(...) Und wie gesagt, wenn ich einige Passagen lese, ist die fachliche Qualifikation der Verfasser äußerst zweifelhaft. Außerdem kann eine solche Sache doch nur aus vorhergehenden Untersuchungen oder Beobachtungen heraus formuliert werden. (...)
Wenn eine Begrifflichkeit (hier: Nominatform) im falschen kontextualen Gebrauch Verwendung fand (was übrigens anderweitig von uns bemerkt wurde), hätte man einen Hinweis in höflicher Form darauf geben können. Weitere "fachliche" Fehler wirst Du im Arbeitsentwurf nicht finden. Der Vorlageentwurf basiert durchaus auch auf aus Untersuchungen und Beobachtungen zu aus den Ethogrammen, der Biologie und Ökologie der vom Entwurf erfassten Arten abzuleitenden Haltungsanforderungen. Zu jedem mit Oberzeile versehenen Punkt der Vorlage (angefangen vom "Status" über die "soziale Organisation" bis hin zur Ernährung und allen weiteren genannten Aspekten) ist eine erweiterte und begründende Erläuterungsanlage nebst Quellenverweis präsent. Natürlich lassen sich je nach "Standpunkt" unterschiedliche Schlüsse ziehen … über die man allerdings vernünftig und höflich reden sollte. Die nachstehenden Auszüge können einen kurzen Einblick geben. Aufgrund der hier trotz Bitten um Sachlichkeit ständig sich wiederholenden offenen Anfeindungen und Unverschämtheiten werde ich nicht mehr, wie eigentlich beabsichtigt, die weiteren Begleitausführungen zur Vorlage hier im Forum verfügbar machen.
Begründende Erörterungen und Literaturverweise
II. (1) Status
Die Zoologie unterscheidet zwischen Wildtieren und Haustieren. Der Begriff „Heimtier” ist zwar allgemein gebräuchlich, wird aber in der Regel sehr undifferenziert auf alle Tierarten angewendet, die für die Haltung in Privathaushalten angeboten werden. Im „Lexikon der Tierschutzethik“ wird der Begriff Heimtier so definiert: „Alle Tiere [...], die in privaten Haushalten gepflegt werden und nicht als Nutztiere leben. Zu den klassischen Heimtieren
zählen Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Goldhamster, Wellensittich und Zierfische.“ (Teutsch, 1987) Teutsch räumt mit seiner Aufzählung klassischer Heimtiere, die unter anderem deshalb dazu geworden sind, weil ihre Unterbringung und Pflege halbwegs unproblematisch zu bewerkstelligen ist, folgerichtig ein, dass es daneben auch „nichtklassische Heimtiere" gibt. Dazu gehören sicherlich die sogenannten „Exoten". Isenbügel (1985) präzisierte das Kriterium der unproblematischen Haltung und die Europäische Gemeinschaft hat fast gleichlautend festgelegt: „Die Ansprüche der Tiere an Raum, Klima, Futter und Verhalten müssen leicht zu befriedigen sein." (Europäisches Übereinkommen, 1991) Wer sich mit den Ansprüchen und dem Verhalten von Papageien nicht nur oberflächlich befasst, wird darum wissen, dass diese, mit je nach Art geringen Unterschieden, keineswegs „leicht zu befriedigen" sind. Die schweizerische Tierschutzgesetzgebung stuft selbst als domestiziert geltende exotische Arten, deren Haltung hohe Anforderungen stellt, ausdrücklich nicht als Haustiere, sondern weiterhin als Wildtiere ein (Bundesamt für Veterinärwesen, 1998 ). Wenn wir die Domestikation als
Merkmal für die Heim- und Haustiertauglichkeit im Hinblick auf Papageien einer näheren Betrachtung unterziehen, kann klar gesagt werden, dass von ihr lediglich bei verschiedenen Agapornis-Arten (Inlandsnachzuchten), Wellen- und Nymphensittichen, nicht jedoch bei Großpapageien, die Rede sein kann. Dee (2000) schreibt zutreffend: „Papageien sind Wildtiere, auch wenn sie in Gefangenschaft erzüchtet wurden, kann von einer echten Domestikation nicht die Rede sein. Sie haben die selben Bedürfnisse wie ihre wildlebenden Artgenossen, die sich im Alltag sehr aktiv verhalten.“ Abgesehen von vereinzelten, zuweilen mit Absicht betriebenen Mischlingszuchten bei Großpapageien ist bisher bei Nachzuchten in mehreren Generationen keine erkennbare Änderung des Phänotyps zu verzeichnen, ebensowenig eine Änderung von Verhaltensmerkmalen durch selektive Zuchtauslese. Vielmehr sind die grundlegenden Merkmale papageiischen Verhaltens auch bei
Nachzuchttieren konstant und erfahren lediglich Veränderungen durch die
Haltungsumgebung, nicht jedoch durch Variation genetischer Anlagen (Herre und Röhrs, 1990; Nachtsheim und Stengel, 1977). Evans (2001) hat in einer aktuellen Arbeit zum Thema „Bereicherung der Haltungsumgebung von Papageien“ ebenfalls fundiert dargelegt, warum die Großpapageien weiterhin als Wildtiere zu gelten haben und von einer Domestikation keine Rede sein kann. Es ist hinsichtlich notwendiger Korrekturen des vielfach vorhandenen Anspruchsdenkens in Bezug auf Papageienvögel und der fälschlichen
Zuordnung in die Kategorie „Heimtier“ notwendig, den Begriff „Wildtier“ auch in rechtlichen Rahmenbedingungen zur Haltung festzuschreiben.
