinsicht fehlerhafter Genausstattung kann fatal sein.
Insofern - nach Möglichkeit auf Ammenzucht verzichten, ja, auch mein Votum. Die derzeitigen Bedingungen lassen meiner Meinung nach jedoch gewisse Kompromisse zu. Es gilt aktuell, und das ist wie gesagt meine ganz persönliche Meinung, eben möglichst viele Tiere (noch) zur Fortpflanzung zu bringen, um eine möglichst hohe Variabilität in die nächsten Generationen hinüber zu retten. Es reicht nicht, dass einige wenige Züchter mit einigen Tiere viele Nachzuchten erzielen, also erfolgreich sind. Besser es wären viele mit weniger Tieren ...
Ja, und da würde ich mich der Ammenaufzucht, auch bereits einer Bebrütung durch Ammen, denn da sehe ich bezüglich einer möglichen Fehlprägung keine Unterschiede zur späteren Fütterung durch Ammen, zur Zeit nicht völlig verschließen; und damit das Risiko entsprechender genetischer Verluste in Kauf nehmen ... später kann man wieder selektieren.
Eine mögliche Alternative: Die Bestände brechen durch Inzucht zusammen - und das passiert ganz schnell!
Gruß, Rudi