Warum engagieren wir uns ausgerechnet für Tauben ?
Ich möchte nicht in einer Stadt leben, in der Wirbeltiere – und es ist mir völlig gleich, welcher Rasse, Art oder Gattung diese angehören – sich über den Köpfen der Menschen zu Tode zappeln oder auf der Strasse verrecken müssen.
In der Zeitung hieß es dann, „Berlin kapituliert vor den Tauben“, wo es hätte heißen müssen „Berlin kapituliert vor dem Tierschutz“.
http://www.morgenpost.de/berlin/article1057953/Berlin_kapituliert_vor_den_Tauben.html
Ich möchte auch nicht zu einer Gesellschaft gehören, die bei so etwas nicht hinsieht und oft genug einfach wegsieht.
Und ich möchte keine Verwaltung, die voreinander kapituliert, anstatt pro-aktiv alles in Gang zu setzen, daß diese unbestrittenen Missstände beseitigt werden.
– weil ich nicht weiß, wie ich die Fragen meines Sohnes dazu beantworten soll.
Gehen Sie mal wieder in die Schulen und stellen Sie sich den Fragen von Kindern; das spart Ihnen manche Weiterbildung.
Sie glauben, es geht nur um Tauben ? Dann irren Sie !
Es geht darum, dass wir „Schutz der Tiere“ in § 20a GG verankert haben, dies aber für die Realität dieser Tauben überhaupt nichts ändert.
Es geht darum, dass die meisten der Taubenkot stört, aber keiner die Zuständigkeit für dessen Vermeidung annimmt.
Es ist erwiesen, dass in Stadtgebieten mit Verschmutzung und Verwahrlosungserscheinungen die Kriminalität steigt.
Es geht darum, dass wir eine Zunahme von sozialer Kälte und Verrohung bei sinkender Zivilcourage beklagen, aber unseren Kindern Gleichgültigkeit vor leidenden Tieren anstatt Achtung vor allem Leben - vorleben.
Gehandelt wird dann immer erst bei der Spitze des Eisbergs, wie aktuell bei den mit Pfeilen beschossenen Enten. Das hat ja niemand gewollt.
Es geht darum, dass die flächendeckende Gleichgültigkeit auch die Initiative derer lähmt, die wirklich bereit sind zu helfen, aber selbst begrenzte Kapazitäten oder Durchsetzungsvermögen haben.
Geschichte
Zum Abschluss möchte ich die Geschichte eines kleinen Jungen erwähnen, der mit seinen Freunden loszog, um mit Steinschleudern auf Spatzen zu schießen.
Das war für seine Zeit nicht ungewöhnlich, und auch die meisten Erwachsenen fanden nicht viel dabei.
Der Junge wollte eigentlich gar nicht mitmachen, aber er hatte Angst, von seinen Freunden ausgelacht zu werden.
Erst als plötzlich die Kirchenglocken läuteten, fasste er den Mut,
- die Vögel aufzuscheuchen
- die Steinschleuder wegzuwerfen
- und zu beschließen, nie wieder Angst davor zu haben,
der einzige zu sein, der etwas anders macht.
Als er als junger Mann eine glänzende Karriere aufgab, um als Arzt nach Afrika zu gehen, war es ihm längst egal, dass ihn alle auslachten und für verrückt erklärten.
Als dort der erste Pfahlbau für ein Krankenhaus errichtet wurde, griff er persönlich in jedes einzelne Erdloch, um das Kleingetier zu retten, das sonst zerquetscht worden wäre.
Die Menschen, in deren Sprache das Wort Tierschutz gar nicht existierte und die das sehr sonderbar fanden, fragte er
„
Ihr könnt ja nur Tiere töten – könnt Ihr ein einziges wieder lebendig machen ?"
Als er noch später eine ganze Häuserwand niederreißen ließ, weil dahinter aus Versehen eine Katze lebend eingemauert war, lachte ihn von diesen Menschen schon niemand mehr aus. Der Name dieses später berühmt gewordenen Arztes tut gar nicht so viel zur Sache; er hieß Albert Schweitzer.
Die Geschichte ist ausführlicher nachzulesen im Tierschutzkalender von 1959, herausgegeben vom Deutschen Tierschutzbund. Es wäre an der Zeit für eine Neuauflage.
Deshalb fordere ich Sie heute auf:
Schauen Sie mal genauer hin ! Melden Sie uns verletzte Tauben.
Tun Sie etwas gegen den Anblick verwahrloster Tiere und verschmutzter wilder Brut- und Sitzplätze – an der Ursache.
Werfen Sie Ihre geistige Steinschleuder weg.
Geben Sie diesen Tauben auf der Strasse endlich ein zu Hause.
Ein physisches zu Hause – aber zuallererst eines in Ihren Köpfen.
Wir haben morgen die Welt, die wir heute entstehen lassen.
Und deshalb übergebe ich jetzt den letzten Satz an meinen siebenjährigen Sohn:
„
Bitte helft auch den Tauben.“