Bundesamt für Veterinärwesen (1998 ): Regelung der Wildtierhaltung in der Schweiz, Bern
Dee, A. (2000): Gottschalks Spaßvögel?, in: DER STANDARD, Ausgabe: 5./6. Febr. 2000, Wien
Europäisches Übereinkommen vom 13. November 1987 zum Schutz von Heimtieren, Gesetz zum europäischen Übereinkommen, 01. Februar 1991, Bundesgesetzblatt, Teil II, 402
Evans, M. (2001): Environmental enrichment for pet parrots, in: Pract. 23,
596 - 605
Herre, W. und M. Röhrs (1990): Haustiere - zoologisch gesehen. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart
Isenbügel, E. (1985): Heimtierhaltung - Motivation und Voraussetzungen, in: Isenbügel, E. und W. Frank: Heimtierkrankheiten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
Nachtsheim, H. und H. Stengel (1977): Vom Wildtier zum Haustier; Verlag Paul Parey, Stuttgart
Teutsch, G. M. (1987): Mensch und Tier: Lexikon der Tierschutzethik, Vandenhoeck, Göttingen
II. (2) Vorkommen und Lebensräume
Im Entwurfstext zu den Mindestanforderungen kann nur sehr verallgemeinernd auf die teilweise extrem unterschiedlichen Lebensräume hingewiesen werden. Detaillierte Beschreibungen hierzu sind in einem Anforderungstext nicht zu platzieren. Wesentlich ist das Verdeutlichen der klimatischen und strukturellen Unterschiedlichen der Lebensräume von Psittaciden zwischen den Gattungen und innerhalb der Gattungen auch zwischen Arten. Klimatische und strukturelle Unterschiedlichkeiten bedingen logischer Weise unterschiedliche Anforderungen an das (und Ausgestaltungen des) Haltungssystem/s.
Einzelheiten in der einschlägigen Fachliteratur:
Bosch, K. und U. Wedde (1985): Amazonen, Enzyklopädie der Papageien und Sittiche, Band 2, Horst-Müller-Verlag, Walsrode
De Grahl, W. (1990): Papageien, 9. Auflage, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
Diefenbach, K. H. (1982): Kakadus, 2. Auflage 1985, Horst Müller Verlag, Walsrode
Fergenbauer-Kimmel, A. (1992): Edelpapageien, Großschnabel- und Rotachselpapageien, Horst Müller Verlag, Walsrode
Ffrench, R. (1976): A Guide to the Birds of Trinidad and Tobago, A & C Black; Christopher Helm Publishers
Forshaw, J. M. (1981): Australien Parrots, Melbourne
Forshaw, J. M. (1989): Parrots of the World, 3. Aufl., London
Galvez Agilera, X. (1996): Los psitacidos del archipielgo Cubano, Flora y Fauna o: 34 – 35
Hoppe, D. (1992): Aras, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
Lantermann, S. und W. Lantermann (1986): Die Papageien Mittel- und Südamerikas: Arten, Haltung und Zucht, Verlag M. & H. Schaper, Hannover
Lantermann, W. (1984): Enzyklopädie der Papageien und Sittiche - Aras -, Horst Müller Verlag, Walsrode, Bomlitz
Luft, St. (1994): Der Graupapagei - Lebensweise, artgemäße Haltung und Zucht, Naturbuch Verlag, Augsburg
May, D. L. (2001): Grey Parrots of the Congo Basin Forest, PsittaScene
Pinter, H. (1979): Handbuch der Papageienkunde, Kosmos Verlag, Stuttgart
Robiller, F. (1990): Papageien, Band 3 (Mittel- und Südamerika), Dt. Landwirtschaftsverlag, Berlin, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
Stepnell, K. & J. Dalby (1988 ): Australia`s Parrots, National Book Distributors and Publishers, Frenchs Forest
Wetmore, A. (1968 ): The Birds of the Republic of Panama, Part II, Washington
Gruß
MMchen