Hi Al,
ich habe mich schlecht ausgedrückt mit hineinversetzen. In diesem Zusammenhang schwebt mir als Empathie vor, die Kenntnisse über die Lebensräume und das Verhalten der Tiere dort, damit man es im kleinen Rahmen nachahmen kann.
So gefällt mir das schon viel besser
Beispiel. Ich halte in meiner
Voliere Tigerfinken und Dreifarbennonnen. Diese Vögel entstammen feuchten Hochgrasfluren, Schilfbeständen, Waldrändern und sind Kulturfolger in Zuckerrohr- und Reisplantagen. Ich ahme das mit Horsten von Chinaschilf, Sorghum und Bambus nach.
Die Halter von Kleinvögeln scheinen ohnehin eine ganz andere Auffassung zu haben. Auf ihre
Volieren wäre so mancher Papagei neidisch. Ich habe schon oft überlegt, woran das liegen mag. Vielleicht daran, dass sie ihre Vögel halten, um sie zu beobachten und sich an ihrem Treiben zu erfreuen. Der "Kuschelfaktor" spielt da keine Rolle.
Die Leute müssten bereit sein, das Tier als einen Bestandteil bestimmter Lebensräume zu sehen. Bisher werden Tiere immer aus ihren Habitaten herausgelöst als räumlich abgeschlossene Individuen gesehen, die ein eigenständiges Seelenleben besitzen, welches mit dem der Menschen vergleichbar ist. Das wäre der Fehler, der zuerst erörtert werden müsste.
Ihre Intelligenz, ihr stimmliches Nachahmungsvermögen, Spielverhalten, Partnerbindung (leider auch an einen Menschen), usw., all das ist geeignet, um Parallelen um menschlichen Verhalten zu konstruieren. Dann ist der Schritt zur Vermenschlichung nur noch ein klitzekleiner.
Das Naturell des Wellensittichs ist es aber, viele Stunden am Tag zu fliegen zu schwatzen, zu balzen mit einer ganzen Anzahl von Artgenossen. Sie kennen sich untereinander und haben da auch ihre speziellen und weiteren Sozialkontakte etc. Das ist ein dickeres Buch. Gibt es alles schon schön zu lesen. Man kann sich bilden und dann den Schwarm Wellensittiche anschaffen. Macht aber kaum einer.
Kann ich bestätigen. Bei weniger als 6 wird es immer ruhiger, sie langweilen sich.
Eins steht jedoch fest. Sie brauchen ihre Artgenossen in einem sozialen Netz. Sie alle leben in Wäldern und sind nicht an ein Leben in Drahtkästen angepasst.
Nunja, sie sind aber auch anpassungsfähig. Artgenossen kann man ihnen geben, um den Drahtkasten kommt man in einer Haltung leider nicht drum herum. Der Drahtkasten bietet ja durchaus auch eine Reihe von Vorteilen, z. B: Immer verfügbare Nahrung und Schutz vor Feinden.
Zu dem "Vogel muss fliegen"
Der Vogel fliegt, wie andere laufen oder schwimmen. Natürlich ist ein gewisses Maß an Bewegung erforderlich, um den Körper fit zu halten, aber in erster Linie dient das Fliegen, Laufen, Schwimmen der Nahrungsbeschaffung, Revierverteidigung, Flucht vor Feinden, Balz und ähnlichen essentiellen Aufgaben, aber kaum dem Spaß an der Freude.
Ich frage mal meine Wellensittiche, ob ihnen ihre Eltern die Saga aus uralter Zeit erzählt haben. Die geht so:
In grauer Vorzeit lebten unsere Ahnen frei in einem weiten Land.
Wenn es Regen gegeben hatte, lebten sie im Schlaraffenland, Futter und Wasser in Fülle, sie brüteten mehrmals hintereinander, zogen ihre Jungen groß. Doch dann kam die Trockenzeit, die Wege zu den Wassertränken wurden immer weiter, die Futtersuche beschwerlicher. Die Alten und Schwächeren schafften es bald nicht mehr.... Da beschloss der Schwarm, weiterzuziehen. Manche hatten noch Junge in der Bruthöhle, die mussten leider zurückbleiben... Auf ihren langen Flügen durchs Land blieben viele auf der Strecke, der Schwarm wurde immer kleiner, nur die wirklich fitten hielten durch, bis es wieder Regen, neue Nahrung, Wasser gab und sie in ihre Brutgebiete zurückkehren konnten.
Und nun frage ich meine Wellensittiche, ob sie tauschen möchten.
Schade, dass sie es mir nicht erzählen können.