offene Anfrage
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an unserem aktuellen Kampagnenthema!
Da Exoten, anders als Hunde und Katzen, nicht im Laufe von Tausenden von Jahren domestiziert wurden, bezeichnen wir sie als exotische Wildtiere. Hierzu zählen wir alle fremdländischen, also nicht heimischen Wildtierarten.
Unserer Meinung nach ist das Thema exotische Wildtiere derart problembehaftet, dass nur ein generelles Verbot der Privathaltung Abhilfe schaffen kann. Dass immer noch ein großer Teil der Tiere im Ursprungsland wild gefangen wird ist unumstritten. Der Fang ist brutal, trägt zum weltweiten Artensterben bei und hat außerdem gravierende Folgen für die dortigen Ökosysteme (z.B. Zerstörung von Korallenriffen durch Fang von Zierfischen, Vernichtung von Brutbäumen zum Fang von Papageien). Teilweise wird behauptet, dass Exoten im Ursprungsland in Farmen nachgezüchtet werden. Selbst deutsche Züchter bezweifeln dies, Kontrollen gibt es keine. Oft werden hier auch z.B. trächtige Schlangen eingefangen, die dann in den Farmen ihren Nachwuchs bekommen. Das sind für uns natürlich auch im Grunde Wildfänge.
Während der „Aufbewahrungsphase“ und des anschließenden Transport sterben nachgewiesenermaßen etwa 50% der Tiere. Auch das ist nicht hinnehmbar.
Der Handel in Deutschland via Zoogeschäft, Internet, Exotenbörse o.ä. ist für die sowieso schon angeschlagenen Tiere der reine Horror. Ich war selbst schon auf Exotenbörsen und habe gesehen, wie die Tiere dort in kleinen Behältern, übereinander gestapelt, verramscht werden. Giftige und gefährliche Tiere kann im Prinzip jeder sofort mitnehmen. Auch über das Internet können sogar minderjährige Kinder giftige Schlangen bestellen, die ihnen per Post zugestellt werden.
Natürlich gibt es auch hier seriöse Züchter, die ihre Tiere vernünftig halten und ausschließlich Nachzuchten verkaufen. Aber auch solche Züchter wollen Geld verdienen und geben Tiere an jeden ab, der das nötige Kleingeld hat.
Als letzte Station folgt dann die Haltung der Exoten, die unserer Meinung nach gar nicht artgerecht sein kann, wenn man von den natürlichen Bedürfnissen der Tiere ausgeht. Wenn Sie mit verhaltensgestörten Papageien arbeiten wissen Sie selbst, was ich meine. Die Einzelhaltung von Schwarm- bzw. Gruppentieren ist nur eines der Verbrechen, die viele Halter an den Tieren begehen. Alle Auffangstationen, mit denen ich zu tun habe, können stundenlang von den beschlagnahmten oder aufgenommenen Tieren berichten, die aufgrund von Haltungsfehlern in einem lebensbedrohlichen Zustand waren.
Letztendlich spielt auch der Gefahrenaspekt eine nicht unwesentliche Rolle. Denn trotz Gefahrentierverordnung einzelner Bundesländer werden eigentlich überall in ganz Deutschland Massen von giftigen und /oder potentiell gefährlichen Tieren gehalten. Ich habe erst letzte Woche live erlebt, wie sich ein nur 30 cm großer Waran an der Unterlippe seines Besitzers festgebissen hat. Der Mann musste sofort in die Notaufnahme.
Die dargestellten Probleme können durch verschärfte Gesetze nicht gelöst werden, da die kontrollierenden Behörden (Artenschutzbehörde, Zoll, Veterinärämter) weder personell noch vom Wissen her in der Lage sind, diese auch umzusetzen. Aufgrund der steigenden Nachfrage vor allem nach seltenen, geschützten Arten lohnt sich der Tierschmuggel und illegale Handel wie nie zuvor. Viele Tierschmuggler sind ähnlich wie Drogenhändler in mafiösen Strukturen organisiert – die Gewinnspannen sind ähnlich wie im Drogenhandel immens hoch – die Strafen dagegen lächerlich und die Kontrollen unzureichend.
Daher bleibt für uns nur die Forderung nach einem generellen Verbot – dann weiß jeder, woran er ist.
Wir sind uns bewusst, dass wir ein derartiges Verbot wahrscheinlich nie erreichen werden. Das ließe sich politisch, wenn überhaupt, nur sehr schwer umsetzen. Mit unserem Voting wollen wir im Moment erst einmal die Meinung der Bevölkerung ausloten.
Daher stellt sich derzeit auch nicht die Frage, wohin mit den dann verbotenen Tieren. Normalerweise würde ein Gesetz auch erst ab einem bestimmten Datum gelten, der aktuelle Tierbestand eines Halters hätte dann einen sogenannten Bestandsschutz. Nur neue Tiere dürften eben nicht angeschafft werden. Es wäre also auch im Falle eines Verbotes nicht mit einer Flut von Abgabetieren zu rechnen.
Wir setzen sehr auf Aufklärung, zum Beispiel in Form von Kampagnen und Informationsstände, um präventiv Tierleid zu verhindern. Unserer Meinung nach kann Tierliebe aber auch bedeuten, auf die Anschaffung eines Tieres zu verzichten.
Ich hoffe, Ihre Fragen hinreichend beantwortet zu haben und wünsche Ihnen auch für Ihre Tierschutzarbeit alles Gute.
Herzliche Grüße