ich erinnere mich, als ich so ca sechs Jahre alt war hatte meine Großmutter einen Graupapagei. Er saß in einem von diesen halbrunden Bauern und bekam von uns Kindern den ganzen Tag Erdnüsse. Er kannte uns alle beim Namen und wußte schon wenn jemand die Treppe raufkam, wer es ist. Ich kann mich nicht erinnern, das er je etwas anderes in seinem Napf hatte als
Sonnenblumenkerne und Erdnüsse. Er hatte nie Freiflug, konnte wohl auch gar nicht fliegen, denn immer Samstags durfte er seinen Bauer verlassen und kletterte auf ihn rauf. Wir Kinder durften nicht an ihn ran, wenn er draußen saß, weil er schon mal zugehackt hat. Er war lange Jahre da, dann starb meine Oma und ich weiß nicht was aus ihm geworden ist. Er war wohl noch einige Jahre bei Onkel Fritz doch das weiß ich nicht. Habe nie mehr nachgefragt.
Könnte jetzt fast heulen, wenn ich an sein Leben denke. Niemand war damals vor 50 Jahren da, der überhaupt etwas über Papageien wußte, sie wurden im Standardbauer verkauft und es gab kaum vernünftiges Futter. Zum spielen hatte er einen Spiegel und sonst nichts. Sein Sitzplatz war eine vorgefertigte Holzstange..Sein Leben muß grausam gewesen sein, ohne Partner, ohne seine Flügel nutzen zu können, ohne Obst, (er bekam 1 x die Woche ein Stück Apfel und ein Salatblatt), ohne Aussicht auf Besserung.
Nun, das war ein "Exot" vor 50 Jahren, null Wissen, aber teuer war er auch schon.
Was hat sich geändert?
zum ersten wohl die Aufklärung, wenn heute jemand einen Papagei so hält ist er verantwortungslos, denn es "gibt" Aufklärung.
zum zweiten gibt es vernünftiges Futter und das ein Papagei mehr als ein Stück Apfel fressen soll, dürfte auch bekannt sein.
drittens gibt es mit Sicherheit grade durch das Internet genug Papageienhalter, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Nur, das ein Papagei ein Exot ist, das hat sich nicht verändert.
Heute, nachdem die Globalisierung, der Austausch weltweit stattgefunden hat, kann man nicht hundert Jahre zurückgehen. Es "gibt" Exoten, je seltener, umso teurer, umso beliebter. Das läßt sich nicht stoppen. Menschen waren von jeher Sammler, früher waren es Briefmarken, heute sind es fast ausgestorbene Arten von Käfern, Schlangen, Vögeln etc.
Ich sehe es doch hier. Die Nachbarn kommen aus fadenscheinigen Gründen um mal Papageien sehen zu dürfen. Es macht ihnen Spaß. Doch es geht auch niemand wieder raus ohne etwas zu lernen. Sie werden sich keinen Papagei anschaffen ohne uns zu fragen. Somit ist doch ein guter Schritt getan. Auch das sie die Tiere nur in großen
Volieren fliegen sehen, wir ihnen eine HZ zeigen und erklären warum wir das nicht gut finden. Sie bekommen erklärt wieso wir spezielle Lampen haben, mit welchem UVA und UVB Anteil und wieviel Stunden sie brennen sollen. In der extra eingerichteten Gemüse und Obstecke sehen sie was es so gibt. Und wieviel pro Tag und wieviel "Kilo" pro Woche. Sie lernen über Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, über jeden Vogel etwas und gehen immer ganz happy wieder nach hause. Selbst die Teenies kommen und lernen. Und ich bin mir sicher, da wird nichts schiefgehen, sollten sie mal bei Oma einen Grauen finden.
Das ist meine Meinung zu Exoten. Wir haben sie, wir lieben sie und es wird sie geben, ob wir das nun gut oder schlecht finden. Nur das Aufklären, das ist wichtig, denn all die Tiere werden bleiben und sich vermehren und so auch in 50 Jahren noch da sein. Wenn wir unsere Kinder heute aufklären, wissen sie morgen was sie tun. Was wir noch nicht wissen, können wir uns gegenseitig mit Erfahrungen beibringen. Und weitergeben.
jetzt aber ins Bett
lieben Gruß, noch immer in Gedanken an Omas Grauen
Siegfried