Hallo zusammen,
damit Christian hier nicht den Einzelkämpfer geben muss, will ich ihm mal beispringen. Grundsätzlich hat er die Angelegenheit genau richtig eingeschätzt. Es ist natürlich völlig richtig, dass es nicht nur beim Menschen Homosexualität gibt. Sie ist bei anderen Arten aus verschiedenen Gründen aber vergleichsweise selten anzutreffen.
Ich finde es schon erstaunlich, dass man glaubt, man könne den Vögeln ihre sexuelle Orientierung einfach überbügeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Vögel, die jetzt noch weitere weibliche Gesellschaft bekommen sollen, in der Tat homosexuell sind, geht gegen Null.
Das heißt nicht, dass man sie nicht weiter dauerhaft zusammen lassen kann. Wenn die beiden nun ein eingespieltes Team sind und, wie Christian schon bemerkte, die Rollen unter sich verteilt haben, so dass keine Probleme auftreten, spricht nichts dagegen.
Sicher ist aber, dass durch ein drittes Weibchen die Situation für die beiden vorhandenen Vögel nicht besser wird. Bestenfalls tolerieren sie den neuen Vogel und sie leben aneinander vorbei. Für den dritten Vogel bedeutet eine solches Leben aber sicher keine Verbesserung. Wenn er tatsächlich Anschluss findet, sprengt er damit wahrscheinlich die ursprüngliche Konstellation und einer der vorhandenen Vögel steht ohne Partner da.
Gruppenhaltung bei Aratingas hat was von einem Kartenhaus. Durch einen neuen Vogel (Karte) wird die Gruppe (das Haus) selten stabiler, sondern man läuft Gefahr, dass alles zusammenbricht. Bei der vorliegenden Situation gibt es eigentlich keinen Grund, etwas zu ändern, außer
wir würden uns über "Nachwuchs" sehr freuen,
der für die Vögel nicht relevant ist.
So nun zu dem einzelnen Weibchen. Ich kann nachvollziehen, dass dem Tierschutz daran gelegen ist, dass sich Tiere, für die nur ein begrenzter "Markt" vorhanden ist, nicht planlos vermehren. Der "Wildvogel"-Aspekt spielt nur eine untergeordnete Rolle. Ich glaube, jeder hier würde es begrüßen, wenn weniger Hunde und Katzen produziert werden, die ja nun keine Wildtiere mehr sind. Eine Sterilisation wie bei diesen kommt für den Vogel nicht in Frage, folglich glaubt man also, es sei das beste den Vogel nicht in Züchterhände zu geben. Die Unterscheidung der Papageienhalter in Züchter und Halter ist ja streng genommen nur der Unterschied zwischen denen, die eine Zuchtgenehmigung haben, und den anderen. Gerade auch hier im Forum treten aber immer wieder Menschen in Erscheinung, die als reine Halter anfangen, aber bei denen sich aus verschiedenen Gründen doch Nachwuchs einstellt. Die Abgabe an Halter stellt also nicht sicher, dass der Vogel sich also eines Tages nicht doch fortpflanzt, es sei denn der hat nur Tiere des gleichen Geschlechts, was aber aus verschiedenen Gründen für die keine gute Lösung ist. Es bleibt natürlich noch die Möglichkeit, vertraglich zu regeln, dass keine Nachzucht stattfindet. Das kann man natürlich auch mit einem Züchter machen, der sonst überwiegend Vögel hält, mit denen er züchtet. In der Praxis ist es wohl kaum möglich zu überprüfen, ob der Vertrag eingehalten wird oder nicht, dabei spielt es keine Rolle, ob der Vogel an einen Halter abgegeben wird oder an einen Züchter. Da es leichter wäre, den Vogel in Züchterhand zu vermitteln, und dem Tier so eher geholfen wäre, als darauf zu warten, dass irgendwann ein geeigneter Halter um die Ecke kommt, würde ich diese Variante vorziehen. Eine günstige Alternative wäre vielleicht, einen Tierpark zu finden, in dem es schon Goldstirnsittiche gibt.
Abschließend erlaube ich mir noch die Frage, ob ihr auch bei der Vermittlung von anderen Kleintieren wie Hamstern, Ratten, Kaninchen und Meerschweinchen genauso darauf achtet, dass die Tiere sich nicht weiter fortpflanzen? Wenn ja, wie macht ihr das? Mir sind jedenfalls diverse Fälle bekannt, wo ehemalige Tierheim-Meersäue sich noch generationenlang lustig weitervemehrt haben. Nicht wenige endeten als Schlangenfutter...
Beste Grüße
Gert